von David Walch, Pressesprecher Attac Österreich
Österreichs Reichste profitieren auch in der Krise. Neue Berechnungen* von Attac zeigen, dass das Vermögen der 100 reichsten österreichischen Familien und Einzelpersonen auch im Pandemiejahr 2021 enorm angewachsen ist. Es beträgt aktuell rund 205 Milliarden Euro – ein Plus von 25 Milliarden Euro oder 14 Prozent gegenüber 2020. Dabei stechen die Zuwächse bei den Milliardären besonders hervor. Ihr Vermögen ist im vergangenen Jahr von rund 68 auf rund 87 Milliarden Euro angewachsen – ein Anstieg von 28 Prozent. Allein dieser Zuwachs entspricht in etwa den gesamten jährlichen Bildungsausgaben Österreichs.
„Die Corona-Krise verstärkt die ökonomische und soziale Spaltung in Österreich. Auch in der Pandemie eignen sich einige wenige einen Großteil des Wohlstands an – einen Wohlstand, den wir alle gemeinsam erarbeiten. Die Profiteure der Krise werden jedoch kaum beachtet“, kritisiert Kai Lingnau von Attac Österreich.
Gleichzeitig trägt der Großteil der Menschen in der Pandemie enorme Lasten: Gesundheitspersonal, Pädagog*innen, prekär Beschäftigte und Menschen in schlecht bezahlten Jobs (oft verbunden mit hohem Infektionsrisiko) sowie Kinder und ihre Eltern - vor allem Frauen. Viele sind physisch, psychisch und finanziell am Ende. Sie wurden zwar beklatscht, finanziell jedoch vernachlässigt.**
Die ökonomische Spaltung nicht länger ignorieren
Attac fordert die Regierung dazu auf, endlich gegenzusteuern und die ökonomische Spaltung nicht länger zu ignorieren. Bereits zu Beginn der Pandemie hat Attac ein detailliertes Konzept für einen Corona-Lastenausgleich von den Reichsten vorgelegt: Vermögen über 5 Millionen Euro soll dabei mit 10 Prozent, Vermögen über 100 Millionen Euro mit 30 Prozent und Vermögen über einer Milliarde Euro mit 60 Prozent einmalig einen gerechten Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisten.
80 bis 90 Milliarden Euro für eine solidarische Bewältigung der Krise
Mit den aktualisierten Vermögensdaten für 2021 steigt das Aufkommen des Corona-Lastenausgleichs gegenüber dem Vorjahr um 10 Milliarden Euro auf rund 80 bis 90 Milliarden Euro. „Das Geld für die Bewältigung der Corona-Krise da. Auch dringend benötigte Investitionen in die Zukunft können wir uns leisten - in bessere Pflege, im Gesundheitsbereich, in Klimaschutz und Armutssicherung. Ein Ausgleich der enormen Lasten ist überfällig“, erklärt Lingnau.
Betreffen würde der Lastenausgleich etwa die 10.000 Reichsten in Österreich. Um Arbeitsplätze zu fördern, enthält er eine Sonderregelung für Betriebsvermögen. Der Corona-Lastenausgleich wird von zahlreichen renommierten Ökonom*innen und Prominenten, rund 50 Organisationen sowie mehr als 15.000 Menschen in Österreich unterstützt.
* Errechnet auf Basis der Durchschnittswerte der aktuellen Reichenlisten von Forbes, Vermögensmagazin und Trend sowie umfangreicher Recherchen zu den Familienmitgliedern der reichsten Familien.
** In Österreich wurde der bescheidene Corona-Bonus von durchschnittlich 500 Euro für die Beschäftigten im Gesundheitsbereich noch immer nicht flächendeckend ausbezahlt. Vom erhöhten Familienbonus sowie der Lohn- und Einkommensteuersenkung profitieren in erster Linie mittlere und hohe Einkommen. Für kleine Einkommen bleibt nur die angekündigte Senkung der Krankenversicherungsbeiträge. Arbeitslose und Mindestsicherungsbezieher*innen gehen leer aus. Gesenkt werden hingegen die Gewinnsteuern für Konzerne.