Wer am Wochenende vor die Tür gegangen ist, hat sich schon wie im Hochsommer gefühlt. Um die 30 Grad sind ein neuer Hitzerekord für Anfang April. Damit reiht sich der April ein in die Rekordmonate – denn seit zehn Monaten war jedes Monat das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Messungen haben bestätigt: die 1,5 Grad-Schwelle ist erreicht. Vor den Folgen warnen Wissenschaftler*innen schon lange: Wetterextreme wie Dürren und Überflutungen, Massensterben von Arten und vieles mehr steht auf dem Spiel.
Trotzdem tut sich im Klimaschutz viel zu wenig. Die Werte der menschenverursachten Treibhausgase sind im vergangenen Jahr weiter angestiegen. Die Klimaziele der größten Konzerne sind unter jenen, die notwendig wären. Oft sind sie auch unklar formuliert und sparen Teile ihres Geschäfts aus. Und auch Österreich hinkt beim Klimaschutz hinterher. Eigentlich müsste Österreich seine Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 43 Prozent reduzieren. Das Ziel verfehlt Österreich um mindestens 10 Prozent. Alles in allem ein tristes Bild. Wieder einmal zeigt sich: Großkonzerne und ihre politischen Steigbügelhalter stellen Profite über Menschenleben.
Doch es gibt auch Lichtblicke! So haben Schweizer Seniorinnen erstmals erfolgreich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Recht bekommen: Dieser urteilte, dass die Schweiz aufgrund zu lascher Klimaschutzmaßnahmen gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) verstößt. Damit ist erstmals explizit klar, dass der Schutz vor den schwerwiegenden, negativen Auswirkungen des Klimawandels ein Menschenrecht ist.
Das hat für die europäische und österreichische Klimapolitik große Bedeutung. Die Klimaklage und weitere, die folgen werden, könnten Europas Staaten zu stärkeren Maßnahmen gegen die Klimakrise zwingen.
Die Stadt Wien tut schon einiges, um Klimaneutralität zu erreichen. Mit dem Wiener Klimafahrplan wird Wien bis 2040 komplett klimaneutral. Bis dahin gibt es wichtige Schritte, ob beim Wohnbau, öffentlichen Verkehr, der Entsiegelung von Flächen: So werden aktuell die Wiedner Hauptstraße und die Äußere Mariahilferstraße klimafit gemacht. Mit den Wiener Klimateams können sich die Wiener*innen mit ihrer Expertise für ihr Grätzl einbringen. Das ist auch aus feministischer Perspektive wichtig, denn wir wissen, dass Frauen anders und stärker von Klimaextremen betroffen sind. Daher sind auch Klimaanpassungsmaßnahmen zentral, um besonders vulnerable Gruppen vor den bereits jetzt spürbaren Auswirkungen der Klimakrise zu schützen.
Doch Wien allein reicht nicht: es müssen endlich Staaten und Konzerne ernsthaft am Erreichen wissenschaftlich festgelegter Klimaziele arbeiten – und beim Nicht-Einhalten müssen entsprechende Konsequenzen folgen. Denn während von den Profiten der Unternehmen nur einige wenige reich werden, müssen wir alle die Konsequenzen des Klimawandels ertragen.