Der Start als Medien-Berater für Sebastian Kurz war anfänglich eine ungeliebte Aufgabe für Fleischmann, meinte er doch: „Alles sah nach einem Himmelfahrtskommando aus. Als ich erstmals bei Kurz zuhause gewesen bin, saß in der Küche eine weinende Mutter. Sie war wegen der ersten vernichtenden Kommentare am Boden zerstört, die Stimmung im Keller“.
Das außergewöhnliche kommunikative Talent von Kurz war für Fleischmann wie das Auffinden einer Goldgrube, hatte er doch erkannt, mit seinem neuen Schützling rasch zu einem gnadenlosen Exekutor für seine berühmt-berüchtigten Message Control zum Dompteur für Medien zu avancieren.
Gab es aus Sicht der Türkisen etwas Gewichtigeres zu verkünden, wurden entsprechende Interviews mit Kurz generalstabsartig an einem Tag im Halbstunden-Takt mit den wichtigsten Medien des Landes angesetzt, mit der Vorgabe diese zeitgleich zu publizieren - in der Regel an einem Sonntag. Denn an diesem Tag haben Print-Medien die höchste Auflage und Leser die meiste Muße, Medien gründlich zu konsumieren.
Die Interviews glichen sich zwar aufs Haar. Die Medien machten bei diesem Spiel aber mit, weil der in Sachen Selbstinszenierung hochbegabte Mr. Kurz - online messbar - bald zum Quotenbringer wurde.
“Mr. Message Control” kam so auch mit durchschnittlichen Kurz-Sagern auf eine Reichweite, von der andere Politiker nur träumen konnten.
Auch bei der Flut von Pressekonferenzen, mit der die Türkisen das Land mit Amtsantritt am Ballhausplatz überzogen hatten, wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Medien wurden unmittelbar danach in Wort, Bild und Ton mit den wesentlichen Aussagen versorgt.
Noch während Kurz & Co ihre Statements von sich gaben, war bei den Journalisten schon ein Destillat der wichtigsten Botschaften im E-Mail-Ordner gelandet.
Diese waren an der unmittelbaren Nachrichtenfront durchaus beliebt. Online- und TV-Journalisten, die unter Druck stehen primär schnell zu berichten, wurde damit die Arbeit subjektiv massiv erleichtert.
Für die Kurz-PR-Truppe war es ein doppelter Gewinn: Sie hatte so nicht nur eine Grundsympathie der Nachrichtenredakteure auf ihrer Seite. Zugleich konnten sie den medialen Botschaften genau den Spin geben, den die ÖVP haben wollte.
Wer in diesem türkisen System aus Zuckerbrot und Peitsche freilich nicht spurte, wurde von Fleischmann & Co militant durch Ignoranz gestraft und auch offensiv bekämpft.
Die türkise PR-Maschine empfanden die total regierungsunerfahrenen Blauen offenbar aber rasch als derart bequem, dass sich Strache & Co weiterhin gerne die “Speaking Points” für Medienauftritte von den Message Contollern rund um Gerald Fleischmann schreiben ließen.
Der vollständige Artikel von Josef Votzi im trend.at hier ->