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Die Informationsplattform für ArbeiterInnen, Angestellte, KMUs, EPUs und PensionistInnen


Standpunkt 61: Zukunftsfit durch die Wertschöpfungsabgabe
 

Mit zunehmender Arbeits­losig­keit wird die hohe Ab­gaben­be­las­tung der Arbeits­kosten immer stärker als be­schäf­tigungs­hemmend ange­sehen. Die hohe Be­steu­e­rung des Fak­tors Ar­beit im Ver­hält­nis zur Be­steu­e­rung des Fak­tors Ka­pi­tal ver­mindert den Ein­satz von Ar­beit in der Pro­duk­tion bzw. führt zu seiner Er­setzung durch Ma­schinen.
Pro­bleme bei der Fi­nan­zie­rung der So­zial­ver­siche­rung haben da­zu ge­führt, dass nach zu­sätz­lichen und breiteren Finanzierungs­quellen zu suchen ist.
In Öster­reich kommt als spe­zi­eller Be­weg­grund der Um­stand hin­zu, dass aus den lohn­be­zogenen Bei­trägen zum Fa­mi­lienlastenausgleich in er­heb­lichem Um­fang auch Leis­tungen an Selb­ständige (Bauern und Ge­wer­be­trei­bende) fi­nan­ziert werden.
Die Ein­führung einer Wert­schöpfungs­ab­gabe zur Fi­nan­zierung von Sozial­leistungen, oft be­zeichnet auch als »Um­basierung« der Sozialver­sicherungs­bei­träge, kann auf­kommens­neu­tral er­folgen. In diesem Fall kann der Bei­trags­satz ge­senkt werden, da er auf einer breiteren Be­mes­sungs­grund­lage an­ge­wendet wird.
Da der Anteil des Lohnes an der Wert­schöpfung zwi­schen den Branchen er­heb­liche Unter­schiede auf­weist, kommt es bei einer au­fkom­mens­neu­tralen Um­stel­lung so­wohl zu Ent­las­tungen als auch zu Mehr­be­las­tungen. Mehr Bei­träge hätten ka­pi­tal­in­ten­sive Bran­chen wie Ener­gie­wirt­schaft, Ban­ken, Ver­si­che­rungen sowie die Land­wirt­schaft zu leis­ten, ent­las­tet würden In­dus­trie und Ge­werbe ins­gesamt, der Handel und der Bau­sek­tor.
Von einer auf­kom­mens­neu­tralen Um­stel­lung ist eine be­schäf­tigungs­steigernde Wir­kung zu er­warten. Da die Ab­gaben­be­las­tung der Ar­beits­kos­ten ge­senkt und jene auf das Ka­pi­tal er­höht wird, kommt es zu einer re­la­ti­ven Ver­bil­ligung der Ar­beit, die des­halb ver­mehrt in der Pro­duk­tion ein­ge­setzt wird.
Jene Unternehmen, die nur Ratio­na­li­sierungs­in­ves­ti­tionen vor­nehmen und Arbeit­nehmer kün­digen, ent­ziehen sich da­­durch auch einer adä­qua­ten Fi­nan­zierung des So­zial­staats. Durch eine Wert­schöpfungs­ab­gabe ist dies nicht so leicht mög­lich.
Es geht also nicht um eine ein­seitige Be­lastung des Faktors Kapital, son­dern um eine gleich­mäßige Be­las­tung aller Kom­po­nen­ten der Wert­schöpfung.
(Textpassagen stammen aus einem Strategiebericht von AK und ÖGB)
Erstens ist diese Idee nicht neu und zweitens denken auch andere wie die IG Metall in Deutsch­land darüber nach; https://www.boersen-zeitung.de ->
nächster Infoabend ->

Posted by Wilfried Allé Tuesday, May 17, 2016 6:45:00 PM
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Comments

Wednesday, June 15, 2016 11:35:31 PM

re: Warum bedarf es einer Wertschöpfungsabgabe?

Das österreichische Gesundheitssystem steht vor dem Problem, dass die Ein-nahmen aus der gesetzlichen Krankenversicherung sich langsamer entwickeln als die Gesundheitsausgaben.

Während die Krankenversicherungsbeiträge im Beobachtungszeitraum von 1997 bis 2005 um etwas mehr als 31 % zugenommen haben, stiegen im selben Zeitraum die Ausgaben für rezeptpflichtige Medikamente um beinahe 70 %. Die Ausgaben für den niedergelassenen Bereich und für die Spitalserhaltung sind ebenfalls stärker als die Beitragseinnahmen (beide um etwa 34 %) gestiegen. Der demografische Wandel, der rasant zunehmende medizinische Fortschritt und der starke Einfluss der Pharmaindustrie auf die Preis-gestaltung sowie die Verschreibe-Praxis der Medikamente lassen einen anhaltenden Anstieg der Versicherungsleistungen vermuten.

Die Datenlage lässt daher den Schluss zu, dass die Beitragserosion in der gesetzlichen Krankenversicherung weiter zunehmen wird. Bei einer weiterhin gleich-bleibenden Gesundheitsquote (Gesundheitsausgaben bezogen auf das Bruttoinlands-produkt) auf dem derzeitigen Niveau von rund 10 % und sofern eine andere Finanzierungsbasis nicht zum Tragen kommt, wird daher ein Anstieg der Selbstbehalte unvermeidbar sein.

Damit das Ziel einer nachhaltigen solidarischen Finanzierung des öffentlichen Gesundheitswesens realisiert werden kann, ist die Beitragsfinanzierung hinsichtlich der Ergiebigkeit auf eine solidere Basis zu stellen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist die Verankerung des Prinzips der Leistungsfähigkeit durch eine stärkere Progression in der gesetzlichen Krankenversicherung unausweichlich.

Der anhaltende Rückgang der Lohnquote trägt wesentlich zum langsameren Wachstum der Sozialversicherungsbeiträge bei. Betrug die Lohnquote im Jahre 1976 noch 75,8 %, so beträgt sie im heurigen Jahr voraussichtlich nur mehr 66,3 %. Mit einer Erweiterung der Beitragsgrundlage auf der Arbeitgeberseite wäre man in der Lage, der fallenden Lohnquote entgegenzuwirken. Eine Erweiterung der Beitrags-grundlage kann mit der Einführung einer Wertschöpfungsabgabe erreicht werden.

http://www.isw-linz.at/themen/dbdocs/LF_Unterthurner_02_07.pdf

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