Das österreichische Gesundheitssystem steht vor dem Problem, dass die Ein-nahmen aus der gesetzlichen Krankenversicherung sich langsamer entwickeln als die Gesundheitsausgaben.
Während die Krankenversicherungsbeiträge im Beobachtungszeitraum von 1997 bis 2005 um etwas mehr als 31 % zugenommen haben, stiegen im selben Zeitraum die Ausgaben für rezeptpflichtige Medikamente um beinahe 70 %. Die Ausgaben für den niedergelassenen Bereich und für die Spitalserhaltung sind ebenfalls stärker als die Beitragseinnahmen (beide um etwa 34 %) gestiegen. Der demografische Wandel, der rasant zunehmende medizinische Fortschritt und der starke Einfluss der Pharmaindustrie auf die Preis-gestaltung sowie die Verschreibe-Praxis der Medikamente lassen einen anhaltenden Anstieg der Versicherungsleistungen vermuten.
Die Datenlage lässt daher den Schluss zu, dass die Beitragserosion in der gesetzlichen Krankenversicherung weiter zunehmen wird. Bei einer weiterhin gleich-bleibenden Gesundheitsquote (Gesundheitsausgaben bezogen auf das Bruttoinlands-produkt) auf dem derzeitigen Niveau von rund 10 % und sofern eine andere Finanzierungsbasis nicht zum Tragen kommt, wird daher ein Anstieg der Selbstbehalte unvermeidbar sein.
Damit das Ziel einer nachhaltigen solidarischen Finanzierung des öffentlichen Gesundheitswesens realisiert werden kann, ist die Beitragsfinanzierung hinsichtlich der Ergiebigkeit auf eine solidere Basis zu stellen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist die Verankerung des Prinzips der Leistungsfähigkeit durch eine stärkere Progression in der gesetzlichen Krankenversicherung unausweichlich.
Der anhaltende Rückgang der Lohnquote trägt wesentlich zum langsameren Wachstum der Sozialversicherungsbeiträge bei. Betrug die Lohnquote im Jahre 1976 noch 75,8 %, so beträgt sie im heurigen Jahr voraussichtlich nur mehr 66,3 %. Mit einer Erweiterung der Beitragsgrundlage auf der Arbeitgeberseite wäre man in der Lage, der fallenden Lohnquote entgegenzuwirken. Eine Erweiterung der Beitrags-grundlage kann mit der Einführung einer Wertschöpfungsabgabe erreicht werden.
http://www.isw-linz.at/themen/dbdocs/LF_Unterthurner_02_07.pdf