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Die Verwahrlosung der Sprache kann katastrophale politische Folgen haben. Wir haben den Historiker und ehemaligen Generaldirektor des österreichischen Staatsarchivs, Wolfgang Maderthaner vor die Linse gebeten.

https://www.spoe.at/themenbeitrag/video-wolfgang-maderthaner-zum-wort-gsindl/

Unter dem Hashtag #rotesgsindl bekennen sich viele zu ihrer politischen Gesinnung und lassen sich somit nicht diffamieren. Die Herabwürdigung, die mit dem Begriff "rotem Gsindl" einhergeht, weist die rote Netz-Community von sich und nutzt das Wort, um die eigene Zugehörigkeit und Identität zu stärken.

"Lieber rotes Gsindl als die Hure der Reichen"

Ein altes Schimpfwort mit liederlichem Anstrich

"So ein Gesindel" oder "so ein Gsindl" ist ein altes Schimpfwort. Ursprünglich wurde es für Bettler, herumvagabundierendes und allgemein liederliches Volk verwendet, es hatte immer eine abwertende Bedeutung. Der Sprachwissenschaftler Dietmar Roehm erklärt, dass der Begriff "Gsindl" ganz klar abwertend gemeint sei. Er wird dazu verwendet, Minderheiten und oft auch Ausländer auszugrenzen: "Das Wort signalisiert, dass man sich mit dem Gegenüber nicht auf Augenhöhe sieht", sagt Roehm. So entstehe auch ein Machtgefälle, das die Ausgrenzung noch verstärke. Im Kontext von interner privater Kommunikation werde der Begriff in seiner Abwertungsfunktion noch verstärkt, macht Roehm deutlich.

Mikl-Leitner ist nicht die erste, die mit "Gsindl"-Aussprüchen befremdet. "Wir riefen Gastarbeiter und bekamen Gesindel", schrieb Nicolaus Fest von der deutschen AfD 2017, der frühere Vize-Chefredakteur der "Bild am Sonntag". Auch CDU-Politiker Friedrich Merz sorgte 2020 für Schlagzeilen, als er die AfD-Abgeordneten im Bundestag indirekt als Gesindel bezeichnete.

Posted by Wilfried Allé Thursday, May 16, 2024 8:02:00 PM
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