von Maurice Höfgen
ISBN |
9783423283274 |
Verlag: |
dtv Verlagsgesellschaft |
Umfang: |
240 Seiten |
Format: |
Hardcover |
Genre: |
Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft |
Sammlung: |
Inflation |
Erscheinungsdatum: |
16.03.2023 |
Preis: |
€ 20,60 |
Kurzbeschreibung des Verlags
Die große Angst vor der Geldentwertung – und was die Politik tun muss
Tanken, Heizen, Einkaufen – alles ist teurer geworden, die Inflationsrate ist auf Rekordhoch. Müssen wir uns in Zukunft noch mehr Sorgen um unser Geld machen? Wird das Leben unbezahlbar? Wirtschaftsanalyst Maurice Höfgen beschäftigt sich tagein tagaus mit der Lage und warnt vor Panik, denn die aktuellen Mondpreise sind eine Folge des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie. Die Ampel muss aber dennoch handeln, damit der Alltag wieder bezahlbar wird. Trifft sie die falschen Entscheidungen, kann auf den Preisschock eine Wirtschaftskrise folgen.
»Teuer!« ist eine scharfe Analyse, die zeigt, wie man die aktuelle Nachrichtenlage richtig deutet – und Missverständnisse über Inflation aufklärt.
FALTER-Rezension
Zentralbanken, senkt die Zinsen!
Robert Misik in FALTER 30/2023 vom 28.07.2023 (S. 17)
Wir alle ächzen unter der Teuerung, beklagen die Inflation. Aber was ist das eigentlich - "Inflation" - und was hilft dagegen? Diesen Fragen geht Maurice Höfgen in seinem neuen Buch nach.
Höfgen, Ökonom, Betriebswirt, Autor, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundestags, ist ein bisschen so etwas wie das neue Wunderkind der progressiven Ökonomie. Mit seinen gerade einmal 27 Jahren ist er "Deutschlands spannendster Nachwuchs-Ökonom", wie ihn die Berliner Zeitung nennt.
Inflation kann viele Ursachen haben. Preisveränderungen gibt es auch in völlig normalen Zeiten. Dann gibt es die klassische Inflation: Wenn die Wirtschaft brummt, die Konsumnachfrage anzieht, wenn die Unternehmen an ihren Kapazitätsgrenzen produzieren, wenn Vollbeschäftigung herrscht und die Beschäftigten kräftige Lohnerhöhungen durchsetzen können. Gerne spricht man dann davon, dass die Wirtschaft "überhitze".
"In dieser Situation waren und sind wir nicht", so Höfgen. Die gegenwärtige Inflation habe hauptsächlich zwei Ursachen: die Lieferkettenengpässe infolge der Pandemie; und dann kam der externe Schock durch Putins Ukraine-Invasion dazu - die bizarr steigenden Energiepreise, die sich durch die gesamte Wirtschaft durchfraßen.
Verschärft wurde das durch einige Preisbildungsregeln, die normalerweise kein Problem sind, aber in dieser Ausnahmesituation katastrophale Wirkungen hatten, wie etwa das Merit-Order-Prinzip, das dazu führte, dass die Strompreise den Gaspreisen folgten, oder auch die Regel, dass die Mieten einfach fixiert an die Inflationsrate mitsteigen.
Letztere Form der Inflation bekommt man am ehesten in den Griff, wenn man den Preisauftrieb selbst bremst, durch Preisdeckel, oder indem man die Regeln der Preisbildung selbst verändert.
Doch sehr häufig ist zu hören, dass die Regierung nichts tun könne, Eingriffe in die Märkte ein Übel seien und dass der Kampf gegen die Inflation Sache der Zentralbanken sei. Auch Österreichs Finanzminister sagt das oft und gerne.
Aber gegen Preisschocks und "importierte Inflation" hilft der berühmte "Zinshammer" der Zentralbanken wenig. Bei klassischer Inflation bedeuten höhere Zinsen ein Abwürgen der Konjunktur, die Nachfrage sinkt, es wird weniger investiert, es steigt die Arbeitslosigkeit - und damit sinken dann auch die Preise. Höfgen kritisiert die Zinspolitik der Zentralbanken scharf. Sie sei reine Symbolpolitik, die signalisieren solle, dass "irgendwas" getan wird. Sie führe nur zu noch mehr Verarmung, ohne irgendwelche nützlichen Folgen zu zeitigen.
Klar, schreibt Höfgen, eine Pleitewelle bei kleinen Läden würde vielleicht gewisse Effekte haben, weil dann dort "immerhin kein Wasser, kein Strom und keine sonstige Energie verbraucht wird". Und weil die Arbeitslosen vielleicht noch weniger heizen würden. Aber der Nutzen wäre gering.
Die Zinserhöhungen haben sogar negative Wirkung: Sie verteuern Investitionen in Windkraft, Solarenergie, thermische Sanierung usw. Sie erschweren den Ausstieg aus teurer fossiler Energie und den Umstieg in billigere nachhaltige Energie. Höfgen: "Gegen den Energiepreisschock würde es sogar helfen, wenn der Staat mehr Geld ausgäbe" - etwa, um wie verrückt in Energieeffizienz und neue Technologien zu investieren.
Aber wenn Investitionen verteuert werden, wird von der Errichtung von Windparks bis zur thermischen Sanierung alles teurer, was es gerade jetzt bräuchte. Bei importierter Inflation haben Zinserhöhungen wenig Wirkung, das wissen auch die Zentralbanker, weshalb sie mit dem "psychologischen Effekt" der Zinserhöhungen argumentieren.
Soll heißen: Weil die Leute den Eindruck haben, dass die Zentralbanken handeln, haben sie die Erwartung einer sinkenden Inflation. Und das hätte auch eine Wirkung, so die Hoffnung. Ein bisschen ist das Voodoo.
Wenn die Regierungen jetzt auch noch Sparbudgets auflegen, wird es richtig düster. Schon ist Deutschland in einer Rezession. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Eurozone. Die Bauwirtschaft erlebt einen Schock und leere Auftragsbücher. Wenn die Inflation mit den falschen Maßnahmen bekämpft wird, bekommt man zum Preisauftrieb auch noch eine ausgewachsene Wirtschaftskrise dazu.