Seit Jahren ist eine steigende Einkommensungleichheit, wie auch ein Auseinanderdriften von Löhnen und Produktivität bei immer geringeren Lohnzuwachsraten erkennbar. Über die Jahre, treffender wäre zu sagen über die Jahrzehnte hinweg, rechtfertigen Manager fragwürdige Unternehmensentscheidungen und wirtschaftsnahe Think-Tanks neoliberale Politikrezepte. Als Erklärungen für das geringe Wachstum der Löhne werden typischerweise Faktoren wie Globalisierung, technologischer Wandel oder geringes Produktivitätswachstum genannt.
Aus unternehmerischer Sicht scheint diese Zielsetzung stimmig zu sein, nicht aber in ihrer gesellschaftspolitischen Auswirkung. Denn fest steht: Arbeitsmärkte dürfen nicht länger einfach als kompetitive Wettbewerbsmärkte gesehen werden – weder theoretisch, noch empirisch. Machtaspekte spielen eine zu bedeutende Rolle, nicht zuletzt bei der Lohnbestimmung. Und werden Löhne unterhalb des sich am Markt einstellenden Gleichgewichtspreises durchgesetzt, kommt es zu einem Wohlfahrtsverlust. Dieser stellt sich bekanntlich nicht abrupt ein, sondern wirkt über Jahre hinweg 'schleichend' und wird deshalb - durch finanziell gut unterstützter, medialer Schönfärberei - meist nicht ausreichend wahrgenommen. In Summe ist dieses Auseinanderdriften aber bedeutend, erkenn- und spürbar. Und es ist längst an der Zeit dagegenzuwirken.
Umso mehr, als sich seit der letzten Wahl in Österreich die Bundesregierung eine weitere Liberalisierung des Arbeitsmarktes auf ihre Fahnen geschrieben hat. Unterstützt von Industrie und Wirtschaftskammer wurde die allgemeine Höchstarbeitszeit auf 12 Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche erhöht. Durch die Verlagerung der Verhandlungsebene über Mehrarbeit von der Ebene des Betriebes unter Einschaltung des Betriebsrats auf die Individualebene kommt es zu einem weiteren Machtverlust der ArbeitnehmerInnen. Die damit auf gesetzlichem Wege herbeigeführte Machtumverteilung am Arbeitsmarkt zugunsten des Kapitals passt – leider – ausgezeichnet zum allgemeinen Trend in Europa. mehr ->
Posted by Wilfried Allé
Monday, August 6, 2018 11:41:00 AM
Rate this Content
0
0 Votes