von Oliver Scheiber
Oliver Scheiber zeigt auf, was einer modernen Justiz fehlt. Er berichtet aus seiner Erfahrung in Rechtsprechung und Justizpolitik, wo Schwächen bestehen und wie sie sich ausbessern ließen. Der Horizont seines Buchs reicht von Kunst und Literatur bis zu Journalismus und Geschichte und zur Realität des Gerichtssaals.
Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Justiz, die ihren Anspruch nicht aufgeben darf, moderner, das heißt menschengerechter zu werden.
EAN: |
9783854396604 |
Verlag: |
Falter Verlag |
Format: |
Taschenbuch |
Umfang: |
232 Seiten |
Erscheinungsdatum: |
21.11.2019 |
Reihe: |
Fachbücher |
Preis: |
€ 19,90 |
Rezension
Wenn es ein Gegenteil von Betriebsblindheit gibt, ist es Oliver Scheiber zu eigen. Der langjährige Richter, derzeit Gerichtsvorsteher am Bezirksgericht Meidling, ist in Justizkreisen als lautstarker Kritiker der Verhältnisse bekannt. Seine Sicht der Dinge hat er im Band Mut zum Recht! verschriftlicht.
Nun mag keine Profession es gern, wenn einer der Ihrigen öffentlich strukturelle Selbstkritik übt. Da wird gern zurückgeschossen auf den Überbringer der Nachricht, dass auch die Justiz – Überraschung – ihre Schwachstellen hat. Dass sich Scheiber nicht beirren lässt, seine Kritik an der Zweiklassenjustiz nur noch leidenschaftlicher formuliert, spricht für ihn, aber auch für seinen Text. Der Essayband birgt für jene, die das Gericht nur von außen kennen, spannende, leicht lesbare Einblicke.
Die Lektüre lohnt aber vor allem wegen der Visionen, die der justizpolitisch engagierte Richter formuliert. So fordert er die Richterschaft auf, Mitleid mit Tätern zu zeigen, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen. Der Juristerei wünscht er eine neue Sprache, die auch von Laien verstanden wird. In seinen Essays wird der Autor diesem Anspruch gerecht. (Maria Sterkl, 24.11.2019, derstandard.at)