von Jörg Piringer
ISBN: |
9783854156505 |
Verlag: |
Ritter Klagenfurt |
Format: |
Buch |
Genre: |
Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945) |
Umfang: |
208 Seiten |
Erscheinungsdatum: |
13.10.2022 |
Preis: |
€ 27,00 |
Kurzbeschreibung des Verlags:
Jörg Piringer investierte 5,60 Euro in einen Online-Dienst, um die Leistungsfähigkeit des neuronalen Netzwerks generative pretrained transformer (GPT in der Version Nr. 3) mit diversen Schreibaufträgen zu testen. Die Ergebnisse dieses wohlfeilen Experiments dokumentiert der vorliegende Band. Gedichte nach bestimmten Vorgaben oder ein ganzer Katalog von Transformationen eines vorgegebenen Gedichts in einen Gesetzestext, ein Gebet, einen Wikipaedia-Artikel, in einen Glückskeksspruch oder einen Donald-Trump-Tweet bezeugen die Stilsicherheit der Künstlichen Intelligenz, die Piringer auch einem Intelligenztest (Sprachkompetenzaufgaben) unterzieht, bei dem diese allerdings mit einem unterdurchschnittlichen Ergebnis abschneidet. Piringer setzt die von GPT-3 erstellten Poesie-Dokumente in Beziehungen zu historischen, analogen Kombinatoriken oder den Hervorbringungen von Schizophrenen und macht Differenzkriterien sichtbar zwischen „inspirierter“ Produktion gegenüber jener der Programmroutine, der die Fähigkeit, „Wortwitz“ und semantische Doppelbödigkeit zu „verarbeiten“, vollends fehlt.
Vorzüge des nicht computerunterstützten Schreibens bringt Piringer umso beherzter in seinen genuinen Gedichten wie dichterisch-essayistischen Reflexionen zur Geltung: Mit lakonischen Pointen bespricht er die Inselbegabung der Maschine, Probleme des immensen technischen und ökonomischen Aufwands beim Trainieren von Neuronalen Netzwerken sowie der Definitionsmacht in Bezug auf Algorithmen und nicht zuletzt die tiefgreifenden sozialen Implikationen der KI-Poesie für den Autor als Redakteur und „Mausklicker“.
Jörg Piringers günstige intelligenz ist ein geistreicher und unterhaltsamer Zwischenbericht über den Stand computerfabrizierter Dichtung heute, die in punkto ästhetische Komplexität und Innovation sowie inhaltliche Substanz der humangenerierten Literatur nach wie vor – in durchaus beruhigendem Abstand – hinterherhinkt.
FALTER-Rezension
Dominika Meindl in FALTER 8/2023 vom 24.02.2023 (S. 32)
Bots spuckten früher unfreiwillig komische Texte aus. Dann fuhr ChatGPT wie ein Sturm ins Feuilleton. Schon zuvor hat der Wiener Datenpoet Jörg Piringer sein literarisches Spiel mit künstlicher Intelligenz veröffentlicht. Für 5,60 Dollar kaufte er sich eine frühe Version des Chatbots. Er fütterte ihn mit der Anweisung, ein Gedicht im Stil Trumps, Handkes oder eines Glückskeksspruchs zu schreiben. Die Ergebnisse sind oft erschreckend gelungen.
Sein Buch stellt große Fragen nach Autorschaft, Kreativität, Bewusstsein und Macht. Denn welche Konzerne trainieren die Programme? Der Autor hat 2020 die Jury des Bachmann-Wettbewerbs mit der Frage verunsichert, ob nicht eine künstliche Intelligenz Verfasserin seines Beitrags sei. Wüsste eine KI-Rezension Piringers Witz und Sprachverständnis wohl zu würdigen?