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Austro-Nazis in der Hofburg

von Andreas Huber , Linda Erker , Klaus Taschwer

ISBN 9783707606515
Verlag: Czernin
Genre: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Umfang: 224 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Das mächtige rechte Netzwerk des Deutschen Klubs, der von 1908 bis 1939 in Wien bestand, nahm in der Zwischenkriegszeit auf vielfältige Weise Einfluss auf die politischen Entwicklungen in Österreich. Vor allem war der elitäre Verein in den 1930er-Jahren maßgeblich an der nationalsozialistischen Unterwanderung des Landes beteiligt. Nach dem »Anschluss« im März 1938 übernahmen etliche dieser Austro-Nazis Schlüsselpositionen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft.
Gestützt auf neue Archivmaterialien macht die Studie die wahre Bedeutung des Vereins sowie der Deutschen Gemeinschaft deutlich, eines eng mit dem Deutschen Klub verknüpften Geheimbundes. Dabei zeigt sich auch, wie fließend die Übergänge zwischen national und nationalsozialistisch für die Elite des »dritten Lagers« in den 1930er-Jahren gewesen sind – und wie sehr die in der Ersten Republik gebildeten Netzwerke in der Zweiten Republik nachwirkten.

FALTER-Rezension

Postenschacher im rechtskonservativen bis radikalen Milieu hat in Österreich eine lange Tradition, wie die aufschlussreiche Studie „Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hofburg“ beschreibt.

Dieser Verein wurde im Jahr 1908 gegründet, um den vielen zerstrittenen deutschnationalen Parteien, Burschenschaften und Verbindungen eine gemeinsame Plattform zu geben und sie zu befrieden. Von 1919 bis 1939 gehörten ihm rund 1000 Männer an, Frauen oder Juden durften nicht beitreten.

Im Lauf der Zeit wurden darin auch viele Spitzenpolitiker aktiv – darunter allein 18 Minister der Zwischenkriegszeit. Ansonsten bildeten Wiener Bildungsbürger das Rückgrat des Klubs, der Vereinssitz befand sich ab 1923 im Leopoldinischen Trakt der Hofburg. Hier wurden regelmäßig politische Vorträge und Kulturveranstaltungen abgehalten. Inhaltlich stand der Verein für den „Anschlussgedanken“ sowie eine „rassisch-radikale Ablehnung des Judentums“.

Wie alle deutschnationalen Korporationen war der Deutsche Klub auch eine Art Vermittlungsagentur. Ältere Vereinsmitglieder in höheren Positionen sollten die jüngeren Kollegen unterstützen und ihnen nach Möglichkeit Stellen zuschanzen.

Den Höhepunkt bildete dabei der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938. So war Bundeskanzler Arthur Seyß-Inquart ein Mitglied des Deutschen Klubs – genau wie vier weitere Minister des neunköpfigen „Anschluss“-Kabinetts. In Folge übernahmen Klubmitglieder leitende Positionen in vielen großen Institutionen wie der Uni Wien, der Nationalbank oder auch dem Tiergarten Schönbrunn.

Im Oktober 1939 wurde der Deutsche Klub schließlich von den Nazis aufgelöst, weil sie seitens der gut vernetzten Vereinsmitglieder eine unkontrollierbare „Nebenregierung“ in Wien befürchteten. Und das, obwohl der Deutsche Klub die Nazis bis zuletzt tatkräftig unterstützt hatte. Der Werdegang einiger – auch NS-belasteter – Vereinsmitglieder nach 1945 zeigt die Macht solcher Netzwerke über Regimewechsel hinweg.

Tobias Schmitzberger in Falter 36/2021 vom 10.09.2021 (S. 20)

Posted by Wilfried Allé Friday, September 10, 2021 12:31:00 PM Categories: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
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