Franz Nauschnigg[1]
Die Notenbanken haben bisher die Corona Krise gut bewältigt. Durch rasche Reaktion auf die wirtschaftlichen Einbrüche, die anfangs stärker waren als in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre, oder der großen weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise nach 2008. Durch eine sehr expansive Geldpolitik konnte die Liquiditätsversorgung gesichert und die Zinsen gesenkt und die Finanzmärkte stabilisiert werden. Konventionell mit niedrigen kurzfristigen Zinsen, unkonventionell durch Ankauf von Assets, insbesondere Staatsanleihen konnten auch die Zinsen am langen Ende gesenkt werden. Den Staaten wurde dadurch die extrem expansive Fiskalpolitik mit Rekorddefiziten ermöglicht. Trotz höherer Staatschulden sinkt die Zinsbelastung der Staatshaushalte durch die niedrigen bzw. im Euroraum sogar negativen Zinsen, wodurch die Staaten weniger zurückzahlen müssen, als sie aufgenommen haben.
Dadurch wurde eine Finanzkrise und eine daraus sicher folgende Depression vermieden. Jetzt befinden wir uns in einem durch diese expansive Geld- und Fiskalpolitik ermöglichten starken Aufschwung. Die Wirtschaft wächst wieder mit Rekordwerten und die Arbeitslosigkeit wird abgebaut.
Das hohe Wachstum führt, wie bei jedem starken Aufschwung nach einer tiefen Rezession, zu einer Verknappung bei Gütern und Arbeitskräften, verstärkt noch durch Probleme mit den globalen Lieferketten, was wiederum zu steigenden Preisen führt.
Besonders deutlich zeigt sich dies in den USA, die ja auch eine weit expansivere Geld- und Fiskalpolitik als der Euroraum verfolgten. Nachdem die Inflation über Jahre hinweg in beiden Regionen unter den Inflationszielen der Notenbanken lag, liegt sie jetzt insbesondere in den USA weit darüber. Dieser Inflationsanstieg sollte allerdings nur temporär sein – Basiseffekte, weil viele Preise, insbesondere Rohstoffe in der Coronakrise eingebrochen sind und jetzt wieder, oft auch über das Niveau vor der Krise gestiegen sind, was zuerst die Inflation gesenkt und dann erhöht hat. Die Rohstoffpreise normalisieren sich, viele sinken bereits, z.B. der Holzpreis in den USA. Weiters die Effekte der Digitalisierung, die deflationär wirken, da Arbeitskräfte eingespart und billiger produziert werden kann.
Die Inflation sollte daher relativ bald wieder auf das Inflationsziel der Notenbanken, meist 2 %, sinken und hoffentlich nicht wesentlich darunter, wie vor der Coronakrise. Insbesondere das Eurosystem sollte nicht auf die jetzt wieder häufiger in der Öffentlichkeit, insbesondere im deutschsprachigen Raum, auftretenden Inflationsparanoiker hören und nicht den gleichen Fehler machen wie nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise nach 2008. Damals wurde durch eine expansive Geld- und Fiskalpolitik die Rezession überwunden, als aber die Inflation im Aufschwung wieder über 2 % stieg, reagierte man mit einer Zinserhöhung und einer Austeritätspolitik. Durch diese restriktive Geld- und Fiskalpolitik fiel der Euroraum wieder in die Rezession zurück mit Millionen zusätzlichen Arbeitslosen und einer Eurokrise. Die Zinserhöhung wurde rasch wieder korrigiert und die Zinsen gesenkt, weil jedoch die Fiskalpolitik restriktiv blieb war die Geldpolitik nicht sehr effektiv. Die EU fiel dadurch im Wachstum weit hinter die USA zurück.
Was die Notenbanken in Zukunft verstärkt fordern wird ist die Blasenbildung auf verschiedenen Märkten mit extremen Preisanstiegen, welche zu Boom/Bust Zyklen führen können – Immobilien- und Bodenpreisanstieg, Aktienkursextreme z.B. Tesla, sowie Cyberassets wie Bitcoin. Hier sind zielgerichtete Makro-Prudentielle Maßnahmen und eine stärkere Regulierung des Finanzsystems, insbesondere auch des Schattenbanksektors, erforderlich.
Solang die Wirtschaft stärker wächst als die Staatschulden ist eine Austeritätspolitik nicht erforderlich, sondern der Staat wächst aus seinen Schulden heraus. Das war nach 1945 im Bretton Woods System, als man die Zinsen niedrig hielt, die Finanzmärkte stark regulierte und die Reichen höher besteuerte, der Fall. Es war damit das erfolgreichste Wirtschaftssystem der Geschichte.
Die niedrigen Zinsen sollten auch stärker für die notwendigen hohen Investitionen für den Klimaschutz, der einen Umbau des gesamten Energiesystems (Erzeugung und Verbrauch) notwendig macht, genutzt werden.