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Die Zerstörung der Demokratie 

Österreich, März 1933 bis Februar 1934

von Bernhard Hachleitner , Alfred Pfoser , Katharina Prager , Werner Michael Schwarz

Verlag: Residenz
ISBN: 9783701735877
Umfang: 328 Seiten
Genre: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Erscheinungsdatum: 16.05.2023
Format Taschenbuch
Sammlung: Sachbücher für den Sommer
Preis: € 26,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Bei der Umwandlung der demo­kra­ti­schen Re­pu­blik Öster­reich in einen auto­ri­tä­ren Staat mit fa­schis­ti­schem Zu­schnitt wur­de die Demo­kra­tie nicht mit ei­nem ein­zi­gen Schlag zer­stört, son­dern zwi­schen März 1933 und Febru­ar 1934 schritt­wei­se und un­ter dem An­schein der Le­ga­li­tät. In Ruhe und Ord­nung he­bel­te die Re­gie­rung Doll­fuß mit­tels Not­ver­ord­nun­gen den Par­la­men­ta­ris­mus, den So­zial­staat, die Grund­rechte, die Ver­fas­sung und das Rote Wien aus. Wie eine über­mäch­tige Exe­ku­tive die poli­ti­sche Oppo­si­tion mit ad­mi­nis­tra­ti­ven Mit­teln und staat­li­cher Ge­walt ins Ab­seits drän­gen und sie schließ­lich ganz aus­schal­ten kann, zeigt die­ses knap­pe Jahr als durch­aus ak­tuel­les Lehr­stück.

FALTER-Rezension

Playbook der Autokratisierung
Barbaba Tóth in FALTER 21/2023 vom 26.05.2023 (S. 20)

Es sind nur wenige Monate zwischen März 1933 und Februar 1934, in de­nen die ers­te öster­rei­chi­sche Re­pu­blik in die Dik­ta­tur kippt. Es lohnt sich, sie minu­ti­ös zu re­kons­tru­ie­ren. Die­se Auf­gabe ha­ben sich das Wien Mu­se­um und die Wien­bib­lio­thek ge­macht. Zur Aus­stel­lung ist ein Sam­mel­band mit über 50 Bei­trä­gen er­schie­nen, der das "Play­book der Auto­kra­ti­sie­rung", wie es die His­tori­kerin Ta­ma­ra Ehs so grif­fig nennt, greif­bar macht. Be­zü­ge zur Ge­gen­wart sind aus­drück­lich er­wünscht, et­wa wenn die Au­to­rin­nen und Au­to­ren zei­gen, dass der Zer­stö­rung der Demo­kra­tie Kul­tur­kämpfe voran­gin­gen, de­ren The­men wir heu­te auch gut ken­nen. Ge­schlech­ter­rol­len, Kör­per­kul­turen, Sexua­li­tät, Fa­mi­lien­pla­nung, Kunst oder schlicht Ge­schmacks­fra­gen -was in den 1920er-Jah­ren de­bat­tiert wur­de, unter­schei­det sich we­nig von heu­te. Da­zu kommt Hass aufs Ur­ba­ne, be­son­ders das "Rote Wien" so­wie ar­beits-und so­zial­recht­li­che Re­for­men. Das Par­la­ment, die Höchst­ge­ri­chte, die Me­dien - sie wer­den de­legi­ti­miert, zu­erst mit Wor­ten, dann mit Ta­ten. "Am Be­ginn ste­hen nicht Ma­schi­nen­ge­wehre und Pan­zer, son­dern büro­kra­ti­sche Ver­ord­nun­gen, von de­nen man­che allein harm­los er­schei­nen mö­gen", schrei­ben die Heraus­geber in ihrer Ein­lei­tung.

Die Ausschaltung des Parlaments ist den meis­ten be­kannt, we­ni­ger in Er­inne­rung ist die Läh­mung des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofes 1933. Die Re­gie­rung hat­te zu­erst per Kriegs­wirt­schaft­li­chem Er­mäch­ti­gungs­ge­setz ei­nige Rich­ter ab­be­ru­fen, die ver­blie­be­nen ka­men zum (ge­nau ge­nom­men para­do­xen) Schluss, dass sie be­schluss­un­fä­hig sei­en, wie der Rechts­his­to­ri­ker Thomas Ole­chowski re­kons­tru­iert.

Die Historikerin und Kultur­wissen­schaft­lerin Katha­rina Pra­ger steu­ert ein Gene­ratio­nen­por­trät links­intel­lek­tuel­ler Fra­uen -ge­boren um 1900 bis in die 1920er - bei. Sie zeigt, wie sehr das Au­tori­täre im Pri­va­ten be­ginnt, im­mer dann, wenn es da­rum geht, alter­na­tive Le­bens-und Ge­schlechter­ent­würfe zu bändigen.

Posted by Wilfried Allé Friday, June 23, 2023 2:22:00 PM Categories: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
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Unser Leben mit Permakultur 

Ein Haus, 6.500 Quadratmeter Land in der Normandie, den Kopf voller Träume

von Charles Hervé-Gruyer, Perrine Hervé-Gruyer

Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H.
ISBN: 9783706629768
Umfang: 304 Seiten
Genre: Ratgeber/Natur/Garten
Erscheinungsdatum: 08.06.2023
Format Hardcover
Übersetzung: Christina Preiner
Einleitung von: Philippe Desbrosses
Epilog von: François Léger
Preis: € 26,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Dieses Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle gedruckt und bleibt plastikfrei unverpackt

Gemüse, so weit das Auge reicht: ein franzö­si­sches Dorf, zwei Aben­teuer­*innen und die Vi­sion, mit Perma­kul­tur al­les an­ders zu machen
Als Perrine und Charles Hervé-Gruyer vor knapp 15 Jah­ren ihre Ferme du Bec Hellouin auf­bauten, ahn­ten sie noch nicht, was dies in ihrem Le­ben und dem Le­ben so vie­ler an­de­rer be­wir­ken würde. Heu­te kennt ihren Na­men jede*r, der*die sich mit der Perma­kul­tur be­schäf­tigt. Weil sie auf ihrem Ge­müse­hof in­ner­halb kür­zes­ter Zeit ein Vor­zeige­modell für die Land­wirt­schaft der Zu­kunft ge­schaf­fen ha­ben. In ih­rem Buch er­zäh­len die bei­den Autor­*innen ge­nau da­von: von der Perma­kul­tur - und ih­rem Wer­de­gang. Sie be­rich­ten, wie sie auf die Prin­zi­pien der Perma­kul­tur ge­stoßen sind, wo­für die Perma­kul­tur steht und wel­ches enor­me Po­ten­tial in ihr steckt.

Wie sich mit Permakultur Ernährungs­souverä­ni­tät schaf­fen lässt
Denn: Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Autor­*innen mit ih­rem Vor­haben, ei­nen Hof zu be­wirt­schaf­ten und sich mit Obst und Ge­müse selbst ver­sor­gen zu kön­nen, weit über das ei­gent­liche Ziel hi­naus ern­ten konn­ten. Ihre perma­kul­turel­len An­bau­metho­den lie­fer­ten ihnen auf kleins­ter Fläche eine der­art üp­pi­ge Ernte, dass sie drei Fa­mi­lien da­mit ver­sor­gen konnten. Heu­te ist die Ferme Vor­bild von 80 % al­ler neu­ge­grün­de­ter Gemüse­bauern­höfe in Frank­reich und lockt Be­su­cher­*innen und For­scher­*innen aus aller Welt an. Nicht zu­letzt, weil es sich bei ih­rer Mikro­farm um ein land­wirt­schaft­li­ches Mo­dell der Zu­kunft han­delt, das auf­zeigt, wie durch re­ge­ne­ra­ti­ve Be­wirt­schaf­tungs­me­tho­den Er­näh­rungs­kri­sen ab­ge­wen­det, Ar­beits­plätze ge­schaf­fen und die Bio­di­ver­si­tät ge­boos­tet wer­den kön­nen - und das Gan­ze ohne Ein­satz fos­si­ler Ener­gien.

Sonne auf der Haut, den Kopf voller Visionen: Inspi­ration pur
Neben all diesem Know-how rund um die Perma­kul­tur, Ge­stal­tungs­vari­an­ten und Um­setz­hil­fen ge­ben Perrine und Charles auch tie­fe Ein­blicke in ihr Le­ben und las­sen dich teil­ha­ben an ihrer Rei­se bis hin zur Farm in der Nor­man­die. Sie er­zäh­len von ih­ren Vi­si­o­nen und zei­gen, wie sinn­stif­tend sich ihr Le­ben auf der Ferme an­fühlt. Da­rü­ber hi­naus lie­fern sie jede Men­ge Ins­pi­ra­tion da­für, selbst an­zu­packen und ak­tiv zu wer­den, gleich wie den Mut, den ei­ge­nen Weg zu fin­den - mit Perma­kultur.

- Der Permakultur-Klassiker, endlich auf Deutsch
Perrine und Charles Hervé-Gruyer sind inter­natio­nale Vor­bil­der und Pio­nier­*innen auf dem Ge­biet der Perma­kul­tur. Mit die­sem Buch lie­fern sie Ins­pi­ra­tion für al­le, die die Nase von kon­ven­tio­nel­ler Land­wirt­schaft und Aus­beu­tung voll haben und in eine Zu­kunft vol­ler Ge­müse- und Arten­viel­falt star­ten wollen.

- Ein Modell für die Landwirtschaft der Zukunft
Auf ihrer Mikrofarm in der Normandie zeigen die Autor*innen, wie zu­kunfts­fä­hige Land­wirt­schaft aus­sieht und ge­lebt wird. Wie auf kleins­ter Flä­che Riesen­er­trä­ge mög­lich sind. Und wie die Men­schheit durch re­ge­ne­ra­tive Be­wirt­schaf­tungs­metho­den kom­plett er­nährt wer­den könnte.

- Informativ, gefühlvoll, stark
Du willst alles über Permakultur erfahren? Perfekt! Außer­dem er­zäh­len die bei­den von ihrem Le­ben und ihren (post­fos­silen) Vi­sio­nen für die Zu­kunft: vol­ler Er­näh­rungs­sou­verä­ni­tät, klein­struk­tu­rier­ter Land­wirt­schaft und Ver­net­zung auf al­len Ebenen.

Posted by Wilfried Allé Tuesday, June 13, 2023 9:12:00 AM Categories: Ratgeber/Natur/Garten
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Vom Ende des Gemeinwohls 

Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreißt

von Michael J. Sandel

Verlag: S. FISCHER
ISBN: 9783103900002
Umfang: 448 Seiten
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Erscheinungsdatum: 23.09.2020
Format Hardcover
Ausgabe: 4. Auflage
Übersetzung: Helmut Reuter
Preis: € 30,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Weltweit sind die Populisten auf dem Vormarsch – Michael J. Sandel erklärt, warum.
Gerade in Zeiten des Corona-Virus wird er­schreck­end deut­lich, dass das Ge­mein­wohl in un­se­ren Ge­sell­schaf­ten in den letz­ten Jah­ren an Be­deut­sam­keit ver­lo­ren hat. Die Demo­kra­tien ste­hen auf dem Prüf­stand, wir sind Zeu­gen ei­ner po­pu­lis­ti­schen Re­vol­te. Die Wahl Trumps, der Bre­xit, der Er­folg der AfD – das sind die wü­ten­den Ant­wor­ten auf die wach­sen­de Un­gleich­heit in der Ge­sell­schaft. Der Moral­phi­lo­soph Mi­cha­el J. San­del sieht die Ur­sache da­für in der Ty­ran­nei der Leis­tungs­ge­sell­schaft.
Wer hat in unserer Gesell­schaft Er­folg – und wa­rum? Unter dem ge­sell­schaft­lich un­um­strit­ten­en Man­tra »Wer hart ar­bei­tet, kann al­les er­rei­chen« ha­ben wir ge­lernt zu glau­ben, dass je­der ge­nau das hat, was er verd­ient. Die Pro­fi­teure und Nutz­nießer die­ses Sys­tems, das Er­folg auf Leis­tung und Ta­lent zu­rück­führt, ge­hen da­rum da­von aus, dass sie ih­ren Er­folg ver­die­nen, dass er ihnen zu­steht, eben weil sie sich an­ge­strengt ha­ben. Im Um­kehr­schluss be­deu­tet das, dass die­je­ni­gen, die am Sys­tem schei­tern, selbst Schuld sind.
Die Hybris der Gewinner eben­so wie die De­mü­ti­gung der Ver­lie­rer be­feu­ern den po­pu­lis­ti­schen Pro­test, des­sen Zeu­gen wir ak­tu­ell welt­weit sind. Im Kern zielt der Un­mut ge­gen­über den Eli­ten auf eine Kri­tik an der Ty­ran­nei der Leis­tungs­ge­sell­schaft, und diese Kri­tik ist be­rech­tigt. Seit Jahr­zehn­ten nimmt die Un­gleich­heit in den demo­kra­ti­schen Ge­sell­schaf­ten zu, Ver­lie­rer und Ge­win­ner des Sys­tems ent­fer­nen sich so­wohl auf so­zia­ler als auch auf fi­nan­ziel­ler Ebene im­mer wei­ter von­ei­nan­der.
Statt an einer trennenden Ethik des Er­folgs fest­zu­hal­ten, müs­sen wir an ei­ner Po­li­tik des Ge­mein­wohls und der Ge­rech­tig­keit ar­bei­ten, die al­len Mit­glie­dern der Ge­sell­schaft zu­gute­kommt.

»Michael Sandel: Der Meister für die großen Fra­gen des Le­bens« Andrew Anthony, »The Guardian«
»Wir sollten die Würde der Arbeit er­neu­ern und sie in den Mit­tel­punkt un­se­rer Poli­tik stel­len. Wir soll­ten uns da­ran er­in­nern, dass es bei der Ar­beit nicht nur da­rum geht, sei­nen Le­bens­unter­halt zu ver­die­nen, son­dern dass es auch da­rum geht, zum Ge­mein­wohl bei­zu­tra­gen und da­für An­er­ken­nung zu be­kom­men.« Michael J. Sandel im TED-Talk zu »Vom Ende des Ge­mein­wohls«

FALTER-Rezension

Von der Würde der Arbeit

Nina Brnada in FALTER 23/2023 vom 09.06.2023 (S. 19)

Michael Sandel ist einer der be­kann­tes­ten Phi­lo­so­phen un­se­rer Zeit. Der Har­vard-Pro­fes­sor ist nicht nur ein fes­seln­der Vor­tra­gen­der, der mit sei­nen Vor­le­sun­gen über Ge­rech­tig­keit welt­weit ein Mil­lio­nen­pub­li­kum er­reicht. Sandel ist auch ein mit­reißen­der Au­tor, der es ver­steht, auf ein­dring­li­che Wei­se die Ver­fasst­heit der po­li­ti­schen Ge­gen­wart zu be­schrei­ben, zu ana­ly­sie­ren und Vor­schlä­ge für Neu­es zu ma­chen. Etwa in sei­nem Buch "Vom Ende des Gemein­wohls".

Es erschien 2020, am Höhe­punkt der Covid-Pan­de­mie. Zu ei­ner Zeit, in der plötz­lich Super­markt­mit­ar­bei­ter­innen, Es­sens­lie­fe­ran­ten und Bus­fahrer welt­weit zu den be­klatsch­ten Hel­di­nnen und Hel­den des All­tag avan­ciert wa­ren. Erst die Not der Seu­che hatte er­ken­nen las­sen, dass die­se Men­schen, auch wenn sie schlecht be­zahlt sind, immens wich­ti­ge ge­sell­schaft­li­che Auf­gaben über­nehmen.

Genau darum geht es Michael Sandel - um die Wür­de der Ar­beit. Die­se gel­te es zu reha­bi­li­tie­ren; eben­so wie den My­thos der Leis­tungs­ge­sell­schaft fun­da­men­tal in­frage zu stel­len, der den Wert der ver­meint­lich ein­fa­chen Tä­tig­kei­ten hinter­treibt. Denn der Glau­be da­ran, so Sandel, dass jeder al­les er­rei­chen könnte, wenn er nur hart ge­nug ar­bei­te, sei ein ver­locken­der, aber trü­ge­ri­scher Glau­bens­satz, den auch die Linke kri­tik­los über­nom­men habe.

Eine toxische Illu­sion, der sich we­der die Pri­vi­le­gier­ten noch die Ab­ge­häng­ten be­wusst sind und die bei­den scha­det. Die einen ver­lei­tet sie zur Selbst­ge­fällig­keit, weil sie fälsch­li­cher­weise glau­ben ein­zig und al­lein selbst für ih­ren Erf­olg, also ih­ren fi­nan­ziel­len Wohl­stand ver­ant­wort­lich zu sein. Und die an­de­ren lässt es in Er­nied­ri­gung ver­har­ren. Das al­les hat un­mittel­bare po­li­tis­che Kon­se­quen­zen und führte, so Sandel, zum rech­ten Back­lash in den USA und der Wahl Donald Trumps zum Prä­si­denten.

Michael Sandel plädiert für eine mora­li­sche, ja gar spiri­tuel­le Über­prü­fung die­ses meri­to­kra­ti­schen Glau­bens­satzes.

Posted by Wilfried Allé Friday, June 9, 2023 11:29:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Genussradln rund um Wien 

Kulinarische Genüsse mit dem Fahrrad erkunden

von Florian Holzer

Verlag: Styria Verlag in Verlagsgruppe Styria GmbH & Co. KG
ISBN: 9783222137075
Umfang: 208 Seiten
Genre: Reisen/Reiseführer/Sportreisen, Aktivreisen/Europa
Erscheinungsdatum: 27.10.2022
Format Taschenbuch
Sammlung: Radfahren rund um Wien
Fotos: Rupert Pessl
Preis: € 28,00

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Ein Stück Himmel wartet auf alle, die sich auf­machen, die kuli­na­ri­schen Ge­nüs­se rund um Wien zu er­kun­den. Hier fin­den sich Gast­höfe mit Per­sön­lich­keit und Fa­mi­lien­be­trie­be, in de­nen das Herz zahl­rei­cher Gene­ra­tio­nen steckt.
Der Gastro-Kritiker und Vintage-Rad-Aficionado Florian Holzer lädt uns zu ei­nem ein­ma­li­gen Er­leb­nis ein: Zu­erst ge­nießen wir auf zwei Rä­dern die Land­schaft, dann ma­chen wir es uns im Gast­gar­ten ei­nes uri­gen Lo­kals ge­müt­lich, wäh­rend wir alfresco dinieren – un­ter uns die Do­nau, die Wein­berge, oder gar die knos­pen­de Blü­te der Wachau.
Insgesamt 15 Touren laden zur Er­kun­dung von Nie­der­ös­ter­reich und dem Bur­gen­land ein. Unter­malt wer­den die­se von Ge­schich­ten und Ges­chichte rund um Re­gion, Land und Leu­te – so sinn­lich kann Rad­fahren sein!

Posted by Wilfried Allé Monday, May 29, 2023 2:31:00 PM Categories: Aktivreisen/Europa Reisen/Reiseführer/Sportreisen
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Nur in Wien 

Von den kleinen Dingen, die die große Stadt bedeuten

von Wolfgang Freitag

ISBN: 9783707608007
Sammlung: Wien entdecken
Verlag: Czernin
Genre: Geschichte/Kulturgeschichte
Format: Hardcover
Umfang: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 15.03.2023
Preis: € 25,00

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Ob der Wiener Würfeluhr, der Lit­faß­säule oder der Schrif­tart, die auf Straßen­schil­dern zu sehen ist; ob der Straßen­be­leuch­tung, Pa­pier­kör­ben oder Kanal­git­tern: Wolf­gang Frei­tag geht in »Nur in Wien« dem Ur­ba­nen auf den Grund. In Wort und Bild stellt er cha­rak­te­ris­ti­sche Ele­mente der Wie­ner Stadt­möb­lie­rung und ihre Ent­wick­lungs­ge­schichte vor.

Wolfgang Freitag kreiert ein Mosaik aus all den all­täg­li­chen Selbst­ver­ständ­lich­keiten, die erst in ihrer Zu­sam­men­schau Wiens Iden­ti­tät stif­ten – und in ihrer Ver­än­de­rung kennt­lich wer­den. Genau die­se all­täg­li­chen »Neben­säch­lich­kei­ten« und ihre Ge­schich­te nimmt er in den Bick: von der Park­bank in Schön­brunn bis zu den Enzis im Mu­seums­quar­tier, vom »Feuer­wechsel« des 19. Jahr­hun­derts bis zum mo­der­nen Hy­dran­ten.

Das Ergebnis: ein Bild von Wien, wie es jeder kennt, aber nie­mand je wahr­ge­nom­men hat. Ab­ge­run­det wird die­ses Bild durch Ge­sprä­che mit De­sig­nern und Ar­chi­tek­ten, die den Band um ent­spre­chen­des In­sider­wis­sen be­reichern.

Rezension

»Wolfgang Freitag führt mit Finger­spitzen­gefühl zu realen Orten von Wien, die sel­ten zu­gäng­lich sind.«; Augustin, Wiener Straßenzeitung

»Spannende Entdeckungsreisen«; Wiener Zeitung

»Freitags Sozialreportagen sind wohl­recherchiert und ge­win­nen durch die Be­ga­bung des Autors, inter­es­sante Ge­sprächs­partner zu fin­den und zu be­wegen, un­ver­blümt zu sagen, was sie meinen.«; Neue Zürcher Zeitung

Posted by Wilfried Allé Saturday, May 20, 2023 8:57:00 AM Categories: Geschichte/Kulturgeschichte
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Materialfluss 

Eine Geschichte der Logistik an den Orten ihres Stillstands

von Monika Dommann

ISBN: 9783103971507
Ausgabe: 1. Auflage
Verlag: S. FISCHER
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Sonstiges
Format: Hardcover
Umfang: 288 Seiten
Erscheinungsdatum: 24.05.2023
Preis: € 28,80
Kurzbeschreibung des Verlags

Ohne Logistik ist unser täg­liches Le­ben un­mög­lich ge­wor­den, ohne Lo­gis­tik gäbe es keine Glo­ba­li­sie­rung. Doch wie ist sie zu die­ser Ma­te­rial­fluss­ma­schi­ne ge­wor­den? In ihrer weg­wei­sen­den Stu­die unter­sucht Monika Dommann den Wa­ren­fluss aus über­ra­schen­der, aus um­ge­kehr­ter Per­spek­tive. Von Si­tua­tio­nen aus­ge­hend, wo nichts mehr fließt, nimmt sie die Be­din­gun­gen des Flie­ßens in den Blick: Vom An­schluss der Ge­trei­de­si­los an die Ei­sen­bahn im 19. Jahr­hun­dert bis zu den Just-in-Time-Lie­fer­ket­ten der Ge­gen­wart, von Stan­dards wie Fracht­brie­fen oder Pa­let­ten zum De­sign von Hoch­re­gal­la­gern oder Ver­packun­gen, von der Pla­nung mit Flow­charts bis zur EDV schreibt sie die be­son­dere, im­mer auch po­li­ti­sche Ge­schich­te der Lo­gis­tik – denn de­ren wah­res Ge­sicht zeigt sich dort, wo der Fluss ins Stocken ge­rät.
Fragen, die beantwortet werden, lau­ten unter an­de­rem: Was fließt in der Lo­gis­tik ei­gent­lich und wa­rum? Wie ist die Lo­gis­tik zu je­ner Ma­te­rial­fluss­ma­schi­ne ge­wor­den, der ge­rade auch dann ver­traut wird, wenn al­les an­ders wird, als es ein­mal war? Wel­ches Wis­sen steckt in die­sen Ma­schi­nen? Und in wel­chen Kul­tur­tech­ni­ken sind sie ver­an­kert? Ist die Lo­gis­tik nicht auch in­hä­rent po­li­tisch? Wa­rum kön­nen Waren fließen, auch wenn Men­schen still­ste­hen müs­sen? Und was ge­schieht an je­nen Or­ten, wo al­les still­steht?

Posted by Wilfried Allé Sunday, May 14, 2023 2:56:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Sonstiges
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Konjunktur der Männlichkeit 

Affektive Strategien der autoritären Rechten

ISBN: 9783593516042
Verlag: Campus
Genre: Soziologie/Frauenforschung, Geschlechterforschung
Format: Taschenbuch
Umfang: 198 Seiten
Erscheinungsdatum: 12.04.2023
Preis: € 30,90
Kurzbeschreibung des Verlags

Die Politisierungsstrategien der autori­tären Rechten in Deutsch­land und Öster­reich sind durch sexual- und ge­schlech­ter­poli­ti­sche so­wie männ­liche An­ru­fun­gen ge­kenn­zeich­net. Diese mobi­li­sie­ren eine spezi­fi­sche Af­fekt­struk­tur aus Be­dro­hung, Angst, Wut und Hoff­nung. Dieses Buch er­klärt den Auf­stieg und die Er­fol­ge auto­ri­tär-rech­ter Par­teien und Be­we­gun­gen in Deutsch­land und Öster­reich vor dem Hin­ter­grund sich ver­än­dern­der Ge­schlech­ter- und Sexua­li­täts­ver­hält­nisse – im Kon­text neo­li­be­ra­ler Trans­for­ma­tio­nen und großer Kri­sen der letz­ten 20 Jahre. Deut­lich wird, dass die Rechte eine neue Kon­junk­tur der Männ­lich­keit bzw. ein anti­demo­kra­ti­sches Ge­sell­schafts­modell der Un­gleich­heit und Aus­schließung an­strebt. Zu die­sem Zweck wird ge­gen die po­li­ti­sche Eli­te, den Qua­li­täts­jour­na­lis­mus, Mi­grant:­innen, Mus­lim:­innen, LGBTIQ-Per­so­nen und Femi­nist:­innen pole­mi­siert.

Leseprobe

https://webreader.mytolino.com/reader/index.html?epub_url=https%3A%2F%2Fcdp.pageplace.de%2Fcdp%2Fpublic%2Fpublications%2FDT0400%2F9783593451114_A46629718%2FPREVIEW%2F9783593451114_A46629718_preview.epub&locale=de_DE&publication_id=64701110&purchase_url=https%3A%2F%2Fwww.buecher.de%2Fgo%2Fcart_cart%2Fcart_add_item%2Fprod_id%2F64701110%2F&reseller_id=30

Posted by Wilfried Allé Monday, May 8, 2023 11:58:00 AM Categories: Geschlechterforschung Soziologie/Frauenforschung
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Umwelt und Strafen: Überlegungen zum Ökozid 

ISBN: 9783902968838
Verlag: Edition Konturen
Genre: Recht/Internationales Recht, Ausländisches Recht
Format: Taschenbuch
Umfang: 60 Seiten
Erscheinungsdatum: 09.03.2023
Preis: € 12,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Anhaltend hohe globale CO2-Emissionen, Arten­sterben, Ver­schmutzung der Welt­meere, Ab­holzung der Regen­wälder. Beim Thema Um­welt­schutz wird viel ge­redet und nur wenig ge­tan. Das liegt nicht nur an Staaten und Kon­zer­nen, son­dern letzt­lich auch an Men­schen, die in deren Namen han­deln. Da­her wird im­mer öfter die For­de­rung laut, bei „Ver­brechen gegen die Um­welt“ auch Einzel­per­sonen stra­fen zu kön­nen – wie das be­reits bei schwe­ren Men­schen­rechts­ver­letzungen mög­lich ist.

Rezension von Jakob Pflügl im derstandard

Sollen Staatschefs für Umwelt­ver­brechen ins Ge­fäng­nis?

Im seinem Buch "Überlegungen zum Ökozid" be­schäf­tigt sich Völker­recht­ler Ralph Janik mit der Ver­ant­wor­tung für Umwelt­ver­bre­chen mit glo­ba­len Aus­wir­kungen.

Als der britische Journalist und Autor Philippe Sands im Jahr 2021 den Straf­tat­be­stand des "Öko­zids" ent­wickelte, hatte er vor allem ein Ziel vor Au­gen: eine brei­te Dis­kus­sion da­rü­ber an­zu­stoßen, ob ein­zelne Staats­chefs für Um­welt­ver­brechen zur Ver­ant­wor­tung ge­zo­gen wer­den sol­len. Mit seinem Essay "Um­welt und Stra­fen: Über­le­gun­gen zum Öko­zid" hat sich der Wie­ner Völker­recht­ler Ralph Janik nun die­ser Dis­kus­sion an­ge­nom­men.
In seinem Essay skizziert Janik, wie sich das in den letz­ten Jahr­zehnten zu­neh­mend än­der­te. Seit der Grün­dung inter­natio­naler Straf­ge­richte rich­tet sich der Fo­kus auf der Täter­seite nicht mehr nur auf Staaten und Ins­ti­tutio­nen, son­dern auch auf ein­zel­ne Per­so­nen. Auf der Opfer­seite er­kennt das Völ­ker­recht die Um­welt zu­neh­mend als Sub­jekt mit ei­ge­nen Rech­ten an. Bei­de Ent­wick­lun­gen könn­ten in ei­nem Öko­zid-Tat­be­stand mün­den.

Dazu kann man bereits diese Peti­tion unter­schreiben:

https://secure.avaaz.org/campaign/e...c/?cTgsfjb

Posted by Wilfried Allé Saturday, April 29, 2023 9:35:00 PM Categories: Recht/Ausländisches Recht Recht/Internationales Recht
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Wandern mit Kindern 

Die 30 schönsten Tagesausflüge rund um Wien

EAN 9783854397007
Verlag: Falter Verlag
Reihe: Kultur für Genießer
Umfang: 256 Seiten
Erscheinungsdatum: 17.04.2023
Preis: € 29,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags
So sind Familien-Wandertage auch für den Nachwuchs spannend

30 Routen, die alle öffentlich erreichbar sind und sich per­fekt für Tages­aus­flüge eig­nen. Das Buch be­schrei­tet keine aus­ge­tre­te­nen Wege, son­dern unter­nimmt Spa­zier­gän­ge am Was­ser und im Wald, steigt auf (nicht all­zu hohe) Gip­fel und er­forscht Fleder­maus­höhlen. Die hier be­schrie­benen Wan­de­rungen sind für Kin­der von 4 bis 14 Jahren ge­eig­net und bie­ten jede Men­ge Attrak­tio­nen: Wild­parks, Sonder­züge, Bur­gruinen, kinder­freund­liche Museen so­wie viele Mög­­lich­kei­ten zum Plan­schen, For­schen und Spie­len. Neben den Routen­be­schrei­bungen fin­den Kin­der hier auch Sa­fa­ris, die zur Er­for­schung der Natur ein­laden, Sagen zum Nach­lesen und zum Thema pas­sende Re­zepte für eine ge­sunde Jause zum Nach­kochen.

Das Autorenteam Katharina Bliem und Peter Hiess, das be­reits an dem Buch „Wan­dern im Wald­vier­tel“, eben­falls aus dem Falter Ver­lag, mit­wirkte, will mit dem ak­tuel­len Werk Kin­der von 4 bis 14 Jah­ren da­zu mo­ti­vie­ren, Smart­phone und Com­puter­spiele zu Hause zu las­sen und in die Na­tur auf­zu­brechen. Es wer­den nicht nur die Wan­der­routen und Attrak­tionen – Burg­ruinen, kin­der­freund­liche Mu­seen so­wie viele Orte zum Plan­schen, Spie­len und For­schen – aus­führ­lich und kind­ge­recht prä­sen­tiert, son­dern Leser:­innen fin­den in die­sem Buch auch Sagen zum Nach­lesen, „Sa­faris“ zum Er­kun­den der Na­tur und Re­zepte zum Sel­ber­machen.

Jede der 30 abenteuerlichen und land­schaft­lich schö­nen Rou­ten ent­hält eine Karte mit ein­ge­zeich­ne­tem Strecken­ver­lauf so­wie Hin­weise zu An- und Rück­fahrt, Ein­kehr- und Pick­nick­mög­lich­keiten, Spiel­plätzen und be­son­de­ren At­trak­tio­nen. GPS-Da­ten zu den Wan­de­rungen ste­hen eben­falls zur Ver­fügung.
 

Pressetext

So sind Familien-Wander­tage auch für den Nach­wuchs span­nend: „Wan­dern mit Kin­dern“ stellt 30 Rou­ten in Wien und Um­ge­bung vor, die alle öffent­lich er­reich­bar sind und sich per­fekt für Tages­aus­flüge eig­nen. Die Wan­de­rungen füh­ren El­tern mit Kin­dern in die Donau­auen, ins Wein­vier­tel, in die Wa­chau, auf Sem­me­ring und Schnee­berg, in den Wie­ner­wald und bis an die Ost­gren­ze Öster­reichs.

Das Autorenteam Katharina Bliem und Peter Hiess, das be­reits an dem Buch „Wan­dern im Wald­vier­tel“, eben­falls aus dem Falter Ver­lag, mit­wirkte, will mit dem ak­tu­el­len Werk Kin­der von 4 bis 14 Jah­ren da­zu moti­vie­ren, Smart­phone und Com­puter­spie­le zu Hause zu las­sen und in die Na­tur auf­zu­bre­chen. Es wer­den nicht nur die Wander­rou­ten und Attrak­tio­nen – Burg­ruinen, kin­der­freund­liche Mu­seen so­wie viele Orte zum Plan­schen, Spie­len und For­schen – aus­führ­lich und kind­ge­recht prä­sen­tiert, son­dern Leser­:innen fin­den in die­sem Buch auch Sa­gen zum Nach­lesen, „Safaris“ zum Er­kun­den der Na­tur und Re­zep­te zum Selber­machen.

Das Buch informiert über die richtige Vor­be­rei­tung zum Wan­dern mit Kin­dern, stellt inter­es­sante Plätze vor, führt auf (nicht all­zu hohe) Gip­fel und in Tropf­stein- und Fleder­maus­höhlen. Fa­mi­lien ha­ben die Mög­lich­keit, Wild- und Natur­parks zu ent­decken, durch Natio­nal­parks zu wan­dern, mit Fäh­ren über die Do­nau zu fah­ren und den Fluss auch auf einer Stau­stufe zu über­queren.

Jede der 30 abenteuerlichen und land­schaft­lich schö­nen Routen ent­hält eine Kar­te mit ein­ge­zeich­ne­tem Strecken­ver­lauf so­wie Hin­weise zu An- und Rück­fahrt, Ein­kehr- und Pick­nick­mög­lich­kei­ten, Spiel­plät­zen und be­son­de­ren Attrak­tionen. GPS-Daten zu den Wan­de­rungen ste­hen eben­falls zur Ver­fü­gung.

Über die Autor:innen

Katharina Bliem, in Wien geboren, stu­dier­te Publi­zis­tik und ar­beitet als Biblio­thekarin. Sie wan­der­te schon als Kind mit ihren El­tern – und spä­ter mit ihrem ei­ge­nen Sohn. Es ist ihr ein An­liegen, Kin­der weg vom Smart­phone und in den Wald zu bringen.

Peter Hiess ist Autor, Übersetzer und Wander­freund – und wohnt sicher­heits­halber schon in der Nähe des Zentral­fried­hofs. Er wan­dert seit sei­ner Kind­heit und neuer­dings auch mit (aus­ge­wähl­ten) Kin­dern gern in der Gegend um Wien.

Pressekontakt:
Sothany Kim
kim@falter.at
T: +43 1 53660 977

Posted by Wilfried Allé Saturday, April 22, 2023 11:36:00 AM Categories: Kultur für Genießer Wanderlust rund um Wien
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Anstandslos 

Demokratie, Oligarchie, österreichische Abwege

von Armin Thurnher

ISBN: 9783552072787
Verlag: Zsolnay, Paul
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 128 Seiten
Erscheinungsdatum: 20.03.2023
Sammlung: Armin Thurnhers Bücher
Preis: € 19,60
Kurzbeschreibung des Verlags:

Armin Thurnher, „einer der scharfsinnigsten Analy­ti­ker öster­reichi­scher Poli­tik“ (NZZ) über die Poli­tik Öster­reichs, von Sebastian Kurz über Kor­rup­tion zum Welt­unter­gang

„Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“, heißt es in Nestroys be­rühm­tem „Kometen­lied“. Vieles von dem, was einst zum fes­ten Be­stand demo­kra­ti­scher Selbst­ver­ständ­lich­keiten zähl­te, scheint ab­ge­schafft zu wer­den. Wir wis­sen nicht mehr, was wir für wahr hal­ten sol­len. Ganz schnell löste sich etwa der fal­sche Glanz des kon­ser­va­ti­ven Hoff­nungs­trä­gers Sebastian Kurz auf in einer Wolke von Skan­da­len, Kor­rup­tion und dubi­osem Ge­fol­ge. Wäh­rend die mul­tip­len Kri­sen das Publi­kum aber voll­ends ver­un­si­chern, fin­det Kurz mühe­los An­schluss an jene Kreise um Donald Trump, die unser poli­ti­sches Sys­tem lie­ber heute als mor­gen über Bord wer­fen möch­ten.
In seinem neuen Buch son­diert Armin Thurnher die Lage und zeigt, dass der große Welt­unter­gang wie immer in Öster­reich seine kleine Ge­ne­ral­probe hält.

FALTER-Rezension:

Der Nuntius der Lüge

Armin Thurnher in FALTER 11/2023 vom 17.03.2023 (S. 16)

Lassen Sie sich nicht täuschen! Wenn hier von Sebastian Kurz die Rede ist und von An­stand, dann im­mer von der öffent­li­chen Per­son, vom poli­ti­schen Dar­stel­ler, vom Staats­schau­spie­ler Kurz. Er ist kör­per­sprach­lich und eris­tisch (recht­habe­risch, nicht zu ver­wech­seln mit rhe­to­risch) per­fekt ge­schult. Das ist hin­rei­chend unter­sucht, so­dass nie­mand in die Il­lu­si­on ver­fal­len muss, es handle sich um natür­liche Gaben der Selbst­dar­stel­lung oder der Be­red­sam­keit. Hier ist al­les Kunst, viel­mehr künst­lich, bis hin zum Sche­mel, den ihm bei Wahl­kam­pag­nen ein Be­glei­ter ans Redner­pult stellt, damit er größer wirkt, und an­schlie­ßend gleich wie­der weg­zieht und bis zu den Vor­gaben seines Kabi­netts, aus wel­chem Blick­winkel er zu foto­gra­fie­ren ist ("Blick­winkel leich­tes Pro­fil / nicht fron­tal / auf Augen­höhe"), wir ken­nen die Ver­trauen stif­ten­den Kör­per­hal­tungen und die seg­nen­den Ges­ten, die je­den Kar­di­nal vor Neid er­blas­sen las­sen.
Aber in dieser politischen Persona wurde von An­fang an ein poli­ti­sches Pro­gramm sicht­bar. Kurz machte nie ein Ge­heim­nis da­raus. Das Neue da­ran war die Ent­schlos­sen­heit, so ein Kon­zept durch­zu­zie­hen, voll­kom­men gleich­gül­tig ge­gen­über per­sön­li­chen Rück­sich­ten oder Um­stän­den oder gar Er­for­der­nis­sen des An­stands. Diese Ent­schlos­sen­heit ge­hört zur krie­ge­ri­schen Hal­tung einer Kaste, die Sieg will. Sie wird im Sport vorexerziert und eingeübt und hat nur ein Ziel: die Niederlage des Gegners, nein, des Feindes. Nicht von ungefähr cha­rak­te­ri­sier­te die Kurz-Trup­pe in­tern ihr kri­tisch ge­sinnte Me­dien als "Feind­medien". Man kennt die Rede auch aus dem Sprach­ge­brauch von Kon­zer­nen, die sich stets "im Krieg" mit an­deren be­finden, und aus dem Sport, wo "Mon­ster­men­ta­li­tät" mas­sen­wirk­sam ein­ge­übt und ge­for­dert wird.

Wer ist der Feind? Da ist ein­mal die re­prä­sen­ta­ti­ve Demo­kra­tie, am ver­achtens­wer­tes­ten in Ge­stalt des Sozi­al­staats. Da ist die Sozi­al­demo­kra­tie. Und das ist, was man im All­ge­mei­nen als den mo­der­nen Libe­ra­lis­mus be­trach­tet, das auf­ge­klärte Den­ken der Mo­derne, die plu­ra­lis­tische Ge­sell­schaft. Wa­rum nen­ne ich eine höchst ak­tu­el­le Figur wie Kurz anti­mo­dern? Weil man jene wirt­schaft­liche Mo­derne, auf deren Seite er sich ge­schla­gen hat, den neo­libe­ra­len Finanz­kapi­ta­lis­mus, nicht mehr zur Mo­derne, son­dern zu deren Fein­den rech­nen muss.

Die Interessen der Mächtigen laufen denen der Demo­kra­tie zu­wider. Der Real­kapi­ta­lis­mus ist vom Fi­nanz­kapi­ta­lis­mus ab­ge­löst wor­den. Das bringt ein neues Set von Ein­stel­lun­gen mit sich. Die lange Wel­le der neo­li­be­ra­len Pro­pa­gan­da hat die­se Ein­stel­lun­gen mit viel Geld und stra­te­gi­scher Aus­dauer in der Welt ver­brei­tet; der Sieg des Neo­libe­ra­lis­mus hat die ein­schlä­gige Men­ta­li­tät von Busi­ness-Schools und Wirt­schafts­eli­ten aus­ge­hend so tief ins all­ge­meine Be­wusst­sein ver­ankert, dass sich die meis­ten nicht ein­mal des­sen be­wusst sind, im Neo­li­be­ra­lis­mus zu leben. Das wäre, als hät­ten Ein­woh­ner der Sowjet­union nicht ge­ahnt, dass sie im Kom­mu­nis­mus leben.

Trotz dieser beinahe allgemeinen Ver­blendung sind in Euro­pa, vor al­lem in ei­nem Staat wie Öster­reich, die Be­har­rungs­kräfte des So­zial­staats noch längst nicht über­wun­den. Neue zi­vil­ge­sell­schaft­liche Or­ga­ni­sa­tio­nen stel­len sich aber nicht an die Sei­te des So­zi­al­staats, viel­mehr defi­nie­ren sie ihre ethi­schen Vor­stel­lun­gen iden­ti­täts­poli­tisch oder vor dem Hori­zont des Über­lebens der Gat­tung. Teile des­sen, was man einst so­zi­ale Be­we­gungen nannte, sind mit den Grünen un­ver­sehens in eine Koa­li­tion mit Kräf­ten ge­raten, die ihren Prin­zi­pi­en zu­wider­lau­fen.

Die sozialdemokratische Opposition wiederum tut sich immer schwerer, die Glaub­wür­dig­keit ihres En­gage­ments für Zivil­ge­sell­schaft und die unte­ren Klas­sen der Ge­sell­schaft dar­zu­tun, weil ihre Ex­po­nen­ten selbst in die Finanz­wirt­schaft stre­ben, als In­ves­to­ren oder ins Manage­ment bör­sen­no­tier­ter Ge­sell­schaf­ten. So fin­den wir eins­ti­ge Ar­beiter­führer als Freun­de der Oli­gar­chen wie­der, er­staunt da­rüber, dass die Mas­sen nicht mehr ihnen glau­ben, son­dern rechts­ex­tremen Agi­ta­toren, die ihnen ihre al­ten Pa­ro­len ge­stoh­len haben.

Den Gewerkschaften wiederum macht ihr Miss­trauen ge­gen neo­li­be­rale Prin­zi­pien eine Un­ter­stüt­zung echt li­be­ra­ler Ini­tia­tiven schwer, und sie unter­schät­zen das Flexi­bili­täts-und Frei­heits­be­dürf­nis der meis­ten Men­schen. Ihre Schutz­funk­tion sieht im Neo­li­be­ra­lis­mus aus wie rei­ne De­fen­si­ve und wird erst in der Krise at­trak­tiver; poli­tisch of­fen­siv wurde sie nicht.

Keine Angst, wir sind noch bei Sebastian Kurz. Was den Libe­ra­lis­mus der Angst be­trifft, genüge die kleine Er­in­ne­rung, mit wel­cher Lust er in der ers­ten Co­ro­na-Phase die da­mals ge­wiss not­wen­dige Rolle des schar­fen Mah­ners über­nahm und sie im Seiten­blick auf die Zu­stim­mung auto­ri­täts­gläu­bi­ger Kli­en­tel über­trieb.

Wir befinden uns in einer großen Aus­einan­der­set­zung, in der die pre­kä­ren Er­run­gen­schaf­ten der Demo­kra­tie, des Rechts und Sozi­al­staats, eine Öf­fent­lich­keit mit frei­er Mei­nungs­äuße­rung fun­da­men­tal an­ge­grif­fen wer­den, sicht­bar von außen durch Auto­kra­tien in­ner­halb und außer­halb der EU, am be­ein­dru­ckendsten von China und am grau­samsten von Russ­land. Weni­ger sicht­bar ist der An­griff von in­nen, von rechts, denn diese Aus­ein­ander­set­zung fin­det gleich­sam hin­ter ei­ner Nebel­wand statt. Die einen ver­mö­gen die Wand nicht zu öff­nen, die ande­ren kämp­fen da­rum, sie mög­lichst dicht zu ge­stal­ten.

Nur im Nebel wählen Menschen gegen ihre Interessen. Als Bei­spiel für die­sen Nebel kann die Aus­einan­der­set­zung von free speech die­nen. Das Pro­b­lem wurde in der di­gi­ta­len Welt des­wegen groß, weil die di­gi­ta­len Me­dien von An­fang an ge­setz­lich als Platt­for­men be­han­delt wur­den, das heißt: als Me­dien in einer rechts­frei­en Zone. Die 1996 unter dem fa­ta­len Libe­ra­li­sie­rer Bill Clinton be­schlos­sene Section 230 des Communi­cations Decency Act, eines US-Ge­set­zes ge­gen Porno­gra­fie im Netz, ent­las­tete die digi­ta­len Ver­breiter von der Ver­ant­wor­tung für die von ihnen ver­brei­te­ten In­halte. Dies ge­schah ex­pli­zit, um den Tech-Kon­zer­nen der USA einen glo­ba­len Wett­be­werbs­vor­teil ge­gen­über ana­lo­gen Me­dien zu ver­schaf­fen. Eine ver­blen­dete Linke sah die Ge­fah­ren zu­erst nicht und be­trach­te­te den Cyber­space als herr­schafts­freien Raum, in dem sie technik­ge­stützt ihre neue kosmo­po­li­ti­sche, egali­täre Ge­sell­schaft aus­brü­ten würde. Die Des­illu­sio­nie­rung war be­trächt­lich, als sich der herr­schafts­freie Raum doch als von Kapi­tal­inter­es­sen domi­niert heraus­stellte und die Sili­con-Valley-Ideo­lo­gie nicht welt­weite Be­freiung, son­dern bloß radi­ka­le Kom­mer­ziali­sie­rung der glo­ba­len Kom­mu­ni­ka­tion im Sinn hat­te und sich als der tech­ni­sche Aus­druck des­sen heraus­stellte, was öko­no­misch Neo­li­bera­lis­mus, philo­so­phisch Nar­ziss­mus heißt, in der zu­tref­fen­den Inter­pre­ta­tion von Isolde Charim die Fähig­keit, ohne Zwang zu zwin­gen.

Der Staat hatte die Frage, was in einem Rechts­staat ge­sagt wer­den darf und was nicht, durch seine Regu­lie­rung pri­va­ti­siert. Da­mit schwäch­te er sich und über­ließ die Aus­ein­ander­set­zung ge­sell­schaft­lichen Grup­pen, die auf der Lin­ken zur cancel culture ten­dier­ten und zur Rech­ten zu einem miss­bräuch­li­chen Free-Speech-Radi­ka­lis­mus. (Es gibt auch ernst­ge­mein­ten Free-Speech-Radi­ka­lis­mus, wie ihn etwa der Lin­guist Noam Chomsky vertritt.)

So kommt es, um zum Nebel zurück­zu­kehren, dass Leute wie Donald Trump oder Elon Musk sich als Hel­den der Rede­frei­heit dar­stel­len kön­nen, der schöns­ten der bür­ger­li­chen Frei­heiten, ob­wohl ihnen der Sinn nach nichts an­derem steht, als den Rechts­staat zu­rück­zu­drän­gen, den Ga­ran­ten die­ser Frei­heiten. Er soll ihnen ihre Steuer­pri­vi­legien und ihre fet­ten Auf­trä­ge garan­tie­ren, sich aber nicht mit Ge­set­zen wich­tig­machen, die ihr Busi­ness be­hin­dern. Selbst­be­stim­mungs­recht für "die Wirt­schaft" - eine Art Wirt­schafts­demo­kra­tie, in der die (Medien-)kapital­be­sitzen­den über die an­deren be­stim­men. Auto­ri­tärer Kapi­ta­lis­mus, il­libe­rale Demo­kratie -wie immer man es nen­nen mag.

Meinungsfreiheit auf Europäisch und Rechts­staat­lich be­deu­tet, die Gren­zen die­ser Rede­frei­heit frei und mühe­los ein­kla­gen zu kön­nen. Diese Gren­ze ist das Ge­setz; durch die auch von Pro­gres­si­ven ver­tei­digte Nicht-Auf­find­bar­keit von Sprechen­den im Netz, die Ano­ny­mi­tät, lässt sich die­ses Ge­setz nur unter Mü­hen durch­setzen, die nicht alle auf sich nehmen kön­nen. Es ist also nicht mehr all­ge­mein gül­tig. Pro­tes­te ge­gen die­sen Zu­stand ha­ben da­zu ge­führt, dass das Regime der Selbst­kon­trol­le, für die Pres­se nach ähn­li­chen Pro­tes­ten in den USA der 1940er-Jahre ein­ge­führt, von den Social-Media-Kon­zer­nen wenigs­tens an­deu­tungs­weise an­ge­wen­det wird. Dies bleibt frag­wür­dig, weil Selbst­kon­trol­le der Will­kür der Kon­zerne über­las­sen wird.

Es ist Willkür, einem Lügner die Öffent­lich­keit zu ent­zie­hen, wenn er nichts Ge­setz­wid­ri­ges tut, eben­so wie es Will­kür ist, einen Lüg­ner vor dem Zu­griff des Ge­set­zes zu schüt­zen, wenn er an­deren Nach­teile zu­fügt. Die Will­kür der Tech-Kon­zerne führt zur Domi­nanz der poli­ti­schen Lüge. Oder führte die Lüge zur Will­kür?

Die Lüge wurde zum Mittel rechts­extremer Pro­pa­gan­da. Die von Mil­liar­dären fi­nan­zier­ten Me­dien der Alt-Right, wie das vom noto­ri­schen Steve Bannon ("Flood the zone with shit") ge­lei­tete Portal Breit­bart, ver­un­si­cher­ten die Öffent­lich­keit mit Des­in­for­mation. Dass ihre poli­ti­schen Ge­gen­spie­ler dies­be­züg­lich nicht un­schul­dig sind, ver­steht sich; aber die Wucht der Lü­gen der Rech­ten, an­ge­führt von Donald Trump, den Me­dien des Tycoons Rupert Mur­doch und der digi­ta­len Alt-Right-Publi­zis­tik, war nicht nur über­wäl­ti­gend, son­dern sys­te­ma­tisch. Das Auf­fäl­ligste und Neue an Trump war, dass er im Unter­schied zur Kon­kur­renz und sei­nen Vor­gän­gern un­be­küm­mert log. Von sei­ner größ­ten Lüge, die Wahl sei ihm ge­stoh­len wor­den, rückt er nach wie vor nicht ab.

Dieses unverschämte Lügenprinzip in Öster­reich hei­misch zu ma­chen, das war die größte Tat des Sebastian Kurz. Es be­gann mit der Fa­bri­ka­tion sei­ner Un­wider­steh­lich­keit mit ge­fälsch­ten Um­fra­gen und setzte sich fort bis zur from­men Lüge, er sei ab­ge­tre­ten, weil er sich seiner Fa­mi­lie wid­men wol­le. Durch­gehend zeigte er die ge­for­derte Monster­men­ta­li­tät. Diese Men­ta­li­tät stellt die Er­lan­gung und den Er­halt der Macht über die Gel­tung all­ge­meiner Regeln.

Demokratie beruht auf der Annahme, dass Dinge im öffent­lichen Dis­kurs so er­ör­tert wer­den, dass alle eine Chance haben, sich un­vor­ein­ge­nom­men ihre Mei­nung zu bil­den. Eine Fik­tion, ge­wiss, doch ist die Demo­kra­tie ins­ge­samt eine Fik­tion, die auf sol­chen An­nah­men be­ruht. Ein ge­wis­ses Maß an Selbst­kon­trol­le, Selbst­be­gren­zung, ja An­stand ist not­wendig, sol­len die demo­kra­tische Are­na und ihre Ins­ti­tu­tionen funk­tio­nieren. Wer­den die Spiel­re­geln miss­ach­tet, führt das zum Dik­tat der Stär­keren.

Man mag die österreichische Version des "disrupter", des "puer robustus", des star­ken Man­nes nicht als die er­kannt ha­ben, die sie war, weil sie in Maria­zell im Trach­ten­janker po­sier­te, sich mit ak­kurat be­ach­te­ter Tiefen­schär­fe und Farb­ge­bung im Alters­heim oder im trau­lichen Alpi­nisten­ge­wand beim Durch­strei­fen des Ge­birgs foto­gra­fie­ren ließ. Aber sie funk­tio­nier­te nach dem Prin­zip, un­sere Wer­te ste­hen hö­her als die der ande­ren. Wir er­rin­gen die Hege­mo­nie nicht mit bes­se­ren Ar­gu­men­ten, son­dern mit Ge­walt, mit dem Bre­chen von Re­geln, mit Lü­gen, mit Schwin­del.

Das sind etwas härtere Worte für das, was eupho­risch mit Mes­sage-Con­trol be­schrie­ben wird. Die­se kämpfte nicht nur an der Front der Bot­schaf­ten, sie zer­stör­te auch die Medien­land­schaft nach­haltig. Näm­lich da­durch, dass sie den kor­rup­tes­ten Boule­vard aus­gie­big fi­nan­zier­te; da­durch, dass sie den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk zu rui­nie­ren ver­suchte (nur Ibiza hatte dabei einen ver­zö­gern­den Ef­fekt); da­durch, dass sie das Privat­fern­sehen reich ali­men­tier­te (zu­fällig ist Anto­nella Mei-Pochtler Auf­sichts­rä­tin bei der ProSiebenSat.1-Grup­pe); da­durch, dass sie Feind­medien aus­trock­nete.

Die Gleichschaltung der Medien war das Ziel des Kurz-Regimes, er­klär­te sein Par­tei­ge­nos­se und Vor­gän­ger Rein­hold Mitter­lehner im Unter­suchungs­aus­schuss. Mit dem Mann, der in einem Chat mit dem ORF-Feind Heinz-Christian Strache von lauter "roten Zecken" im ORF re­dete, dem Inves­tor Alexan­der Schütz, ist Kurz nun ge­schäft­lich ver­partnert. Wie ein Satyr­spiel muten die gegen­sei­ti­gen Be­zich­ti­gungen von Sebastian Kurz und Thomas Schmid an, die sich in einem von Kurz auf­ge­zeich­neten und zum Zweck sei­ner Ent­las­tung von den Inse­raten­kor­ruptions­vor­wür­fen ge­führ­ten Tele­fo­nat mit Schmid zu einem Vor­text ge­gen­sei­ti­gen Schwin­delns auf­bauten, denn Schmid hatte die Ab­sicht des An­ru­fers er­fasst, so­dass das Pub­li­kum, dem die­ser denk­wür­dige Lügner­dia­log so­gleich über­mit­telt wurde, vor der alten Fra­ge stand, ob es dem Kreter glauben soll, der be­hauptet, dass alle Kreter lügen. Was man be­kannt­lich da­mit be­ant­wor­tet, dass man sich auf die Meta­ebene zu­rück­zieht und die bei­den Kreter von außen be­trach­tet. Aus dieser Per­spek­tive ver­steht man, dass Lügen einer­seits da­zu dient, das be­ste­hende Sys­tem zu kip­pen, und anderer­seits nur eine Form ist, die Auf­merk­sam­keit zu stei­gern.

Beides trifft idealtypisch bei dem neuen Twitter-Besitzer Elon Musk zu­sam­men. Er strebt mit der Wieder­zu­las­sung des von der Selbst­kon­trol­le aus­ge­schlos­senen Trump und sei­nem osten­ta­tiv dis­rup­ti­ven Ge­baren drei Dinge an: ers­tens als kom­mu­ni­ka­ti­ve Kraft zu mäch­tig zu wer­den, um re­gu­liert wer­den zu kön­nen; zwei­tens den bis­her, bei al­ler sys­te­misch an­ge­leg­ten Toxi­zi­tät, doch auch dis­kur­siv orien­tier­ten Mikro­blog­ging­dienst Twitter zu einer kom­plet­ten Cloud-App zu machen, digi­ta­le Kon­trol­le, Daten­an­häu­fung und Steue­rung des Publi­kums zwecks Er­hö­hung von Pro­fit und Macht in­klu­sive; und drit­tens das Ziel aller Nebel-und Lügen­poli­tik, bei al­lem gegen­tei­ligen Ge­rede über unter­neh­me­ri­sche Tu­gen­den und Risi­ko­freu­de vom Staat mas­sive Auf­träge und Sub­ven­tio­nen zu lu­krie­ren und gleich­zei­tig Ver­mögens­steuern zu ver­mei­den oder zu mini­mie­ren. Das Busi­ness heißt Über­wachungs­kapi­ta­lis­mus oder Cloud-Kapi­ta­lis­mus. Das klingt et­was wol­kig-un­ver­bind­lich, aber man kann schön be­schrei­ben, was Kurz mit ihm ver­bindet.

Es wurde oft bemerkt, dass der Cloud-Kapitalismus einige Wunder voll­bringt. Zum einen ver­an­lasst er uns da­zu, kos­ten­los zu ar­bei­ten, zum an­deren, dass er in uns Be­gier­den nach Din­gen er­weckt, die wir drit­tens dort, in der Cloud, gleich haben und kau­fen und auch be­zah­len wol­len, wo­für wir nicht nur mit Geld, son­dern auch mit un­seren Da­ten be­zah­len. Das vier­te Wun­der aber be­steht da­rin, all das nicht zu se­hen und die Vor­gän­ge auf der in­di­vi­dual­psycho­lo­gi­schen Ebe­ne zu be­las­sen. So ist das Inter­essante an der po­li­ti­schen Persona Kurz weni­ger die Tat­sache, dass sein Er­folg auch auf ge­konntem digi­ta­lem Mar­ke­ting be­ruhte; viel inter­es­san­ter sind die Wur­zeln sei­nes radi­kal dis­rup­tiven Han­delns.

Er rückte es nie in den Vordergrund, und auch seine Kri­ti­ker brachten sel­ten die Fäden zu­sam­men. Man­che wur­den erst nach dem Ende sei­ner po­li­ti­schen Lauf­bahn sicht­bar. Aber die Kon­tak­te zum neo­libe­ralen und cloud­orien­tier­ten Kapi­tal ent­stan­den von An­fang an durch seine Chef­be­ra­terin Mei-Pochtler. Sie war nicht nur im welt­wei­ten Execu­tive Commit­tee der Boston Con­sul­ting Group, sie lei­tete auch die Stab­stel­le für Stra­te­gie, Ana­ly­se und Pla­nung im Kanzler­amt, ver­ant­wort­lich für Öster­reichs "Digi­ta­li­sierungs­strate­gie" (im Bei­rat neben an­deren: Wire­card-Chef Markus Braun), sie ver­han­del­te in der ers­ten Koa­li­tion "Wirt­schaft und Ent­büro­kra­ti­sie­rung", und sie ver­mit­telte ge­mein­sam mit ihrem Mann, dem Indus­triel­len Christian Pochtler (seit 2020 eben­falls Auf­sichts­rat in einem ÖBAG-Unter­nehmen), für Kurz Kon­tak­te zu mäch­ti­gen Män­nern der Cloud-Indus­trie wie dem ehe­ma­li­gen Google-Chef Eric Schmidt, auf deren Ein­la­dung Kurz in den USA Ver­an­stal­tun­gen und Semi­nare be­suchte.

Dass Kurz sofort nach Ende seiner Tätigkeit im Kanzler­amt einen Job bei Peter Thiel er­hielt, darf man wohl eben­falls mit sol­chen Kon­tak­ten er­klä­ren. Thiel war der erste of­fen mit dem rech­ten Flü­gel der Repu­bli­ka­ner sym­pa­thi­sie­rende Sili­con-Valley-Tycoon, er be­riet auch Donald Trump und prä­sen­tiert sich als Intel­lek­tu­eller der Neuen Rechten. Er ist nicht nur vom fran­zö­si­schen Kultur­kri­tiker René Girard und des­sen Mimesis-Theorie be­ein­flusst, er ist viel­mehr ein be­ken­nen­der Straussianer. Auf den Philo­sophen Leo Strauss (1899-1973) be­ru­fen sich Gene­ra­tionen der den­ken­den US-ameri­ka­ni­schen Rechten, Neo­cons und Kriegs­trei­ber. Rechts­plato­ni­ker und in der Nach­fol­ge von Carl Schmitt ste­hend, ver­tritt Strauss eine radi­kal anti­auf­kläre­rische Hal­tung. Einer von Thiels be­rühm­tes­ten und am sel­tens­ten ge­le­senen Essays trägt den Titel "The Straussian Moment". Auch wenn Thiel darin, unmittelbar nach 9/11, gegen die Anwendung von Gewalt plädiert, nennt er das Ziel der postmodernen Welt un­miss­ver­ständl­ich: "The peace of the king­dom of God." Der Weg dort­hin ist klar: "Es kann kein wirk­li­ches Über­ein­kom­men mit der Auf­klä­rung ge­ben, denn zu viele ihrer Binsen­weis­heiten haben sich in unserer Zeit als töd­liche Lü­gen er­wiesen."

Neben seiner Tätigkeit bei Thiel Capital agiert Kurz auch als Inves­tor. Eine sei­ner ers­ten Akti­vi­täten war die Grün­dung einer Firma namens "Dream Secu­rity" ge­mein­sam mit dem ehe­ma­li­gen Lei­ter der israe­li­schen Firma NSO, be­rüch­tigt für die Spion­age­soft­ware Pegasus. Ge­schäfts­zweck des Kurz-Unter­nehmens ist "Cyber-Security". Das passt recht gut zu den Akti­vi­tä­ten Thiels, dessen Big-Data-Firma Palantir Techno­lo­gies nicht nur für Hedge-Fonds und Ban­ken ar­bei­tet, son­dern vor allem für das US-Ver­teidi­gungs­minis­terium.

Bei einem Teil der US-amerikanischen Rechten ist das Ver­hältnis zu den Evan­geli­kalen anders als bei Donald Trump nicht nur instru­men­telles Zweck­bünd­nis. Funda­men­ta­lis­mus und Neo­libe­ralis­mus gehen sehr gut zu­sam­men, und Peter Thiel ist da­für ein promi­nen­tes Bei­spiel. Auf funda­men­ta­lere Art wird hier die plat­te öko­no­mi­sche Maxi­me des Fried­rich August von Hayek über­höht, die Wolf­gang Schüs­sel, Kurz' Vor­läufer und Be­rater im Hinter­grund, mit dem Slogan "Mehr privat, weniger Staat" un­über­trof­fen tri­via­li­siert hatte.

Im österreichischen Sandkistenformat erstaunt es nun weniger, dass ein Funda­men­ta­lis­mus-Sympa­thi­sant wie Bern­hard Bonelli, aus­ge­bil­det im Reich Mei-Pochtlers bei Boston Con­sul­ting, das Kabi­nett von Kurz lei­tete. Es nimmt nun weni­ger wunder, dass Natio­nal­rats­prä­si­dent Wolf­gang Sobotka Gebets­stun­den im Par­la­ment ab­hal­ten lässt. Und das evan­geli­ka­le Weihe­spiel von Sebastian Kurz in der Stadt­halle be­kommt einen Sinn.

Das antiaufklärerische Revirement fundamentalistischer Religion ist in Öster­reich mit dem Rück­tritt ver­schie­de­ner von Papst Johannes Paul II. er­nannter Kardi­näle und Bi­schöfe einer moder­neren Kir­che ge­wichen. Aber in Euro­pa kamen zur glei­chen Zeit Re­gimes mit reak­tio­när-kleri­ka­len An­lie­gen auf: Polen und Un­garn mach­ten die "illi­berale Demo­kratie" zum Schlag­wort. Vor allem die Freund­schaft von Kurz zum Orbán-Regime war von An­fang an nicht zu über­sehen.

Die Persona Kurz ist eine Nebelfigur erster Klasse, ein höf­li­cher Rüpel, ver­siert in der Kunst, al­les per­fekt aus­zu­spre­chen und da­hin­ter ganz an­deres zu ver­ber­gen. Nie­mals die Con­te­nance zu ver­lieren und auf schein­bar un­er­schüt­ter­lich net­te Wei­se die Geg­ner gna­den­los mit al­len Mit­teln nieder­zu­machen. Er war nicht nur ein Fabri­kant schö­nen Scheins. Er hat ein Land be­schis­sen, seine ei­gene Par­tei be­schis­sen, die Me­dien, die er mit Staats­knete zu­schiss, die Kir­che, die ihm para­evan­geli­kal hul­digte, das Par­la­ment, das er dis­kre­di­tierte, die Jus­tiz, die er ins­tru­men­ta­li­sierte, die Staats­an­walt­schaft, die er at­ta­ckierte -sie alle sehen den Sauber­mann nun als einen da­stehen, der an­patzte: sich selbst und ein ganzes Land mit ihm

Über den Author:

Armin Thurnher, geboren 1949 in Bregenz, ist Mitbegründer, Chef­redak­teur und Heraus­geber der Wiener Wochen­zeitung FALTER. Er er­hielt zahl­reiche Preise und Aus­zeich­nungen, unter an­derem den Ehren­preis des Öster­rei­chi­schen Buch­handels für Tole­ranz, als erster Nicht-Deut­scher den Otto-Brenner-Preis für seinen Ein­satz für ein so­zia­les Eu­ro­pa und den Bruno-Kreisky-Preis für das poli­ti­sche Buch für sein Lebens­werk. Thurnher ist Autor einer Viel­zahl an Büchern. Im Falter Verlag er­schienen seine poli­ti­schen Kom­men­tare „Seinesgleichen“ und das mit Irena Rosc ver­fasste Koch­buch „Thurnher auf Rezept“. Seine Kolumne „Seines­gleichen ge­schieht“ er­scheint seit 1983 jede Woche im FALTER.

Posted by Wilfried Allé Monday, April 10, 2023 10:32:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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