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Zuviel Hitze hier auf dieser Welt! 

ISBN 9783903055575
Verlag: Scherz & Schund Fabrik e.U.
Genre: Belletristik/Comic, Cartoon, Humor, Satire/Cartoons
Reihe: Cartooning for Peace
Vorwort: Yann Arthus-Bertrand
Umfang: 120 Seiten
Format: Buch
Erscheinungsdatum: 09.09.2020
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Ausgewählt vom Netzwerk Cartooning for Peace, zeichnen 60 internationale Künstler wie sich Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung auf unser Leben auswirken.

FALTER-Rezension

Wie lassen sich Artensterben, Klimakrise und Umweltverschmutzung so emotionalisieren, dass man ins Handeln kommt? Das internationale Zeichner-Netzwerk „Cartooning for Peace“ hat es mit einer Sammlung von 60 Karikaturen versucht, sie zeigen etwa einen sterbenden Elefanten, dessen Rüssel zum Schornstein mutiert, einen Glyphosat trinkenden Bauern, der von Europa umarmt wird, und ein Fischschwarm mit Gasmasken. Große Kunst, wie die Zeichner ökologische Krisen auf einen Blick verdichten. Aber selten.

Benedikt Narodoslawsky in Falter 37/2021 vom 17.09.2021 (S. 22)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, September 15, 2021 4:20:00 PM Categories: Belletristik/Comic Cartoon Humor Satire/Cartoons
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Der Deutsche Klub 

Austro-Nazis in der Hofburg

von Andreas Huber , Linda Erker , Klaus Taschwer

ISBN 9783707606515
Verlag: Czernin
Genre: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Umfang: 224 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Das mächtige rechte Netzwerk des Deutschen Klubs, der von 1908 bis 1939 in Wien bestand, nahm in der Zwischenkriegszeit auf vielfältige Weise Einfluss auf die politischen Entwicklungen in Österreich. Vor allem war der elitäre Verein in den 1930er-Jahren maßgeblich an der nationalsozialistischen Unterwanderung des Landes beteiligt. Nach dem »Anschluss« im März 1938 übernahmen etliche dieser Austro-Nazis Schlüsselpositionen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft.
Gestützt auf neue Archivmaterialien macht die Studie die wahre Bedeutung des Vereins sowie der Deutschen Gemeinschaft deutlich, eines eng mit dem Deutschen Klub verknüpften Geheimbundes. Dabei zeigt sich auch, wie fließend die Übergänge zwischen national und nationalsozialistisch für die Elite des »dritten Lagers« in den 1930er-Jahren gewesen sind – und wie sehr die in der Ersten Republik gebildeten Netzwerke in der Zweiten Republik nachwirkten.

FALTER-Rezension

Postenschacher im rechtskonservativen bis radikalen Milieu hat in Österreich eine lange Tradition, wie die aufschlussreiche Studie „Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hofburg“ beschreibt.

Dieser Verein wurde im Jahr 1908 gegründet, um den vielen zerstrittenen deutschnationalen Parteien, Burschenschaften und Verbindungen eine gemeinsame Plattform zu geben und sie zu befrieden. Von 1919 bis 1939 gehörten ihm rund 1000 Männer an, Frauen oder Juden durften nicht beitreten.

Im Lauf der Zeit wurden darin auch viele Spitzenpolitiker aktiv – darunter allein 18 Minister der Zwischenkriegszeit. Ansonsten bildeten Wiener Bildungsbürger das Rückgrat des Klubs, der Vereinssitz befand sich ab 1923 im Leopoldinischen Trakt der Hofburg. Hier wurden regelmäßig politische Vorträge und Kulturveranstaltungen abgehalten. Inhaltlich stand der Verein für den „Anschlussgedanken“ sowie eine „rassisch-radikale Ablehnung des Judentums“.

Wie alle deutschnationalen Korporationen war der Deutsche Klub auch eine Art Vermittlungsagentur. Ältere Vereinsmitglieder in höheren Positionen sollten die jüngeren Kollegen unterstützen und ihnen nach Möglichkeit Stellen zuschanzen.

Den Höhepunkt bildete dabei der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938. So war Bundeskanzler Arthur Seyß-Inquart ein Mitglied des Deutschen Klubs – genau wie vier weitere Minister des neunköpfigen „Anschluss“-Kabinetts. In Folge übernahmen Klubmitglieder leitende Positionen in vielen großen Institutionen wie der Uni Wien, der Nationalbank oder auch dem Tiergarten Schönbrunn.

Im Oktober 1939 wurde der Deutsche Klub schließlich von den Nazis aufgelöst, weil sie seitens der gut vernetzten Vereinsmitglieder eine unkontrollierbare „Nebenregierung“ in Wien befürchteten. Und das, obwohl der Deutsche Klub die Nazis bis zuletzt tatkräftig unterstützt hatte. Der Werdegang einiger – auch NS-belasteter – Vereinsmitglieder nach 1945 zeigt die Macht solcher Netzwerke über Regimewechsel hinweg.

Tobias Schmitzberger in Falter 36/2021 vom 10.09.2021 (S. 20)

Posted by Wilfried Allé Friday, September 10, 2021 12:31:00 PM Categories: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
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Lebenswerk 

von Alice Schwarzer

ISBN 9783462054361
Ausgabe 3. Auflage
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Umfang: 480 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 08.10.2020
Preis: € 25,70

Kurzbeschreibung des Verlags:

Rückblick, Bilanz, Ausblick.
Nachdem Alice Schwarzer 2011 im »Lebenslauf« ihre Herkunft, ihre Kindheit und Jugend sowie die frühen Jahre als Journalistin geschildert hat, berichtet sie nun über die großen Themen ihres Lebens und ihrer Arbeit, durch die sie über Jahrzehnte ein ganzes Land geprägt hat und noch prägt: Ihre Kämpfe gegen Gewalt an Frauen und Kindern, gegen die Männerjustiz, das Abtreibungsverbot, Sexismus, Pornografie und Prostitution– und für eine »Vermenschlichung der Geschlechter« sowie die Aufhebung der Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern sind legendär. Motto: »Die Hälfte der Welt für die Frauen – die Hälfte des Hauses für die Männer!« Durch Alice Schwarzers lebendig erzählten Rückblick auf 50 Jahre wird das Ausmaß ihrer politischen Interventionen sichtbar, bis hin zu MeToo und der Kritik am politischen Islam. Ohne sie sähe das heutige Deutschland anders aus. Immer wieder hat Alice Schwarzer mit spektakulären TV-Streitgesprächen etwa mit Esther Vilar (1975) oder Verona Feldbusch (2001) Geschichte geschrieben, genauso wie mit ihren Büchern, der Gründung der Zeitschrift Emma (1977) oder ihren öffentlichen Aktionen gegen den §218 (»Ich habe abgetrieben«) und »PorNO«. Und immer wieder stand auch sie selbst im Mittelpunkt heftiger medialer Aus-einandersetzungen über ihre Person. Ein Buch voller Erinnerungen, Begegnungen (u.a. mit Angela Merkel), Einblicken in ihr Leben und ihre Positionen bis hin zu den heutigen Debatten. Plus ein Anhang mit Schlüssel-Texten von Alice Schwarzer aus den letzten 50 Jahren.

FALTER-Rezension

Was hat Frau Merkel geschafft?

Alice Schwarzer war kurz in Wien, für einen Dreh zu einem Dokumentarfilm über sie von Sabine Derflinger. Zeit für eine Melange mit dem Falter und ein Gespräch über die deutsche Wahl, die scheidende Kanzlerin Angela Merkel, die von dieser verwaltete Flüchtlingskrise und die neuen totalitären Tendenzen an den Universitäten.

Falter: Frau Schwarzer, am 26. September wird in Deutschland gewählt. Muss man als Feministin bei Annalena Baerbock ankreuzen?

Alice Schwarzer: Nein, man muss gar nichts. Ich habe noch nie einen Menschen gewählt, weil der Mensch eine Frau ist. Wenn ich allerdings die Wahl hätte zwischen einem Mann und einer Frau, bei gleicher Qualität, würde ich die Frau wählen.

Sie sagen, die Grünen haben derzeit keine feministische Agenda?

Schwarzer: Die Grünen sagen gerne, sie hätten „den Feminismus in der DNA“, aber das genügt nicht. Wir haben in der aktuellen Emma die Parteiprogramme verglichen und den drei Kanzlerkandidaten 20 gleiche Fragen gestellt – Baerbock fällt da im Vergleich zu ihren Mitbewerbern leider nicht als hervorragend feministisch auf.

Immerhin musste der grüne
Co-Parteichef Robert Habeck auf die Spitzenkandidatur verzichten, weil er der Mann war.

Schwarzer: Tja … Diese Quoten sind, wie man an dem Beispiel sieht, grundsätzlich nicht unproblematisch. Ich sehe sie mittlerweile kritisch. Die bessere Lösung wäre vermutlich, gezielt benachteiligte Gruppen, allen voran die Frauen, strukturell zu fördern. Habeck hat ja nie gesagt, er habe verzichtet, weil Baerbock die bessere Wahl sei, sondern weil sie eine Frau sei. Eine vergiftete pseudofeministische Geste. Das wendet sich jetzt gegen sie, indem man nun sagt: Er wäre eigentlich der bessere Kandidat gewesen, aber weil sie eine Frau sei … Und auch Habeck selbst lässt das mehr als durchblicken.

Kommen wir zu den grünen Inhalten.

Schwarzer: Natürlich ist Baerbock für Ganztagskrippen und -schulen und für gleichen Lohn. Bei den heiklen Fragen aber, und da denke ich etwa an die Sexualpolitik, sind die Grünen aus meiner Sicht hochproblematisch. Zum Beispiel die Prostitution. Für sie ist das „Sexarbeit“ – ein Beruf wie jeder andere. Ich weiß nicht, was sich die privilegierten Frauen in Berlin-Mitte dabei denken. Ist denen wirklich nicht klar, dass 95 Prozent der Frauen in der Prostitution aus den ärmsten Ländern der Welt kommen, aus Osteuropa, Afrika? Diese Ausbeutung! Prostituierte sind heute, durchaus im Sinne von Fanon, die „Verdammten dieser Erde“, die Ärmsten der Armen. Darüber hin­aus ist Prostitution ein Kernthema im Verhältnis der Geschlechter. Eine Gesellschaft, in der man Frauen kaufen kann, kann niemals emanzipiert sein. Die Akzeptanz von Prostitution macht alle Frauen zum käuflichen Geschlecht und vergiftet die Fantasie der Männer, auch derjenigen, die der Versuchung widerstehen, Freier zu sein. Der Freier kauft ja nicht Sex, er kauft Macht.

Wäre es bei der SPD anders? Deren Spitzenkandidat Olaf Scholz wirbt mit dem Spruch „Ich kann Kanzlerin“.

Schwarzer: In allen sexualpolitischen Fragen plappert die SPD den Grünen nach. Sie hält das vermutlich für modern. Leider. Obwohl Scholz klug ist, und ich glaube wirklich Feminist. Zumindest sagt er das schon lange. Aber letztendlich bleibt auch er bei den Fragen, die mich vorrangig interessieren, vage. Zum Beispiel bei der Debatte um den Gender-Pay-Gap. Ja verdammt noch einmal, Deutschland ist seit vielen Jahrzehnten das Schlusslicht in Europa, wir liegen sogar hinter Rumänien. Warum? Weil wir das Land der „Rabenmütter“ sind. Es gilt immer noch: Eine gute Mutter bleibt zuhause bzw. macht heutzutage­ Teilzeit. Weil es auch im Jahr 2021 immer noch nicht ausreichend Krippen, Kindergärten und Ganztagsschulen gibt. Es ist ein strukturelles Problem – und das muss behoben werden. Aber das haben lange auch die Konservativen, hat die CDU/CSU verhindert.

Die Ära Merkel geht zu Ende. Was hat sie denn für die Frauen getan?

Schwarzer: Angela Merkel hat gezeigt, dass eine Frau es kann – ohne sich bei den Männern anzubiedern. Es gibt ein Davor und ein Danach.

Das hat Margaret Thatcher auch schon.

Schwarzer: Nein, Thatcher hat die Domina gemimt. Und sie hat eine menschenfeindliche Politik gemacht, nur im Interesse des Geldes. Das hat Merkel nicht, auch wenn es zunächst, 2005, so aussah. Ihr CDU-Kontrahent Merz hat einmal gesagt: „Merkel ist der beste sozialdemokratische Kanzler, den Deutschland je hatte.“ Er hat das ironisch und beleidigend gemeint, aber ich finde, es ist ein Kompliment. Merkel ist über 16 Jahre durch die unterschiedlichsten Krisen gegangen. Sie hat versucht, sachorientiert und mit Anstand zu regieren. Sie hat weder das Weibchen gespielt noch den Kerl gemimt. Das bringt ja auch nichts. Wenn die Jungs Wettpissen machen, sind wir eh draußen. Sie ist ihren eigenen Weg gegangen. Praktisch, bequem; die flachen Schuhe, die Hosen, die Jacketts. Aber es stimmt: Sie hätte offensiver sein können als Frau.

Oder als Frauenpolitikerin …

Schwarzer: Das meine ich. Doch immerhin hat sie 2005 sofort eine andere Familienpolitik möglich gemacht. Die damalige Familienministerin und heutige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen konnte mit Merkels Unterstützung eine sehr moderne Frauen- und Familienpolitik umsetzen. Merkel hat auch einen neuen Stil eingeführt in Berlin: sachorientiert, bescheiden, respektvoll. Frauen durften ja unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer den Mund gar nicht erst aufmachen.

Merkel hat vor sechs Jahren diesen einen Satz gesagt: „Wir schaffen das.“ Haben wir es geschafft?

Schwarzer: Da müssen wir präzisieren, was geschafft werden sollte. In einem hat Merkel auf jeden Fall dramatisch versagt: bei der Unterscheidung zwischen Islam, dem Glauben, und Islamismus, der Ideologie. Ich habe im Frühsommer zusammen mit dem Wissenschaftszentrum Berlin eine Allensbach-Umfrage initiiert, die zwischen Islam und Islamismus unterschieden hat. Und da ist herausgekommen, dass der Prozentsatz der echten Rassisten, die etwas gegen den Islam als Religion oder Muslime an sich haben, ziemlich gering ist, also eine einstellige Prozentzahl. Aber eine gewaltige Mehrheit verspürt ein enormes Unbehagen in Bezug auf die islamistische Agitation. Seit den 90ern versucht ja der politische Islam, auch im Westen seine Werte zu infiltrieren. Das geht von der Akzeptanz der Scharia im Familienrecht über die Trennung der Geschlechter in der Schule bis zur Forderung des Kopftuchs für Lehrerinnen, ja sogar zur Akzeptanz der Burka im öffentlichen Raum. In unserer repräsentativen Allensbach-Studie sind 61 Prozent der Menschen für ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und 90 Prozent für ein generelles Burkaverbot! Und die Politik? Dass es überhaupt noch Frauen im Westen gibt, die die Burka „freiwillig“ tragen, statt sie sich spätestens angesichts des Dramas in Afghanistan solidarisch vom Leib zu reißen, ist für mich schwer nachvollziehbar.

Die damalige türkis-blaue Regierung hat in Österreich die Burka verboten – das war vor allem auch eine populistische Geste.

Schwarzer: Populistisch? Es ist schlimm genug für die Linke, dass sie sich über diese Gefahr keine Gedanken zu machen scheint. Damit lassen wir auch die Millionen aufgeklärter Musliminnen und Muslime auf der Welt im Stich, die die ersten Opfer dieser Fanatiker sind. Die christlichen Fundamentalisten sind nicht besser, die haben zu 80 Prozent Trump gewählt. Außerdem ist es ein Wahnsinnsproblem, dass da jetzt mit einem Schlag hunderttausende junge Männer aus Ländern hergekommen sind, in denen Frauenrechte schon qua Gesetz nicht existieren; in denen Gewalt gegen Frauen und Kinder die Norm ist. Verschärfend hinzu kommt: Diese Männer sind oftmals durch Bürgerkriege brutalisiert und traumatisiert. Als Opfer oder Täter – oder beides.

Sie haben das Buch „Der Schock – die Silvesternacht in Köln“ herausgegeben. Hat sich Ihr Schock im Nachhinein etwas relativiert?

Schwarzer: Im Gegenteil. Ich kann das im Mai 2016 erschienene Buch heute, fünf Jahre später, veröffentlichen, ohne auch nur ein Komma zu ändern. Alle Fakten und Analysen stimmen. Was ist denn in der Kölner Silvesternacht passiert? Über 600 Frauen haben nach der Nacht Anzeige wegen sexueller Gewalt erstattet. 95 Prozent waren jüngere Männer aus islamischen Ländern, vor allem aus Marokko und Algerien, das ich gut kenne. Ich habe ja 2018 ein ganzes Buch über „Meine algerische Familie“ geschrieben. Das Motiv dieser Männer war Frauenhass; sie wollten die Frauen aus dem öffentlichen Raum verjagen, so wie sie das auch in Kairo auf dem Tahrir-Platz getan haben. Das sind junge Männer, die zuhause in ihren Ländern keine Chance haben. Sie kommen überwiegend – legitimerweise, was das Motiv angeht – aus wirtschaftlichen Gründen. Sie erhoffen sich ein besseres Leben. Sie sind gewohnt, dass Frauen in ihren Ländern Untermenschen sind. Jetzt kommen sie zu uns, es geht ihnen schlecht, und sie sollen nun auch noch die Frauen als gleichberechtigt akzeptieren. Zusätzlich werden sie in den Moscheen von Islamisten verhetzt. Die predigen, dass das Huren sind, die da abends auf die Straße gehen. Und da soll es Rassismus sein, wenn man das benennt? Das Gegenteil ist rassistisch: wenn man es nicht sagt! Wenn man diesen jungen Männern einen gönnerhaften Freibrief gibt, Stil „Die sind so. Bei denen ist das nun mal so!“. Damit gibt man ihnen ja auch nicht die Chance, sich zu ändern, das Unrecht zu begreifen und dazuzulernen. Wie der Koautor von „Schock“, der Algerier Kamel Daoud, der von den Islamisten mit dem Tode bedroht wird, so treffend gesagt hat: Die vielen tausend Kilometer, die diese jungen Männer nach Europa mit ihren Füßen gegangen sind, müssen sie nun auch noch im Kopf gehen, um wirklich bei uns anzukommen.

Jetzt würden viele Ihrer Kritiker einwenden, dass wir uns zu stark auf die Flüchtlinge konzentrieren. Auf dem Oktoberfest gehe es auch nicht anders zu.

Schwarzer: Ja, ich kenne dieses gerade in unserem Fall ziemlich komische Argument. Wer, wenn nicht die Emma, schreibt seit über 40 Jahren über die Männergewalt?! Die hat leider keine Hautfarbe, keine Klasse und keinen Glauben – Männergewalt gegen Frauen und Kinder ist universell. Nur bei uns sehen wir das hierzulande nach 50 Jahren Feminismus immerhin kritisch – und schließen gewalttätigen Männern die Türen, bevor sie loslegen. Aber in diesen enthemmt patriarchalen Kulturen wird die Gewalt gegen Frauen auch noch stolz öffentlich demonstriert.

Sie verwenden keinen Genderstern in Ihrem Buch. Warum?

Schwarzer: Ich bin Journalistin, ich arbeite mit Sprache. Sprache ist mein Stoff. Sicher, Sprache spiegelt und beeinflusst die Machtverhältnisse. Aber ich finde, mit Sternchen und Unterstrichen verhunzt man die Sprache. Wir bei Emma benutzen das Binnen-I. Auch eine Krücke.

Selbst bei uns in der Redaktion würden jetzt einige einwenden, dadurch werden die Geschlechter und die Diversität in einer Gesellschaft nicht sichtbar gemacht.

Schwarzer: Wollen wir mal auf dem Teppich bleiben. „Geschlechter nicht sichtbar gemacht“ – also es gibt in dieser Welt vor allem biologische Männer und Frauen und eine verschwindende biologische Minderheit dazwischen. Und dann kommt noch eine Minderheit dazu, früher 0,002 Prozent der Bevölkerung, die einen ernsthaften seelischen Konflikt haben. Sie fühlen sich „im falschen Geschlecht“. Das kann bis zu Selbstverstümmelungen führen. Ich war schon in den 80er-Jahren dafür, dass diese Transsexuellen ihren Personenstand wechseln können. 1991 haben laut einer sexualwissenschaftlichen Studie 1100 Transsexuelle in Deutschland gelebt. Heute beträgt die Zahl der Menschen, vor allem der Mädchen, die sich für transsexuell halten, das Hundertfache. Jede sehr verständliche Geschlechtsrollenirritation – Mädchen, die Fußball spielen oder sich in ihre Freundin verlieben – wird schon als Transsexualität interpretiert. Mit der Folge von lebenslangen Hormongaben und schweren körperlichen Eingriffen. Grüne und SPD plädieren in ihren Parteiprogrammen dafür, dass man schon ab 14 das Geschlecht wechseln kann, ohne die eigenen Eltern auch nur zu informieren. Das ist unverantwortlich. Wir Feministinnen sind mit dem Anspruch angetreten, die Geschlechterrollen (Gender) abzuschaffen, für die die Biologie (Sex) nur der Vorwand ist. Sicher, von diesem Ziel sind wir leider auch im Westen noch weit entfernt, und in Ländern wie Afghanistan Lichtjahre. Aber in unserem Kulturkreis haben wir immerhin inzwischen die Freiheit, es zu versuchen. Was ich begrüße. In meinen Texten können Sie seit 1971 tausendmal den Satz lesen: „Mein Ziel ist, dass Männer und Frauen Menschen werden“, also dass die Geschlechterrollen abgeschafft werden, das biologische Geschlecht Menschen nicht länger definiert. Dass Frauen sich zugestehen können, sogenannte männliche Eigenschaften zu haben, und Männer, dass sie sogenannte weibliche haben.

Das heißt, die Kategorie bleibt Frau und nicht FLINT*?

Schwarzer: Ich weiß, so ist von politisch Korrekten in Österreich eine 14-Jährige bezeichnet worden, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden ist. Diese Szenesprache nimmt ja schon zynische Züge an. Wir haben früher, in den 70ern und 80ern, repressive Sprache und Herrschaftssprache kritisch analysiert. Das ist Herrschaftssprache. Verschleiernd und unverständlich. Kein Mensch auf der Straße versteht das.

Das heißt, die Linke hat mit dieser Szenesprache ihr eigenes Kirchenlatein geschaffen und mit dem Begriff des „strukturellen Rassismus“ die Erbsünde wiederentdeckt?

Schwarzer: Sie sagen es treffender, als ich es sagen könnte.

Und gepredigt wird mit dem Rücken zum Volk?

Schwarzer: Genau so ist es. Und das Schlimme ist, dass dieser ganze Quatsch jetzt dem guten alten Feminismus auf die Füße fällt. Die sprechen im Namen des Feminismus, was ich unerhört finde. Und die Menschen glauben, dass die Feministinnen alle verrückt geworden sind.

Beim letzten Wien-Besuch wollten Aktivistinnen Ihren Auftritt an der Angewandten verhindern, weil Sie sich, so die ÖH, „sexarbeitsfeindlich, transphob und antimuslimisch“ geäußert hätten. Hat Sie das überrascht?

Schwarzer: Diese Leute, die hinten rumgegrölt haben, sind wenige Minuten später zwei Etagen höher gegangen zu einem Auftritt von Kübra Gümüşay, der elegantesten Vertreterin eines sehr orthodoxen Islam in Deutschland. Tief verschleiert, man sieht nichts, kein sündiges Haar, keinen sündigen Körper, nur ihren Laptop und ihre pastellfarbenen Tücher. Anfang der 70er erkannte man die geschulten Marxisten, Maoisten und Trotzkisten nicht nur an der Sprache, sondern auch an ihrem völlig unberührbaren Auftritt. Die sagten immer das Gleiche und waren nicht zu erschüttern. Heutzutage stelle ich bei manchen meiner Kritiker und Kritikerinnen dasselbe fest.

Die bekannte französische Journalistin und Feministin Caroline Fourest hat die Art und Weise, wie Leute auf den Unis ausgeladen werden oder nicht auftreten dürfen, mit den Terrorprozessen der 30er-Jahre in Moskau verglichen. Das ist ein ziemlich harter Vorwurf. Würden Sie so weit gehen?

Schwarzer: Caroline ist nicht zufällig eine Freundin. Ich unterstreiche jedes Wort ihres letzten Buches „Generation beleidigt“. Wir haben es ja auch in Emma vorabgedruckt. Ich bin in Paris Mitglied eines sogenannten Salons, wo Intellektuelle kontroverse Fragen diskutieren. Eines der Themen ist der politische Islam. Etliche Professorinnen­ und Professoren von der Sorbonne haben Finsteres zu berichten: Tabus, Sprachverbote, Hetzkampagnen. Also das erreicht fast das Niveau von Houellebecqs „Unterwerfung“.

Erleben wir eine Rückkehr einer sehr totalitär oder eindimensional agierenden Linken – unter dem Deckmantel der Diversität?

Schwarzer: Ja, die Reste der autoritären und totalitären Linken sammeln sich in diesem Becken. Hinzu kommen jetzt die neuen Identitären und die selbsterklärten Antirassisten. Von diesen Kreisen wird ja auch der politische Islamismus geleugnet, ja propagiert.

Aber was ist dagegen einzuwenden, wenn eine junge, selbstbewusste Frau sagt: Ich habe eine gute Ausbildung, ich möchte das Kopftuch tragen, das sind meine Kinder, der Mann wäscht auch ab …

Schwarzer: … und dann kommt schon wieder die Alice Schwarzer und sagt: Das darfst du nicht anziehen! Hahaha! Worum aber geht es wirklich? Nicht um die einzelnen Individuen, sondern um ein politisches Symbol. In den 60er-Jahren gab es schon eine Million Türken in Deutschland. Sie waren konservativ, kamen vom Land. Doch weder haben wir da ein Kopftuch gesehen – höchstens bei einer Bäuerin, wie in Kärnten oder in Bayern –, noch war vom Islam die Rede. Ich glaube, wenn bei Ford der Dieter den Willi gefragt hätte: Du, hör mal, der Mohammed, was hat der eigentlich für eine Religion? – Dann hätte der gesagt: Du, ich weiß nicht, ich frag den mal. Also: Es gab kein Kopftuch, kein öffentliches Beten oder Fasten. Religion war Privatsache! Dann kam – mit Khomeini – Anfang der 80er das weltweite Erstarken des politischen Islam. Und ab Mitte der 90er hatten die Islamisten, die im Gegensatz zu uns anderen sehr gut organisiert sind mit Milliarden Petrodollars, einen Unterwanderungsplan. Seither sehen wir auch verstärkt Kopftücher, für die Islamisten den Eltern so manches Mal sogar Geld geben. Doch lassen Sie mich zwei Ebenen unterscheiden: die subjektive und die objektive. Die Frauen, die in unseren Gesellschaften Kopftuch tragen, tun das, sagen sie, „freiwillig“. Doch es gibt auch den Druck von Familien, von der Community. Diesen Frauen aber will ich keineswegs das Kopftuchtragen verbieten. Das werden Sie bei mir noch nirgendwo gelesen oder gehört haben. Ich will aufklären, über die politische Bedeutung des Kopftuchs im 21. Jahrhundert.

Die da wäre?

Schwarzer: Der politische Islam hat von der ersten Stunde an das Kopftuch zur zentralen Frage gemacht, zu seiner Flagge. Ein paar Wochen nach der Machtergreifung 1979 hat Khomeini die Frauen nachhause geschickt: runter von der Straße, raus aus den Universitäten, den Büros, zieht euch erst einmal anständig an! Denn: Die Haare und der Körper einer Frau sind Sünde, und sie muss das bedecken, um die Männer nicht zu reizen. Es wird Sie jetzt nicht so wahnsinnig überraschen, dass eine Feministin das befremdlich finden und kritisieren muss. Ich rede also über die politische Bedeutung des Kopftuchs und werte nicht das einzelne Individuum, dessen Motive sind vielfältig.

Frau Baerbock entschuldigte sich, dass sie das N-Wort ausgesprochen hatte, und zwar in antirassistischer Motivation.

Schwarzer: Es ist zwar komisch, dass sie sich für ein kritisches Zitat entschuldigen soll, aber es ist absolut richtig, dass man das nicht mehr sagt! Das war immer schon diskriminierend gemeint und ist es weiterhin. Ich finde es erleichternd, dass wir jetzt auch in Bezug auf den Rassismus eine Sensibilität in der Sprache haben.

Die Influencerin DariaDaria hat in einem Schwimmbad zu einem Mädchen- und Frauenbadetag eingeladen. Hätten Sie sich das auch gewünscht?

Schwarzer: Es ist dann wünschenswert, wenn ich beide Möglichkeiten habe: das gemischte Bad und das Frauenbad. Ich verstehe das Bedürfnis vor allem junger Frauen, die da im Visier sind, ihre Ruhe zu haben. Aber perspektivisch träume ich nicht von zwei oder mehreren getrennten Welten für die Geschlechter oder Hautfarben oder Kulturen etc. Denn als Universalistin in­ter­es­sieren mich die Gemeinsamkeiten von Menschen viel mehr als ihre Unterschiede – ohne diese zu leugnen. Ich träume von einer Welt für Menschen.

Eva Konzett in Falter 36/2021 vom 10.09.2021 (S. 22)

Posted by Wilfried Allé Friday, September 10, 2021 10:19:00 AM Categories: Autobiographien Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
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Wenn dein Land nicht mehr dein Land ist 

oder Sieben Schritte in die Diktatur

von Ece Temelkuran

Übersetzung: Michaela Grabinger
ISBN 9783455011319
Verlag: Hoffmann und Campe
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 272 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 01.04.2019
Preis: € 14,40

Kurzbeschreibung des Verlags:

»Ein essenzielles Buch.« Margaret Atwood auf Twitter

»Ihr neues Buch ›Wenn dein Land nicht mehr dein Land ist‹ ist eine brillante Analyse.« ARD titel thesen temperamente

Eine scharfsinnige und weitsichtige Analyse der weltweiten Entdemokratisierung und ein engagierter Aufruf zur Verteidigung der Demokratie.
Ob Erdoğans Türkei, die Brexit-Entscheidung oder eine weitere europäische Wahl, die Rechtspopulisten neue Rekordwerte eingebracht hat: Populismus ist zur globalen Krankheit geworden. Mit seismographischem Gespür fahndet Ece Temelkuran nach seinen Ursachen und macht sieben wiederkehrende Schritte aus, zu denen Möchtegern-Diktatoren in aller Welt greifen, um an die Macht zu gelangen. Nachdrücklich schärft sie uns den Blick und lässt uns antidemokratische Tendenzen beizeiten erkennen. Ihr Buch ist eine eindringliche Aufforderung, ins Gespräch zu kommen über das, was notwendig ist, wenn wir weiterhin friedlich zusammenleben wollen.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.04.2019

Heimatvertriebene
Die Journalistin Ece Temelkuran, die in der Türkei nicht mehr erwünscht ist, klagt über den Aufstieg von Autokraten und warnt vor politischer Abstinenz.
Das Exil sei eine Krankheit, „unter anderem deswegen, weil man das Gefühl hat, dauernd an einer Wunde zu leiden, die einen erinnert, dass man etwas verloren hat, dass einem etwas weh tut“, schrieb die Schriftstellerin Hilde Spiel, die 1936 von Wien nach London emigrierte. Die Türkin Ece Temelkuran kennt den Phantomschmerz der Heimat-Amputierten. Von Izmir, wo sie 1973 geboren wurde, sieht sie gerade noch den Lichtschein am Nachthimmel, wenn sie auf einer griechischen Insel Freunde trifft. Näher kann sie ihrer Heimat nicht mehr kommen. Aber die Journalistin und Juristin hatte ihr Land schon verloren, bevor sie die Türkei verließ.
Die schleichende Entfremdung beschreibt sie in ihrem jüngsten Buch. Temelkuran ist bitter, zynisch und emotional, und sie verbirgt dies nicht. Bevor es zu düster wird, erinnert sie sich immer wieder an Szenen von entlarvender Komik. Etwa wenn sie auf die „Partei-Girlies“ trifft, die neureichen Frauen der aktuellen politischen Elite, die sich „den Vergnügungen des neuen Osmanentums“ hingeben und im Porsche vor einem Lokal mit Bosporusblick vorfahren. Als der Kellner dort die Autorin bemerkt, flüstert er ihr zu: „Sie setzen sich besser in eine andere Ecke.“
Ein paar Jahre zuvor wurde auch Temelkuran noch von den Aufsteigerinnen umworben. Jede Woche lade man eine „Frau aus dem anderen Lager“ ein, erfährt sie bei einer Frauenversammlung der regierenden AKP. Temelkuran sagte: „Nein danke.“ Jedes soziale, religiöse oder politische Projekt nehme sich stets die Frauen vor, versuche, sie seinem ideologischen Outfit anzupassen, schreibt sie. Und siehe, nicht selten gelingt das auch. Temelkuran hat aber nicht nur die Türkei im Blick, sie sucht auch andernorts nach Ähnlichkeiten, nach Sympathien für das Autoritäre. „Der Rechtspopulismus ist eine globale Bewegung“, schreibt sie, das Buch soll die Aufmerksamkeit auf Abgründe lenken, die sich unter den Fundamenten der verschiedensten Gesellschaften auftun können. So berichtet sie aus Donald Trumps Amerika und von Begegnungen mit Brexiteers und denkt die Türkei immer mit. Ein absolutistischer Populismus, der für sich in Anspruch nimmt, das „wahre Volk“ zu vertreten, und Politiker, die grundanständige Begriffe wie „Respekt“ und „Würde“ so lange verbiegen, bis sie nur noch für einen Teil des Volkes gelten – Temelkuran kennt das alles aus dem eigenen Land und findet es wieder in EU-Staaten wie Ungarn oder Polen.
Die neuen Autokratien brauchen keinen „Ismus“ mehr, es reicht ein unumstrittenen Mann an der Spitze. Nur dessen persönlich gegebene Versprechen zählen, und nach jedem Haken, den der Anführer schlägt, müssten seine Anhänger herausfinden, welches Verhalten nun angesagt ist. Politik mit der „Hundepfeife“ nennt Ece Temelkuran das. Selbstkritisch fragt sie sich, wie es so weit kommen konnte. Und wo das Rettende ist.
Was ihr einfällt: Wer etwas verändern wolle, dürfe nicht am Rand bleiben, nicht bloß Zuschauer sein, gefesselt ans Smartphone. Den Luxus, nicht politisch aktiv zu sein, gebe es für all jene nicht, die ihr Land nicht eines Tages auch verlieren wollten. Temelkuran hat mehrere erfolgreiche Romane verfasst, auch in ihren Sachbüchern nutzt sie ihr poetisches Talent, sie sind mehr Essay als abgeklärte Analyse. Etwa zehn Jahre lang schrieb sie Kolumnen für große türkische Zeitungen und moderierte bis 2011 eine Sendung in einem Privatkanal. Sie verlor ihren Job, als sie die Regierung nach einem tödlichen Zwischenfall im türkisch-irakischen Grenzgebiet kritisierte. Dabei wurden 34 überwiegend junge kurdische Schmuggler durch ein Bombardement aus der Luft getötet. Die Armee beharrte, sie habe sie für Kämpfer der militanten PKK gehalten. Nach dem Putschversuch vom Juli 2016 beklagte die Journalistin auch den zerstörerischen Einfluss des Predigers Fethullah Gülen.
Temelkuran lebt inzwischen in Zagreb. Wie einst die Exilantin Hilde Spiel schreibt sie jetzt auf Englisch. Im Original trägt ihr Buch den Untertitel: „The Seven Warning Signs of Rising Populism“. Das ist genauer als „Sieben Schritte in die Diktatur“, wie es in der deutschen Ausgabe heißt. Denn Temelkurans Anklageschrift macht ja gerade klar, dass der Rechtspopulismus im Fake-News-Zeitalter anders funktioniert als die klassische Diktatur der Einparteienherrschaft im alten Ostblockstil. „Nicht der Kaiser drängt dich an den Rand“, schreibt Temelkuran, das besorgen schon dessen Untertanen. Es ist eine „grauenhafte zermürbende Morallosigkeit, die zur Suche nach einem Anderswo zwingt“.
CHRISTIANE SCHLÖTZER

Posted by Wilfried Allé Sunday, August 1, 2021 11:27:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Der entzauberte Staat 

Was Deutschland aus der Pandemie lernen muss

von Moritz Schularick

ISBN 9783406777820
Verlag: C.H.Beck
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Umfang: 140 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 15.07.2021
Preis: € 14,40

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

WAS IN DER CORONA-KRISE FALSCH LIEF UND WAS SICH ÄNDERN MUSS
Wie soll ein Staat, der es nicht schafft, Lüfter in die Klassenzimmer seiner Schulen einzubauen, im kommenden Jahrzehnt den komplexen ökologischen Umbau der Wirtschaft steuern? Dafür brauchen wir einen vorausschauenden, risikobereiten und handlungsstarken Staat, der die richtigen Anreize setzt und in neuen Situationen flexibel reagieren kann. Also genau das, was uns in der Pandemie fehlte. Dieses Buch zeigt die Defizite im Management der Krise auf und beschreibt, was sich ändern muss, wenn wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen wollen.
Im Frühjahr 2020 schien Deutschland die Pandemie vorbildlich zu bewältigen. Doch ein Jahr später war von der Selbstzufriedenheit nicht mehr viel übrig. Die Defizite in der Leistungsfähigkeit des Staates waren nicht mehr zu leugnen. Die Politik stolperte durch die Krise und verlor sich in Detailregelungen, als es darauf ankam, eine Strategie für das Land zu entwickeln und die alles entscheidende Impfstoffproduktion zu beschleunigen. Sie scheute das Risiko, obwohl Abwarten und Zögern letztlich das viel riskantere Vorgehen war. Schaut man genauer hin, so zeigten sich ähnliche Probleme bereits in vorherigen Krisen, etwa der globalen Finanzkrise und der Eurokrise. Deutschland tut sich schwer, wenn Entscheidungen gefällt werden müssen, für die es kein Regelbuch gibt. Es droht die Gefahr, dass Europa im Vergleich zu China und den USA erneut zum Krisenverlierer wird. Doch das ist nicht das einzige Problem. Denn die Pandemie war auch ein Probelauf für die Herausforderungen, die im nächsten Jahrzehnt beim Klimawandel auf uns zukommen. Wir brauchen in Zukunft einen leistungsfähigeren Staat, mehr Pragmatismus und auch das Selbstvertrauen, unkonventionelle Wege zu beschreiten. Denn in einer sich rasch ändernden Welt gehen wir nicht auf Nummer sicher, wenn wir so weitermachen wie bisher, sondern indem wir besser darin werden, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren.
Corona und die Konzeptlosigkeit der deutschen Politik

Was andere Länder besser machen

Wie wir aus den Fehlern lernen können
 

FALTER-Rezension

Der inkompetente Staat

Von Impfstoffbeschaffung bis Kurzarbeit: Der deutsche Ökonom Moritz Schularick zieht Lehren aus der Covid-Krise

In der Covid-Pandemie halten die kommenden Krisen ihre Generalprobe. Im Urteil Moritz Schularicks, Professor an der Universität Bonn und einer der wichtigsten deutschsprachigen Makroökonomen, gab es bei diesem Test der staatlichen Handlungsfähigkeit Deutschlands mehr Schatten als Licht.
Dabei begann alles recht erfolgreich, was mit ein paar Einschränkungen auch für Österreich gilt: Die erste Covid-Welle im Frühjahr 2020 wurde mit einem raschen Lockdown relativ gut bewältigt. Schularick betont die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems und des Sozialstaats, der eine Sternstunde erlebte.
Die in beiden Ländern in großem Stil eingesetzte Kurzarbeit rettete zahllose Arbeitsplätze. Dennoch stieg die Arbeitslosigkeit in Österreich zunächst drei Mal so stark wie in Deutschland, auch weil viele Tourismusbetriebe kündigten, statt in Kurzarbeit zu gehen. Auch der Sozialstaat zeigte da und dort Lücken: Etwa im Fehlen einer Erwerbslosenversicherung oder von Kurzarbeitsregelungen für kleine Selbstständige und Kulturschaffende.
In der zweiten Covid-Welle im Herbst 2020 wurden die Versäumnisse offensichtlicher. Etwa in den fehlenden Entlüftungsanlagen in Schulen, deren Einbau nicht einmal vor der vierten Covid-Welle gelang. In vielen Regionen funktionierte das Testen nicht, Kontaktverfolgung und Quarantäneüberwachung blieben löchrig.
Schularick geht mit den Fehlern bei der Impfstoffbeschaffung besonders scharf ins Gericht. Deutschland, Österreich und die EU waren an niedrigen Preisen interessierte Kunden statt auf raschen Aufbau von Produktionskapazitäten drängende Partner der Industrie. Die Administration Biden in den USA hingegen stellte auf Corona-Kriegswirtschaft um und griff dirigistisch in die Impfstoffproduktion ein.

Ach, Tirol!
Ein besonders kostspieliger Denkfehler besteht im angeblichen Zielkonflikt zwischen Wirtschaft und Gesundheit. Lockdowns werden verschleppt, Öffnungen zu früh umgesetzt, weil das wirtschaftlich notwendig sei.
Doch Schularick zeigt, wie ein entschiedener Lockdown mit dem Ziel niedriger Inzidenzen auch wirtschaftlich sinnvoll ist, weil er kurzfristig wenig Wirtschaftsaktivität kostet und mittelfristig viel mehr ermöglicht.
Er beklagt die Probleme politischer Entscheidungsfindung, Verwaltungsroutinen, Föderalismus, Langsamkeit und Einfluss mächtiger Lobbys (ach, Tirol!). Es fehlen die Digitalisierung in Verwaltung und Schulen, Daten und institutionalisierte Zusammenarbeit mit problemorientierter Forschung. Der deutsche Staat ist ungenügend auf Handeln in unerwarteten Situationen, auf „Reagieren ohne Betriebsanleitung“ eingestellt.
Schularick führt das auch auf die deutsche Spargesinnung zurück: Sparsamkeit galt gerade beim Staat als wichtigste Sekundärtugend des 21. Jahrhunderts. „Schwarze Null“ und „Schuldenbremse“ behinderten Digitalisierung und Ausbau öffentlicher Infrastruktur. Dies könnte sich bei der Bearbeitung der nächsten Krisen, von Klima bis Ungleichheit, aufs Neue rächen. Angesichts der enormen Herausforderungen und der historisch niedrigen Zinsen ist ein Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik notwendig.
Erfreulicherweise gibt es diesen in Berlin und in Brüssel: Finanzminister Olaf Scholz drängt, beraten von einem Kreis exzellenter und pragmatischer Ökonominnen und Ökonomen, auf starke öffentliche Investitionen gegen die Krisen, etwa in Form des EU-Wiederaufbaufonds.

Sparen als Glaubenssatz
Bitter, wie parallel dazu Österreich an wirtschaftspolitischer Kompetenz abbaut: Lange für aktive Wirtschaftspolitik, hohe Investitionen und starken Sozialstaat gerühmt, verkündet die Bundesregierung nun Spargesinnung als Glaubenssatz und bremst bei EU-Offensiven für Investitionen und Sozialstandards. Gleichzeitig lag das Budgetdefizit wegen oft überfördernder und intransparenter Unternehmenshilfen doppelt so hoch wie in Deutschland – und dennoch explodierte die Zahl der meist armutsgefährdeten Langzeitarbeitslosen.
Moritz Schularick verlangt angesichts der Erfahrungen in der Covid-Pandemie ein „Upgrade“ für den Staat. Um unter Unsicherheit verlässlich handeln zu können, sind bessere Daten, engere Vernetzung mit der Wissenschaft, leistungsfähige Verwaltung sowie öffentliche Interventions- und Investitionsbereitschaft nötig.
Es geht nicht um mehr oder weniger Staat, sondern um einen handlungsfähigen und kompetenten Staat, der die neuen Herausforderungen ebenso gezielt wie pragmatisch angeht. Das gilt wohl gleichermaßen für Österreich.

Markus Marterbauer in Falter 30/2021 vom 30.07.2021 (S. 19)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, July 28, 2021 6:50:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
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Politik für alle 

Hannah Arendt lesen in unsicheren Zeiten

von Ned O'Gorman

ISBN 9783312012107
Übersetzung: Stephanie Singh
Verlag: Nagel & Kimche
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Umfang: 360 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 17.05.2021
Preis: € 24,70

Kurzbeschreibung des Verlags:

Ein zeitgemäßer Zugang zu Hannah Arendts Denken
- In der heutigen Zeit denken viele, dass wir mit weniger statt mehr Politik besser dran wären. Ned O’Gorman sieht das anders. Mit Hannah Arendt argumentiert er für ein Mehr an Politik. Politik ist für Arendt nicht die letztgültige Lösung für das gedankenlos Böse, doch stellt sie ein wichtiges Gegenmittel dar – weil sie uns dazu aufruft, mit anderen, die sich von uns unterscheiden, zu reden. Politik besteht in der Auseinandersetzung mit Menschen, die anders sind als wir, in der Einbeziehung anderer Sichtweisen und Bedürfnisse und in der Vermeidung von gedankenlosen Vorurteilen und instinktiven Reaktionen.
Was machen wir aus der Tatsache unseres Zusammenlebens? Eben dies ist laut Arendt die entscheidende politische Frage. O’Gorman macht Hannah Arendts Gedankengänge allen verständlich und setzt sie dabei gewinnbringend in Bezug zur heutigen Zeit.

FALTER-Rezension

Warum Politik mehr als ein „Game of Thrones“ ist

Politik erzeugt Elend, Depression, Apathie, Empörung und Wut. Diesen Gemeinplatz möchte Ned O’Gorman mit seinem Buch widerlegen. Es heißt „Politik für alle. Hannah Arendt lesen in unsicheren Zeiten“, denn für seine Ehrenrettung der Politik ruft der Professor für Kommunikationswissenschaften der Universität Illinois die deutsch-amerikanische Philosophin als Kronzeugin auf.

Hannah Arendt (1906–75) vertrat den Standpunkt, dass Politik nicht nur wenige angehe, die Politiker, Privilegierten, Reichen, Durchtriebenen oder Experten – sondern alle. O’Gorman nennt sein Buch deswegen eine „Verteidigungsschrift für jene Menschen, die den Glauben an die Politik verloren haben“ – und deren kennt er selbst persönlich viele. Trotzdem sieht er die Situation nicht als hoffnungslos an, denn Politik sei ein Weg, ein „Merkmal des Zusammenlebens“, und kein Ziel – und müsse deswegen immer von neuem in Angriff genommen werden.

„Politik ist letztlich die Kunst, in Freiheit und Gleichheit mit anderen zusammenzuleben“, definiert O’Gorman. Damit sei die Politik nicht das Problem, sondern Teil der Lösung, ein Heilmittel gegen das „gedankenlose Böse“, dem Arendt den berühmten Begriff der „Banalität des Bösen“ verliehen hat.

O’Gorman bedauert, dass Politik in den Medien, aber auch in Serien wie „Game of Thrones“ so oft als ein bloßes Spiel um Macht, Intrigen, Lügen, Manipulation und Herrschaftsstreben dargestellt wird. Vieles von dem, was wir heute Politik nennen, sei nur die Korruption von Politik, meint O’Gorman, deswegen brauche es nicht weniger, sondern eine bessere Politik.

Politik bedeute aber noch mehr: das in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung prominent erwähnte Verfolgen von Glück, das zu den unveräußerlichen Rechten gezählt wird. Aber privates Glück, so lautete die Hauptthese von O’Gorman, hängt vom öffentlichen Glück ab – und ein gelingendes öffentliches Leben von der Freiheit und Gleichheit der an ihm Teilnehmenden. Man könne Politik nicht entgehen, man könne sie nur „konstruktiver oder destruktiver machen, demokratischer (als Vorrecht der Bürger) oder oligarchischer (als Privileg der Wenigen) gestalten“.

Eine konstruktive Politik beruhe auf Denken, Sprechen und Handeln. Sie ereignet sich, „wenn Menschen frei als Gleiche zusammenkommen und gemeinsam Anliegen im Gespräch oder handelnd begegnen“ – und das auch oder gerade in Krisenzeiten, betont O’Gorman, wo statt auf politische häufig auf technologische oder wirtschaftliche Lösungen gesetzt würde.

Autoritarismus, Zwang, Effizienz und Kontrolle stellt O’Gorman mit Arendt das „Wunder“ einmaliger, unvorhersehbarer Handlungen entgegen, dem Glauben in die freien Märkte des Kapitalismus, die in Wahrheit volatil und destruktiv sein könnten, eine Wiedergewinnung des Begriffs von Politik, der auf Argumenten und der Verantwortung einer frei gebildeten Meinung beruht. Politisches Handeln müsse immer auf Überzeugung beruhen und stelle somit das Gegenteil von Gewalt und Manipulationen dar. Vielmehr sei die Politik ein Raum, in dem die Menschen die Freiheit hätten, unterschiedlicher Meinung zu sein.

Gormans gut verständliche Ausführungen lassen sich auch als Einführung in das Denken einer der profiliertesten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts lesen, weniger als ein Buch über Hannah Arendt denn als ein „arendtianisches Buch“ – in jedem Fall aber stellen sie aber eine optimistische, Mut machende Bestimmung der Politik als „Kunst der freien Kooperation und Koordination und des Kompromisses“ dar. In Krisenzeiten notwendiger denn je.

Kirstin Breitenfellner in Falter 29/2021 vom 23.07.2021 (S. 15)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, July 21, 2021 6:17:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
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Ich habe einen Namen 

Eine Geschichte über Macht, Sexualität und Selbstbestimmung

von Chanel Miller

ISBN 9783550200809
Ausgabe: 2. Auflage
Verlag: Ullstein Buchverlage
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 480 Seiten
Format: Hardcover
Übersetzung: Yasemin Dinçer, Hannes Meyer, Corinna Rodewald
Erscheinungsdatum: 22.10.2019
Preis: € 20,60

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

»EIN BUCH, DAS HOFFNUNG GIBT. MÖGE CHANEL MILLERS MUT ANSTECKEND SEIN.« Margarete Stokowski
Unter dem Pseudonym Emily Doe verlas sie vor Gericht einen Brief an den Mann, der sie nach einer Party an der Stanford University vergewaltigt hatte und zu nur sechs Monaten Haft verurteilt worden war. Der Text erreichte Millionen Menschen weltweit, der Kongress debattierte über den Fall, der zuständige Richter wurde abgesetzt, und man änderte die Gesetze in Kalifornien, um Opfer zu schützen. Wortmächtig beschreibt Chanel Miller, wie es sich anfühlt, den eigenen Körper wie eine Jacke abstreifen zu wollen. Wie unsere Gesellschaft über den Alkoholkonsum, die Kleidung und das Liebesleben von Frauen urteilt. Ihre Geschichte zeigt, dass Sprache die Kraft hat, zu heilen und Veränderungen herbeizuführen.

Der New-York-Times-Bestseller - jetzt auf Deutsch.

Pressestimmen

»Eine wunderbar geschriebene, kraftvolle und wichtige Geschichte … Dieses Buch verdient es, überall gelesen zu werden—und vor allem sollte die nächste Generation junger Männer es lesen…« New York Times  
»Chanel Miller hat ein Talent für eindringliche Sätze« Süddeutsche Zeitung  
»In einer Welt, in der immer noch zu viele Überlebende sexueller Gewalt ihre Erfahrungen für sich behalten und ihr eigenes Leid herunterspielen müssen … nimmt Ich habe einen Namen eine wichtige Position ein; die Autorin beweist darin ihre schillernde Präsenz und lässt sich nicht länger schmälern. Trotz allem stimmt die Lektüre hoffnungsvoll.« Guardian
»[Millers] Stil ist zugänglich und effektvoll, ihr komödiantisches Talent … scheint selbst in dieser düsteren Erzählung durch, ihre Metaphern … sind kristallklar« Vogue

FALTER-Rezension

Bei einer Party an der Universität Stanford wurde Chanel Miller 2015 von einem Studenten vergewaltigt. Ihr Statement, das sie vor Gericht vorlas, erschien anonym auf Buzzfeed und verbreitete sich viral. In ihrer Autobiografie erzählt die heute 29-jährige Miller im Plauderton und zugleich berührend ehrlich, wie der Übergriff selbst und der langwierige Gerichtsprozess ihr Leben veränderten.

Anna Goldenberg in Falter 28/2021 vom 16.07.2021 (S. 21)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, July 14, 2021 10:52:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Machtmaschinen 

Warum Datenmonopole unsere Zukunft gefährden und wie wir sie brechen

von Thomas Ramge , Viktor Mayer-Schönberger

ISBN 9783867746519
Verlag: Murmann Publishers
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 208 Seiten, 2. Auflage
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 13.10.2020
Preis: € 20,60

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Digitalen Superstarfirmen ist es in den vergangenen zwanzig Jahren gelungen, die meisten und relevantesten Daten auf ihren Servern zu zentralisieren. Diese Datenmonopole mögen zwar gut für die Aktionäre von Facebook, Amazon und Google sein, aber sie sind schlecht für den Fortschritt. Denn damit wir Alzheimer besiegen, die Bahn pünktlich machen und Armut erfolgreich bekämpfen können, müssen alle Zugriff auf Daten haben – vom Wissenschaftler über den innovativen Mittelständler bis zum Sozialarbeiter. Es wird also Zeit, die datenreichen Superstarfirmen zu verpflichten, ihre Datenschätze mit anderen zu teilen – und Datenschutz neu zu denken. Thomas Ramge und Viktor Mayer-Schönberger fordern eine Abkehr vom Datenschutz deutscher Prägung und machen sich stark für eine Datennutz-Grundverordnung, die für unseren Wohlstand so notwendig wie die Datenschutz-Grundverordnung für unsere bürgerlichen Rechte ist.
„Machtmaschinen“ ist ein ökonomisch kluges, technisch kompetentes und politisch streitbares Buch für eine neue Kultur des Daten-Teilens.

Viktor Mayer-Schönberger im Interview ->

Posted by Wilfried Allé Tuesday, July 6, 2021 5:31:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Der Semmering 

Eine exzentrische Landschaft

von Wolfgang Kos

ISBN 9783701735075
Verlag: Residenz
Genre: Sachbücher/Geschichte/Regionalgeschichte, Ländergeschichte
Umfang: 384 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 01.06.2021
Preis: € 34,00

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Als erste Gebirgsbahn stellt die 1854 eröffnete Strecke über den Semmering ein technisches und ästhetisches Monument von Weltrang dar. Ein entlegenes Gebiet wurde zur Bühne effektvoller Landschaftsinszenierungen, der Semmering zur Elitemarke des mitteleuropäischen Tourismus. Auf dem „Balkon von Wien“ traf sich eine moderne großstädtische Oberschicht zwischen Villen und Grandhotels. Der Glanzzeit um 1900 folgten zahlreiche Krisen und Comebacks. Heute stellt sich die Frage nach Zukunftschancen jenseits der Nostalgie. Der Kulturhistoriker Wolfgang Kos erzählt die konfliktreiche Geschichte einer exzentrischen Landschaft, die Reichenau an der Rax ebenso umfasst wie Mürzzuschlag. Eine spannende Reise durch die Jahrhunderte.

FALTER-Rezension

Die Eroberte Landschaft

Die Adria auf 1000 Metern Seehöhe, das war die Idee des 1932 eröffneten „Alpenstrandbads“ auf dem Semmering. Da das kühle Klima ein echtes Freibad nicht erlaubte, bauten die Architekten eine 40 Meter lange Glaswand, die sich bei Schönwetter öffnen ließ. Meeressand und Quellwasser, wilde Berge und geschützte Behaglichkeit: Auf dem Semmering, und in diesem Fall in der Attraktion des Hotels Panhans, hoben sich Gegensätze auf. Auch heute noch staunt man über diesen Geniestreich touristischer Planung.

Der Autor, Historiker und ehemalige Direktor des Wien Museums Wolfgang Kos widmet dem Semmering eine umfassende Studie. Wie in einem Leporello, einem Faltbuch, fügt Kos in „Semmering. Eine exzentrische Landschaft“ Bild an Bild und Erzählung an Erzählung und entwickelt so ein historisches Panorama. Munter von Disziplin zu Disziplin springend, vermittelt er den Ort als Laboratorium der Moderne. Brutale Landnahme geht einher mit romantischer Naturverklärung, rustikale Sentimentalität mit technischem Fortschritt.

In zahlreichen Tiefenbohrungen analysiert Kos die symbolische Ordnung der Landschaft. Er spürt die feinen Unterschiede zwischen aristokratischen und bürgerlichen Gästen auf und hält fest, wenn Heimattümelei in Fremdenhass übergeht. Das Buch ist mehr als eine Chronik. Es ist der Versuch, ein Jahrhundert unter das Mikroskop zu legen.

Kos begann sich um 1980 mit dem Ort zu beschäftigen. Er war damals ein auf Popmusik spezialisierter Radiojournalist, der den Semmering bis dahin vor allem aus den Erzählungen des eisenbahnbegeisterten Vaters kannte. Die seit Jahrzehnten andauernde Abwärtsspirale hatte damals ihren Tiefpunkt erreicht. Ausflüge führten in das zum Gespenst gewordene Südbahnhotel, das ebenso wie die anderen drei Grand Hotels leer stand. Ein Schild warnte vor herabstürzenden Dachziegeln, in den Räumen türmten sich Gebirge von Matratzen und demontierten Lustern. Die Holzkonstruktion des legendären Alpenstrandbads beim Hotel Panhans war eine Ruine.

In der Zeit düsterer New-Wave-Visionen übte der Lost Place eine morbide Faszination aus. Eine Fotografin schlug vor, im Südbahnhotel ein Erholungsheim für Punks einzurichten. Kos gab sich mit der Leichenbeschau nicht zufrieden und begann zu recherchieren.

Im Jahr 1992 breitete der studierte Historiker das Material in der Landesausstellung „Die Eroberung der Landschaft“ aus, die in Gloggnitz stattfand, einer der Nachbargemeinden des Semmerings. Hier griff der Kurator das vom Ausstellungsmacher Harald Szeemann (1933–2005) entwickelte Konzept auf, mehrere Stränge – Gesellschaft, Kultur, Politik – zu verknüpfen. Die Schau erzählte vom Elend der Arbeiter, die Tunnel in den Felsen trieben und Abgründe mit Steinbrücken überspannten. „Die Eroberung der Landschaft“ rief auch die Begeisterung in Erinnerung, die bereits der Bau der Eisenbahnstrecke auf den Semmering in den Jahren von 1848 bis 1854 auslöste.

Hunderttausende Fahrgäste erlebten die bis dahin als unwirtlich geltende Landschaft als theatralisches Spektakel. Die Anbindung an die Metropole war die Voraussetzung für die erst um 1880 einsetzende touristische Erschließung des Semmerings, der bis dahin nicht mehr als die topografische Bezeichnung für eine Passhöhe war. Die von Kos kuratierte Schau löste jene bis heute anhaltende Diskussion aus, wie sich ein von Geschichte überfrachteter und dennoch merkwürdig geschichtsloser Ort revitalisieren lässt.

„Man konnte zwischen Reichenau und Semmering ältere Damen treffen, die in überdimensionierten Villen residierten und im Winter nur ein Zimmer bewohnten, weil sie die Heizkosten nicht aufbringen konnten“, erinnert sich Kos. Wenn er angesichts vernachlässigter Landhäuser lästige Fragen stellte, hieß es, die Besitzer seien wahrscheinlich in Mexiko: „Arisierung und Vertreibung der Juden waren verdrängt.“

In „Der Semmering. Eine exzentrische Landschaft“ geht Kos vertraute Pfade ab. Er beginnt mit dem Bau der Eisenbahn, einer der großen Ingenieursleistungen des industriellen Zeitalters. Bereits 1842 erreichte der Zug Gloggnitz am Fuße des Semmerings, das sich zum „Tor zu den Alpen“ entwickelte. Die Streckenbetreiber verzeichneten 1846 bereits 1,2 Millionen Passagiere, in erster Linie „Vergnügungszügler“. Man war, so ein Reiseführer von 1842, „noch mit dem Staub der Residenzstadt bedeckt“, aber „zugleich schon mitten in der Alpennatur“ und bereit zum „großen Körper- und Seelenbade“.

Gloggnitz und Reichenau entwickelten sich zu Zentren der Sommerfrische. Der Eindruck eines entspannten Rückzugs trügt, denn die Städter brachten ihre sozialen Konventionen mit. Wie später auf dem Semmering fand hier die sogenannte zweite Gesellschaft, das aufstrebende jüdische Bürgertum, eine neue, historisch relativ unbelastete Bühne. Unternehmer und Bankiers bauten Villen und spazierten mit Komponisten und Schriftstellern. Auf Wanderungen und bei Kaffeekränzchen wurden Kontakte geknüpft und Ehen eingefädelt. Die Ringstraße, Symbol der gründerzeitlichen Expansion Wiens, fand eine alpine Spielwiese. Am Beispiel zweier imposanter Gebäude, der kaiserlichen Villa Wartholz und des von Baron Nathaniel Rothschild in Auftrag gegebenen Schlosses Hinterleiten, beschreibt Kos den Wettbewerb um Rang und Aussicht. Rax und Schneeberg bildeten die malerische Kulisse für diese Urszene der Freizeitgesellschaft.

Der Semmering beschleunigte das süße Nichtstun, machte aus geduldigen Sommerfrischlern gestresste Kurzurlauber. Die Gäste brachten Arbeit und Gewohnheiten mit ins Gebirge, Industrielle, Bankiers und Künstler kamen selten ohne Aktenmappe ins glamouröse Homeoffice. „Der Reiz bestand darin, der Natur im Abendkleid und mit dem Sektglas in der Hand gegenüberzutreten“, schreibt Kos. Clevere Gründer wie der Hotelier Vinzenz Panhans stellten eine moderne Infrastruktur zur Verfügung: Telefon und Telegrafenamt beschleunigten die Kommunikation, Ski- und Rodelpisten und Österreichs erster Golfplatz lockerten den täglichen Rhythmus von Spaziergang, Besuch und Souper auf.

Das Buch entziffert die oft rätselhaften Fassaden, die sich keinem bestimmten Stil zuordnen lassen. Es beschreibt die Erfindung der Semmeringvilla als wilde Kombination aus Tiroler und Schweizer Elementen, zwischen denen durchaus auch ein gotischer Tupfer Platz fand. Soziologie mit Ideologiegeschichte verknüpfend, blendet Kos den kritischen Sound ein, der den Einbruch von Urbanität in die ehemals bäuerliche Umgebung begleitete.

Er berichtet vom Kopfschütteln des Schriftstellers Peter Rosegger (1843–1918), der in der nahen „Waldheimat“ die Auflösung der Scholle erlebte, die Fabrikschloten wich: „Heute stellt sich das Semmeringgebiet so dar, dass man nicht weiß, ist es ein Land mit Stadthäusern oder eine Stadt von Landhäusern.“ In den 1920er-Jahren erfasst der Gegensatz zwischen Konservativismus und Fortschritt auch diese künstliche Enklave. Die arbeitende Bevölkerung begehrte gegen das Regime der Luxusbetriebe auf, die ersten Nazis protestierten gegen das jüdische „Schlemmering“.

Für seine Expeditionen wählte Kos ein gemächliches Tempo. Er ist weniger Gipfelstürmer als Bankerlhocker, lässt sich von Ortskundigen die Wasserrohre zeigen, die der Fürst Liechtenstein für einen längst verschwundenen künstlichen Wasserfall bauen ließ, oder die versenkte Deckenbeleuchtung im neusachlichen Foyer des Südbahnhotels. Er stöbert in alten Reiseführern und Prospekten, um die Schlagwörter auszugraben, die diesen Nicht-Ort definierten, vom „Dorado für Sportler“ bis zum „Zauberberg“. 1930 textet eine Werbung für den Golfplatz kühl: „9 holes, 1000 m Seehöhe, 90 km von Wien.“

Die literarischen Darstellungen durch berühmte Gäste wie den Wiener Dramatiker Arthur Schnitzler (1862–1932) trugen zum Mythos bei. In der Textsammlung „Semmering 1912“ des Dichters und Bohemiens Peter Altenberg (1859–1919) findet Kos eine stimmige Beschreibung ohne Klischees. Altenberg feiert das Schmelzwasser, das von den Dachrinnen tropft, und den Schneesturm, „der in das Gesicht nadelt und staubt“. Was Kos über Altenbergs Stil schreibt, lässt sich auf seinen eigenen Ansatz übertragen: „Kleinigkeiten und kaum Bemerktes interessieren ihn grundsätzlich mehr als das Große und Ganze.“ Ohne die Feder zu tief ins Metaphernfass zu tauchen, gelingen ihm Kleinode der Beschreibung, etwa über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg: „In der biederen Emsigkeit der Wiederaufbaujahre zehrten Häuser wie das Panhans noch einmal von ihrem Unwirklichkeitsbonus.“

Wer heute die Höhenstraße, die die Villen und Hotels des Semmering verbindet, entlanggeht, wähnt sich auf einem Friedhof. Die großen Hotels sind geschlossen, auch das in den 1980er-Jahren erneuerte Hotel Panhans stellte seinen Betrieb ein. In den vergangenen Jahrzehnten kamen viele Investoren, die viel versprachen und wenig hielten. Architektonische Scheußlichkeiten zerstören die Aura, die die trotz aller Wunden doch beeindruckenden Bauwerke der Pionierzeit besitzen.

Der Historiker hält sich nicht mit Nostalgie auf. Ohne die traurige Gegenwart zu beschönigen, sucht Kos nach Chancen. So sei das Alleinstellungsmerkmal Großstadtnähe und erstklassige Verkehrsanbindung noch immer aktuell. In wenigen Jahren werden die internationalen Züge zwar in einem Tunnel verschwinden, aber die ÖBB möchten den Zugverkehr über die spektakuläre Trasse des genialen Ingenieurs Carl von Ghega (1802–1869) weiterführen. Der Titel Welterbe gibt dem Verkehrsbauwerk und seiner Umgebung zusätzliche Bedeutung. Mit dem Kultursommer Semmering gibt es ein reizvolles Festival, das die Fans von Theater und Musik auf den Berg holt. Auch die Wintersaison hat nicht ausgedient; der Zug hält nahe der Skipiste.

Kos empfiehlt Interventionen zeitgenössischer Architekten und Designer, um die Mottenkiste zu lüften. Er nennt Orte mit vergleichbaren Problemen und deren Lösungen, etwa Aussichtsrampen in den Tiroler Bergen oder Schweizer Modelleisenbahnen, die jährlich hunderttausende Besucher anziehen.

Noch ist der Semmering nicht verloren. Der Klimawandel steigert die Nachfrage nach kühlen Plätzen, das schlechte Image billiger Flugtickets macht das Bahnfahren attraktiv. Das lässt die Destination für Investoren reizvoll erscheinen. Einen ersten Schritt setzte der Grazer Hotelier Florian Weitzer, der das Kurhaus Semmering kaufte. Der stilbewusste Unternehmer erstand eine dieser dem Verfall preisgegebenen Megastrukturen, die, dezent renoviert, den Zeitgeist von Verlangsamung und Vintage treffen könnten.

In Anspielung auf „The Grand Budapest Hotel“, eine filmische Hommage des Regisseurs Wes Anderson an den Luxus der Belle Époque, nennt Weitzer das Kurhaus in Grand Semmering um. Auch für das zentrale Südbahnhotel zeichnet sich eine Lösung ab. Eine Gesellschaft, die bereits an der kroatischen Küste Hotels der Kaiserzeit renoviert, scheint an einem Kauf interessiert. Der ehemalige aristokratische Kurort Bad Gastein ging mit gutem Beispiel voran und versucht, die Historie mit attraktiver Gegenwart aufzuladen.

Wenn einiges gut aufgeht, könnte auch der Semmering wieder leben. „Die These, dass es am Semmering so viel Aufbruchstimmung gibt wie schon lange nicht, wird von vielen geteilt“, kommentiert der Semmeringkundler den Status quo, ohne seine Vorsicht zu verhehlen. In 40 Jahren Forschung hat Wolfgang Kos bereits zu viele Züge erlebt, die zu spät kamen oder erst gar nicht stehen blieben.

Matthias Dusini in Falter 27/2021 vom 09.07.2021 (S. 26)

Posted by Wilfried Allé Monday, July 5, 2021 9:18:00 AM Categories: Ländergeschichte Sachbücher/Geschichte/Regionalgeschichte
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Kind in Wien 

Ein Stadtführer für alle, die in Wien mit Kindern zu tun haben

EAN 9783854396888
Verlag: Falter Verlag
Reihe: Kleine Schlaue, Ratgeber/Lebenshilfe, Alltag/Adressbücher, Telefonbücher, Kursbücher, Einkaufsführer
Umfang: 592 Seiten, 35. Auflage
Erscheinungsdatum: 15.06.2021
Preis: € 16,50

Das Servicehandbuch informiert unter anderem über das Angebot an Kultur-, Freizeit- und Sportaktivitäten für Kinder in Wien – von Puppenbühnen über Museen und Sportstätten bis hin zu Sprachkursen für Kinder – sowie über Ausflugsziele in Niederösterreich und im Burgenland. 

Unentbehrlich für alle Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, Pädagoginnen und Pädagogen: Der Klassiker „Kind in Wien” liefert über 1000 Adressen, Tipps und konkrete Informationen, die das Leben von und mit Kindern in Wien schöner, abwechslungsreicher und einfacher machen.

Pressetext

Der unentbehrlich Klassiker für Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln, Pädagoginnen und Pädagogen. „Kind in Wien“ liefert über 1000 Adressen, Tipps und konkrete Informationen, die das Leben von und mit Kindern in Wien abwechslungsreicher und einfacher machen.

Das Servicehandbuch informiert unter anderem über das umfangreiche Angebot an Kultur-, Freizeit- und Sportaktivitäten für Kinder in Wien – vom Kindertheater in der Stadt bis zum Ausflugsziel im Grünen, vom Wildbadeplatz bis zum passenden Ort für die Kindergeburtstagsparty.
Weiters finden sich in „Kind in Wien“ Anregungen, Adressen, Telefonnummern und Öffnungszeiten zu den Themen:
▪ Kinderbetreuung: Babysitter, Tagesmütter, Kindergruppen, -krippen und -gärten
▪ Schulen: Privatschulen, Alternativschulen, Schulprojekte, Lernhilfe
▪ In Krisenfällen: Unterstützung und Beratung für Kinder und Eltern
▪ Krankes Kind: Notfalladressen, Diagnostik, Therapie
▪ Einkaufen für Kinder: Spielzeug, Kleidung, Kinderwägen, Secondhandshops
▪ Essen mit Kindern: Kinderfreundliche Restaurants und Lokale

Pressekontakt:
Sothany Kim
kim@falter.at
T: +43 1 53660 977

Posted by Wilfried Allé Monday, June 21, 2021 2:00:00 PM Categories: Alltag/Adressbücher Einkaufsführer Kleine Schlaue Kursbücher Ratgeber/Lebenshilfe Telefonbücher
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