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Freundschaft 

Autobiografie

von Michael Häupl

ISBN: 9783710605895
Ausgabe: 1. Auflage
Erscheinungsdatum: 31.01.2022
Umfang: 208 Seiten
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Format: Hardcover
Verlag: Brandstätter Verlag
Unterstützt von: Herbert Lackner
Preis: € 24,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Was muss passieren, damit ein niederösterreichischer Lehrersohn aus christlich-sozialem Haus Bürger­meister des Roten Wien wird? Michael Häupl erzählt in diesem Buch von seinen schwie­rigen Klos­ter­schul-Jahren, von sei­ner Lebens­ent­schei­dung zwi­schen Wis­sen­schaft und Poli­tik, von seinem Auf­stieg und von schmerz­lichen Nieder­lagen. Er nimmt uns mit hin­ter die Ku­lis­sen der öster­reichi­schen Innen­poli­tik und be­schreibt, woran die roten Kanz­ler Gusen­bauer, Fay­mann und Kern ge­schei­tert sind.
Erstmals geht Häupl auch auf die turbu­lenten Aus­ei­nander­setzungen in der Wiener SPÖ vor seiner Amt­süber­gabe an Michael Ludwig ein. Und er schreibt über die schwere Er­kran­kung nach seinem Rück­zug aus der Poli­tik. Michael Häupls klare poli­ti­sche Über­zeu­gungen und pri­vate Ein­blicke machen klar, warum die Popu­lari­tät des längst­die­nen­den Bür­ger­meis­ters bis heute un­ge­brochen ist.

FALTER-Rezension:

Michael Häupl blickt zurück Wie fühlt es sich an, nach un­glaub­lichen drei Jahr­zehn­ten in der Spitzen­po­li­tik auf­zu­hören? Michael Häupl, 72, ab 1993 Wiener SPÖ-Chef und von 1994 bis 2018 Wie­ner Bür­ger­meis­ter, be­schreibt es in seiner Auto­bio­grafie so. "Schon am ers­ten Abend ließ ich mein Handy demons­tra­tiv im Wohn­zimmer lie­gen und nahm es nicht, wie seit mehr als 20 Jahren üb­lich, mit ins Schlaf­zimmer. Es war für mich ein ge­wis­ser Akt der Be­freiung."

Häupl hat schon als aktiver Politiker gesagt, was er sich denkt. Inter­views mit ihm waren nie lang­weilig. Für seine Me­moiren, die er ge­mein­sam mit dem lang­jährigen Pro­fil-Journa­listen Herbert Lackner ver­fasst hat, hat er einen flot­ten, sehr gerad­lini­gen Er­zähl­stil ge­funden. Häupl war das eigent­liche rote Macht­zentrum, ohne sein Zutun wurde kein Par­tei­vor­sitzen­der ge­kürt. Aber er spielt seine Rolle auch im Nach­hinein be­wusst runter. Tief­schür­fende Ana­lysen fin­den sich auf den knapp 200 Seiten nicht, dafür viele per­sön­liche, mit­unter auch spitze Be­obach­tungen zur öster­reichi­schen Innen­po­li­tik der letzten zwei Jahr­zehnte -und manch neuer Ein­blick und Bonmots.

Über SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schreibt Häupl etwa, dass es schon sein mag, dass sie "ins­be­son­dere im Män­ner­volk am Land nicht rasend reüs­siert. [...] Aber dort wird wenigs­tens an­er­kannt, dass sie eine attrak­tive Frau ist. Das ist bei Wei­tem nicht das, was ich mir als Reak­tion wün­schen würde, aber immer­hin." Kein gutes Haar lässt Häupl an Peter Pilz, den er aus Stu­den­ten­tagen kennt ("Ich habe nur nicht den Streit um des Streites willen ge­sucht - ich war nie ein Peter Pilz") und Ex-ÖVP-Chef Sebas­tian Kurz ("Sozia­listen­fres­ser. Ich ver­wende dieses Wort nicht als Be­schimpfung, wie er glaubt, son­dern als Befund"). Dafür streut er seiner ehe­ma­ligen Vize­bür­ger­meis­terin Maria Vassi­lakou Rosen. Bittere Worte findet Häupl für Ex-SPÖ-Chef Chris­tian Kerns Ab­gang. "Kern sagte, er habe die Kanzler­schaft ver­loren und des­halb gehe er jetzt. Meinem Poli­tik­ver­ständnis wider­sprach das völlig. Ich ver­stand es nicht. Über­dies er­fuhren wir es alle aus den Medien."

Barbaba Tóth in Falter 5/2022 vom 04.02.2022 (S. 19)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, February 2, 2022 4:59:00 PM Categories: Autobiographien Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
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Zu viel und nie genug 

Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf (deutsche Ausgabe von Too Much and Never Enough)

von Mary L. Trump

ISBN: 9783453218154
Ausgabe: Deutsche Erstausgabe
Verlag: Heyne
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Umfang: 288 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 12.08.2020
Übersetzung: Christiane Bernhardt, Pieke Biermann, Gisela Fichtl, Monika Köpfer, Eva Schestag
Preis: € 22,70

Kurzbeschreibung des Verlags:

Das wahre Gesicht von Donald Trump – intime Details aus der Familiengeschichte des US-Präsidenten
Mary L. Trump, Nichte des US-Präsidenten und promovierte klinische Psychologin, enthüllt die dunkle Seite der Familie Trump. Einen Großteil ihrer Kindheit verbrachte Mary im Hause ihrer Großeltern in New York, wo auch Donald und seine vier Geschwister aufwuchsen. Sie schildert, wie Donald Trump in einer Atmosphäre heranwuchs, die ihn für sein Leben zeichnete und ihn letztlich zu einer Bedrohung für das Wohlergehen und die Sicherheit der ganzen Welt machte.Als einziges Familienmitglied ist Mary Trump dazu bereit, aus eigener Anschauung die Wahrheit über eine der mächtigsten Familien der Welt zu erzählen. Ihre Insiderperspektive in Verbindung mit ihrer fachlichen Ausbildung ermöglicht einen absolut einmaligen Einblick in die Psyche des unberechenbarsten Mannes, der je an der Spitze einer Weltmacht stand.
»Anstößig, bissig und gut recherchiert – und zugleich doch eine fesselnde Erzählung.« —The Guardian »Nach vielen, vielen Trump-Büchern ist dieses tatsächlich unentbehrlich.« — Vanity Fair

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.08.2020

Mit diesem Buch ist es Donald Trumps Nichte Mary L. Trump gelungen, das Verhalten des Präsidenten vor dem Hintergrund seiner Erziehung verständlich zu machen, findet Rezensentin Marlen Hobrack. Die Autorin zeigt Trumps fehlende Empathie und sein Anspruchsdenken als Resultat der Bevorzugung durch den soziopathischen Vater, der Donalds Bruder Freddy vor Donalds Augen beständig demütigte, so die Kritikerin. Nach der Lektüre versteht Hobrack allerdings noch immer nicht, wieso Millionen von Amerikanern Donald Trump für einen fähigen Präsidenten halten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.08.2020

Rezensent Claudius Seidl nimmt dieses Buch, das er zunächst vielleicht für überflüssig hielt, am Ende sehr ernst. Denn es hat ihm nicht nur das erzählt, was man durch genaues Hinsehen und -hören schon längst wusste, erklärt er. Vielmehr schaffe es die Nichte Donald Trumps, teils womöglich unfreiwillig, so der Kritiker, die große Energie und das große Können ihres Onkels in Sachen Tricks, Blendung und Hochstapelei zum Schutz seiner selbst zu porträtieren. Leider ist er kein "Clown", lautet das Fazit des Rezensenten, sondern tatsächlich ein extrem gefährlicher Mann.

Posted by Wilfried Allé Sunday, December 5, 2021 11:22:00 AM Categories: Autobiographien Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
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Lebenswerk 

von Alice Schwarzer

ISBN 9783462054361
Ausgabe 3. Auflage
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Umfang: 480 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 08.10.2020
Preis: € 25,70

Kurzbeschreibung des Verlags:

Rückblick, Bilanz, Ausblick.
Nachdem Alice Schwarzer 2011 im »Lebenslauf« ihre Herkunft, ihre Kindheit und Jugend sowie die frühen Jahre als Journalistin geschildert hat, berichtet sie nun über die großen Themen ihres Lebens und ihrer Arbeit, durch die sie über Jahrzehnte ein ganzes Land geprägt hat und noch prägt: Ihre Kämpfe gegen Gewalt an Frauen und Kindern, gegen die Männerjustiz, das Abtreibungsverbot, Sexismus, Pornografie und Prostitution– und für eine »Vermenschlichung der Geschlechter« sowie die Aufhebung der Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern sind legendär. Motto: »Die Hälfte der Welt für die Frauen – die Hälfte des Hauses für die Männer!« Durch Alice Schwarzers lebendig erzählten Rückblick auf 50 Jahre wird das Ausmaß ihrer politischen Interventionen sichtbar, bis hin zu MeToo und der Kritik am politischen Islam. Ohne sie sähe das heutige Deutschland anders aus. Immer wieder hat Alice Schwarzer mit spektakulären TV-Streitgesprächen etwa mit Esther Vilar (1975) oder Verona Feldbusch (2001) Geschichte geschrieben, genauso wie mit ihren Büchern, der Gründung der Zeitschrift Emma (1977) oder ihren öffentlichen Aktionen gegen den §218 (»Ich habe abgetrieben«) und »PorNO«. Und immer wieder stand auch sie selbst im Mittelpunkt heftiger medialer Aus-einandersetzungen über ihre Person. Ein Buch voller Erinnerungen, Begegnungen (u.a. mit Angela Merkel), Einblicken in ihr Leben und ihre Positionen bis hin zu den heutigen Debatten. Plus ein Anhang mit Schlüssel-Texten von Alice Schwarzer aus den letzten 50 Jahren.

FALTER-Rezension

Was hat Frau Merkel geschafft?

Alice Schwarzer war kurz in Wien, für einen Dreh zu einem Dokumentarfilm über sie von Sabine Derflinger. Zeit für eine Melange mit dem Falter und ein Gespräch über die deutsche Wahl, die scheidende Kanzlerin Angela Merkel, die von dieser verwaltete Flüchtlingskrise und die neuen totalitären Tendenzen an den Universitäten.

Falter: Frau Schwarzer, am 26. September wird in Deutschland gewählt. Muss man als Feministin bei Annalena Baerbock ankreuzen?

Alice Schwarzer: Nein, man muss gar nichts. Ich habe noch nie einen Menschen gewählt, weil der Mensch eine Frau ist. Wenn ich allerdings die Wahl hätte zwischen einem Mann und einer Frau, bei gleicher Qualität, würde ich die Frau wählen.

Sie sagen, die Grünen haben derzeit keine feministische Agenda?

Schwarzer: Die Grünen sagen gerne, sie hätten „den Feminismus in der DNA“, aber das genügt nicht. Wir haben in der aktuellen Emma die Parteiprogramme verglichen und den drei Kanzlerkandidaten 20 gleiche Fragen gestellt – Baerbock fällt da im Vergleich zu ihren Mitbewerbern leider nicht als hervorragend feministisch auf.

Immerhin musste der grüne
Co-Parteichef Robert Habeck auf die Spitzenkandidatur verzichten, weil er der Mann war.

Schwarzer: Tja … Diese Quoten sind, wie man an dem Beispiel sieht, grundsätzlich nicht unproblematisch. Ich sehe sie mittlerweile kritisch. Die bessere Lösung wäre vermutlich, gezielt benachteiligte Gruppen, allen voran die Frauen, strukturell zu fördern. Habeck hat ja nie gesagt, er habe verzichtet, weil Baerbock die bessere Wahl sei, sondern weil sie eine Frau sei. Eine vergiftete pseudofeministische Geste. Das wendet sich jetzt gegen sie, indem man nun sagt: Er wäre eigentlich der bessere Kandidat gewesen, aber weil sie eine Frau sei … Und auch Habeck selbst lässt das mehr als durchblicken.

Kommen wir zu den grünen Inhalten.

Schwarzer: Natürlich ist Baerbock für Ganztagskrippen und -schulen und für gleichen Lohn. Bei den heiklen Fragen aber, und da denke ich etwa an die Sexualpolitik, sind die Grünen aus meiner Sicht hochproblematisch. Zum Beispiel die Prostitution. Für sie ist das „Sexarbeit“ – ein Beruf wie jeder andere. Ich weiß nicht, was sich die privilegierten Frauen in Berlin-Mitte dabei denken. Ist denen wirklich nicht klar, dass 95 Prozent der Frauen in der Prostitution aus den ärmsten Ländern der Welt kommen, aus Osteuropa, Afrika? Diese Ausbeutung! Prostituierte sind heute, durchaus im Sinne von Fanon, die „Verdammten dieser Erde“, die Ärmsten der Armen. Darüber hin­aus ist Prostitution ein Kernthema im Verhältnis der Geschlechter. Eine Gesellschaft, in der man Frauen kaufen kann, kann niemals emanzipiert sein. Die Akzeptanz von Prostitution macht alle Frauen zum käuflichen Geschlecht und vergiftet die Fantasie der Männer, auch derjenigen, die der Versuchung widerstehen, Freier zu sein. Der Freier kauft ja nicht Sex, er kauft Macht.

Wäre es bei der SPD anders? Deren Spitzenkandidat Olaf Scholz wirbt mit dem Spruch „Ich kann Kanzlerin“.

Schwarzer: In allen sexualpolitischen Fragen plappert die SPD den Grünen nach. Sie hält das vermutlich für modern. Leider. Obwohl Scholz klug ist, und ich glaube wirklich Feminist. Zumindest sagt er das schon lange. Aber letztendlich bleibt auch er bei den Fragen, die mich vorrangig interessieren, vage. Zum Beispiel bei der Debatte um den Gender-Pay-Gap. Ja verdammt noch einmal, Deutschland ist seit vielen Jahrzehnten das Schlusslicht in Europa, wir liegen sogar hinter Rumänien. Warum? Weil wir das Land der „Rabenmütter“ sind. Es gilt immer noch: Eine gute Mutter bleibt zuhause bzw. macht heutzutage­ Teilzeit. Weil es auch im Jahr 2021 immer noch nicht ausreichend Krippen, Kindergärten und Ganztagsschulen gibt. Es ist ein strukturelles Problem – und das muss behoben werden. Aber das haben lange auch die Konservativen, hat die CDU/CSU verhindert.

Die Ära Merkel geht zu Ende. Was hat sie denn für die Frauen getan?

Schwarzer: Angela Merkel hat gezeigt, dass eine Frau es kann – ohne sich bei den Männern anzubiedern. Es gibt ein Davor und ein Danach.

Das hat Margaret Thatcher auch schon.

Schwarzer: Nein, Thatcher hat die Domina gemimt. Und sie hat eine menschenfeindliche Politik gemacht, nur im Interesse des Geldes. Das hat Merkel nicht, auch wenn es zunächst, 2005, so aussah. Ihr CDU-Kontrahent Merz hat einmal gesagt: „Merkel ist der beste sozialdemokratische Kanzler, den Deutschland je hatte.“ Er hat das ironisch und beleidigend gemeint, aber ich finde, es ist ein Kompliment. Merkel ist über 16 Jahre durch die unterschiedlichsten Krisen gegangen. Sie hat versucht, sachorientiert und mit Anstand zu regieren. Sie hat weder das Weibchen gespielt noch den Kerl gemimt. Das bringt ja auch nichts. Wenn die Jungs Wettpissen machen, sind wir eh draußen. Sie ist ihren eigenen Weg gegangen. Praktisch, bequem; die flachen Schuhe, die Hosen, die Jacketts. Aber es stimmt: Sie hätte offensiver sein können als Frau.

Oder als Frauenpolitikerin …

Schwarzer: Das meine ich. Doch immerhin hat sie 2005 sofort eine andere Familienpolitik möglich gemacht. Die damalige Familienministerin und heutige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen konnte mit Merkels Unterstützung eine sehr moderne Frauen- und Familienpolitik umsetzen. Merkel hat auch einen neuen Stil eingeführt in Berlin: sachorientiert, bescheiden, respektvoll. Frauen durften ja unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer den Mund gar nicht erst aufmachen.

Merkel hat vor sechs Jahren diesen einen Satz gesagt: „Wir schaffen das.“ Haben wir es geschafft?

Schwarzer: Da müssen wir präzisieren, was geschafft werden sollte. In einem hat Merkel auf jeden Fall dramatisch versagt: bei der Unterscheidung zwischen Islam, dem Glauben, und Islamismus, der Ideologie. Ich habe im Frühsommer zusammen mit dem Wissenschaftszentrum Berlin eine Allensbach-Umfrage initiiert, die zwischen Islam und Islamismus unterschieden hat. Und da ist herausgekommen, dass der Prozentsatz der echten Rassisten, die etwas gegen den Islam als Religion oder Muslime an sich haben, ziemlich gering ist, also eine einstellige Prozentzahl. Aber eine gewaltige Mehrheit verspürt ein enormes Unbehagen in Bezug auf die islamistische Agitation. Seit den 90ern versucht ja der politische Islam, auch im Westen seine Werte zu infiltrieren. Das geht von der Akzeptanz der Scharia im Familienrecht über die Trennung der Geschlechter in der Schule bis zur Forderung des Kopftuchs für Lehrerinnen, ja sogar zur Akzeptanz der Burka im öffentlichen Raum. In unserer repräsentativen Allensbach-Studie sind 61 Prozent der Menschen für ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und 90 Prozent für ein generelles Burkaverbot! Und die Politik? Dass es überhaupt noch Frauen im Westen gibt, die die Burka „freiwillig“ tragen, statt sie sich spätestens angesichts des Dramas in Afghanistan solidarisch vom Leib zu reißen, ist für mich schwer nachvollziehbar.

Die damalige türkis-blaue Regierung hat in Österreich die Burka verboten – das war vor allem auch eine populistische Geste.

Schwarzer: Populistisch? Es ist schlimm genug für die Linke, dass sie sich über diese Gefahr keine Gedanken zu machen scheint. Damit lassen wir auch die Millionen aufgeklärter Musliminnen und Muslime auf der Welt im Stich, die die ersten Opfer dieser Fanatiker sind. Die christlichen Fundamentalisten sind nicht besser, die haben zu 80 Prozent Trump gewählt. Außerdem ist es ein Wahnsinnsproblem, dass da jetzt mit einem Schlag hunderttausende junge Männer aus Ländern hergekommen sind, in denen Frauenrechte schon qua Gesetz nicht existieren; in denen Gewalt gegen Frauen und Kinder die Norm ist. Verschärfend hinzu kommt: Diese Männer sind oftmals durch Bürgerkriege brutalisiert und traumatisiert. Als Opfer oder Täter – oder beides.

Sie haben das Buch „Der Schock – die Silvesternacht in Köln“ herausgegeben. Hat sich Ihr Schock im Nachhinein etwas relativiert?

Schwarzer: Im Gegenteil. Ich kann das im Mai 2016 erschienene Buch heute, fünf Jahre später, veröffentlichen, ohne auch nur ein Komma zu ändern. Alle Fakten und Analysen stimmen. Was ist denn in der Kölner Silvesternacht passiert? Über 600 Frauen haben nach der Nacht Anzeige wegen sexueller Gewalt erstattet. 95 Prozent waren jüngere Männer aus islamischen Ländern, vor allem aus Marokko und Algerien, das ich gut kenne. Ich habe ja 2018 ein ganzes Buch über „Meine algerische Familie“ geschrieben. Das Motiv dieser Männer war Frauenhass; sie wollten die Frauen aus dem öffentlichen Raum verjagen, so wie sie das auch in Kairo auf dem Tahrir-Platz getan haben. Das sind junge Männer, die zuhause in ihren Ländern keine Chance haben. Sie kommen überwiegend – legitimerweise, was das Motiv angeht – aus wirtschaftlichen Gründen. Sie erhoffen sich ein besseres Leben. Sie sind gewohnt, dass Frauen in ihren Ländern Untermenschen sind. Jetzt kommen sie zu uns, es geht ihnen schlecht, und sie sollen nun auch noch die Frauen als gleichberechtigt akzeptieren. Zusätzlich werden sie in den Moscheen von Islamisten verhetzt. Die predigen, dass das Huren sind, die da abends auf die Straße gehen. Und da soll es Rassismus sein, wenn man das benennt? Das Gegenteil ist rassistisch: wenn man es nicht sagt! Wenn man diesen jungen Männern einen gönnerhaften Freibrief gibt, Stil „Die sind so. Bei denen ist das nun mal so!“. Damit gibt man ihnen ja auch nicht die Chance, sich zu ändern, das Unrecht zu begreifen und dazuzulernen. Wie der Koautor von „Schock“, der Algerier Kamel Daoud, der von den Islamisten mit dem Tode bedroht wird, so treffend gesagt hat: Die vielen tausend Kilometer, die diese jungen Männer nach Europa mit ihren Füßen gegangen sind, müssen sie nun auch noch im Kopf gehen, um wirklich bei uns anzukommen.

Jetzt würden viele Ihrer Kritiker einwenden, dass wir uns zu stark auf die Flüchtlinge konzentrieren. Auf dem Oktoberfest gehe es auch nicht anders zu.

Schwarzer: Ja, ich kenne dieses gerade in unserem Fall ziemlich komische Argument. Wer, wenn nicht die Emma, schreibt seit über 40 Jahren über die Männergewalt?! Die hat leider keine Hautfarbe, keine Klasse und keinen Glauben – Männergewalt gegen Frauen und Kinder ist universell. Nur bei uns sehen wir das hierzulande nach 50 Jahren Feminismus immerhin kritisch – und schließen gewalttätigen Männern die Türen, bevor sie loslegen. Aber in diesen enthemmt patriarchalen Kulturen wird die Gewalt gegen Frauen auch noch stolz öffentlich demonstriert.

Sie verwenden keinen Genderstern in Ihrem Buch. Warum?

Schwarzer: Ich bin Journalistin, ich arbeite mit Sprache. Sprache ist mein Stoff. Sicher, Sprache spiegelt und beeinflusst die Machtverhältnisse. Aber ich finde, mit Sternchen und Unterstrichen verhunzt man die Sprache. Wir bei Emma benutzen das Binnen-I. Auch eine Krücke.

Selbst bei uns in der Redaktion würden jetzt einige einwenden, dadurch werden die Geschlechter und die Diversität in einer Gesellschaft nicht sichtbar gemacht.

Schwarzer: Wollen wir mal auf dem Teppich bleiben. „Geschlechter nicht sichtbar gemacht“ – also es gibt in dieser Welt vor allem biologische Männer und Frauen und eine verschwindende biologische Minderheit dazwischen. Und dann kommt noch eine Minderheit dazu, früher 0,002 Prozent der Bevölkerung, die einen ernsthaften seelischen Konflikt haben. Sie fühlen sich „im falschen Geschlecht“. Das kann bis zu Selbstverstümmelungen führen. Ich war schon in den 80er-Jahren dafür, dass diese Transsexuellen ihren Personenstand wechseln können. 1991 haben laut einer sexualwissenschaftlichen Studie 1100 Transsexuelle in Deutschland gelebt. Heute beträgt die Zahl der Menschen, vor allem der Mädchen, die sich für transsexuell halten, das Hundertfache. Jede sehr verständliche Geschlechtsrollenirritation – Mädchen, die Fußball spielen oder sich in ihre Freundin verlieben – wird schon als Transsexualität interpretiert. Mit der Folge von lebenslangen Hormongaben und schweren körperlichen Eingriffen. Grüne und SPD plädieren in ihren Parteiprogrammen dafür, dass man schon ab 14 das Geschlecht wechseln kann, ohne die eigenen Eltern auch nur zu informieren. Das ist unverantwortlich. Wir Feministinnen sind mit dem Anspruch angetreten, die Geschlechterrollen (Gender) abzuschaffen, für die die Biologie (Sex) nur der Vorwand ist. Sicher, von diesem Ziel sind wir leider auch im Westen noch weit entfernt, und in Ländern wie Afghanistan Lichtjahre. Aber in unserem Kulturkreis haben wir immerhin inzwischen die Freiheit, es zu versuchen. Was ich begrüße. In meinen Texten können Sie seit 1971 tausendmal den Satz lesen: „Mein Ziel ist, dass Männer und Frauen Menschen werden“, also dass die Geschlechterrollen abgeschafft werden, das biologische Geschlecht Menschen nicht länger definiert. Dass Frauen sich zugestehen können, sogenannte männliche Eigenschaften zu haben, und Männer, dass sie sogenannte weibliche haben.

Das heißt, die Kategorie bleibt Frau und nicht FLINT*?

Schwarzer: Ich weiß, so ist von politisch Korrekten in Österreich eine 14-Jährige bezeichnet worden, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden ist. Diese Szenesprache nimmt ja schon zynische Züge an. Wir haben früher, in den 70ern und 80ern, repressive Sprache und Herrschaftssprache kritisch analysiert. Das ist Herrschaftssprache. Verschleiernd und unverständlich. Kein Mensch auf der Straße versteht das.

Das heißt, die Linke hat mit dieser Szenesprache ihr eigenes Kirchenlatein geschaffen und mit dem Begriff des „strukturellen Rassismus“ die Erbsünde wiederentdeckt?

Schwarzer: Sie sagen es treffender, als ich es sagen könnte.

Und gepredigt wird mit dem Rücken zum Volk?

Schwarzer: Genau so ist es. Und das Schlimme ist, dass dieser ganze Quatsch jetzt dem guten alten Feminismus auf die Füße fällt. Die sprechen im Namen des Feminismus, was ich unerhört finde. Und die Menschen glauben, dass die Feministinnen alle verrückt geworden sind.

Beim letzten Wien-Besuch wollten Aktivistinnen Ihren Auftritt an der Angewandten verhindern, weil Sie sich, so die ÖH, „sexarbeitsfeindlich, transphob und antimuslimisch“ geäußert hätten. Hat Sie das überrascht?

Schwarzer: Diese Leute, die hinten rumgegrölt haben, sind wenige Minuten später zwei Etagen höher gegangen zu einem Auftritt von Kübra Gümüşay, der elegantesten Vertreterin eines sehr orthodoxen Islam in Deutschland. Tief verschleiert, man sieht nichts, kein sündiges Haar, keinen sündigen Körper, nur ihren Laptop und ihre pastellfarbenen Tücher. Anfang der 70er erkannte man die geschulten Marxisten, Maoisten und Trotzkisten nicht nur an der Sprache, sondern auch an ihrem völlig unberührbaren Auftritt. Die sagten immer das Gleiche und waren nicht zu erschüttern. Heutzutage stelle ich bei manchen meiner Kritiker und Kritikerinnen dasselbe fest.

Die bekannte französische Journalistin und Feministin Caroline Fourest hat die Art und Weise, wie Leute auf den Unis ausgeladen werden oder nicht auftreten dürfen, mit den Terrorprozessen der 30er-Jahre in Moskau verglichen. Das ist ein ziemlich harter Vorwurf. Würden Sie so weit gehen?

Schwarzer: Caroline ist nicht zufällig eine Freundin. Ich unterstreiche jedes Wort ihres letzten Buches „Generation beleidigt“. Wir haben es ja auch in Emma vorabgedruckt. Ich bin in Paris Mitglied eines sogenannten Salons, wo Intellektuelle kontroverse Fragen diskutieren. Eines der Themen ist der politische Islam. Etliche Professorinnen­ und Professoren von der Sorbonne haben Finsteres zu berichten: Tabus, Sprachverbote, Hetzkampagnen. Also das erreicht fast das Niveau von Houellebecqs „Unterwerfung“.

Erleben wir eine Rückkehr einer sehr totalitär oder eindimensional agierenden Linken – unter dem Deckmantel der Diversität?

Schwarzer: Ja, die Reste der autoritären und totalitären Linken sammeln sich in diesem Becken. Hinzu kommen jetzt die neuen Identitären und die selbsterklärten Antirassisten. Von diesen Kreisen wird ja auch der politische Islamismus geleugnet, ja propagiert.

Aber was ist dagegen einzuwenden, wenn eine junge, selbstbewusste Frau sagt: Ich habe eine gute Ausbildung, ich möchte das Kopftuch tragen, das sind meine Kinder, der Mann wäscht auch ab …

Schwarzer: … und dann kommt schon wieder die Alice Schwarzer und sagt: Das darfst du nicht anziehen! Hahaha! Worum aber geht es wirklich? Nicht um die einzelnen Individuen, sondern um ein politisches Symbol. In den 60er-Jahren gab es schon eine Million Türken in Deutschland. Sie waren konservativ, kamen vom Land. Doch weder haben wir da ein Kopftuch gesehen – höchstens bei einer Bäuerin, wie in Kärnten oder in Bayern –, noch war vom Islam die Rede. Ich glaube, wenn bei Ford der Dieter den Willi gefragt hätte: Du, hör mal, der Mohammed, was hat der eigentlich für eine Religion? – Dann hätte der gesagt: Du, ich weiß nicht, ich frag den mal. Also: Es gab kein Kopftuch, kein öffentliches Beten oder Fasten. Religion war Privatsache! Dann kam – mit Khomeini – Anfang der 80er das weltweite Erstarken des politischen Islam. Und ab Mitte der 90er hatten die Islamisten, die im Gegensatz zu uns anderen sehr gut organisiert sind mit Milliarden Petrodollars, einen Unterwanderungsplan. Seither sehen wir auch verstärkt Kopftücher, für die Islamisten den Eltern so manches Mal sogar Geld geben. Doch lassen Sie mich zwei Ebenen unterscheiden: die subjektive und die objektive. Die Frauen, die in unseren Gesellschaften Kopftuch tragen, tun das, sagen sie, „freiwillig“. Doch es gibt auch den Druck von Familien, von der Community. Diesen Frauen aber will ich keineswegs das Kopftuchtragen verbieten. Das werden Sie bei mir noch nirgendwo gelesen oder gehört haben. Ich will aufklären, über die politische Bedeutung des Kopftuchs im 21. Jahrhundert.

Die da wäre?

Schwarzer: Der politische Islam hat von der ersten Stunde an das Kopftuch zur zentralen Frage gemacht, zu seiner Flagge. Ein paar Wochen nach der Machtergreifung 1979 hat Khomeini die Frauen nachhause geschickt: runter von der Straße, raus aus den Universitäten, den Büros, zieht euch erst einmal anständig an! Denn: Die Haare und der Körper einer Frau sind Sünde, und sie muss das bedecken, um die Männer nicht zu reizen. Es wird Sie jetzt nicht so wahnsinnig überraschen, dass eine Feministin das befremdlich finden und kritisieren muss. Ich rede also über die politische Bedeutung des Kopftuchs und werte nicht das einzelne Individuum, dessen Motive sind vielfältig.

Frau Baerbock entschuldigte sich, dass sie das N-Wort ausgesprochen hatte, und zwar in antirassistischer Motivation.

Schwarzer: Es ist zwar komisch, dass sie sich für ein kritisches Zitat entschuldigen soll, aber es ist absolut richtig, dass man das nicht mehr sagt! Das war immer schon diskriminierend gemeint und ist es weiterhin. Ich finde es erleichternd, dass wir jetzt auch in Bezug auf den Rassismus eine Sensibilität in der Sprache haben.

Die Influencerin DariaDaria hat in einem Schwimmbad zu einem Mädchen- und Frauenbadetag eingeladen. Hätten Sie sich das auch gewünscht?

Schwarzer: Es ist dann wünschenswert, wenn ich beide Möglichkeiten habe: das gemischte Bad und das Frauenbad. Ich verstehe das Bedürfnis vor allem junger Frauen, die da im Visier sind, ihre Ruhe zu haben. Aber perspektivisch träume ich nicht von zwei oder mehreren getrennten Welten für die Geschlechter oder Hautfarben oder Kulturen etc. Denn als Universalistin in­ter­es­sieren mich die Gemeinsamkeiten von Menschen viel mehr als ihre Unterschiede – ohne diese zu leugnen. Ich träume von einer Welt für Menschen.

Eva Konzett in Falter 36/2021 vom 10.09.2021 (S. 22)

Posted by Wilfried Allé Friday, September 10, 2021 10:19:00 AM Categories: Autobiographien Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
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Kult-Kanzler Kreisky 

Mensch und Mythos

von Christoph Kotanko

Sprache: Deutsch
Verlag: Ueberreuter
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Umfang: 196 Seiten
Erscheinungsdatum: 20.02.2020
Preis: € 22,95


Rezension aus FALTER 10/2020

Kreisky-Kult, da capo

Am 1. März war es genau 50 Jahre her, dass Bruno Kreisky bei den Nationalratswahlen eine relative Mehrheit gewann, mit Duldung der FPÖ eine Minderheitsregierung bildete und damit den Grundstein für 13 Jahre roter Vormacht in Österreich legte. Die „Kreisky-Jahre“ sind bis heute eine sozialdemokratische Sehnsuchtsperiode, im Jahr 2020 mehr denn je. Kreisky kümmerte sich schon zu Lebzeiten um sein historisches Denkmal, er veröffentlichte glänzend geschriebene Memoirenbände. Enge Weggefährten wie Heinz Fischer und Hannes Androsch pflegten sein Andenken publizistisch weiter (siehe „Wieder gelesen“ weiter unten).

Nun ist es an Beobachtern der jüngeren Generation, ihren Kreisky zu würdigen. Christoph Kotanko, Jahrgang 1953, einer der erfahrensten Politikjournalisten Österreichs, nähert sich Kreisky über Gespräche mit Zeitzeugen wie Margit Schmidt, Kreiskys persönlicher Sekretärin, Alfred Reiter, dessen langjährigem Kabinettschef, und Peter Jankowitsch, dem ersten Büroleiter, und über seine eigenen Erfahrungen als Jungjournalist. Kotanko wählt seine Anekdoten nicht nach Unterhaltungswert, sondern mit Scharfsinn. So wird Kreisky als Politiker sichtbar, mit seinen Stärken wie Schwächen, die Kotanko im Kontext seiner Zeit gut darstellt. Ein an Analyse wie Lesefreude starkes Kreisky-Buch.

Barbara Tóth in FALTER 10/2020 vom 06.03.2020 (S. 24)

Posted by Wilfried Allé Thursday, March 5, 2020 12:06:00 AM Categories: Autobiographien Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
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BECOMING 

Meine Geschichte

von Michelle Obama

Übersetzung: Harriet Fricke
Übersetzung: Tanja Handels
Übersetzung: Elke Link
Übersetzung: Andrea O'Brien
Übersetzung: Jan Schönherr
Übersetzung: Henriette Zeltner
Verlag: Goldmann
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Umfang: 544 Seiten
Erscheinungsdatum: 13.11.2018
Preis: € 26,80

 

Rezension aus FALTER 1-2/2019

Bei den Obamas im Wohnzimmer

Ja, es ist eine massentaugliche, schnell gelesene Weichspüler-Erzählung eines perfekten Aufstiegs. Und trotzdem lohnt sich die Lektüre: In „Becoming“ erzählt die ehemalige First Lady Michelle Obama ihre Lebensgeschichte.

Diese beginnt in Southside Chicago, wo Michelle in einer schwarzen Mittelklasse-Familie aufwächst. Der Vater arbeitet beim städtischen Wasserwerk, die Mutter ist Hausfrau. Im Stockwerk unter ihnen wohnt die Tante, die sich mit Klavierstunden über Wasser hält. Obama beschreibt, wie sie es durch eine fürsorgliche Mutter, eine strenge Tante, gute Lehrer und staatliche Förderungen schaffte, auf der Eliteuniversität Princeton zu studieren. Und wie sie dort stets die Schwarze unter weißen Studierenden und der Rassismus ihr Begleiter blieb.

Es folgt eine Karriere in einer renommierten Anwaltskanzlei, wo ihr ein gewisser Barack Obama als Mentée zugeteilt wird. Das Buch erzählt den Aufstieg des ersten schwarzen Präsidentenpaares. Es sind die kleinen Details, die es interessant machen, etwa der Schlüssellochblick in das Weiße Haus (wer wusste, dass es dort schräge Flure gibt, die die Präsidentenkinder als Rutschbahn verwenden?). Das politische Motto der Obamas, das sich durch das Buch zieht, „When they go low, we go high“, wäre etwas, was der österreichischen Politik guttun würde.

Nina Horaczek in FALTER 1-2/2019 vom 11.01.2019 (S. 19)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, January 9, 2019 10:01:00 PM Categories: Autobiographien Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
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Der Weg in die Unfreiheit 

Russland - Europa - Amerika

von: Timothy Snyder
Timothy Snyder ist Professor für Geschichte an der Yale University. Er hat u. a. den Hannah-Arendt-Preis und den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung erhalten. Seine Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt.

Übersetzung: Ulla Höber
Übersetzung: Werner Roller
Verlag: C.H.Beck
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Umfang: 381 Seiten
Erscheinungsdatum: 28.08.2019
Preis: € 16,50

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Der Autor des Weltbestsellers "Über Tyrannei" schreibt die Chronik einer über uns hereinbrechenden politischen Katastrophe - der Aufstieg autoritärer Regime in Russland, Europa und den USA. Timothy Snyder zeigt in seinem furchtlosen Buch, wie Putins Russland freie Wahlen manipuliert, Fake News verbreitet, Cyberangriffe startet, Schwule verfolgt und rechtsradikale Parteien finanziert - und warum es das tut. Er schildert die beängstigenden Kontakte zwischen russischen Oligarchen und Donald Trump, und er warnt uns vor den Konsequenzen: Wenn wir nicht endlich aufwachen, dann wird die freie Welt vielleicht schon bald Vergangenheit sein.

Gleichheit oder Oligarchie, Individualismus oder Unfreiheit, Wahrheit oder Fake News – die Welt, wie wir sie kannten, steht am Scheideweg. Viel hat der Westen selbst dazu beigetragen. Aber er hat auch mächtige Feinde, die seine Institutionen mit allen Mitteln – von der Finanzierung des Rechtspopulismus in Europa bis zum Cyberwar – untergraben wollen. Wer diese Gegner sind, wie sie vorgehen und wie bedrohlich die Lage ist, das beschreibt das aufsehenerregende neue Buch von Tim Snyder. Mit dem Ende des Kalten Krieges hatten die liberalen Demokratien des Westens gesiegt. Von nun an würde die Menschheit eine friedvolle, globalisierte Zukunft erwarten. Doch das war ein Irrtum. Seit Putin seine Macht in Russland etabliert hat, rollt eine Welle des Autoritarismus von Osten nach Westen, die Europa erfasst hat und mit Donald Trump auch im Weißen Haus angekommen ist. Tim Snyder, Autor des Weltbestsellers «Über Tyrannei», beschreibt in seinem Buch den Aufstieg dieser neuen «rechten Internationalen», schildert ihre bedrohlichen Ziele und zeigt, wie sehr die Grundlagen unserer Demokratie in Gefahr sind.

ZUM BUCH

«Jeder, der die politische Krise verstehen will, die gegenwärtig die Welt erfasst hat, sollte diese brillante und beunruhigende Analyse lesen.»
Yuval Noah Harari

Posted by Wilfried Allé Monday, September 24, 2018 12:29:00 AM Categories: Autobiographien Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
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