AZ-Neu

Die Informationsplattform für ArbeiterInnen, Angestellte, KMUs, EPUs und PensionistInnen

von Steve Coulter

Sozialpartnerschaft – oder die institutionalisierte Kooperation zwischen Unternehmen und ArbeitnehmerInnen – ist seit dem zweiten Weltkrieg ein Merkmal der meisten europäischen Wirtschaften. Viele gut informierte KommentatorInnen, nicht nur aus der politischen Linken, betrachten sie als wesentlichen Bestandteil der wirtschaftlichen und politischen Transformation Europas. Seit Jacques Delors vor dreißig Jahren in Val Duchesse die Beteiligung der Sozialpartner bei der Regulierung des Binnenmarktes anordnete, hat sie sich auch auf EU-Ebene etabliert. Die österreichische Regierung will nun diese erfolgreiche Zusammenarbeit aufbrechen.

Ist es die Sozialpartnerschaft wert, erhalten zu werden? Es gibt reichlich Gründe, die hierfür sprechen. Die Eurofound-Studie argumentiert, dass solide, effiziente und gut funktionierende Arbeitsbeziehungssysteme zu besseren Unternehmensleistungen und gerechteren Ergebnissen führen. Sie seien nützliche Instrumente für die Umverteilung von Einkommen und das Erreichen von sozialem Frieden.

Unternehmen, die den Weg der Partnerschaft beschreiten, werden mit weniger Streiks und höherer Arbeitsproduktivität belohnt. Die Produktivität ist ein Bereich, der EntscheidungsträgerInnen ein immer größeres Anliegen ist.

Firmen mit einem fehlenden oder kaum vorhandenen Dialog mit ihren ArbeitnehmerInnen sind rasch zu erkennen an niedrigen Löhnen, starker Mitarbeiterfluktuation und fehlender Bereitschaft, in Ausbildung zu investieren. Österreichische PolitikerInnen, die mit der Idee spielen, ein wirtschaftliches Modell aufzugeben, das ihnen gut gedient hat, sollten sich genau überlegen, ob sie sich so etwas wirklich wünschen und den arbeitenden Menschen zumuten wollen.

Wer plant, die Arbeitsbeziehungen zu deregulieren und die Sozialpartnerschaft aufzugeben, wird rasch lernen müssen, dass Billiglösungen teuer, ineffizient und ungleich sind. Und WählerInnen weren bei zukunftigen Abstimmungen dann darüber befinden.
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Posted by Wilfried Allé Saturday, March 10, 2018 11:33:00 PM
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