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"Wir bereiten uns auf einen drama­ti­schen Start in das neue Schul­jahr für die Stu­den­ten in Paris und der Region Ile-de-France vor", warnt der stell­ver­tre­tende Bür­ger­meis­ter von Paris, Jacques Baudrier. Der Grund? Die Situa­tion des Miet­marktes in Paris, und ins­be­son­dere der Klein­woh­nungen, in einer Zeit, in der die Wohnungs­krise bei­spiel­los ist.

Aude Lorriaux, Veröffentlicht am 04.06.2024

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"Wenn Sie nicht untergebracht werden können, dann geben Sie Ihr Stu­dium auf, oder wir gehen im­mer wei­ter aus dem zen­tra­len Be­rei­chen hinaus und wenn die Fahr­zeiten stei­gen, wird es im­mer müh­samer", sagte Barbara Gomes, stell­ver­tre­tende Stadt­rätin für den Schutz der Mie­ter in der Stadt Paris, be­sorgt über die Wohnungs­ver­knap­pung in der Haupt­stadt. (Illustration) - A. Gelebart / 20 Minuten

 

Das Wesentliche
  • Die Anzahl der zu mietenden Wohneinheiten sinkt in Paris stark und ebnet den Weg für Schwierigkeiten für Studenten, die, sobald ihre Wünsche auf Parcoursup *) bekannt sind, beginnen werden, nach Wohnungen zu suchen.
  • „Wir werden mit Zehntausenden von Studenten auf den Straßen enden“, Jacques Baudrier, Wohnbaustadtrat von Paris.
  • Der gewählte kommunistische Vertreter formuliert eine Lösung, die er seit Jahren wiederholt: „Multiplizieren wir die Steuer um das Zwei- bis Dreifache auf leerstehende Wohnungen ebenso die Wohnsteuer auf Zweitwohnungen“.

*) Das Bewerbungsverfahren für die Ein­schrei­bung zum ersten Se­mes­ter in Frank­reich läuft über das Portal Parcoursup.

Es ist ein Alarmruf. "Wir berei­ten uns auf einen dra­ma­ti­schen Start in das Schul­jahr für die Schü­ler in Paris und der Region Ile-de-France vor", warnt Jacques Baudrier, stell­ver­tre­ten­der Bürger­meister von Paris. Die Ur­sache? Die Situa­tion des Miet­mark­tes in Paris, ins­be­son­dere der Klein­woh­nun­gen, wäh­rend die Wohnungs­krise bei­spiel­los ist. "Pri­va­te Ak­teure ha­ben nichts mehr zu ver­mie­ten und Immo­bi­lien­agen­turen schließen, das Was­ser­fass ist am Über­laufen, die Kri­sen­situa­tion ist ex­ponen­tiell, wir wer­den uns mit Zehn­tau­senden von Stu­den­ten auf den Straßen wieder­fin­den", sagt der stell­ver­tre­tende Bür­ger­meister.

Seit Monaten häufen sich die Anzeichen für die kommenden Schwierig­keiten. Eine Studie der Platt­form SeLoger.com zeigte bei­spiels­weise im ver­gan­genen Januar, dass die Zahl der Miet­woh­nungen in ei­nem Jahr um 50 % und in der Haupt­stadt in drei Jah­ren um 73 % ge­sun­ken ist. Weni­ger pessi­mis­tisch sagt Corinne Jolly, Prä­si­den­tin von Pap.fr (Privat­person zu Privat­person), dass die Zahl der An­zei­gen zwi­schen Mai 2023 und Mai 2024 um 12 % ge­sun­ken ist, und spricht statt­des­sen von einem "Phäno­men der Ver­schlech­te­rung von Jahr zu Jahr".

"Paris wird zur Stadt der Zweitwohnsitze"

Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten, steigende Kredit­zin­sen usw., die Gründe sind viel­fäl­tig. Laut Jacques Baudrier ver­liert Paris min­des­tens 8.000 Miet­ein­heiten pro Jahr. Waren es vor dreißig Jah­ren noch 600.000 und kurz nach dem Krieg sogar eine Mil­lion, so bot Paris nur 350.000 Wohn­ein­hei­ten zur Miete an. "Es war jahre­lang kom­pli­ziert, aber jetzt haben wir ein bei­spiel­loses Kri­sen­niveau er­reicht", sagt Barbara Gomes, stell­ver­tre­tende Stadt­rätin, die für Miet­preis­kon­trol­le, Miet­platt­for­men und Mieter­schutz zu­ständig ist.

Schuld daran sind vor allem Zweitwohnungen. Laut einem im Dezem­ber ver­öffent­lich­ten Be­richt des Pari­sian Urbanism Work­shop (Apur) ist die Zahl der leer­ste­hen­den Wohn­ein­hei­ten in den letz­ten Jah­ren ex­plo­diert. Von 14,1 % im Jahr 2011 nach An­gaben des INSEE er­reichte ihre Zahl im Jahr 2020 18,8 % (262.000 von 1,4 Mil­lionen). Fast jede fünfte Woh­nung in Paris steht leer. Zweit- und Ge­legen­heits­woh­nungen ma­chen jetzt 9,6 % des Pari­ser Be­stands aus.

"Paris wird zu einer Stadt des Zweitwohnsitzes", befürchtet Jacques Baudrier. Er fügt hin­zu: "Wir wer­den bald mehr leer­ste­hende Woh­nungen als pri­vate Woh­nungen ver­geben haben." Der kom­mu­nis­tische Man­dats­träger schlägt eine Lö­sung vor: "Multi­pli­zie­ren Sie die Steuer auf leer­ste­hende Woh­nungen und die Woh­nungs­steuer auf Zweit­woh­nungen mit zwei oder drei." "Wir könnten 100.000 Wohn­ein­hei­ten frei­machen", wieder­holt Jacques Baudrier.

13.000 Sozialwohnungen für Studierende

Denn auf der Seite der Stadt Paris behaupten sie, das Maxi­mum des­sen aus­zu­schöp­fen, was in Be­zug auf die der Ge­mein­schaft zur Ver­fü­gung ste­hen­den Kom­pe­ten­zen mög­lich ist. Die Stadt ver­gibt be­reits 19 % ihrer Sozial­wohnungs­pro­duk­tion an Stu­den­ten. Sie pro­du­ziert je­des Jahr 600 neue Wohnun­gen, in die­sem Jahr so­gar 850, d.h. 10 % der Pro­duk­tion von Sozial­wohnun­gen für Stu­de­nten in Frank­reich und so­gar ein Drit­tel des­sen, was die Ile-de-France jedes Jahr be­reit­stellt. Doch mit ins­ge­samt 13.000 Sozial­wohnun­gen für Stu­die­rende reicht das im­mer noch nicht aus, um den Be­darf der 300.000 jun­gen Men­schen zu decken, die in Paris stu­die­ren, auch wenn nicht alle auf Wohnungs­suche sind.

"Wenn du keine Wohnung findest, dann gibst du dein Studium auf, oder du gehst im­mer wei­ter nach draußen an die Peri­phe­rie, und wenn die Fahr­zei­ten zu­neh­men, be­deu­tet es zu­sätz­li­che zu Er­mü­dungs­er­schei­nungen. Wenn man weiß, dass mehr als die Hälfte der Stu­die­ren­den neben­bei ar­bei­tet, be­steht die Ge­fahr des Schei­terns", kom­men­tiert Barbara Gomes. Um die­ses be­son­ders an­ge­spannte Jahr zu be­wäl­tigen, vor al­lem we­gen der Olym­pi­schen Spiele, die das ge­samte ver­füg­bare An­gebot ab­sor­bieren, rät Corinne Jolly, sich nicht erst nach der Ver­an­stal­tung, son­dern be­reits im Juni nach einer Unter­kunft um­zusehen.

zur französischen Version ->

Posted by Wilfried Allé Wednesday, June 5, 2024 4:19:00 PM
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