AZ-Neu

Die Informationsplattform für ArbeiterInnen, Angestellte, KMUs, EPUs und PensionistInnen

Steuerfragen erfordern in der Europäischen Union stets Einstimmigkeit

Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich auf eine Mindestkörperschaftssteuer von 15% geeinigt. Sie soll für mehr Steuer­gerechtig­keit sorgen und vor allem inter­national tä­ti­ge und digi­tale Kon­zerne stär­ker in die Pflicht nehmen.

Die globale Mindeststeuer, auf die sich im Oktober 2021 knapp 140 Staaten ge­einigt hat­ten, soll welt­weit für mehr Steuer­ge­rechtig­keit sor­gen und vor allem inter­natio­nal tä­tige und digi­tale Kon­zerne stär­ker in die Pflicht nehmen, die heute auf­grund ge­schick­ter Gewinn­ver­lage­rungen oft kaum Steuern zah­len. Die kom­plexe Ver­ein­barung kam am Montag, den 12.12.2022 nach mona­te­lan­gen Ver­hand­lungen der EU und der Re­gie­rungen der EU-Mit­glieds­län­dern mit Ungarn zu­stande. Ungarn hat­te zu­vor sein Veto gegen die von der OECD und 26 der 27 EU-Mit­glieds­län­dern an­ge­streb­te Min­dest­kör­per­schafts­steuer ein­ge­legt. Steuer­fragen er­for­dern in der aus 27 Län­dern be­ste­hen­den Euro­pä­i­schen Union stets Ein­stim­mig­keit.

Prinzipiell ist eine Mindeststeuer zwar begrüßenswert, doch die viel zu geringe Höhe der Steuer ist zu kritisieren, ebenso der viel zu enge Geltungsbereich.

Steuersatz orientiert sich an Steuersümpfen.
„Seit 1980 haben sich die Steuersätze für Konzerne in der EU im Durch­schnitt von knapp 50 auf unter 22 Pro­zent mehr als hal­biert. An­statt nun end­lich einen Bo­den bei etwa 25 Pro­zent ein­zu­zie­hen, orien­tiert sich der Min­dest­steuer­satz von ledig­lich 15 Pro­zent an Steuer­sümpfen wie Ir­land oder der Schweiz“, kri­ti­siert David Walch von Attac Öster­reich. Attac sieht zu­dem die Ge­fahr, dass diese viel zu nied­rige Min­dest­steuer den Steuer­wett­lauf in zahl­rei­chen EU-Staaten mit Steuer­sätzen von über 20 Pro­zent so­gar an­hei­zen wird. Tat­säch­lich er­klär­ten Kon­zern­lobbys in vie­len Staaten be­reits, die 15 Pro­zent seien ein An­lass, die Kon­zern­steuern nun wei­ter zu sen­ken.
Attac beispielsweise, fordert einen Min­dest­steuer­satz von 25 Pro­zent und eine Trend­um­kehr beim inter­natio­nalen Steuer­wett­lauf nach unten.

90 Prozent der Unternehmen sind nicht betroffen.
Auch der Geltungsbereich der Steuer ist für Attac un­zu­rei­chend; denn gel­ten soll sie nur für multi­natio­nale Kon­zerne mit mehr als 750 Mil­lio­nen Euro Um­satz. Damit sind 90 Pro­zent aller Kon­zerne in der EU von der Min­dest­steuer aus­ge­nom­men. „Es gibt keine Recht­fer­ti­gung, die Schwelle der­art hoch an­zu­setzen. Ge­winn­ver­schie­bun­gen sind nicht nur unter Kon­zern­gi­gan­ten ver­brei­tet – sie zählen lei­der zur all­ge­meinen Praxis multi­natio­naler Kon­zerne“, kri­ti­siert Walch. Attac for­dert, die Min­dest­steuer ab 50 Mil­li­onen Euro Um­satz ein­zu­führen.

Posted by Wilfried Allé Tuesday, December 13, 2022 3:08:00 PM
Rate this Content 0 Votes

Comments

Comments are closed on this post.