von Michael Häupl
ISBN: |
9783710605895 |
Ausgabe: |
1. Auflage |
Erscheinungsdatum: |
31.01.2022 |
Umfang: |
208 Seiten |
Genre: |
Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien |
Format: |
Hardcover |
Verlag: |
Brandstätter Verlag |
Unterstützt von: |
Herbert Lackner |
Preis: |
€ 24,00 |
Kurzbeschreibung des Verlags:
Was muss passieren, damit ein niederösterreichischer Lehrersohn aus christlich-sozialem Haus Bürgermeister des Roten Wien wird? Michael Häupl erzählt in diesem Buch von seinen schwierigen Klosterschul-Jahren, von seiner Lebensentscheidung zwischen Wissenschaft und Politik, von seinem Aufstieg und von schmerzlichen Niederlagen. Er nimmt uns mit hinter die Kulissen der österreichischen Innenpolitik und beschreibt, woran die roten Kanzler Gusenbauer, Faymann und Kern gescheitert sind.
Erstmals geht Häupl auch auf die turbulenten Auseinandersetzungen in der Wiener SPÖ vor seiner Amtsübergabe an Michael Ludwig ein. Und er schreibt über die schwere Erkrankung nach seinem Rückzug aus der Politik. Michael Häupls klare politische Überzeugungen und private Einblicke machen klar, warum die Popularität des längstdienenden Bürgermeisters bis heute ungebrochen ist.
FALTER-Rezension:
Michael Häupl blickt zurück Wie fühlt es sich an, nach unglaublichen drei Jahrzehnten in der Spitzenpolitik aufzuhören? Michael Häupl, 72, ab 1993 Wiener SPÖ-Chef und von 1994 bis 2018 Wiener Bürgermeister, beschreibt es in seiner Autobiografie so. "Schon am ersten Abend ließ ich mein Handy demonstrativ im Wohnzimmer liegen und nahm es nicht, wie seit mehr als 20 Jahren üblich, mit ins Schlafzimmer. Es war für mich ein gewisser Akt der Befreiung."
Häupl hat schon als aktiver Politiker gesagt, was er sich denkt. Interviews mit ihm waren nie langweilig. Für seine Memoiren, die er gemeinsam mit dem langjährigen Profil-Journalisten Herbert Lackner verfasst hat, hat er einen flotten, sehr geradlinigen Erzählstil gefunden. Häupl war das eigentliche rote Machtzentrum, ohne sein Zutun wurde kein Parteivorsitzender gekürt. Aber er spielt seine Rolle auch im Nachhinein bewusst runter. Tiefschürfende Analysen finden sich auf den knapp 200 Seiten nicht, dafür viele persönliche, mitunter auch spitze Beobachtungen zur österreichischen Innenpolitik der letzten zwei Jahrzehnte -und manch neuer Einblick und Bonmots.
Über SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schreibt Häupl etwa, dass es schon sein mag, dass sie "insbesondere im Männervolk am Land nicht rasend reüssiert. [...] Aber dort wird wenigstens anerkannt, dass sie eine attraktive Frau ist. Das ist bei Weitem nicht das, was ich mir als Reaktion wünschen würde, aber immerhin." Kein gutes Haar lässt Häupl an Peter Pilz, den er aus Studententagen kennt ("Ich habe nur nicht den Streit um des Streites willen gesucht - ich war nie ein Peter Pilz") und Ex-ÖVP-Chef Sebastian Kurz ("Sozialistenfresser. Ich verwende dieses Wort nicht als Beschimpfung, wie er glaubt, sondern als Befund"). Dafür streut er seiner ehemaligen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou Rosen. Bittere Worte findet Häupl für Ex-SPÖ-Chef Christian Kerns Abgang. "Kern sagte, er habe die Kanzlerschaft verloren und deshalb gehe er jetzt. Meinem Politikverständnis widersprach das völlig. Ich verstand es nicht. Überdies erfuhren wir es alle aus den Medien."
Barbaba Tóth in Falter 5/2022 vom 04.02.2022 (S. 19)