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Korruption, Kontrolle, Propaganda: Wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten

FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS 2024 FÜR ANNE APPLEBAUM

von Anne Applebaum

ISBN: 9783827501769
Verlag: Siedler
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 208 Seiten
Format: Hardcover
Übersetzung: Jürgen Neubauer
Erscheinungsdatum: 10.10.2024
Preis: € 27,50

Kurzbeschreibung des Verlags

Wie Xi Jinping, Putin, Chamenei & Co. sich Geld, Macht und Straf­frei­heit ver­schaf­fen und zu­gleich unsere Demo­kratie zer­stö­ren: Eine hoch­ak­tu­elle Ana­lyse der neu­en auto­ri­tären Netzwerke.

FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS 2024 FÜR DAS GESAMTWERK VON ANNE APPLEBAUM

Autokratische Herrschaft besteht im 21. Jahrhundert nicht länger nur aus einem Ty­ran­nen an der Spitze, der mit Ge­walt sein Volk unter­drückt: Heute wer­den Auto­kra­tien durch aus­ge­klü­gel­te Netz­werke ge­führt, es hat sich eine neue inter­natio­nale auto­kra­tische Alli­anz ge­bil­det, wie Best­seller­auto­rin Anne Apple­baum in ihrem neuen Buch zeigt. Von China bis Weiß­russ­land, von Sy­rien bis Russ­land unter­stüt­zen sich Auto­kra­ten von heute ge­gen­sei­tig mit Res­sour­cen und Equip­ment made in Iran, Myan­mar oder Vene­zuela: von Pro­pa­ganda-Troll­farmen und Bots über Inves­ti­tions­mög­lich­keiten für ihre kor­rup­ten Staats­unter­neh­men bis hin zum Aus­tausch mo­dernster Über­wachungs­techno­lo­gien. Apple­baum of­fen­bart, wie die Dik­ta­to­ren der Welt hin­ter den Ku­lis­sen zu­sam­men­ar­bei­ten und sich mit ag­gres­si­ven Tak­ti­ken ge­gen­sei­tig Sicher­heit und Straf­frei­heit ver­schaf­fen. Und sie macht deut­lich, wie diese auto­kra­ti­sche Al­lianz unsere Demo­kra­tie unter­gräbt.

»Das ist die eigentliche Lehre aus der deutschen Geschichte: Nicht, dass Deut­sche nie wie­der Krieg füh­ren dür­fen, son­dern dass sie eine be­son­dere Ver­ant­wor­tung da­für haben, sich für die Frei­heit ein­zu­set­zen und dabei auch Risi­ken ein­zu­gehen.« (Aus der Dankes­rede von Anne Apple­baum zum Frie­dens­preis 2024)


FALTER-Rezension

Geldgier als Kitt für eine neue Achse von Autokraten

Tessa Szyszkowitz in FALTER 45/2024 vom 08.11.2024 (S. )

Der BRICS-Gipfel im russischen Kasan machte es gerade wie­der deut­lich. Die auto­kra­ti­schen Füh­rer Russ­lands und Chinas stan­den Seite an Seite mit jenen des Irans und Vene­zue­las. Der alte Sys­tem­kon­flikt - Kommu­nis­ten ge­gen Kapi­ta­listen - ist vor­bei. "Ihre Bande unter­einan­der sind keine Ideale, son­dern Ge­schäfts­be­zie­hungen, die der Auf­wei­chung inter­natio­naler Sank­tio­nen, dem Aus­tausch von Über­wachungs­techno­lo­gie und der ge­gen­sei­ti­gen Be­reiche­rung die­nen", schreibt Anne Apple­baum in "Die Achse der Autokraten".
Es ist trotzdem nicht ungefährlich, von einer "Achse der Auto­kraten" zu spre­chen. Im eng­li­schen Ori­gi­nal heißt der Band "Autocracy. Inc", was den In­halt des Buches bes­ser be­schreibt. Denn: "Es gibt er­heb­liche Unter­schiede zwi­schen dem Kom­mu­nis­mus Chinas, dem Natio­na­lis­mus Russ­lands, dem boli­va­ri­schen Sozia­lis­mus Vene­zue­las, der Dschutsche-Ideo­lo­gie Nord­koreas und der radi­ka­len Schia der Is­la­mi­schen Re­pu­blik Iran", schreibt sie: "Im Gegen­satz zu frü­heren mili­tä­ri­schen und poli­ti­schen Bünd­nis­sen tritt diese Grup­pe nicht als Block auf, son­dern eher wie eine Ko­ope­ra­tion von Unternehmen."

Pazifismus nicht um jeden Preis Als Autorin und Journa­listin hat die US-Ameri­ka­ne­rin, die in Yale stu­dierte, die Grund­lagen für diese Ent­wick­lun­gen er­forscht, seit sie 1988 in War­schau Korres­pon­den­tin für den Eco­no­mist ge­wor­den war. Für ihr Werk "Der Gulag" ge­wann sie 2003 einen Pulit­zer-Preis. Ge­rade hat sie den Frie­dens­preis des Deut­schen Buch­han­dels in Frank­furt er­hal­ten. In ihrer Rede sprach Apple­baum da­von, dass Frie­den und Demo­kra­tie manch­mal auch mit Waf­fen ver­teidigt werden müssen.

Wenn es bei Applebaum im ersten Kapitel um Russlands Weg in die Auto­kra­tie geht, kommt auch Wien vor. 1967 traf sich in der alten Habs­burg-Metro­pole die deut­sche und öster­rei­chi­sche Gas-und Stahl­indus­trie. In Si­bi­rien waren Gas­felder ge­fun­den wor­den. 1970 wur­den die ers­ten Pipe­lines ge­baut. Die Ost­poli­tik Deutsch­lands ba­sierte auf Wan­del durch Han­del, die öster­rei­chi­sche, möchte man iro­nisch hin­zu­fügen, hofft da­rauf bis heute. Als Putin zur Jahr­tausend­wende Russ­land über­nahm, ließ er den Wes­ten im Glau­ben, an ei­ner ko­opera­ti­ven, demo­kra­ti­schen Ent­wick­lung inter­es­siert zu sein. Und bau­te sich seine, wie Apple­baum schreibt "auto­kra­ti­sche Klepto­kra­tie" auf, ei­nen "Mafia­staat", der nur ein ein­zi­ges Ziel hat­te: die Selbst­be­rei­che­rung sei­ner Anführer.

Hetzen gegen Richter Was diese modernen Autokratien absichert, ist ein eng­maschi­ges Netz an Des­in­for­ma­tions-und Pro­pa­gan­da­maß­nah­men. Nicht nur hat China der ei­ge­nen Be­völ­ke­rung das freie Inter­net ab­ge­dreht. Die Volks­re­pu­blik küm­mert sich bei der digi­ta­len Er­schließung Afri­kas mit großem Eifer da­rum, dass ihre Welt­sicht, die äußerst kri­tisch ge­gen­über der west­li­chen Demo­kra­tie ist, weiter­ver­breitet wird.

Nach innen schwächen Autokraten gerne die demokratischen Institutionen ihrer Länder, um ihre Inter­es­sen un­ge­stört durch­set­zen zu kön­nen. Im Falle von Donald Trump, schreibt Anne Apple­baum, ging es wäh­rend und nach sei­ner Amts­zeit ge­gen Rich­ter und Wahl­hel­fer. Um ihre Inter­es­sen durch­zu­setzen, wol­len Auto­kra­ten -jeder für sich, aber auch ge­meinsam -die inter­natio­na­len Or­gani­sat­io­nen wie die Ver­ein­ten Natio­nen los­werden. Inter­natio­na­les Recht oder Men­schen­rechte sind für sie un­ge­fähr so ge­fährl­ich wie für den Teu­fel das Weihwasser.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, November 6, 2024 10:26:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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