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Die Wiener Seele 

in 100 Antworten

von Andrea Maria Dusl

EAN: 9783991660316
Erscheinungsdatum: 29.08.2025
Verlag: Falter Verlag
Genre: Literarische Essays
Sammlung: Aktuelle Bücher aus dem Falter Verlag20 unter 200
Illustrator(en): Andrea Maria Dusl
Format: Gebundene Ausgabe 180 Seiten Preis: € 22.90
  Postkarten 15 Stück Preis: € 15.90

Was bitte ist das „Arschkappelmuster“?
Warum soll man sich beim Salzamt beschweren, wenn man sich über eine Behörde aufregt?  Wie antwortet man in der Bim auf „Tschulligen, steigen sie aus?“ Und wo spielt eigentlich die terrische Kapelle („derrische Kapön“)?

In diesem Buch beantwortet Andrea Maria Dusl 100 Fragen rund um österreichische Begriffe, Redewendungen und Eigenheiten – gesammelt von Leser:innen der Wiener Wochenzeitung FALTER, charmant erklärt von der Autorin. Entstanden ist ein unterhaltsames Kompendium der Wiener Seele: grantelnd, witzig, widersprüchlich – und immer mit Stil.

In fünf thematischen Kapiteln – von Diplomatie und Religion über Essen, Trinken, Rauchen bis zu Leben und Tod – entsteht das luzide Bild einer Sprache, die sich gern selbst im Weg steht und dafür gefeiert wird.

Begleitet von 17 humoristischen Schaubildern der Autorin ist dieses Buch ein Muss für alle, die Wien nicht nur sehen, sondern verstehen wollen.

Posted by Wilfried Allé Friday, September 5, 2025 5:09:00 PM Categories: Literarische Essays
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Künstliche Intelligenz und der neue Faschismus 

[Was bedeutet das alles?] – KI und AGI (Artificial General Intelligence) – Wie Tech-Milliardäre Macht und Zukunft formen

von Rainer Mühlhoff

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek
ISBN: 9783150146668
Verlag: Reclam, Philipp
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 160 Seiten
Erscheinungsdatum: 16.07.2025
Preis: € 8.30
Kurzbeschreibung des Verlags

Die Gefahren der Artificial General Intelligence

Elon Musk und Donald Trump kündigen massenhaft Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­tern, um einen KI-Staat zu er­rich­ten. Tech-CEOs ver­kau­fen künst­liche Intel­li­genz als Heils­brin­ger für die größ­ten Prob­leme der Mensch­heit, ob­wohl die ent­spre­chen­de Indus­trie auf Aus­beu­tung und Men­schen­ver­ach­tung beruht.
Warum lässt sich die Öffentlichkeit durch Speku­la­tion über Er­lö­sung oder Aus­löschung durch KI von den er­heb­lichen Schä­den durch KI in unse­rer Ge­gen­wart ab­len­ken? Wie er­ken­nen wir die zu­neh­mend faschis­ti­schen Ten­den­zen, die sich im Zu­sam­men­spiel von Tech-Indus­trie und der neuen Rech­ten bilden?
Rainer Mühlhoff entwickelt Antworten und diskutiert Lösungsansätze.

FALTER-Rezension

Wissen und Macht: Wie KI-Propheten den Techno-Hype missbrauchen

Matthias Dusini in FALTER 35/2025 vom 29.08.2025 (S. 31)

Die Erwartungen waren groß, als KI-Forscher ver­kün­de­ten, es brau­che nur mehr 20 Jahre, "und die Ma­schi­nen kön­nen das, was Men­schen kön­nen". Man schrieb das Jahr 1965 und der Be­griff "künst­liche Intel­li­genz" war ge­rade ein­mal ein Jahr­zehnt alt. Die Eupho­rie flaute ab, als sich die Leis­tung der Rech­ner als zu schwach erwies.

Der deutsche Mathematiker und Philosoph Rainer Mühlhoff greift dieses his­to­ri­sche Bei­spiel auf, um den ge­gen­wär­ti­gen KI-Hype zu hin­ter­fra­gen. Auf den mit großen Inves­ti­tio­nen ver­bun­de­nen Tech-Som­mer folgte stets ein Win­ter. Auch der zweite KI-Som­mer in den 1980ern en­dete; die künst­li­chen neuro­na­len Netze ent­täusch­ten. In sei­ner knap­pen, mei­nungs­star­ken Ab­hand­lung zer­legt Mühl­hoff nicht nur die Rhe­to­rik der KI-Pro­pheten, son­dern ent­larvt auch deren frag­wür­dige Ideologie.

Wenn Techno-Propheten wie Ray Kurzweil (Google) oder Sam Altman (OpenAI) künst­liche Intel­li­genz an­preis­en, spre­chen sie "ihr" mensch­li­che Eigen­schaf­ten zu. Man merkt das bei selbst­fah­ren­den Autos, die nicht als Schalt­stelle eines Infor­ma­tions­netz­wer­kes ge­se­hen wer­den, son­dern als auto­no­me Wesen. "Die Zu­schrei­bung mensch­li­cher Eigen­schaf­ten öff­net die Tür zu visio­nä­ren Über­hö­hungen", schreibt Mühl­hoff. Seit den 2000er-Jah­ren gip­felt der drit­te KI-Som­mer in der Ver­kün­dung der Arti­fi­cial General Intel­li­gence (All­ge­meine künst­liche Intelli­genz). Ohne empi­ri­sche Evi­denz spe­ku­lie­ren Kon­zern­chefs über den Tag, an dem die AGI Prob­leme lö­sen kann, für die sie gar nicht trai­niert war. Kurz­weil prog­nos­ti­zierte, dass 2029 der Punkt er­reicht sein werde, wo bio­logi­scher und nicht­bio­lo­gischer Geist mit­ein­ander ver­schmelzen.

"Künstliche Intelligenz und der neue Faschismus" zeichnet die Debat­ten in Sili­con Val­ley nach. So­ge­nannte Doo­mer war­nen vor der Apo­ka­lypse. Nicht min­der be­droh­lich wir­ken jene, die der Super­intel­li­genz die Lö­sung al­ler Probl­eme zu­trauten. Kon­zerne schü­ren Ängste vor dem be­droh­li­chen Levia­than AGI, um ein­mal eine stärk­ere Re­gu­lie­rung, andern­tags größere In­ves­ti­tio­nen zu for­dern. Alle starrten auf KI, so Mühl­hoff, und lenk­ten so, ganz im Sinne rechts­popu­lis­ti­scher Par­teien, von tat­säch­li­chen Ge­fahren ab. "Wäh­rend die Hyper­intel­lig­enz eine Zukunfts­pro­jek­tion bleibt, gilt eine be­vor­ste­hende Klima­katas­trophe als gut er­forscht." Tat­säch­lich leug­net die Re­gie­rung Trump die Fol­gen des Klima­wan­dels und steckt 500 Mil­liar­den Dol­lar in die Pro­duk­tion einer AGI, die Ameri­ka wie­der great ma­chen soll. Es braucht nicht un­be­dingt den vom Autor be­müh­ten Ver­gleich mit dem Fa­schis­mus, um die­se his­to­risch wohl ein­zig­arti­ge Mi­schung aus Wis­sen und Macht ab­schreckend zu finden.

Posted by Wilfried Allé Saturday, August 30, 2025 8:14:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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„Interessant, du, faktisch …“ 

Edek Bartz und Wiens Aufbruch in die Pop-Moderne

von Edek Bartz

ISBN: 9783701736300
Verlag: Residenz
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Musik, Film, Theater/Biographien, Autobiographien
Sammlung: Popfest Wien
Unsere Bestseller
Aktuelle Biografien
Umfang: 196 Seiten
Erscheinungsdatum: 14.04.2025
Preis: € 24,00
Kurzbeschreibung des Verlags

1946 wird Edek Bartz in einem Lager in Kasach­stan ge­bo­ren, er wächst in Po­len auf und zieht 1958 mit sei­ner Mut­ter nach Wien. Er er­wirbt sich auf ei­ge­ne Faust eine Bil­dung, die zur Grund­lage ei­ner ein­zig­ar­ti­gen Kar­riere wer­den soll: Als Mu­si­ker, Plat­ten­ver­käu­fer, DJ, Kul­tur­mana­ger und Ku­ra­tor ist Bartz über Jahr­zehnte stets zum rich­ti­gen Zeit­punkt am rich­ti­gen Ort – etwa als Or­gani­sa­tor der ers­ten Öster­reich-Kon­zer­te von Jimi Hend­rix, Frank Zappa oder Pink Floyd. Bartz be­glei­tet Peter Ale­xan­der durch Deutsch­land und Falco nach Japan. Bartz er­zählt in den Gesprächen, die der Journalist Klaus Nüchtern aufgezeichnet hat, auch von seiner Begegnung mit dem späteren Maler-Star Jean-Michel Basquiat oder von der un­ab­sicht­li­chen Ent­füh­rung des Edek Bartz durch Frank Sinatra.

FALTER-Rezension

"Wenn's schlecht ausgeht, messen die mir Betonpatscherln an"

Klaus Nüchtern in FALTER 15/2025 vom 11.04.2025 (S. 36)

Seine Geschichten beginnt Edek Bartz gern mit den Worten "Inter­es­sant, du, fak­tisch " Als Kon­zert­ver­an­stal­ter lernte Bartz die hal­be Pop­welt ken­nen, von Leonard Cohen bis zu The Clash. Fal­ter-Lite­ra­tur­kri­ti­ker Klaus Nüch­tern packte die Er­in­ne­run­gen in ein die­ser Tage er­schei­nen­des Buch. Einen "men­schen­freund­li­chen Zy­niker" und "dis­kre­te Gmoaratschn" nennt Nüch­tern im Vor­wort sein Ge­gen­über, das im Fol­gen­den die Be­geg­nun­gen mit Jean-Michel Bas­quiat und Frank Sinatra erzählt.
Klaus Nüchtern: Sie hatten über André Heller mit Jean-Michel Basquiat zu tun?

Edek Bartz: Ja, ich war damals fast drei Monate in New York, um Hel­lers Pro­duk­tion "Body and Soul" zu be­glei­ten, eine Musik­revue, für die neben Keith Haring und Roy Lich­ten­stein auch Bas­quiat Büh­nen­de­ko­ra­tio­nen ge­stal­tet hat. Er hat­te keine Gale­rie, aber einen Mana­ger, der meinte, ich müsse di­rekt mit Jean-Michel Kon­takt auf­neh­men. Der hat aber nur Bar­geld ak­zep­tiert, und in New York Bar­geld von einer Bank zu be­zie­hen, war in den 80er-Jahren ziem­lich kom­pli­ziert. Da­bei ging es um ein paar tau­send Dol­lar. Heute komvmen Bas­quiats für 30,40 oder 50 Mil­lio­nen Dol­lar unter den Hammer!

Also bin ich in sein Studio in der Great Jones Street, ein ehe­ma­li­ges Ge­schäft, bei dem die Roll­bal­ken im­mer un­ten wa­ren. Nach­dem al­les Läu­ten nichts ge­nutzt hat, bin ich drauf­ge­kom­men, dass ich ihm ei­nen Zet­tel unter der Tür durch­schie­ben muss, und auf dem stand: "Hallo Jean-Michel, hier ist Edek. Ich habe das Geld." Es war in­so­fern lus­tig, als ich durch meine Boten­gänge und das ewi­ge Rum­ste­hen vor der ver­schlos­se­nen Tür die meis­ten La­den­be­sit­zer von neben­an schon kannte und mich mit denen unter­hal­ten habe. Irgend­wann hat Basquiat dann auf­ge­macht und mich rein­ge­las­sen - aller­dings nur in den Vor­raum. Es hat sich ab­ge­spielt wie in einem Gang­ster­film: Ich habe ihm das Geld ge­geben, er mir seine Ent­würfe -das ging zack, zack. Ich weiß nicht, ob er mir miss­trau­te, ich ihm jeden­falls schon.

Eines Tages stand die Tür zum Atelier offen. Ich schaue rein, sehe ein Rie­sen­bild und muss schmun­zeln - da stan­den Buch­sta­ben und Zah­len: V 825 671-2. Er sieht das, wird gleich gran­tig und fragt: "Wa­rum lachst du?" Und ich sage: "Das ist doch die Num­mer von Charlie Par­kers Album 'Now's the Time'!" Das "V" stand für das Label Verve. Da­mals habe ich sol­che Sachen ge­wusst. Ab die­sem Mo­ment hat er sich etwas ge­öffnet, ist freund­li­cher ge­wor­den. Er hat­te eine rie­sige Jazz­plat­ten-Samm­lung, es gibt auch in sei­nen Bil­dern im­mer wie­der Ver­weise auf Jazz, auf Mu­si­ker wie Charlie Parker oder Max Roach. Rock­mu­sik war über­haupt nicht sein Ding. Ich kann mir auch nicht vor­stel­len, dass er über Warhol Kon­takt zu Leu­ten wie John Cale oder Lou Reed hatte. Weil eines muss man schon sa­gen: Die Warhol-Truppe war eine weiße Par­tie -auch äs­the­tisch ge­sehen. Es würde mich sehr wun­dern, wenn Basquiat Ge­fal­len an Velvet Under­ground oder Nico ge­fun­den hätte. Außer­dem war er schon eine Gene­rat­ion weiter.

Wenn man für ein paar tausend Dollar eine Zeichnung kriegen konnte, kann der Sta­tus von Basquiat da­mals nicht son­der­lich gla­mou­rös ge­wesen sein.

Bartz: Zu dem Zeitpunkt war seine Karriere prak­tisch nicht exis­tent. Er wurde hin und her ge­scho­ben und so­gar in der Kunst­szene selbst ab­ge­schasselt. Als ich er­zählte, dass ich täg­lich bei ihm vor­bei­schaute, um Skiz­zen ab­zu­ho­len, wurde mir gesagt: "Nimm dir ein Bild mit!" Wie jetzt? "Ja, gib ihm halt tau­send Dol­lar, der braucht ohne­dies stän­dig Kohle für Dro­gen, und nimm dir ein Bild. Das ma­chen eh alle!" In Wien kannte ich Künst­ler, die so be­sof­fen waren, dass sie nicht mehr auf­ste­hen konnten; aber so ab­fäl­lig wie über Basquiat wurde über kei­nen von denen ge­sprochen!

Es war eindeutig rassistisch, aber darüber hinaus haben sie auch die Schwä­che von Basquiat ver­ach­tet, der sich in der weißen Kunst­welt nicht be­haup­ten konnte. Je­mand wie Keith Haring, mit dem er sehr gut be­freun­det war, hat­te na­tür­lich ein Rie­sen­büro mit Sekre­tä­rin und al­lem Drum und Dran. Mir ha­ben Leu­te er­zählt, dass der be­rühmte Züri­cher Gale­rist Bruno Bischof­berger Basquiat in sein Cha­let hat ein­flie­gen und im Kel­ler hat malen las­sen. Und Basquiat ist in Snea­kers und T-Shirts an­ge­reist, weil er nicht ge­checkt hat­te, dass in der Schweiz Win­ter war. Das Ver­hält­nis von Weißen zu Schwar­zen war damals vor al­lem von Igno­ranz ge­prägt. Ich habe zum Bei­spiel die schwarze Crew, mit der ich für "Body and Soul" zu­sam­men­ge­ar­bei­tet habe, ein­mal mit "Hey, boys!" adres­siert. Auf ein­mal sind alle er­starrt. Ich habe über­haupt nicht ka­piert, was los ist. Erst als ei­ner meinte: "You shouldn't say this", habe ich es ge­schnallt.

Erzählen Sie doch bitte die Geschichte von der unab­sicht­li­chen Ent­füh­rung des Edek Bartz durch Frank Sinatra.

Bartz: Ich glaube, ich war damals mit Kim Wilde auf einer Tour, bei der sie in Wien in der Kur­halle Ober­laa auf­ge­tre­ten ist. Zu­gleich hat­te da­mals Frank Sina­tra ein Kon­zert in der Stadt­halle, und ich dach­te, ich schau dort ein­mal vor­bei und tref­fe viel­leicht ein paar Buddies, mit de­nen ich trat­schen kann. Ich war sehr zei­tig dran und setz­te mich dort mal hin, um zu war­ten. Ich bin nicht wei­ter auf­ge­fal­len, und es hat mich ja auch je­der ge­kannt. Auf ein­mal geht die Tür zu einer der Gar­dero­ben auf, und ein äl­te­rer, eng­lisch spre­chen­der Herr kommt raus und sucht die Toi­lette. Die fin­det er nie von al­leine, denke ich, und sage: "I'll show you", brin­ge ihn hin und auch wie­der zu­rück. Da fragt er mich, ob ich hier zum Per­so­nal ge­höre. In dem Mo­ment fällt mir ein, dass ich mich ohne Back­stage-Pass in die­sem Be­reich eigent­lich gar nicht auf­hal­ten darf, ant­worte da­her natür­lich mit "ja, ja", wo­rauf er meint, dass ich ihm doch hel­fen könnte.

Also begleite ich ihn in die Garderobe, wo er gerade damit be­schäf­tigt war, die Hem­den von Frank Sina­tra zu bü­geln. Na gut, ich halte ihm halt die Hem­den aufs Bügel­brett. Wie er fer­tig ist, sagt er: "Du nimmst die Hand­tü­cher und gehst von rechts auf die Büh­ne, ich nehme die linke Seite und bringe die Drinks." Das war aller­dings der Job, für den ein Kol­lege ab­ge­stellt war, also denke ich mir: So­bald der kommt, werde ich mich schlei­chen. Wie der end­lich auf­taucht, be­ginnt er, auf mich ein­zu­reden, ich müsse un­be­dingt blei­ben: Offen­bar hätte man mich mit ihm ver­wech­selt, und wenn der Irr­tum jetzt auf­ge­klärt würde, gäbe es einen Riesen­skan­dal, weil er nicht recht­zei­tig da ge­we­sen sei und weil sich ein Un­be­fug­ter Zu­tritt zur Garde­robe von Frank Sinatra ver­schafft habe. Aber: "Wenn das vor­bei ist, tau­schen wir wieder."

Okay. Nach einiger Zeit gehen die Tore der Stadt­halle auf und schwarze Limou­si­nen fah­ren vor. Der Ver­schlag wird ge­öffnet, Frank steigt aus und wird di­rekt in die Garde­robe ge­bracht. In dem Mo­ment wurde mir schon ziem­lich mul­mig, weil: Wenn die über­­reißen, dass ich gar nicht zur Crew gehöre, kann das so­wohl für den Ver­an­stal­ter als auch für mich sehr un­an­ge­nehm wer­den. Wenn's ganz schlecht aus­geht, kom­men ein paar Ty­pen von der Mafia und mes­sen mir Beton­patscherln an.

Die Band hat schon zu spielen begonnen, da zündet sich Frank erst ein­mal läs­sig einen Tschick an. Auf ein­mal springt der Alte auf, drückt mir die Hand­tücher in die Hand und wir be­glei­ten Sina­tra im locke­ren Lauf­schritt auf die Bühne; er steht exakt in dem Mom­ent vor dem Mikro, in dem der Song be­ginnt. Wie ein Metro­nom. Er hatte ein un­fass­ba­res Ge­fühl für Timing! So et­was hat­te ich noch nicht ge­sehen, und da­nach auch nie wie­der er­lebt. Ich war fas­zi­niert. Und das, ob­wohl ich kein Sina­tra-Fan war, ja seine Mu­sik nicht ein­mal wirk­lich ge­kannt habe. Es war ge­rade­zu un­heim­lich, mit wel­cher Musi­ka­li­tät er die Pau­sen zwi­schen den Songs über­brückt hat, wie er mit der Band im Kon­takt stand und wie diese jede sei­ner Be­we­gun­gen regis­triert und da­rauf rea­giert hat. Ich habe in der kur­zen Zeit irr­sin­nig viel ge­lernt und auf ein­mal be­grif­fen, was eine Big­band aus­macht, wie die funk­tio­niert und wie ent­schei­dend es ist, wer auf der Büh­ne und wer am Pult steht. Die Chance, eine sol­che Maschi­ne­rie aus der Nähe zu beo­bach­ten, hat man ja nicht oft. Bis da­hin hat­te ich, der aus dem Rock-und Free-Jazz-La­ger kam, das al­les als Kom­merz-Lulu ver­achtet -aus rei­ner Un­kennt­nis. Ich hat­te ein­fach keine Ahnung!

Na gut. Das Konzert ist aus, wir verlassen die Halle, die Limousinen ste­hen be­reit. Frank springt in die erste, der Alte schiebt mich in die zwei­te, steigt auf der ande­ren Seite ein und es geht los. Wie, was, wohin? Nach eini­ger Zeit be­greife ich: Rich­tung Flug­hafen. Na gut, dort wer­de ich dann end­lich ab­hauen. Bloß dass die Limou­si­nen direkt aufs Roll­feld fah­ren, wo ich mit al­len ande­ren aufs Flug­zeug zu­aufe. Die Ma­schine hebt ab, und ich frage die Stewar­dess: "Wo­hin flie­gen wir denn?" Sagt sie: "Na, eh wie im­mer." Aha. Stellt sich heraus: "Wie im­mer" ist Genf. Dort hat­te sich Sina­tra eine Villa ge­mie­tet, in der seine Entou­rage unter­ge­bracht war. Die ha­ben Whisky ge­trun­ken und bis spät in die Nacht Kar­ten ge­spielt -eine ziem­lich gemüt­liche, sehr net­te Trup­pe. Das Prob­lem war nur, dass ich ab­so­lut nichts mit­hatte: weder Unter­wäsche noch einen Pass.

So ging das etwa eine Woche dahin: zuerst Kon­zert, da­nach zu­rück nach Genf. Es war al­les super­smooth auf Sina­tra ab­ge­stimmt und lief genau­so ab, wie man sich das in sei­nen kühns­ten Träu­men vor­stellt: Back­stage klin­gelt das Tele­fon und Dean Mar­tin ruft an. Frank kommt, muss auf nichts war­ten, und nach dem Kon­zert sitzt er mit sei­nen Habe­rern bei­sam­men. Da wa­ren sicher vier­zig, fünf­zig Leute im Haus. Haupt­säch­lich net­te, äl­tere Leu­te. Man sieht sich täg­lich, führt ein biss­chen Small Talk: "Und was machen Sie?" - "Mir ge­hört Sea­gram's Whisky. Ich sel­ber trin­ke aber nicht." Das ging zehn Tage so, und am Schluss hat je­der ein gol­de­nes Feuer­zeug ge­schenkt be­kom­men, auf dem "Thanks, Frank" ein­gra­viert war. Ich wusste aber, dass ich das sicher bald ver­lie­ren würde, und habe es ge­gen eine Rolex ein­ge­tauscht.

Außerdem habe ich mir eine Platte von ihm signieren lassen, auf der er von Count Basie be­glei­tet wird. Als der dann eines Tages auch in Wien auf­ge­treten ist, habe ich ihm das Album zum Sig­nie­ren ge­ge­ben; und wie er die Unter­schrift von Frank Sina­tra sieht, sagt der alte Count Basie: "He's still around?" Das wa­ren schon un­glaub­liche Ty­pen. Man muss sich mal vor­stel­len, wer al­les in so einer Big­band ge­spielt hat. Das wa­ren keine Kin­der von Trau­rig­keit! Ich habe er­lebt, wie Paul Gon­salves in der Duke Elling­ton Band so be­trun­ken war, dass er schon nicht mehr rich­tig ste­hen konnte. Er hat ein super Solo ge­spielt und ist dann von der Bühne ge­kippt. In der Früh war kei­ner der Musi­ker im Ho­tel. Frage ich den Por­tier, ob er weiß, wo die alle ab­ge­blie­ben sind. Er hat nur mit der Hand in Rich­­tung Bahnhof ge­deu­tet -dort war näm­lich das Puff. Auf der Bühne aber hat die Band funk­tio­niert wie eine Ma­schine. Duke Elling­ton hat ja prak­tisch nichts ge­­macht, der hat die mit den Augen und dem klei­nen Fin­ger dirigiert.

Posted by Wilfried Allé Sunday, August 24, 2025 8:46:00 AM Categories: Autobiographien Film Sachbücher/Musik Theater/Biographien
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Die paradoxe Republik 

Österreich 1945 bis 2025

von Oliver Rathkolb

ISBN: 9783552075603
Verlag: Zsolnay, Paul
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Geschichte
Sammlung: Unsere Bestseller
Sachbücher für den Sommer
Umfang: 560 Seiten
Erscheinungsdatum: 15.04.2025
Preis: € 39,10
Kurzbeschreibung des Verlags

Oliver Rathkolbs »Biografie der Republik« (Ernst Schmiederer, Die Zeit) über die Ge­schichte Öster­reichs von 1945 bis 2025

Achtzig Jahre Kriegsende, siebzig Jahre Staatsvertrag, dreißig Jahre EU-Mit­glied­schaft: Oliver Rath­kolbs »Standard­werk zur Ge­schichte Öster­reichs« (Die Zeit) in einer ak­tua­li­sier­ten Fas­sung. Vom »Boll­werk des Deutsch­tums im Osten« über die »Brücke zwi­schen den Blöcken« zur »In­sel der Seli­gen« und zum EU-Mit­glied: Die Bil­der, in denen sich Öster­reich in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten spie­gelte, ha­ben sich ge­wan­delt. Ge­blie­ben ist die merk­wür­dige Gleich­zei­tig­keit von Größen­wahn und Minder­wer­tig­keits­kom­plex. Ge­blie­ben sind auch die Para­do­xien: ein neu­tra­les Land, des­sen West­bin­dung außer Frage steht; ein Land, das sich demo­kra­tisch nennt, in dem we­sent­li­che Ent­schei­dun­gen aber nach wie vor außer­halb des Parla­ments ge­trof­fen werden.

FALTER-Rezension

"Der Heldenplatz braucht ein völlig neues Gesamtkonzept"

Anna Goldenberg in FALTER 18/2025 vom 02.05.2025 (S. 30)

Oliver Rathkolb sitzt im Geriatrie-Zimmer. So nennt er sein Büro im Insti­tut für Zeit­ge­schichte am Cam­pus der Uni­ver­sität Wien im Alten AKH. Rath­kolb, der Ende 2024 nach 18 Jah­ren als Pro­fes­sor in Pen­sion ging, teilt sich das Zim­mer mit drei wei­te­ren emeri­tier­ten Pro­fes­soren. Der Raum ist bis zur Decke voll­ge­stopft mit Bü­chern. Rath­kolb hat seine Unter­la­gen auf zwei Schreib­tischen aus­ge­brei­tet, die Kol­legen sind sel­ten da, und zu tun hat er viel.
Im Wien Museum eröffnete am 10. April eine von ihm ini­tiierte und mit­kura­tierte Aus­stel­lung über alli­ierte Kul­tur­poli­tik, ei­nige Tage spä­ter er­schien die Neu­auf­la­ge sei­nes Buches "Die para­doxe Repu­blik". Rath­kolb zählt zu Öster­reichs wich­tigs­ten Zeit­his­to­ri­kern, die vie­len Ver­strickun­gen der Zwei­ten Repu­blik in die NS-Ver­gan­gen­heit sind sein Spe­zial­ge­biet. In ei­nem Inter­view fragte ihn die Zeit kürz­lich, ob er "der Tho­mas Bern­hard unter den His­to­ri­kern" sei, weil er stets hart mit sei­nen Lands­leu­ten ins Ge­richt gehe. Den Ver­gleich fin­det er wit­zig -aber eigent­lich sei er weni­ger gran­tig als der Literat.

Falter: Herr Rathkolb, 2005 feierte die Republik ihre Geschichte als "Gedan­ken­jahr", 2015 war das Ge­den­ken schon viel selbst­kri­ti­scher. Wo­rauf sollten wir uns im heu­ri­gen Ge­denk­jahr kon­zen­trieren?

Oliver Rathkolb: Wir sollten uns fragen: Stehen wir vor dem Ende der parla­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie? Also vor dem Ende der Zwei­ten Republik, nach all den Verwerfungen, der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur, der totalitären Diktatur der Nazis, der sehr autoritären Entwicklung des österreichischen Parla­men­ta­ris­mus und der Par­teien­land­schaft nach 1945? Des­halb ist der Fo­kus auf die Jahre 1945 und 1955 so wich­tig.

Dazu haben Sie eine Ausstellung im Wien Museum mit­kura­tiert. Was ler­nen wir aus die­ser "alli­ier­ten Zeit", als die USA, Eng­land, Frank­reich und Russ­land in Öster­reich das Kom­man­do hat­ten, be­vor der Staats­ver­trag der Repu­blik ihre Selbst­ver­wal­tung gab?

Rathkolb: Es ist eine Zeit voller Widersprüche. Freude, dass der Krieg, die Bom­bar­dements vor­bei sind und man wie­der ganz nor­ma­len All­tags­freu­den nach­ge­hen kann. Die Amis spiel­ten in ihren Kinos den Dis­ney-Zeichen­trick­film "Bambi", das traf den Nerv der Zeit, weg aus der Reali­tät, rein in Fan­ta­sie­welten. Der dama­li­gen Gene­ra­tion ist es ge­lun­gen, mit un­glaub­lich viel Fanta­sie, Im­pro­vi­sa­tion, Lebens­freude und Soli­dari­tät diese Jahre zu über­brücken, na­tür­lich mit großer inter­natio­na­ler Hil­fe. Das schei­nen wir heute ver­ges­sen zu ha­ben. Heute glau­ben wir, die Welt geht un­ter, wir sind ver­lo­ren, weil uns der Ver­gleich fehlt.

Es geht uns also besser, als viele glauben?

Rathkolb: Die Beschäftigung mit dem Jahr 1945 ist eine gute Basis, um mit der Gegen­wart bes­ser fer­tig zu wer­den, finde ich. Das Nach­kriegs­jahr­zehnt war ja auch ein un­glaub­li­cher Demo­kratie­motor, heute ste­hen wir am An­fang ei­nes autori­tä­ren Zeit­al­ters. Es wird wei­ter Wah­len ge­ben, aber die Ent­schei­dung liegt nicht mehr bei den Wäh­lern und Wähler­innen, weil al­les mani­pu­liert wird und eine kleine poli­ti­sche Schicht die Zü­gel in der Hand hält. Wir ha­ben das in Un­garn im Klei­nen, in den USA im Großen und in Öster­reich gerade noch ein­mal ab­gewandt.

Ist das der Geburtsfehler der Zweiten Republik, dass sich die FPÖ be­ziehungs­weise deren Vor­gänger­partei, der Ver­band der Un­ab­hän­gi­gen (VdU) - im Jahr 1949 über­haupt grün­den durfte?

Rathkolb: Ja, jedenfalls. Die ÖVP wollte ja die ehemaligen Nazis in ihre Partei inte­grie­ren, aber dann wa­ren sie ihnen doch zu wild. Die SPÖ setz­te sich für eine vier­te Par­tei ein, neben ÖVP, SPÖ und den Kommu­nis­ten, in der Hoff­nung, das bür­ger­li­che Lager mit einer Post-Nazi-Partei zu spal­ten. Die US-Mili­tärs waren strikt gegen die VdU-Grün­dung, dann fie­len die Amis um. Da spielt der Kalte Krieg eine große Rol­le. Die Ex-Nazis waren per­fektes Sol­daten­mate­rial ge­gen die Sow­jets, des­halb wollte man sie in die Ge­sell­schaft wie­der inte­grieren.

Die Alliierten, allen voran die Amerikaner, hatten ihre Zei­tungen, sie bil­de­ten hei­mische Jour­na­lis­ten zu kri­ti­schen Be­richt­er­stat­tern aus. Trotz­dem ging die Saat nicht ganz auf, wenn man sich Öster­reichs Medien­land­schaft nach dem Krieg an­schaut, bis heute. Warum nicht?

Rathkolb: Wenn man so will, ist das der zweite Geburts­fehler Öster­reichs: Die Alli­ier­ten ha­ben die Medien­kon­zen­tra­tion nicht, wie in Deutsch­land, ver­hin­dert. Sie ha­ben nicht meh­rere, stark föde­ral orien­tierte Sende­an­stal­ten wie in Deutsch­land durch­ge­setzt, son­dern ei­nen zen­tra­len Fern­seh-und Rund­funk­sen­der ge­stat­tet. Es wäre ein­fach ge­we­sen, Öster­reich im Staats­ver­trag zu ver­pflich­ten, die Be­satzungs­sen­der als öffent­lich-recht­liche Stif­tun­gen weiter­zu­führen -also Rot-Weiß-Rot, Alpen­land und in Vor­arl­berg den Sen­der West. In Deutsch­land wurde auch das Uni­ver­si­täts­wesen fö­de­ral aus­ge­stal­tet, aus Berlin weg - in Öster­reich aber nicht.

Ein Gedankenspiel: Wie stünde Österreich heute da, hätte es diesen Demo­kra­tie­auf­bau der Alli­ierten nach dem Krieg nicht gegeben?

Rathkolb: Ich glaube, es hätte alles einfach noch länger gedauert. Vor allem die Auf­ar­bei­tung unse­rer NS-Ge­schichte. Ich selbst hat­te ein Fulbright-Stipen­dium in den 1980er-Jahren, das mir den Zu­gang zu vie­len NS-Akten in Washington, D.C., er­mög­licht hat. In den De­pots der Natio­nal Archives la­gen Ton­nen von Mate­rial über die Ent­nazi­fi­zie­rung öster­rei­chi­scher Künst­ler. In Wien wäre ich nicht ein­mal in die Nähe sol­cher Akten ge­kom­men. Im Staats­ar­chiv waren Ak­ten, in de­nen Jü­din­nen und Juden vor­kommen, zwar nicht ge­sperrt, aber de facto zen­siert. Ein Archi­var hatte die aus­sor­tiert und ein Son­der­archiv an­gelegt, das er als "Juden-Akten" be­schrif­tet hat­te. Das war kein Be­griff aus der Nazi­zeit, son­dern aus dem Jahr 1988.

Sieht man sich die jüngere Geschichte an, fällt auf, dass einige große er­in­nerungs­poli­ti­sche Er­run­gen­schaf­ten un­ter rechts­kon­ser­va­ti­ven Re­gie­run­gen ge­lan­gen - der Resti­tu­tions­fonds unter Bun­des­kanz­ler Wolf­gang Schüs­sel und FPChef Jörg Haider, die Staats­bür­ger­schaft für die Nach­kommen der NS-Ver­folg­ten und das Shoah-Denk­mal unter Bundes­kanz­ler Sebas­tian Kurz und sei­nem FP-Vize Heinz-Chris­tian Strache. Ist das nur Zufall?

Rathkolb: Es sind wohl Maßnahmen, die getroffen wurden, um sich vor der inter­natio­nalen Öffent­lich­keit bes­ser dar­zu­stel­len. Das ist eine sehr öster­rei­chi­sche Schwäche. Man sieht das schon in der Wald­heim-De­bat­te Mitte der 1980er-Jahre. Wir ha­ben da­mals wirk­lich das Ge­fühl ge­habt, wir ste­hen am Pran­ger der Welt, alle sind ge­gen uns. Aber wenn man ge­nau hin­schaut, war es inten­siv, aber nicht so furcht­bar. Wir ma­chen uns gerne zum Zen­trum der Welt und über­hö­hen da­mit auch die inter­natio­nalen Debat­ten. Das er­klärt auch die­se Ak­tivi­täten von Schüs­sel, der we­gen der Haider-Koa­li­tion ein Image­prob­lem hatte. Die Maß­nah­men der da­ma­li­gen Re­gie­rung sind ein biss­chen eine oppor­tu­nis­tische Ge­schichte, aber es ist auch ein gu­ter und wich­tiger Zweck.

Ein Holocaustmuseum ist schon länger eine politische Forderung. Türkis-Grün schrieb es sich ins Re­gie­rungs­pro­gramm, die schwarz-rot-pinke Koa­li­tion plant eine Mach­bar­keits­studie. Braucht Öster­reich das?

Rathkolb: Man merkt, wie kurzlebig die Geschichte ist, denn diese von dem Poli­to­logen Anton Pelin­ka und eini­gen an­deren ge­schrie­bene Studie gibt es längst. Letzt­lich ist das Mu­seum ei­ne poli­ti­sche Ent­schei­dung. Ich halte es für wich­tiger, die Gedenk­stät­ten und Er­inne­rungs­orte in ganz Öster­reich stär­ker aus­zu­bauen. Nicht nur im ehe­ma­li­gen Kon­zen­tra­tions­la­ger Maut­hausen, son­dern auch in den Neben­la­gern. Wir müs­sen in die Bundes­lä­nder. Öster­reich ist größer als Wien.

Noch eine gedenkpolitische Baustelle sind die Bilder des NS-Künst­lers Rudolf Eisen­menger, die im Parla­ment hän­gen und vom FPÖ-Natio­nal­rats­prä­si­den­ten Rosen­kranz bei offi­ziel­len Ter­mi­nen in Szene ge­setzt wer­den. Wie mit diesen Kunst­werken umgehen?

Rathkolb: Eisenmengers Parlamentsbilder sind ja kein Einzel­fall. Er hat in den 1950er-Jahren den eiser­nen Vor­hang in der Staats­oper ge­stal­tet, den West­bahn­hof, das Künstler­haus. Er war der Staats­künst­ler der Wieder­auf­bau­jahre, weil er eine un­glaub­liche poli­ti­sche Elas­ti­zi­tät hatte -und den bie­de­ren Ge­schmack der dama­li­gen erz­kons­er­va­ti­ven poli­ti­schen Elite traf. Der da­ma­lige Staats­opern­direk­tor Ioan Holen­der hat sich 1998 dazu ent­schlos­sen, den ei­ser­nen Vor­hang über­blen­den zu las­sen. Eine sehr gute Ent­schei­dung, weil man sich bei jeder neuen Über­blen­dungs­aktion mit Eisen­men­ger aus­ein­ander­set­zen muss. Das ist viel bes­ser als eine Ver­hül­lung, wie sie im Par­la­ment ge­macht wurde. Es gab eine Flut von wüt­en­den Briefen, aber Holen­der hat Rück­grat ge­habt, das durch­ge­zogen, und heute sind alle be­geistert.

Überblenden also auch im Parlament?

Rathkolb: Der Herr Parlamentspräsident, der ja ein sehr gebil­de­ter Mensch ist, weiß ganz ge­nau, wer Eisen­menger war. Seine Ent­schei­dung, sich dau­ernd vor dem Ge­mälde ab­bil­den zu las­sen, halte ich für eine völ­lig über­zo­gene Provo­ka­tion. Viel­leicht mag er ein­mal Direk­tor Holen­der ein­laden, der hat jetzt als Pen­sio­nist viel Zeit und fin­det si­cher eine gute Lösung.

Gehen wir Ihrer Meinung nach eigentlich mit dem Heldenplatz richtig um?

Rathkolb: Der Heldenplatz bräuchte ein völlig neues Gesamt­konzept. Vor zehn Jah­ren hat­ten wir schon ein­mal eines. Der da­ma­li­ge Kanz­ler­amts­minis­ter Josef Oster­mayer (SPÖ) be­rief eine Ex­per­ten­grup­pe für eine völ­li­ge Neu­kon­zep­tion des Helden­platzes ein: Autos weg, Tief­ga­rage her, das Äußere Burg­tor neu ge­stal­ten, ein Bücher-Tief­spei­cher für die Natio­nal­biblio­thek und die Uni­ver­si­tät Wien. Alle Samm­lun­gen, auch das Kunst­his­to­ri­sche Mu­seum und die Natio­nal­biblio­thek, soll­ten mit ei­nem ge­mein­sa­men Ticket zu­gäng­lich sein. Die Be­amten ha­ben brav ge­rech­net, waren aber ent­setzt über die Kos­ten -ins­ge­samt 111 Mil­lio­nen Euro. In­zwi­schen wurde ein neues De­pot der Uni­ver­si­täts­biblio­thek in Florids­dorf für rund 38 Mil­lio­nen Euro ge­baut. Last­wagen­ko­lon­nen fah­ren die Bücher vom Rande Wiens in die Stadt. Und der Helden­platz schaut immer noch so aus wie da­mals, ein Sam­mel­su­rium an Ge­denk­orten.

Was tun mit dem sogenannten Hitler-Balkon, also dem Altan der Neuen Burg?

Rathkolb: Wir haben schon vor zehn Jahren im Rahmen einer großen, inter­natio­na­len Ex­per­ten­grup­pe die Ge­fahr des Miss­brauchs durch Neo­nazis oder an­dere Idio­ten dis­ku­tiert. Aber letz­ten Endes waren wir alle dafür, die zum Kunst­his­to­ri­schen Mu­seum ge­hö­rende Samm­lung al­ter Musik­ins­tru­mente zu über­sie­deln und den Altan ins Haus der Ge­schichte zu inte­grie­ren, alles auf einer Ebene. Na­tür­lich gab es auch schon die Idee einer künst­le­ri­schen Inter­ven­tion. Die Burg­haupt­mann­schaft, die für das Areal ver­ant­wort­lich ist, hat aber we­gen Ab­sturz­ge­fahr Auf­lagen ge­macht. Dabei wäre das der per­fekte Ort, um sich mit dem Bal­kon und al­len poli­ti­schen Ins­tru­men­tali­sie­rungen des Plat­zes seit der Monar­chie aus­ein­ander­zu­setzen. Der Platz ist eine Art Kalei­dos­kop der öster­rei­chi­schen Ge­schichte. Aber den Bal­kon ein­fach zu ver­schließen finde ich den fal­schen Weg. Ich fürchte, in dem Mo­ment, in dem das Haus der Ge­schichte Öster­reich ins Mu­seums­quar­tier um­ge­sied­elt sein wird, ist die De­batte wie­der ver­schwunden.

Das wird jetzt auf jeden Fall geschehen. Beschlos­sen wurde es im Novem­ber 2023. Hieß der Helden­platz eigent­lich schon im­mer Heldenplatz?

Rathkolb: Das habe ich mir damals angeschaut und im Wiener Stadt-und Landes­archiv heraus­ge­funden, dass es nie eine for­melle Um­be­nen­nung gab. Der offi­zielle Name des Plat­zes ist nach wie vor Äußerer Burg­platz. Helden­platz ist eine Art volks­tüm­liche Zusatzbeschreibung. Auch in der NS-Zeit wurden beide Begriffe parallel verwendet. Und danach, in der Zweiten Republik, war man natürlich auf der Suche nach neuen Helden.

Wie würden Sie den Heldenplatz eigentlich am liebsten nennen?

Rathkolb: Ich würde dazu eine Volksbe­fragung machen und Namen vor­schla­gen: Platz der Demo­kra­tie, der Repu­blik, der Frauen. Wobei ich nicht sicher bin, ob am Ende, wenn man den Helden­platz mit­ab­fragt, wir nicht wie­der beim Helden-oder besser Heldin­nen­platz landen.

Posted by Wilfried Allé Monday, August 11, 2025 10:05:00 AM Categories: Sachbücher/Geschichte
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Die Psychologie des Populismus 

Warum er Menschen anzieht – und wie wir seinen Einfluss stoppen

von Huub Buijssen

ISBN: 9783407869036
Verlag: Julius Beltz GmbH & Co. KG
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Angewandte Psychologie
Übersetzung: Verena Kiefer
Umfang: 256 Seiten
Erscheinungsdatum: 17.04.2025
Preis: € 20,60
Kurzbeschreibung des Verlags

Wie entsteht die Anziehu­ngskraft von Popu­lis­ten? Huub Buijssen erk­lärt die psycho­lo­gi­schen Mecha­nis­men, wann und warum Men­schen auf popu­lis­tische Ideen rea­gieren. An­hand von Bei­spie­len aus den Nie­der­landen, Deutsch­land, Öster­reich und den USA zeigt er, wel­che Ängste und Moral­vor­stel­lun­gen be­son­ders an­fäl­lig dafür machen.
Um die aktuellen politischen Entwicklungen bes­ser zu ver­ste­hen und Ge­fah­ren zu e­rken­nen, ist die­ses Buch un­ver­zicht­bar. Die Er­kennt­nisse u.a. aus Neuro­psycho­lo­gie, Moral- und So­zial­philo­sophie ge­ben wir­kungs­voll­e Denk­an­stöße, wie wir den Popu­lis­mus in un­se­rer Mit­te akt­iv be­kämp­fen können.

Rezensionen

H Mertens
5,0 von 5 Sternen Hat mir wirklich die Augen geöffnet
Bewertet in Deutschland am 15. Juni 2025

In einer logisch aufgebauten Darstellung er­klärt der Au­tor an­hand psycho­lo­gi­scher Theo­rien und wis­sen­schaft­licher Stud­ien die An­zie­hungs­kraft des Popu­lis­mus. Erst jetzt er­ken­ne ich die Stra­te­gien und Tricks, mit den­en Popu­lis­ten und Rechts­ex­treme Wäh­ler für sich ge­win­nen. Das Buch hat mir ge­zeigt, dass irra­tio­nale Pro­zes­se oft ent­schei­dend sind – auch bei mei­nem eige­nen Wahl­ver­hal­ten. Ein ech­ter Aha-Ef­fekt. Zu­dem ist das Buch flüs­sig und ver­ständ­lich ge­schrie­ben, ohne allzu schwie­rige Wörter.

»Wer dem Rechtspopulismus wirksam entgegentreten will, sollte dieses gut geschriebene und schlüssig argumentierende Buch unbedingt lesen.«
Ruprecht Polenz, ehemaliger Bundestagsabgeordneter

»Huub Buijssen zeigt pointiert, schonungslos und am Puls der Zeit, welche Sehnsüchte unsere Gehirne für Populismus empfänglich machen. Das kann ängstigen – oder wir nutzen dieses Wissen, um die Demokratie zu retten, wie wir sie kannten. (Oder bin ich jetzt etwa selbst in die Nostalgie-Falle des Populismus getappt?)«
Katharina Linnepe, Moderatorin, feministische Comedienne und Autorin von »Wenn das Patriarchat in Therapie geht«

»Eine messerscharfe Analyse, die sowohl die Schwächen als auch die Gefahren des Populismus gnadenlos aufdeckt.« Ap Dijksterhuis, Bestsellerautor und Professor für Psychologie

Posted by Wilfried Allé Saturday, July 19, 2025 11:47:00 AM Categories: Sachbücher/Angewandte Psychologie
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Grill-Beilagen 

100 Rezepte, die dem Fleisch die Show stehlen. Salate, Saucen, Dips & mehr

von Lena Söderström

ISBN: 9783959616720
Verlag: Christian
Format: Hardcover
Genre: Ratgeber/Essen, Trinken/Themenkochbücher
Übersetzung: Sabine Blocher
Sammlung: Kochbücher der Saison
Umfang: 128 Seiten
Erscheinungsdatum: 04.07.2025
Preis: € 20,60
Kurzbeschreibung des Verlags

Lena Söderström stellt 100 schmack­hafte und auf­re­gen­de Bei­la­gen vor, die je­den Grill­abend be­rei­chern. Da­bei rei­chen die Re­zepte von fri­schen Sala­ten über Dips & Saucen, Sal­sas, Mari­na­den & Rubs bis hin zu Pickles und Kimchi so­wie als krö­nen­den Ab­schluss feine Des­serts. End­lich Schluss mit Grill­par­tys, die nicht mehr als Nudel- und Kar­tof­fel­sa­late bieten!

Posted by Wilfried Allé Friday, July 18, 2025 11:07:00 PM Categories: Ratgeber/Essen Trinken/Themenkochbücher
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Alkoholfrei 

Grundlagen Rezepte Pairings

von Nicole Klauß

ISBN: 9783039021680
Verlag: AT Verlag
Format: Hardcover
Genre: Ratgeber/Ratgeber/Essen, Trinken/Getränke
Sammlung: Kochbücher der Saison
Umfang: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 27.11.2023
Preis: € 37,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Wir wissen es: Tee passt wunder­bar zu Kuchen. Aber was be­wirkt Tan­nin, und wie kommt es in alko­hol­freie Ge­tränke? Was be­deu­ten Vo­lu­men und Vis­kosi­tät? Wa­rum ge­hört Salz fast im­mer da­zu, und wie kön­nen fer­men­tier­te Ge­trän­ke neue Ge­schmacks­no­ten ins Glas bri­ngen?
Immer mehr Menschen trinken aus diversen Gründen keinen Alko­hol. In Bars oder Res­tau­rants wer­den sie häu­fig auf die Soft­drink­karte ver­wie­sen. Dass es auch bes­ser geht, zeigt Nicole Klauß. Ihr neu­es Buch rich­tet sich an Wein­fach­leu­te, Somme­lièren, Gas­tro­no­men und Wein­händ­ler­innen, aber vor al­lem auch an al­le kuli­na­risch Inter­es­sier­ten, die hie und da über den Glas­rand hi­naus­bli­cken möch­ten und mehr von ei­nem Ge­tränk ver­lan­gen, als bloss den Durst zu löschen.
Die Autorin führt in das Uni­ver­sum der nicht­alko­ho­li­schen Ge­tränke ein und er­klärt, wie sie zu­be­rei­tet wer­den, wie sie schme­cken und zu wel­chen Ge­rich­ten sie passen.

Posted by Wilfried Allé Friday, July 18, 2025 8:02:00 PM Categories: Ratgeber/Essen Trinken/Getränke
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Aufbruch 

Warum Veränderung so schwer fällt und wie sie gelingt

von  Stefan Klein

ISBN: 9783103976137
Verlag: S. FISCHER
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 288 Seiten
Erscheinungsdatum: 28.05.2025
Preis: € 24,70

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Klimakrise und künstliche Intel­li­genz, die al­tern­de Ge­sell­schaft und inter­natio­nale Kon­flikte for­dern uns he­raus. Wir müs­sen uns selbst und die Welt ver­än­dern, wenn wir über­le­ben wol­len. Warum klam­mern wir uns dann an alte Ge­wohn­hei­ten und fal­sche Ge­wiss­heiten, statt den Wan­del jetzt an­zu­gehen? Stefan Klein er­klärt fun­diert und mit­reißend, wa­rum wir auf Neues von Na­tur aus wider­wil­lig rea­gie­ren und wie uns die sie­ben Il­lu­sio­nen über den Fort­schritt läh­men. In­dem er ge­schickt Er­kennt­nis­se der Wis­sen­schaf­ten mit ein­präg­sa­men Ge­schich­ten ver­bin­det, zeigt er auf, nach wel­chen Ge­set­zen Wan­del funk­tio­niert.

Ein Wegweiser zu einer Kultur, die das Neue nicht fürchtet, sondern feiert.
 

Bestseller-Autor Stefan Klein über die alles entscheidende Frage: Warum ver­ändern wir im Per­sön­li­chen wie in der Ge­sell­schaft nichts, ob­wohl wir doch al­les wis­sen? Was hin­dert uns am Auf­bruch? Wie kann er ge­lingen?

In seiner unnachahmlichen Art erklärt Stefan Klein ein­leuch­tend und ver­ständ­lich die Gründe, wa­rum Ver­än­de­run­gen so schwer­fal­len, und macht Hoff­nung, dass es nicht zu spät für den Wandel ist.
 

[Das Buch] ist nicht die nächste Anleitung zur Selbst­opti­mie­rung des Ein­zelnen, son­dern nimmt die Ge­sell­schaft als Ganzes in die Pflicht.
Sara Peschke,
Süddeutsche Zeitung, 22. März 2025

Leseprobe ->

Posted by Wilfried Allé Sunday, July 13, 2025 8:55:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Der Masterplan der Trump-Regierung 

Project 2025: Wie ein radikales Netzwerk in Amerika die Macht übernimmt

von David A. Graham

ISBN: 9783103977455
Sammlung: Sachbücher für den Sommer
Originaltitel: The Project
Übersetzt von: Stephanie Singh
Verlag: S. Fischer Verlag
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Umfang: 192 Seiten
Erscheinungsdatum: 28.05.2025
Preis: 18,50
Kurzbeschreibung des Verlags

Vor der Präsidentschaftswahl 2024 verbreitete sich die Nach­richt über das Project 2025 von der ultra­rech­ten Heri­tage Foun­da­tion. Trump wies jede Ver­bin­dung da­zu von sich. Doch seit Tag eins sei­ner zwei­ten Amts­zeit führt er in er­schrecken­der Prä­zi­sion aus, was die­ser Master­plan vor­gibt. Der preis­ge­krönte Jour­na­list David A. Graham schlüs­selt die radi­kale Stra­te­gie auf und zeigt, was kon­kret ge­plant ist u.a. in Be­zug auf Bil­dung, Gleich­be­rech­ti­gung, Han­del und Zöl­le so­wie Außen­politik.
 

Beschreibung

Wie das Project 2025 Amerika und den Rest der Welt radi­kal ver­ändern wird
Was genau ist das Project 2025? Wer hat es verfasst, was steht darin, wie kann Donald Trump es um­set­zen – und wel­che Kon­se­quen­zen wird es für Ame­ri­ka und den Rest der Welt ha­ben? Der preis­ge­krönte At­lan­tic-Jour­na­list David A. Graham er­klärt und lie­fert alle rele­van­ten Hinter­gründe.
In den Monaten vor der Präsidentschaftswahl 2024 verbreitete sich die Nach­richt über das Pro­ject 2025 von der ultra­rech­ten Heri­tage Foun­dation. Trump wies jede Ver­bin­dung da­zu von sich. Doch seit Tag eins sei­ner zwei­ten Amts­zeit führt er in er­schre­cken­der Prä­zi­sion aus, was die­ser Master­plan vor­gibt. 
David A. Graham schlüsselt die radikale Strategie auf und zeigt, was kon­kret ge­plant ist u.a. in Be­zug auf Bil­dung, Fa­mi­lie und Gleich­be­rech­ti­gung, Han­del und Zöl­le so­wie Außen­politik.

Mit einem Vorwort von Klaus Brinkbäumer
 

Rezension

Grahams schmales Buch bietet einen guten Überblick über die Über­zeu­gungen und Ziele der Trump-Unter­stüt­zer und die Wider­sprüche der ver­schie­de­nen La­ger - etwa in der Handels­politik.
 

Die Blaupause für Trumps Tun - kurier.at

Story von Ingrid Steiner-Gashi, 6.7.2025

Trumpismus: Alter Wein in neuen Schläuchen - diepresse.com

Gastkommentar von Peter Kufner, 4.7.2025

Posted by Wilfried Allé Sunday, July 6, 2025 2:37:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
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Digitaler Kolonialismus 

Wie Tech-Konzerne und Großmächte die Welt unter sich aufteilen I Nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2025

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

ISBN: 9783406823022
Sammlung: Deutscher Sachbuchpreis 2025
Verlag: C.H.Beck
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 351 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.05.2025
Preis: € 28,80

 

Kurzbeschreibung des Verlags
 

Der Kolonialismus im digitalen Zeitalter wie Tech-Imperien die Welt unter sich auf­teilen

Innovativ, mächtig, rücksichtlos kaum eine Geschichte wird so oft er­zählt wie die vom un­auf­halt­samen Auf­stieg der Tech-Kon­zerne an die Spit­ze der glo­bal ver­netz­ten Welt. Nur ein Kapi­tel wird da­bei aus­ge­las­sen: Der Preis, den der Glo­ba­le Sü­den da­für be­zahlt. Der Tech-Jour­na­list Ingo Dach­witz und der Glo­bali­sie­rungs­ex­per­te Sven Hil­big be­leuch­ten die­sen blin­den Fleck und zei­gen die welt­wei­ten Fol­gen des digi­ta­len Ko­lo­nia­lis­mus so­wie be­ste­hen­de An­sät­ze für eine ge­rech­tere Digi­ta­li­sie­rung auf. So­viel steht fest: AI will not fix it.

Das Versprechen der Digitalen Revolution ist die Heils­er­zäh­lung un­se­rer Zeit. Die­ses Buch er­zählt eine an­de­re Ge­schich­te: Die des digi­ta­len Kolo­nia­lis­mus. Statt phy­si­sches Land ein­zu­neh­men, er­o­bern die heu­ti­gen Kolo­nial­her­ren den digi­ta­len Raum. Statt nach Gold und Dia­man­ten las­sen sie unter men­schen­un­wür­di­gen Be­din­gun­gen nach Roh­stof­fen gra­ben, die wir für un­se­re Smart­phones be­nö­ti­gen. Statt Skla­ven be­schäf­ti­gen sie Heere von Klick­ar­bei­ter­:innen, die zu Nied­rig­löh­nen in digi­ta­len Sweat­shops ar­bei­ten, um so­zi­ale Netz­wer­ke zu säu­bern oder ver­meint­lich Künst­li­che Intel­li­genz am Lau­fen zu hal­ten. Der Kolo­nia­lis­mus von heu­te mag sich sau­ber und smart ge­ben, doch ei­nes ist gleich­ge­blie­ben: Er beu­tet Men­sch und Na­tur aus und küm­mert sich nicht um ge­sell­schaft­li­che Fol­gen vor Ort. Im Wett­kampf der neu­en Kolo­nial­mäch­te ist Digi­tal­poli­tik längst zum Ins­tru­ment geo­poli­ti­scher Kon­flikte ge­wor­den der Glo­bale Sü­den ge­rät zwi­schen die Fronten.

  • Beim digitalen Kolonialismus fließen Daten und Pro­fite nur in eine Rich­tung. Renata Ávila Pinto, Men­schen­rechts­ver­teidi­gerin
  • KI und Daten, Rohstoffe und Repression: Eine um­fas­sende Ana­ly­se des digi­tal­en Kolo­nia­lismus
  • Augenöffner für Leser:innen: Wieso die Digitalisierung auf Aus­beu­tung beruht
  • Die Rolle Europas neben den Digitalimperien USA und China
  • Sehr gut lesbare Mischung aus tiefgreifender Analyse und be­we­gen­den Repor­tagen
  • Basierend auf Kooperationen und Interviews mit Forscher:innen und Akti­vist­:innen aus dem Glo­balen Süden
  • Mit einem eindringlichen Appell von Renata Ávila Pinto, Ge­schäfts­füh­rerin der Open Know­ledge Foun­dation
Posted by Wilfried Allé Saturday, June 28, 2025 8:19:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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