Warum es nicht sinnvoll ist der ASFINAG Mittel zu entziehen
Franz Nauschnigg[1]
ASFINAG-Mautbefreiung nicht sinnvoll
Die von den Landeshauptleuten von Tirol, Vorarlberg und Salzburg, Günther Platter, Markus Wallner und Wilfried Haslauer (alle ÖVP), geforderte Mautbefreiung von Autobahnabschnitten in Kufstein, Bregenz und Salzburg sollte aus den folgenden Gründen nicht umgesetzt werden:
- Im Wahlkampf haben sich alle Parteien für den Klimaschutz ausgesprochen. Diese Subventionierung des Autoverkehrs, der durch die Vignette ja zu seinen Straßenkosten beiträgt, ginge in die entgegengesetzte Richtung. Mehr Autoverkehr bedeutet mehr Umweltverschmutzung. Warum die grünen Koalitionspartner der Landeshauptleute in den Landesregierungen kein Veto eingelegt haben, ist nicht klar. Oder geht bei Ihnen jetzt die Koalition vor Klimaschutz?
- Wenn man dadurch hofft, mehr deutsche Urlauber zu bekommen, ist dies auch nicht sinnvoll, da zu den Urlauberreisezeiten diese Autobahnabschnitte sowieso hoffnungslos überlastet sind. Man möge sich nur die Stau Nachrichten anhören. Sinnvoller wäre es, wenn die Landeshauptleute bei Eisenbahnunternehmen bessere Zugverbindungen bestellen würden, da so die Staus verringert und die Umwelt geschützt werden könnte. Diese Verlagerung von der Straße auf die Schiene würde sowohl der Umwelt - weniger Emissionen, als auch dem Straßenverkehr – weniger Staus, helfen. Man könnte es in Deutschland auch als einen Beitrag zum Ökotourismus vermarkten.
- Die Finanzierung der ASFINAG wäre gefährdet, da sie wie Verkehrsminister Reichhardt warnte zumindest 75 Mio. an Einnahmen verlieren würde. "Wir müssen Maßnahmen finden, die einerseits eine Entlastung für die Bevölkerung bedeuten, gleichzeitig aber die Finanzierung unseres hochrangigen Straßennetzes nicht gefährden", mahnt Verkehrsminister Reichhardt. "Ich appelliere, hier mit Vernunft an die Sache heranzugehen und keine übereilten, nicht fertig gedachten Entscheidungen zu treffen."
- Da das Pkw-Verkehrsaufkommen auf den von den Forderungen betroffenen Stadtautobahnen überdurchschnittlich hoch ist, wären die Einnahmenverluste wahrscheinlich noch wesentlich höher.
Zusätzlich werden auch andere Regionen mautfreie Korridore verlangen.
Es ist ja nicht einzusehen, dass die reichen Länder Tirol, Vorarlberg und Salzburg auf Kosten der ASFINAG und damit des Gesamtstaates Österreich subventioniert werden sollen.
- Durch diese Einnahmenverluste und möglicherweise wenn auch andere Regionen auf Gleichbehandlung pochen und auch mautfreie Korridore durchsetzen, wäre die Finanzierung der ASFINAG gefährdet. Die ASFINAG ist vollständig im Eigentum der Republik Österreich, hat eine Staatsgarantie für ihre Schulden und ihre Anleihen werden im Rahmen des Ankaufsprogramms des Eurosystems von der OeNB angekauft.
Die ASFINAG wird jedoch in der EU nach dem Europäischen System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (ESVG) dem Privatsektor zugerechnet. Dies weil sie sich vollständig durch Mauteinnahmen aus dem hochrangigen Straßennetz finanziert und keine finanziellen Zuschüsse aus dem Staatsbudget erhält. Dies war eine der Bedingungen der EU für diese Sonderbehandlung der als wir im Finanzministerium 1996 die ASFINAG in der jetzigen Form errichteten. Diese vollständige Eigenfinanzierung und die erfolgreiche Umstellung von Steuer- auf Nutzerfinanzierung war auch ein zentrales Argument dafür, dass das ASFINAG-Model von der EU bei der im November 2014 erfolgten Umstellung des Europäischen Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (ESVG) anerkannt wurde und die ASFINAG damit weiter im privaten Sektor bleibt.
Eurostat würde sicher, wenn die Eigenfinanzierung der ASFINAG nicht mehr gegeben wäre, eine Reklassifizierung in den Staatssektor überlegen.
- Auch Deutschland setzt, nachdem ich es in einer deutschen Regierungs Experten Kommission „Fratscher Kommission“ vorgestellt hatte und diese es als besser als ihre bisherigen Public/Privat/Partnership Modelle empfahl, das ASFINAG Modell nunmehr um. Es wäre geradezu paradox, wenn durch die 3 Landeshauptleute in Österreich das bisher erfolgreiche ASFINAG Modell zerstört würde, und man von Nutzer- wieder zur zumindest teilweisen Steuerfinanzierung zurückkehren würde. Eine erfolgreiche Konsolidierung der Staatsfinanzen sieht anders aus.
- Diese Einnahmen werden beim Ausbau und der Erhaltung von Autobahnen bzw. bei der Schuldenrückzahlung der ASFINAG fehlen. Gerade jetzt wo es wichtig wäre, durch Infrastrukturmaßnahmen die Bauwirtschaft anzukurbeln und damit gegen einen Wirtschaftsabschwung gegenzusteuern, der ASFINAG Mittel zu entziehen ist nicht sehr sinnvoll.
Der von der ÖVP in den Nationalrat eingebrachte Antrag zur Mautbefreiung von Autobahnabschnitten in Kufstein, Bregenz und Salzburg sollte daher abgelehnt werden.
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[1] Franz Nauschnigg war wirtschaftspolitischer Berater der österreichischen Finanzminister Staribacher, Klima, Edlinger von 1995 bis 1999 und in die Schaffung ASFINAG involviert.
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Posted by Wilfried Allé
Saturday, November 9, 2019 10:41:00 PM