AZ-Neu

Die Informationsplattform für ArbeiterInnen, Angestellte, KMUs, EPUs und PensionistInnen

"Rote Banditen" 

Geschichte einer sozialdemokratischen Familie

von Wilhelmine Goldmann

ISBN: 9783853715239
Verlag: Promedia
Umfang: 240 Seiten
Format: Buch
Genre: Belletristik/Erzählende Literatur
Erscheinungsdatum: 01.10.2023
Preis: € 25,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Wilhelmine Goldmann gehört zu den Ver­tre­ter­Innen je­ner Gene­ra­tion, die erst sehr spät an­ge­fan­gen hat, Fra­gen zu stel­len. Die Ge­schich­te ihrer Fa­mi­lie, vor al­lem die fol­gen­schwe­ren Aus­wir­kun­gen des öster­rei­chi­schen Bür­ger­kriegs­jah­res 1934, blieb ihr lan­ge ver­bor­gen. Es b­edurf­te müh­samer Re­cher­che­ar­beit, um sie an die Ober­flä­che zu ho­len. Das Er­geb­nis ist eine über das Pri­vate hi­naus­ge­hen­de Er­zäh­lung ei­ner öster­reichi­schen Ar­bei­ter­ge­schicht­e. Am Bei­spiel ihrer El­tern macht Wil­hel­mine Gold­mann die Ent­wick­lung der Ar­bei­ter­klas­se aus tie­fem Elend zu Bil­dung und Wohl­stand sicht­bar. Aus­gangs­punkt ist der In­dus­trie­ort Traisen im süd­li­chen Nieder­öster­reich.

Den Eltern der Autorin war trotz Schul­er­fol­gen eine hö­he­re Bil­dung ver­schlos­sen. Immer­hin konnte der Va­ter eine Leh­re als Schrift­set­zer ab­schließen, die Mut­ter er­kämpfte sich einen Platz in der Han­dels­schule.

Schon in ihrer Jugend begannen beide, sich poli­tisch zu enga­gie­ren. Als über­zeugte So­zial­demo­krat­Innen kämpf­ten sie für Ge­rech­tig­keit und Bil­dung und ver­tei­dig­ten im Schick­sals­jahr 1934 die demo­kra­ti­sche Repu­blik ge­gen die Doll­fuß-Dik­ta­tur. Nach 1945 nahm Gold­manns Vater sei­ne poli­ti­sche Tätig­keit in Traisen wie­der auf, enga­gier­te sich am Wie­der­auf­bau der Repu­blik und wurde 1961 zum Bür­ger­meis­ter von Traisen gewählt.

Die schmerzliche Erfahrung des Jahres 1934 hat nicht nur das Le­ben sei­ner Gene­ra­tion ge­prägt, sie ist bis heute Kon­flikt­stoff in der öster­rei­chi­schen In­nen­poli­tik. Den Hass der „Bür­ger­lichen“ auf die „Sozis“ hat die Auto­rin auch in ihrem Be­rufs­le­ben ver­spürt und sich im­mer ge­fragt: Wo kommt er her? Ihre Fami­lien­ge­schichte ist der ein­dring­li­che Ver­such einer his­to­ri­schen Klä­rung, der bis heute in bei­den poli­ti­schen La­gern aus­ge­wi­chen wird, wes­halb das Trauma des Bür­ger­krie­ges im­mer wie­der wie eine klaf­fen­de Wunde auf­bricht.

Die Autorin

Wilhelmine Goldmann, geboren 1948 in Traisen, Stu­dium an der Hoch­schule für Welt­han­del, Aus­bil­dung zur Diplom­kauf­frau. Nach 20 Jah­ren Tä­tig­keit in der Ar­bei­ter­kam­mer Wien wirkte sie 16 Jahre lang als Mana­ge­rin in Füh­rungs­po­si­tio­nen der ÖIAG, beim Post­bus und in der ÖBB Per­so­nen­ver­kehr AG. Da­nach war sie Auf­sichts­rä­tin in ver­schie­de­nen Unter­neh­men, Kura­to­riums­vor­sit­zende der Salz­bur­ger Fest­spie­le und Uni­ver­si­täts­rätin an der Kunst­uni­ver­si­tät Graz. Sie lebt in Wien.

Rezensionen

„Die ÖVP führt mehr oder weniger unge­bro­chen den Klas­sen­kampf der Zwi­schen­kriegs­zeit fort, in­dem sie die Sozial­demo­kra­ten hasst und ihnen miss­traut“, schreibt Gold­mann als Re­sü­mee ihrer fami­liä­ren und be­ruf­li­chen Er­fah­run­gen. Als Be­leg für die Aktua­li­tät ihrer Ein­schät­zung zi­tiert sie die im Laufe der Chat-Af­fä­ren be­kannt ge­wor­de­nen ÖVP-Zu­schrei­bun­gen für Sozial­demo­kra­ten als „rotes Gsindl“, „rote Gfrieser“ oder „rote Gfrasta“.
Wolfgang Machreich, Die Furche, 09.11.2023

Wilhelmine Goldmann hat eine gut les­bare Lo­kal­ge­schichte vor­ge­legt. Sie be­schreibt ein klas­sen­be­wusstes Pro­le­ta­riat, des­sen Führer in Wien die Par­tei aber vor­ran­gig als »Bollwerk gegen den Bol­sche­wis­mus« be­trach­teten.
Dieter Reinisch, Junge Welt, 30.10.2023

Das Ergebnis ist eine über das Private hinausgehende Erzählung einer österreichischen Arbeitergeschichte.
APA-Presseagentur, 18.10.2023

Solche Geschichten sind immer spannend, denn nur durch Haltung und Tat werden Über­zeu­gungen wirk­lich. (Ausgabe Nr. 66/2024)
Brennstoff, 27.01.2024

Wilhelmine Goldmann, Absolventin der Hoch­schule für Welt­han­del, lang­jäh­rige Mit­ar­bei­terin der Ar­bei­ter­kam­mer und da­nach viele Jahre Mana­ge­rin in der ÖIAG, bei der Post­bus und in der ÖBB Per­so­nen­ver­kehr AG, legt mit „Rote Ban­di­ten“ eine so­zial­demo­kra­ti­sche Fa­mi­lien­ge­schichte vor. Es ist ihr ein An­lie­gen – bis zu­rück zu ihren Groß­el­tern – die großen Ent­wick­lungs­li­nien ei­ner po­li­ti­schen und ge­sell­schaft­li­chen Be­we­gung an­hand der ei­ge­nen fami­liä­ren Wur­zeln nach­zu­zeich­nen. (…) Wil­hel­mine Gold­manns his­to­ri­schen Ver­dienste ver­die­nen Wür­di­gung, er­mög­lichte sie doch den so­zia­len Auf­stieg aus bit­te­rer Ar­mut mit und be­en­de­te ein Stück weit das Ver­schi­cken von Kin­dern, die sich als Knechte und Mägde, Dienst­mäd­chen und Haus­bur­schen ver­din­gen mussten. Von den Kreis­ky-Re­for­men pro­fi­tier­ten ge­rade Frauen – mehr­fach und immer noch.
https://www.madamewien.at/rote-banditen-geschichte-einer-sozialdemokratischen-familie-von-wilhelmine-goldmann/
Astrid Kuffner, madamewien.at, 30.11.2023

Posted by Wilfried Allé Thursday, February 8, 2024 4:43:00 PM Categories: Belletristik/Erzählende Literatur
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Privatisierung 

Staat oder Markt?

von Wolfgang Kubicki, Tim Engartner

Reihe: Streitfragen
ISBN: 9783864893926
Verlag: Westend
Umfang: 80 Seiten
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Erscheinungsdatum: 20.02.2023
Reihe herausgegeben von: Lea Mara Eßer
Preis: € 12,40
Kurzbeschreibung des Verlags

Privatisierung – Optimierung oder Entmenschlichung?

Zwei diametrale Positionen zu einer der wichtigsten Fragen der Gegen­wart: Wolf­gang Kubicki, stell­ver­treten­der Bundes­vor­sit­zender der FDP, ist dav­on über­zeugt, dass Pri­va­ti­sie­rung öko­no­mi­sche Höchst­leis­tung her­vor­bringt und der Markt am bes­ten weiß, wie er sich - und damit unser al­ler Wohl­stand - er­hält und außer­dem durch ein Zu­rück­drän­gen des Staates für mehr Bür­ger­nähe sorgt. Der Sozial­wis­sen­schaft­ler Tim Engartner warnt hin­ge­gen vor den Ge­fah­ren der Pri­vati­sie­rung, das die aus­schließ­liche Kon­zen­tra­tion auf Pro­fit un­wei­ger­lich da­zu führt, dass so­zia­le Fra­gen aus­ge­klam­mert und der staat­li­chen Kon­trol­le ent­zo­gen wer­den, wes­halb sich der Neo­libe­ra­lis­mus bis in die letz­ten Win­kel unse­res Lebens aus­brei­ten kann.

Wer sich eine kritische und fundierte Mei­nung zu den drän­gen­den Fra­gen unse­rer Zeit bil­den will, kommt an der Reihe »Streitfragen« nicht vorbei!

Rezensionen

Rezensent Cord Aschenbrenner erfährt aus den in die­sem Band einan­der ge­gen­über­ge­stellten Essays von Wolf­gang Kubicki und dem Sozial­wis­sen­schaft­ler Tim Engartner Wis­sens­wer­tes über Vor- und Nach­teile der Pri­va­ti­sie­rung von Unter­nehmen. Wäh­rend Kubicki laut Aschen­bren­ner un­ge­wohnt zahm Für und Wider der Pri­va­ti­sie­rung der DDR-Wirt­schaft, aber auch der Bundes­post und der Luft­hansa ent­fal­tet, strei­tet Engartner laut Re­zen­sent ver­gleichs­weise "fun­dier­ter und enga­gier­ter" ge­gen die Priva­ti­sie­rungs­politik.

© Perlentaucher Medien GmbH

Posted by Wilfried Allé Friday, February 2, 2024 10:04:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Die besten Tagespresse- Meldungen 2023 

Nur eine Aktivistin notwendig: Skigebiet in Tirol lahmgelegt

von Die Tagespresse

ISBN: 9783701736034
Verlag: Residenz
Umfang: 240 Seiten
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Erscheinungsdatum: 13.11.2023
Preis: € 19,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Im Jahr 2023 fanden wieder einige große und kleine Polit­beben statt, doch auch in an­de­ren Be­rei­chen steckte das Jahr vol­ler Über­ra­schun­gen. Kön­nen Sie sich noch da­ran er­in­nern, als eine Hofer-Kas­sie­re­rin aus Wien einen neuen Welt­re­kord auf­ge­stellt hat und mit ihrer Kas­sier­ge­schwin­dig­keit die Schall­mauer durch­bro­chen hat? Oder als die Sili­con Val­ley Bank Co­ro­na-Hil­fe in Öster­reich be­an­tragte und sich da­durch ret­tete? Die nieder­öster­reichi­sche Landes­haupt­frau Johan­na Mikl- Leit­ner hat in der Zwi­schen­zeit die ORF-„NÖ Heute“-Mode­ra­tion über­nom­men, da es eh schon wurscht war … Diese und viele an­dere Er­eig­nis­se aus dem Jahr 2023 ver­sam­melt der legen­däre Jahres­rück­blick der Tages­presse, den Sie un­be­dingt le­sen müssen.

Posted by Wilfried Allé Thursday, January 25, 2024 2:30:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
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Die chauvinistische Bedrohung 

Russlands Kriege und Europas Antworten | Putins Autokratie, Nationalismus und Sexismus zerstören die Ukraine und bedrohen liberale Demokratie und Freiheit weltweit

von Sabine Fischer

ISBN: 9783430210959
Verlag: Econ
Umfang: 288 Seiten
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Erscheinungsdatum: 28.09.2023
Preis: € 25,70
Kurzbeschreibung des Verlags

Russlands aggressiver Ver­nich­tungs­krieg ge­gen die Ukra­ine lässt sich nicht be­grei­fen und stop­pen, ohne den russi­schen Chau­vi­nis­mus zu ver­stehen. Der speist sich aus natio­na­lis­tischen und miso­gynen Ideen und dient dem auto­kra­ti­schen Putin-Regime zur Selbst­legi­ti­ma­tion. Die chau­vi­nis­tische Poli­tik Russ­lands greift nicht nur die Ukra­ine an. Sie be­droht auch sig­ni­fi­kante Tei­le der russi­schen Ge­sell­schaft und will die auf Re­geln und Wer­ten ba­sie­ren­de euro­pä­ische Sicher­heits­ordn­ung zer­stö­ren. An ihre Stelle soll das Recht des Stär­ke­ren, Ag­gres­siv-Impe­rial­en treten.

Der russische Chauvinismus betrachtet alles, was mit Libe­ra­lis­mus zu tun hat, als feind­lich – und auch in Euro­pa brei­tet sich diese Hal­tung aus. Sabine Fischer, Ost­eu­ro­pa-Ex­per­tin bei der re­nom­mierten Stif­tung Wis­sen­schaft und Poli­tik, lie­fert uns einen ganz neuen Blick auf die Macht- und Ex­pan­sions­poli­tik Russ­lands. Sie er­klärt, wie ag­gres­si­ver Natio­na­lis­mus, miso­gyner Chau­vi­nis­mus und Auto­kra­tie in Russ­land zu­sam­men­hän­gen, und wie Eu­ro­pa und die west­liche Welt sich auf­stel­len müs­sen, um dem russi­schen Chau­vi­nis­mus zu trotzen.

FALTER-Rezension

Putin ist, wie einen Schläger in der Familie zu haben

Tessa Szyszkowitz in FALTER 1-2/2024 vom 12.01.2024 (S. 20)

Nicolas Chauvin wäre wohl kein Fan dieses Buches. Der Le­gende nach war der mut­maß­liche Namens­geber des Chau­vi­nis­mus nicht nur ein "hyper­patrio­tischer Bauern­soldat", er war auch laut Sabine Fischer "ein pri­mi­ti­ver Macho". Die deut­sche Poli­tik­wis­sen­schaft­lerin hat selbst Jahre in Russ­land ge­lebt und ist heute als Senior Fellow der For­schungs­grup­pe Ost­eu­ropa und Eu­ra­sien der Stif­tung Wis­sen­schaft und Poli­tik in Berlin tä­tig. An­ge­sichts der Gewalt­ex­plo­sion, die Putins In­va­sion in der Ukra­ine aus­ge­löst hat, hat sie über jene Bau­steine ge­forscht, aus denen sich das rus­sische Sys­tem zu­sam­men­setzt: "Natio­na­lis­mus, Sexis­mus und Auto­kratie."
Schon knapp nach dem Zusammenbruch der Sowjet­union waren im neuen Russ­land natio­na­lis­tische Par­teien er­folg­reich - im Falle der KP mit Sow­jet­nos­tal­gie ge­mischt, die LDPR unter Waldimir Schiri­now­ski und Leonid Sluzki zeigte bei­spiel­haft, wie sich "Natio­na­lis­mus, Sexis­mus und auto­ri­tä­res Ge­dan­keng­ut" ver­schmel­zen lassen.

Machismo im Kreml Es gab zwar nach der bolsche­wis­ti­schen Revo­lu­tion 1917 und auch nach dem Ende der Sow­jet­union je­weils kurze Pha­sen, in denen eman­zi­pa­tor­ische Poli­tik femi­nis­tischen Frauen kurz Hoff­nung auf Gleich­be­rech­ti­gung gab. Doch sie währ­ten nur kurz. Seit der Wahl von Wladi­mir Putin zum Prä­si­den­ten im Jahr 2000 ist der Machismo im Kreml ein­ge­zo­gen. Nicht nur dort. Er mach­te sich auch in Regie­rungs­kabi­net­ten, den Vor­stän­den von Fir­men und in den Wohn­zim­mern breit. Hetze gegen Mi­gran­ten und ge­gen Ame­rika sind seit 2014 eben­falls fes­ter Be­stand­teil des Polit­mixes. Seit der Anne­xion der Krim und dem Be­ginn des Krie­ges in der Ost­ukra­ine wird die Ukra­ine außer­dem ver­stärkt als Hure dif­fa­miert und vom russi­schen Prä­si­den­ten Wladimir Putin zum Ver­ge­wal­ti­gungs­opfer sti­li­siert.

Was dem Chauvinismus aber erst so richtig zum Durchbruch ver­holfen hat, sind Pu­tins Kriege. Tschet­sche­nien, Geor­gien, Syrien, Ukra­ine. Die Feld­züge bru­ta­li­sie­ren die Sol­da­ten, die oft nicht mehr aus dem Trau­ma der Ge­walt auf dem Schlacht­feld heraus­tre­ten kön­nen. In die­sem per­ma­nen­ten Gewalt­ex­zess ha­ben sich das Pri­vate und das Poli­ti­sche längst ver­mischt. Die weni­gen Frauen, die es unter Putin in die erste Rei­he schaff­ten, tra­gen seine Poli­tik mit: Walen­tina Ma­twi­jenko, die Vor­sit­zende des Föde­rations­rates, oder Elwira Nabi­ul­lina, Chefin der Zentral­bank. Die russ­ische Frau­en­recht­lerin Alyona Popova sagt: "Un­sere Staats­macht ver­hält sich wie ein Schlä­ger in seiner Familie."

Feminismus in der EU Die EU dagegen setze dem puti­nis­ti­schen Chau­vi­nis­mus zu wenig ent­ge­gen. Sie sei durch den Er­folg der haus­ei­ge­nen Rechts­popu­li­sten ge­schwächt, ana­ly­siert Fischer. Marine Le Pen, Gior­gia Meloni oder Alice Weidel ge­ben der neu­en Rech­ten ein "pseudo­eman­zi­pier­tes Ant­litz". Doch da­hin­ter steht die alte Fratze des ultranationalistischen Chauvinismus. In den Worten von Björn Höcke, dem rechtsextremen Spitzenkandidaten der AfD in Thüringen: "Wir müssen unsere Männ­lich­keit wie­der ent­decken! Nur wenn wir mann­haft wer­den, wer­den wir wehr­haft."

Gegen Ende schenkt Fischer der Leserschaft einen kleinen Lichtblick: Anna­lena Baer­bock habe Deutschland zumindest eine feministische Außenpolitik verpasst. Und das bedeute nicht etwa Pazifismus. Sondern die geschundene Ukraine mit Waffen zu ihrer Verteid­igung ge­gen Russ­land aus­zu­stat­ten.

Die Autorin Sabine Fischer spricht am 25. Jänner im Kreisky Forum über ihr Buch unter dem Titel: Machismo und Macht

Weitere Rezensionen

»Viele reden über Russland – Sabine Fischer kennt es von innen, bes­ser als kaum je­mand sonst in Deutsch­land. In luzi­der Ana­ly­se ent­hüllt sie den chau­vi­nis­tischen Charak­ter sei­ner ag­gres­si­ven Poli­tik und sei­nes Präsi­den­ten. Wer Wla­di­mir Putins zer­stö­reri­schen und selbst­zer­stö­re­ri­schen Krieg ver­ste­hen will, muss die­ses Buch lesen.« - Rüdiger von Fritsch

Russlands Aggression gegen die Ukraine ist kein Krieg in Euro­pa, son­dern gegen Europa. Wer daran Zwei­fel hat, lese Sabine Fischers starkes Buch über die Ursprünge und Folgen von Putins chauvinistischer und revisionistischer Politik.« - Ivan Krastev

»Eine präzise, wunderbar geschriebene Analyse, die dank Fischers femi­nis­ti­scher Per­spek­tive end­lich um­fas­send er­klärt, wa­rum der rus­si­sche An­griffs­krieg auf die Ukra­ine keine Über­raschung war und was wir für die Zu­kunft ler­nen kön­nen. Ein Buch über Russ­land, das wirk­lich heraussticht.« - Alice Bota

»Mit diesem Buch, das Analyse und persönliche Erinnerungen mit­ei­nan­der ver­bin­det, ver­mit­telt Russ­land­ex­per­tin Sabine Fischer einen tie­fen Ein­blick in das ge­gen­wär­tige poli­ti­sche Sys­tem Russ­lands und in die rus­si­sche Ge­sell­schaft. Kon­zep­tio­nell in­no­va­tiv und zu­gleich in­tui­tiv führt sie an­hand des Be­griffs ‚Chau­vi­nis­mus‘ durch die Trias aus Natio­na­lis­mus, Sexis­mus und Auto­kra­tie, die Russ­lands Posi­tio­nie­rung ge­gen­über west­li­chen Lebens­mo­del­len und den Weg in den Krieg ge­gen die Ukra­ine nach­zeich­net und ei­nen Blick in denk­bare Zu­künfte Russ­lands er­öffnet.« - Gwendolyn Sasse  

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Posted by Wilfried Allé Tuesday, January 23, 2024 9:45:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
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Ski Guide Austria 2024 

Mehr als 200 Skigebiete und die besten Tipps für Familien und nachhaltiges Wintererlebnis

von Fred Fettner, Günter Fritz

ISBN: 9783903254671
Verlag: medianet Verlag
Umfang: 468 Seiten
Format: Taschenbuch
Genre: Reisen/Reiseführer/Sportreisen, Aktivreisen
Sammlung: Spaß im Schnee
Erscheinungsdatum: 10.11.2023
Preis: € 19,90
Kurzbeschreibung des Verlags

Der Ski Guide Austria ist der erste und einzige Ski­ge­biete-Führer, der einen Kom­plett­über­blick über den Winter­sport in Öster­reich bie­tet – mit mehr als 200 Ski­ge­bie­ten, ak­tuel­len Prei­sen, außer­ge­wöhn­lichen An­ge­bo­ten und den bes­ten Tipps für Fa­mi­lien so­wie nach­hal­ti­ges Winter­er­leb­nis. In der druck­fri­schen 15. Aus­gabe wer­den aber auch die neues­ten Ent­wick­lungen die­ses Win­ters nicht aus­ge­las­sen. So gibt es erst­ma­lig in die­sem Ski Guide eine breit an­ge­leg­te Um­frage in Öster­­vreich plus einer inter­natio­na­len Er­he­bung zur Zu­kunft des Ski­laufs. Da­rin geht es nicht nur, aber auch um die Preis­ent­wick­lung – und es zeigt sich, dass Ski­fahren und Winter­ur­laub in Öster­reich trotz schwie­ri­ger Rahmen­be­din­gun­gen gute Chancen haben.

Doch wie in den 14 Jahren davor steht das Skierlebnis in Öster­reich im Zen­trum des Ski Guide Aus­tria, der im Rekord­um­fang von 468 Sei­ten daher­kommt. Rund 70 Top-Winter­sport­re­gio­nen wer­den in­klu­sive Pis­ten­pano­ramen prä­sen­tiert, zu­sätz­lich auch al­le an­deren mit Lift­an­la­gen be­stück­ten Orte, für die sich die An­reise für Winter­sport­ler und Schnee­fans lohnt. Wie diese klima­scho­nend er­fol­gen kann, ist eben­falls im Buch nach­zu­lesen. Neu hin­zu­ge­kom­men ist unter ande­rem ein Bei­trag zu den an­ste­hen­den Kul­tur-Events im Schnee, aber na­tür­lich dür­fen auch die kuli­na­ri­schen und sportl­ichen Top-Ver­an­stal­tungen nicht feh­len. Einer der tradi­tio­nel­len Schwer­punkte des Ski Guide Aus­tria sind Fami­lien. Ihnen ist – um die Geld­bör­se von Fami­lien mit Kin­dern zu ent­las­ten – ein um­fang­rei­cher Ar­ti­kel über die kos­ten­güns­tigs­ten Ski­sport­mög­lich­kei­ten in Öster­reich ge­wid­met, eben­so wie ein Blick auf rund 30 über­regio­nale Saison­karten.

Alles was es am Material-Sektor zu ent­decken gibt, darf eben­falls wie ge­wohnt nicht feh­len. Pis­ten-, Free­ride- und Touren­ski inklusive passender Ausrüstung, dazu Skischuhe, Snowboards, Langlaufmodelle, Helme, Skibrillen oder erstmals auch Fashion plus diverse Gimmicks. Erstmals zeigt zu­sätz­lich eine Re­por­tage beim Wie­ner Start-up Üni­que, wie auf­wän­dig man sich ei­nen in­di­vi­duel­len Top-Ski zim­mern las­sen kann.

Posted by Wilfried Allé Sunday, January 21, 2024 8:02:00 PM Categories: Aktivreisen/Europa Reisen/Reiseführer/Sportreisen
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Posttraumatische Souveränität 

Ein Essay

von Jarosław Kuisz, Karolina Wigura

ISBN: 9783518127834
Reihe: edition suhrkamp
Verlag: Suhrkamp
Umfang: 184 Seiten
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Übersetzung: Stephan Gebauer
Erscheinungsdatum: 29.10.2023
Preis: € 18,50
Kurzbeschreibung des Verlags

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die alte mit­tel­­euro­­pä­­ische Angst zu­­rück: Opfer der Groß­­mäch­te zu wer­­den. An­­ders als in Deutsch­­land, von des­­sen Bo­den zwei Welt­­krie­­ge aus­­ge­­gan­­gen sind, gab es in War­­schau, Tal­­linn und an­ders­­wo kein Zö­­gern. Nur wer selbst an­ge­­grif­­fen und, wie Po­­en, so­­gar ein­­mal ganz von der Land­­kar­­te ge­­tilgt wur­de, ver­­steht, dass mili­­tä­­ri­­sche Selbst­­ver­­tei­di­­gung ge­­recht­­fer­­tigt ist. In ihrem lu­zi­­den Es­­say be­­schrei­­ben Karo­­lina Wi­­gura, Ideen­­his­­to­­ri­­kerin, und Jaros­­ław Kuisz, Poli­­tik­­wis­­sen­­schaft­­ler, wie der heu­­ti­ge Krieg his­­to­­ri­­sche Trau­­ma­­ta re­ak­­ti­­viert; wa­­rum War­­schau eine Füh­­rungs­­rol­­le in der eu­ro­­pä­­ischen Ver­­tei­di­­gungs­­poli­­tik über­­nimmt, ob­­wohl die Re­gie­­rungs­­par­­tei PiS die EU als Be­­dro­­hung der ei­­ge­nen Sou­­ve­räni­­tät be­­schwört.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.11.2023

Rezensent Jens Uthoff schätzt Jarosław Kuisz' und Karo­lina Wi­guras Umg­ang mit dem Be­griff des Trau­mas in ihrem Es­say­band über die Be­zie­hung zwi­schen West- und Os­tmit­tel­eu­ropa. Denn dass vie­le ost­mit­tel­euro­pä­ische Staaten eine gan­ze Rei­he an his­to­ri­schen Trau­mata durch­lebt ha­ben - der Kri­ti­ker nennt hier ab­seits der Ukra­ine et­wa die Tei­lung Po­lens 1795 und den Molo­tow-Ribb­en­trop-Pakt 1939 als Bei­spie­le -, ste­he außer Fra­ge. Auch ließen sich an­hand des Be­griffs vie­le Miss­ver­ständ­nis­se bzw. Fehl­ein­schät­zun­gen West­euro­pas ge­gen­über Ost­mit­tel­eu­ro­pa auf­zei­gen, lobt Ut­hoff, wie zum Bei­spiel ein man­geln­des Ver­ständ­nis der Kriegs­angst die­ser Staa­ten, oder, im Fal­le des Krie­ges in der Ukra­ine, ein Fest­hal­ten an Frie­dens­ver­hand­lun­gen mit Russ­land. Gleich­zei­tig aber, und das hält Uthoff für wich­tig, zei­gen Kuisz und Wi­gu­ra auch ein großes Be­wusst­sein für die Ge­fah­ren des Be­griffs, der zu "Bel­ie­big­keit" oder "Opfer­kon­kur­renz" fü­hren kön­ne. Mit die­ser Klam­mer ver­se­hen wir­ken die Texte auf den Kri­ti­ker re­flek­tiert und "er­hel­lend".

Posted by Wilfried Allé Saturday, December 23, 2023 11:36:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Hyperpolitik 

Extreme Politisierung ohne politische Folgen

von Anton Jäger

ISBN: 9783518127971
Reihe: edition suhrkamp
Verlag: Suhrkamp
Umfang: 136 Seiten
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Übersetzung: Daniela Janser, Thomas Zimmermann, Heinrich Geiselberger
Erscheinungsdatum: 09.10.2023
Preis: € 16,50
Kurzbeschreibung des Verlags

Die Ära der Postpolitik ist vorbei

Dass die Politik wieder da ist, dass De­bat­ten um Co­ro­na oder »Woke­ness« längst über Twit­ter hinaus­ge­schwappt sind, wird be­stä­ti­gen, wer im Pri­va­ten hef­ti­ge Strei­te er­lebt. Nach ei­ner Ära der Post­poli­tik, in der techno­kra­tisch ver­wal­tet wurde, wäh­rend die Bür­ger dies höchs­tens vom Sofa aus kom­men­tier­ten, ste­hen wir vor ei­nem all­ge­gen­wär­ti­gen Zit­tern und Beben.

Anton Jäger hat dafür den Begriff »Hyper­poli­tik« ge­prägt. Zu­gleich stellt er fest, dass Auf­re­gungs­wel­len sich sel­ten in kol­lek­ti­ves Han­deln über­set­zen: Die Poli­ti­sie­rung hat kaum poli­ti­sche Fol­gen. Dies, so Jäger in sei­nem Durch­gang durch 150 Jahre Demo­kra­tie­ge­schichte, ist die Fol­ge ei­ner von digi­ta­ler Ein­sam­keit ge­präg­ten Situa­tion, in der die Men­schen nicht län­ger über Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen am poli­ti­schen Pro­zess be­tei­ligt sind.

Falter-Rezensionen

Empörung ohne Folgen

Robert Misik in FALTER 51-52/2023 vom 22.12.2023 (S. 27)

Erst gab es die "Massenpolitik", also die Domi­nanz von mit­glieder­star­ken Par­teien, dann die "Anti-Poli­tik" (die Abw­en­dung von die­sen Par­teien), spä­ter die "Post-Poli­tik" (also die ideo­lo­gi­sche Leere) und nun die "Hyper­poli­tik". In die­ser Phase stecken wir fest, so der 29-jäh­rige bel­gi­sche His­to­ri­ker Anton Jäger. Wäh­rend man frü­her eine Ent­poli­ti­sie­rung kon­sta­tier­te, ist heu­te das Ge­gent­eil der Fall: Dem Ge­drän­ge in der Mit­te folg­te die Pola­ri­sie­rung. Wel­che Sport­ar­ten man an­sieht, ist heu­te schon poli­tisch, oder wel­che Mei­nung man zu ei­ner Krank­heit hat. Zu­gleich sind die Men­schen "ein­samer, auf­ge­reg­ter, wüten­der, aber auch ver­wirr­ter". Es gibt Poli­ti­sie­rung, aber es folgt nichts da­raus. "Menschen echauf­fie­ren sich heu­te über ein The­ma und mor­gen über ein ganz an­de­res." Aus die­ser Fal­le, so der schwung­vol­le, klei­ne Es­say, führt nur echte Poli­tik. Etwa in Basis­or­ga­ni­sa­tio­nen von Par­teien, in de­nen man mit an­de­ren durch lang­fris­ti­ges Enga­ge­ment für Wan­del sorgt und sich Men­schen als ge­mein­same Ak­teure erf­ahren. Jägers Modell: die Sozia­lis­ten des Roten Wien.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, December 20, 2023 9:52:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Zeitzeuge eines Jahrhunderts 

Eine Familiengeschichte zwischen Adolf Hitler, Bruno Kreisky, Donald Trump und Wladimir Putin

von Peter Michael Lingens

ISBN: 9783205218104
Verlag: Böhlau Wien
Umfang: 575 Seiten
Format: Taschenbuch
Genre: Medien, Kommunikation/Journalistik
Erscheinungsdatum: 04.09.2023
Preis: € 47,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Die Familiengeschichte Peter Michael Lingens' ist aufs Engste mit der Ge­schich­te des 20. Jahr­hun­derts ver­zahnt. Sein Buch ist ein Plä­doyer ge­gen den Neo­libe­ra­lis­mus, von dem er fürch­tet, dass er die EU spren­gen und ei­nen neu­en Fa­schis­mus her­bei­füh­ren könnte.
Sein Großvater vergab die wahr­schein­lich letz­te Ge­le­gen­heit Adolf Hitler auf­zu­hal­ten. Sein Va­ter revol­tier­te ge­gen die fami­li­äre In­dus­triel­len­dynas­tie mit der Grün­dung ei­ner marxis­ti­schen Zel­le. Sei­ne Mut­ter war das be­gehr­tes­te „ari­sche“ Mäd­chen im Ver­band so­zia­lis­ti­scher Stu­den­ten, des­sen jü­di­sche Über­le­ben­de Ge­schich­te schrie­ben: Vik­tor Weiß­kopf über­wachte als Bür­ger­meis­ter von Los Ala­mos die En­twick­lung der Atom­bombe, Bruno Kreisky wur­de Österr­eichs be­deu­tends­ter Nach­kriegs­kanz­ler. 1942 be­zahl­te Ella Lin­gens den Ver­such, Juden zu ver­stecken, mit Auschwitz.
Im Kurier Hugo Portischs gelang es dem Autor, den Öster­rei­chern die Mor­de der NS-Zeit plas­tisch zu ma­chen und die Ver­fol­gung Homo­sexuel­ler auf­zu­zei­gen. Als Chef­re­dak­teur des Profil ana­ly­sierte Lin­gens 17 Jah­re lang Öster­reichs drama­tisch­ste Kon­flik­te. Eben­so im Fo­kus steht die schmerz­li­che Aus­ein­ander­set­zung mit ei­nem ihn be­las­ten­den Straf­ver­fah­ren und – als Neben­ef­fekt die Be­kannt­schaft mit ho­hen KGB-Of­fi­zie­ren und Ein­blicke in die Macht­struk­turen Russ­lands.
Der Doyen des österreichischen Qualitäts­jour­na­lis­mus zeigt sich in die­sem Par­cours durch die öster­rei­chi­sche Me­dien- und Zeit­ge­schichte klar­sich­tig wie je und über­ra­schend selbst­kritisch.

Falter-Rezensionen

Das wahre Leben zwischen den Zeilen

Barbaba Tóth in FALTER 51-52/2023 vom 22.12.2023 (S. 27)

Biografien seien entweder indiskret oder lang­wei­lig, sagte der kürz­lich ver­stor­be­ne öster­rei­chisch-tsche­chi­sche Poli­ti­ker Karel Schwar­zen­berg, des­halb habe er es lan­ge ab­ge­lehnt, sel­ber eine zu schrei­ben. Schwar­zen­berg, Jahr­gang 1937, war ein en­ger Freund und Weg­be­glei­ter des Jour­na­lis­ten Peter Michael Lin­gens, ge­bo­ren 1939. Die­ser hat den Rat Schwar­zen­bergs be­her­zigt. Sei­ne Me­moiren sind durch­aus in­dis­kret, da­her sel­ten lang­wei­lig - wenn auch mit 575 Sei­ten nicht ge­rade kurz ge­raten.
Aber Lingens kann auch aus einem reichen Fami­lien-und Berufs­leben schöp­fen. Al­lein die Lebens­ge­schichte sei­ner von ihm ver­ehr­ten Mut­ter Ella Lin­gens würde ein gan­zes Buch fül­len. Die Wider­stands­kämp­ferin, Ärztin und in Yad Vashem als "Ge­rechte unter den Völ­kern" Aus­ge­zeich­nete, hat es auch sel­ber ge­schrie­ben ("Gefan­gene der Angst: Ein Leben im Zei­chen des Wider­standes", 2003), Lin­gens druckt ein Schlüs­sel­ka­pi­tel da­raus ab, in dem sie den All­tag als Ärztin im KZ schildert.

Lingens verdankt seiner Mutter viel, das ist ihm auch be­wusst. Dank ihr wuchs er gut ver­netzt in je­nem auf­ge­klär­ten, sozia­lis­tischen, jü­di­schen Wie­ner Milieu auf, das in den 1970er und 1980ern Öster­reichs Mo­der­ni­sie­rung an­trieb. Zu­vor er­le­ben wir das Dra­ma ei­nes be­gab­ten Kin­des, von der Mut­ter ver­göt­tert, in pro­gres­si­ve Schu­len ge­schickt - eines der be­ein­druckend­sten Kapi­tel er­zählt vom Quäker­heim in Neu­waldegg im Wien der Nach­kriegs­zeit -, das in der Ado­les­zenz nicht so recht weiß, wohin.

Lingens probierte sich in mehreren Studien und Jobs aus, bis er auch dank der Um­sicht sei­ner Mut­ter letzt­lich dort lan­dete, wo er sei­ne In­tui­tion und sein Sprach­ge­schick am bes­ten ent­fal­ten konnte: in den An­fän­gen des kri­ti­schen Jour­na­lis­mus in Öster­reich. Lingens' Name ist un­trenn­bar ver­bun­den mit dem Nach­rich­ten­ma­ga­zin Profil und sei­nem Grün­der Oscar Bron­ner. Er war lang­jähri­ger Profil-Chef­redak­teur, hat­te lei­ten­de Funk­tio­nen in der Wirt­schafts­woche und beim Stan­dard inne.

Indiskret und entsprechend saftig geraten dann seine Ab­rech­nungen mit ehe­ma­li­gen Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen, den "Hexen" (Lin­gens nennt sei­nen Profil-Co-Chef­redak­teur Gerd Leit­geb als Wort­schöp­fer). Vor al­lem die Lite­ra­tur­kri­ti­kerin Sigrid Löffler schont er nicht. Über­haupt, Lin­gens und sei­ne Liebe für "schö­ne Frauen", seien es se­ine ei­ge­nen, Flirts oder die Frau­en sei­ner Freun­de, de­nen er über die Sei­ten hin­weg Kom­pli­mente macht. Auch das Ar­bei­ten mit der mehr­heit­lich weib­li­chen Falter-Redak­tion - die er als Kolum­nist seit 2017 gut kennt - sei für ihn ein "rei­nes Ver­gnü­gen, was ich als un­ver­bes­ser­li­cher Macho jour­na­lis­tisch wie op­tisch genieße".

Relevant und treffend hingegen sind Be­obach­tun­gen poli­ti­scher Per­sön­lich­keiten, denen er dank sei­nes Be­rufes sehr nahe kam, von Bruno Kreisky über Han­nes An­drosch und Simon Wiesen­thal bis hin zu Jörg Haider und Se­bas­tian Kurz. Das sind die inter­essan­tes­ten der ins­ge­samt 84 Kapi­tel, die dank Per­sonen­ver­zeich­nis auch ge­zielt auf­ge­sucht wer­den kön­nen. Über­ra­schend ober­fläch­lich bleibt sei­ne Aus­ein­ander­set­zung mit sich in der Rolle als "ab­we­sen­der Vater", da­bei hat er in den Kapi­teln zu­vor nach­denk­lich von sei­nen ei­ge­nen Thera­pie­er­fah­rungen und von der Nicht­be­zie­hung zu sei­nem Vater er­zählt, der sei­ne Mut­ter ver­las­sen hatte. Lei­der las­sen sich im­mer wie­der auf­tau­chen­de in­halt­liche Re­dun­dan­zen spä­tes­tens ab der Hälf­te der Memoi­ren nicht mehr aus­blen­den, da­zu är­ger­li­che Tipp­fehl­er und For­mu­lie­rungs­hop­pa­las. Ei­ne Per­sön­lich­keit wie Lin­gens mit solch Er­zähl-und Schreib­ur­ge­walt hät­te sich sicher ein bes­seres Redi­gat verdient.

Über den Autor

Peter Michael Lingens, geb. 1939 in Wien, Jour­na­list und Buch­autor, ver­hei­ra­tet, sechs Kin­der. Erste jour­na­lis­ti­sche Schrit­te bei der Ar­bei­ter-Zei­tung. Ab 1965 Ge­richts­saal­be­richt­er­stat­ter bei der Tages­zei­tung Kurier. 1970 Grün­dungs­chef­redak­teur und spä­ter Heraus­geber des Nach­richten­maga­zins Pro­fil. Ab 1987 freier Jour­na­list. Ab 1990 Ge­schäfts­füh­rer, Heraus­ge­ber und Chef­redak­teur der Wochen­pres­se/Wirt­schafts­woche. 1993 Wech­sel in die Chef­redak­tion der Tages­zei­tung Der Stan­dard bis zur An­klage in ei­nem Pro­zess we­gen an­geb­li­cher An­stif­tung zum Amts­miss­brauch. Nach dem Frei­spruch Pro­fes­sor für Jour­na­lis­tik an der Donau­uni­ver­si­tät Krems und Kolum­nist bei der Tages­zei­tung Die Presse da­nach bei Profil. Ne­ben sei­ner Kolum­nis­ten­tä­tig­keit ver­legte Peter Michael Lin­gens zu­sam­men mit sei­ner Frau Eva Lin­gens das von ihm ge­grün­dete Jugend­maga­zin Topic. 2016 Start des Blogs www.lingens.online. Seit 2017 Kolum­nist bei der Wie­ner Wochen­zeitung Falter.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, December 20, 2023 5:56:00 PM Categories: Kommunikation/Journalistik Medien
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Über das Leben 

von Hans Krankl, Herbert Prohaska

ISBN: 9783990017104
Verlag: edition a
Umfang: 192 Seiten
Format: Hardcover
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Sammlung: Aktuelle Biografien
Sachbücher zum Verschenken
Erscheinungsdatum: 23.09.2023
Preis: € 24,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Die Heiterkeit des Seins, ein Bad in der Nos­tal­gie als Jung­brun­nen und die bes­ten Sei­ten al­ler Le­bens­pha­sen: Hans Krankl und Her­bert Pro­has­ka in ei­ner tief­sin­ni­gen Dop­pel­con­férence, die das Herz be­rührt und mit ei­nem Augen­zwin­kern auch den neuen Zei­ten Leich­tig­keit gibt

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Hans Krankl, geboren 1953 in Wien, ist bekannt als ehe­ma­li­ger Profi­fuß­bal­ler un­ter an­de­rem bei SK Rapid Wien, beim FC Bar­ce­lona, wo er „Golea­dor“ ge­nannt wur­de, Fuß­ball­trai­ner der öster­rei­chi­schen Natio­nal­mann­schaft, Sän­ger, TV-Ex­per­te bei Sky und Ko­lum­nist. Mit Her­bert Pro­has­ka ver­bin­det ihn eine fast lebens­lan­ge Freund­schaft und Ri­va­li­tät Her­bert Pro­has­ka, ge­bo­ren 1955 in Wien, ge­nannt „Schneckerl“, ist ehe­ma­li­ger Profi­fuß­bal­ler, un­ter an­de­rem bei der Wie­ner Aus­tria und der AS Roma, und frü­he­rer Fuß­ball­trai­ner der öster­rei­chi­schen Natio­nal­mann­schaft. Er ana­ly­siert für den ORF Fuß­ball­spie­le, schreibt Ko­lum­nen für die Kro­nen Zei­tung und singt. Mit Hans Krankl ver­bin­det ihn eine fast lebens­lan­ge Freund­schaft und Ri­va­lität.

Rezensionen

Autorius  5,0 von 5 Sternen Vergnüglich, positiv, menschlich, schön
Leicht lesbares Buch, das mit tiefer Lebens­weis­heit die Welt zurecht­rückt. Es geht um das Älter­werden, um die neuen Zei­ten, ich weiß gar nicht, wo ich an­fan­gen soll, es geht um so vie­les und in die­sem Buch schaf­fen es diese zwei öster­rei­chi­schen Kult­fi­guren, dem Leben auch in schwe­ren Zei­ten die gu­ten Sei­ten ab­zu­ge­winnen.

K. Thomas  5,0 von 5 Sternen Spitzenbuch
Ein muß für jeden Fußballfan

Posted by Wilfried Allé Tuesday, December 12, 2023 3:44:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt 

Eine politische Kulturgeschichte Österreichs

von Herbert Lackner

Reihe: Herbert Lackner bei Ueberreuter
ISBN: 9783800078448
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Umfang: 208 Seiten
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Geschichte
Erscheinungsdatum: 26.09.2023
Preis: € 25,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Kunst im Spannungsfeld zwischen Freiheit – Politik - Publikum

Wie Rechtsradikale wegen Schnitzlers „Reigen“ die Wiener Kam­mer­spie­le ver­wüs­te­ten – wa­rum die Kir­che we­gen ei­nes Be­suchs von Jose­phine Baker Buß­got­tes­diens­te ver­an­stal­te­te – wa­rum Öster­reichs Re­gie­rung 1933 die Bü­cher­ver­bren­nung in Deutsch­land be­ju­bel­te – wie Ste­fan Zweig aus Öster­reich ver­trie­ben wurde – wel­che Au­to­ren schon früh zu den Nazis über­lie­fen – wer das mie­fige Kul­tur­kli­ma der Nach­kriegs­jahre zu ver­ant­wor­ten hat­te – wie Valie Ex­port, Her­mann Nitsch, Pe­ter Tur­rini und viele an­dere um ihr Werk kämp­fen mussten.

Herbert Lackner beschreibt in seinem neuen Buch das Ringen von Autor­:innen, Musiker­:innen und Künst­ler­:innen um ihre Frei­heit – eine poli­ti­sche Kul­tur­ge­schich­te Öster­reichs.

  • Theaterskandal um Schnitzlers „Reigen“
  • Verbot des Kinofilms „Im Westen nichts Neues“ 1931
  • Bücherverbrennungen im Dritten Reich
  • Kampf gegen den Wiener Aktionismus
  • Proteste gegen die „Alpensaga“
  • Wirbel um die „Heldenplatz“-Uraufführung im Burgtheater
  • u. v. m.
FALTER-Rezension

Kulturkämpfe, immer schon

Barbaba Tóth in FALTER 48/2023 vom 01.12.2023 (S. 24)

Eine FPÖ, die Künstlerinnen und Intel­lek­tuel­le an­greift. Thea­ter­auf­füh­run­gen, die von radi­ka­len Rech­ten ge­stürmt wer­den. Auf­klä­rungs­filme, die von der Kir­che und ver­meint­li­chen Sit­ten­wäch­tern im Parla­ment at­ta­ckiert wer­den: Kul­tur­kämpfe in Öster­reich fol­gen im letz­ten Jahr­hun­dert den im­mer glei­chen Mus­tern, die Ak­teu­re wan­deln sich, aber ihre Ar­gu­men­te blei­ben gleich. Schnell wird klar: Das Rin­gen um Auf­klä­rung, um Fort­schritt, der Kampf um die Frei­heit der Kunst stieß in Öster­reich im­mer auf be­son­ders großen Wider­stand. Linke Mehr­hei­ten gab es nur kurz, im Lau­fe der 1970er-Jah­re, da­vor und da­nach domi­nier­te kul­tur­feind­li­ches, dump­fes, ten­den­ziell ras­sis­ti­sches und im­mer wie­der anti­semi­ti­sches Ge­dan­ken­gut. Das 1950 be­schlos­sene "Schmutz-und Schund­ge­setz" wird erst 1972 auf­ge­ho­ben. Es ist ein Glücks­fall, dass der His­to­ri­ker und Jour­na­list Her­bert Lack­ner, bis 2015 Pro­fil-Chef­redak­teur, sein brei­tes his­to­ri­sches und poli­ti­sches Wis­sen nun in Buch­form wei­ter­gibt. Lack­ner ist ein er­fah­re­ner Er­zäh­ler, so le­ben­dig er­lebt man Zeit­ge­schichte selten.

Posted by Wilfried Allé Saturday, December 2, 2023 8:09:00 PM Categories: Sachbücher/Geschichte
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