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Wandern im Wienerwald 

Die 30 schönsten Wanderungen in und um Wien

EAN 9783854396062
Verlag: Falter Verlag
Reihe: Kultur für Genießer
Umfang: 256 Seiten
Erscheinungsdatum: 17.05.2021
Preis: € 22,90

Selten haben Großstädter die Möglichkeit, sich nach Arbeitsschluss oder am Wochenende in die Straßenbahn zu setzten und in einer halben Stunde Fahrzeit im Grünen zu landen. Doch in Wien bringt meist nur ein kurzer Fußmarsch gestresste Wienerinnen und Wiener von den Endstationen der öffentlichen Verkehrsmittel in ein Erholungsgebiet fern vom Trubel der österreichischen Hauptstadt – in den Wienerwald.

Der Wienerwald ist die „grüne Lunge“ Wiens. Mit einer Gesamtfläche von 1.250 km² schmiegt er sich im Westen und Südwesten an die Bundeshauptstadt an. Trotzdem er „Wien“ in seinem Namen trägt, liegen gut 90 Prozent dieser Wald- und Wanderlandschaft nicht auf Stadtgebiet, sondern gehören zum Nachbarbundesland Niederösterreich. In dieser landschaftlich äußerst abwechslungsreichen Region finden Besucher alles, wonach ihr Herz begehrt: Wälder, Wiesen, Felder, Weinberge, Kletterwände, Heilquellen, Klöster, Schlösser, Burgen und natürlich Ausflugslokale. Es ist also keineswegs verwunderlich, dass sowohl Einheimische als auch Gäste aus dem Ausland es genießen, Touren durch den Wienerwald zu unternehmen und das Umland der Metropole zu erforschen.
Das Buch liefert nicht nur ausführliche Routenbeschreibungen, sondern weist auch auf Attraktionen am Wegesrand hin, auf Naturschönheiten, Sehenswürdigkeiten und historische Besonderheiten. Zudem finden sich in den 30 Wanderungen, die das gesamte Wienerwaldgebiet umfassen, Tipps zu An- und Abfahrt, Schwierigkeitsgrad der Touren sowie Einkehrmöglichkeiten und Ausflugslokale, denen hungrige Wanderer unbedingt einen Besuch abstatten sollten.

Leserstimmen

Wanderwege toll beschrieben, praktische Wanderkarten (Karin P., Wien)
Ein anregendes Handbuch, das Lust macht, sich auf den weg zu machen! Ganz wunderbar auch die jeweiligen Angaben zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. (Christina K., Wien)
Die Routen sind sehr verlässlich beschrieben. (Bernd R., Wien)
Für "Autolose" super: alles mit Öffis erreichbar (Helga P., Wien)
... gut für jedes Alter, egal ob mit Kind oder Hund :-) (Ozzy, Atzelsdorf)

Pressetext

Der Wienerwald, das Naherholungsgebiet vor den Toren Wiens, ist zu jeder Jahreszeit ein lohnendes Wander- und Ausflugsziel. Die Region, die „Wien“ in ihrem Namen trägt, liegt zum größten Teil auf niederösterreichischem Gebiet. Sie reicht von den westlichen Außenbezirken Wiens bis zur Thermenregion bei Baden und Bad Vöslau im Süden, von den schroffen Felstürmen bei Mödling bis zum Traisental im Mostviertel bei St. Pölten. In dieser landschaftlich äußerst reizvollen Region wechseln sich Wälder, Wiesen, Felder und Weinberge, kleine Ortschaften und geschäftige Kleinstädte ab; sportlich mehr oder weniger herausfordernde Kletterwände sind ebenso zu finden wie wohltuende Heilquellen und kulturell bedeutsame Klöster, Schlösser und Burgen. 

Die Autoren Peter Hiess und Helmuth A.W. Singer stellen in „Wandern im Wienerwald“ 30 Routen unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit vor, die sowohl versierten Wanderern als auch Wochenendausflüglern ein abwechslungsreiches Naturerlebnis bieten. Das Buch liefert ausführliche Routenbeschreibungen und weist auf Attraktionen am Wegesrand hin.

Jeder Tour ist eine Karte mit eingezeichnetem Streckenverlauf vorangestellt, die dem Leser die Orientierung erleichtern soll. Tipps zu An- und Rückfahrt sowie Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke und besuchenswerten Ausflugslokalen runden die Beschreibungen ab.

Die Autoren Peter Hiess (Autor, Übersetzer, Verleger) und Helmuth A.W. Singer (Autor, Korrektor) sind passionierte Wanderer. Ihre Liebe zur Natur findet in vorliegendem Werk ihren Ausdruck.

Pressekontakt:
Sothany Kim
kim@falter.at
T: +43 1 53660 977

Posted by Wilfried Allé Monday, June 21, 2021 1:48:00 PM Categories: Kultur für Genießer Wanderlust rund um Wien
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Wandern im Waldviertel 

Die 33 schönsten Wanderungen und 7 Stadtspaziergänge

EAN 9783854396741
Verlag: Falter Verlag
Reihe: Kultur für Genießer
Umfang: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 30.04.2021
Preis: € 29,90

Pressetext

Das Waldviertel: ein bis zwei Stunden mit Auto oder Bahn von Wien ent­fernt, dank der Höhen­lage immer ein paar Grad kühler als der üb­ri­ge Osten Öster­reichs – und so­mit spe­zi­ell im Som­mer ein idea­les Ziel für In­lands­ur­lauber.
Im nordwestlichen Teil Nieder­öster­reichs fin­den Wan­de­rer sanfte Gipfel und be­schau­liche Fluss­täler, Natur­parks und Fami­lien­attrak­tio­nen, Eso­te­ri­sches und Archä­olo­gi­sches, ein­same Wege, dichte Wäl­der und son­nen­be­schie­nene Hoch­ebenen.
Das Buch stellt 33 ausführlich beschriebene Wander­routen vor – aus­ge­hend von sie­ben Ur­laubs­orten, die in Stadt­spa­zier­gän­gen eben­falls prä­sen­tiert werden.
Zusätzlich weisen die Autorin und die Autoren auf Sehens­würdig­keiten, his­to­rische Schau­plätze, Natur­schön­heiten und na­tür­lich die Lokale am Weg hin.

Neu: mit Leseprobe ->

Autorin und Autoren
Katharina Bliem, 1978 in Wien geboren, studierte Publi­zis­tik und ar­bei­tet als Biblio­the­karin. Das Wald­viertel er­oberte schon vor Jahren ihr Herz, als sie es mit ihrem Sohn in einem al­ten Wohn­mobil er­kun­dete. Nun wollte sie es auch er­wandern.
Peter Hiess, Jahrgang 1959, wohn- und lebhaft in Wien, ist Autor, Über­setzer und pas­sio­nier­ter Wan­derer. Er ver­brachte in seiner Schul­zeit so man­chen Ferien­monat im Wald­vier­tel – ist aber erst viele Jahre spä­ter so rich­tig auf den Ge­schmack ge­kommen.
Helmuth A. W. Singer, Jahrgang 1957, war viele Jahre tou­ris­tisch-jour­na­lis­tisch ak­tiv, in der EDV-Branche um­trie­big, als Kor­rek­tor in der Medien­branche tä­tig und trat da­rüber hinaus als Rät­sel­autor in Er­schei­nung. Das Wald­vier­tel ist für ihn ein Sehn­suchts­gebiet

Pressekontakt:
Sothany Kim
kim@falter.at
T: +43 1 53660 977

Posted by Wilfried Allé Monday, June 21, 2021 1:31:00 PM Categories: Kultur für Genießer
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Wildbadeplätze 

Wien | Niederösterreich | Burgenland | Steiermark

Die Autorinnnen Nathalie Großschädl, Marion Großschädl stellen im Gespräch mit Kirstin Breitenfellner die schönsten Badeplätze der Stadt und umadum vor.

EAN 9783854396871
Verlag: Falter Verlag
Reihe: Kultur für Genießer
Umfang: 256 Seiten
Erscheinungsdatum: 30.04.2021
Preis: € 29,90

Der Guide zeigt, dass man auch in der Großstadt inmitten von Natur schwimmen kann. Wo an der Alten und Neuen Donau oder in der Lobau die schönsten Badeplätze liegen. Er führt aufs Land zu Flussbädern mit ihren pittoresken Bootshäusern und zu sagenumwobenen Seen, in denen sich majestätisch die Berge spiegeln.
Eine Entdeckungsreise zu idyllischen Teichen vor Schlössern und Kirchen, den Wachauer Sandstrände mit Blick auf die berühmten Weinrieden, entlang türkisblauer Flüsse durch romantische Schluchten und sonnigen Steinen in Naturschutzgebieten, zu prasselnden Wasserfällen und smaragdgrüne Gumpen.
61 Wildbadeplätze in Ostösterreich mit über 100 wunderschönen Badestellen, die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad erreichbar sind. Dazu werden Ausflugs- und Einkehrtipps in der Nähe aufgelistet.
Fast alle Badestellen sind kostenlos zugänglich, werden regelmäßig auf ihre Wasserqualität untersucht und erhalten immer hervorragende Bewertungen, viele haben sogar Trinkwasserqualität. Übersichtspläne erleichtern die Orientierung und GPS-Daten sorgen für eine stressfreie Ankunft.

Pressetext

Der Guide zeigt, dass man auch in der Großstadt inmitten von Natur schwimmen kann. Wo an der Alten und Neuen Donau oder in der Lobau die schönsten Badeplätze liegen. Er führt aufs Land zu Flussbädern mit ihren pittoresken Bootshäusern und zu sagenumwobenen Seen, in denen sich majestätisch die Berge spiegeln. Eine Entdeckungsreise zu idyllischen Teichen vor Schlössern und Kirchen, den Wachauer Sandstrände mit Blick auf die berühmten Weinrieden, entlang türkisblauer Flüsse durch romantische Schluchten und sonnigen Steinen in Naturschutzgebieten, zu prasselnden Wasserfällen und smaragdgrüne Gumpen. 61 Wildbadeplätze in Ostösterreich mit über 100 wunderschönen Badestellen, die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad erreichbar sind. Dazu werden Ausflugs- und Einkehrtipps in der Nähe aufgelistet. Fast alle Badestellen sind kostenlos zugänglich, werden regelmäßig auf ihre Wasserqualität untersucht und erhalten immer hervorragende Bewertungen, viele haben sogar Trinkwasserqualität. Übersichtspläne erleichtern die Orientierung und GPS-Daten sorgen für eine stressfreie Ankunft.

Pressekontakt:
Sothany Kim
kim@falter.at
T: +43 1 53660 977

Posted by Wilfried Allé Wednesday, June 9, 2021 2:59:00 PM Categories: Kultur für Genießer
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Das Wunder von Mals 

Wie ein Dorf der Agrarindustrie die Stirn bietet

von Alexander Schiebel

ISBN 9783960060147
Verlag: oekom verlag
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 256 Seiten
Erscheinungsdatum: 04.09.2017
Preis: € 19,60

Kurzbeschreibung des Verlags:

Pestizide! Überall auf der Welt sind sie auf dem Vormarsch. Überall? Nein! Ein von unbeugsamen Vinschgern bewohntes Dorf in Südtirol hört nicht auf, diesem Eindringling Widerstand zu leisten. Umgeben von industriellem Apfelanbau will Mals zur ersten pestizidfreien Kommune Europas werden. In einer Volksabstimmung entscheiden sich 76 Prozent der Bewohner gegen Glyphosat & Co. und für biologische Landwirtschaft und Naturschutz.
Eine 5000-Seelen-Gemeinde, angeführt von einem Dutzend charismatischer Querdenker, fordert damit eine übermächtige Allianz aus Bauernbund, Landesregierung und Agrarindustrie zum Kampf heraus. Alexander Schiebel erzählt die Geschichte dieses Aufstandes und enthüllt dadurch das streng geheime Rezept jenes Zaubertrankes, der die mutigen Malser unbesiegbar macht. Eine Inspirationsquelle für Aufständische in aller Welt – und ein lebendiges Porträt jenes kleinen Dorfes, das sein Schicksal selbst in die Hand nehmen möchte.

FALTER-Rezension

Giftige Klagen

Franz Sölkner ist schon sein Leben lang politisch aktiv. 20 Jahre lang stritt der heute 71-Jährige für die Grünen im Gemeinderat von Thal bei Graz. An der Uni war er Fachschaftsvertreter für Theologie, er engagierte sich gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf und ist heute in der Steirischen Friedensplattform aktiv. Bei Gerichtsverhandlungen ist er als interessierter Beobachter anzutreffen. Dass er selbst einmal als Angeklagter vorn im Gerichtssaal stehen würde, damit hat er nicht gerechnet.

Sölkner arbeitet auch in der „IST – Initiative SteirerInnen gegen Tierfabriken“ mit, wo vor allem Bewohner der Süd- und Oststeiermark gegen den Gestank aus und das Tierleid in großen Schweine- und Hühnerställen mobilmachen. Im April 2019 stellt die IST in Gleisdorf und Leibnitz je ein Großplakat auf. Auf dem Foto sieht man einen Traktor Flüssigkeit auf ein Feld aussprühen. Darüber der Schriftzug: „Gott schütze uns vor giftspritzenden Bauern! Keine Keime und Antibiotika auf den Tellern unserer Familien!“ Darunter: „Schluss mit der Gefährdung von Mensch, Tier und Umwelt durch die giftunterstützte Landwirtschaft!“ Sölkner erklärt sich bereit, mit seinem Namen dafür geradezustehen.

Das Motiv für die Aktion erklärt er so: „Ich halte die Industrialisierung der Landwirtschaft für eine verhängnisvolle Sackgasse. Und bei Sackgassen kommt man irgendwann an ein Ende und muss dann elendsweit zurückhatschen.“ Bald nach Aufstellen der Plakate stellt die Landwirtschaftskammer Steiermark eine Klage in den Raum, setzt die Ankündigung aber nie um. Aus der Kleinen Zeitung erfährt Sölkner jedoch, dass der Bauernbund, eine Teilorganisation der ÖVP, ihn klagt. Sie sieht alle steirischen Landwirte in ihrer Ehre beleidigt und in ihrem wirtschaftlichen Fortkommen geschädigt. Das Bezirksgericht Graz-Ost folgte der Argumentation des Bauernbundes in allen Punkten und hat Sölkner zu Unterlassung und Widerruf verurteilt.

Die Klage ist kein Einzelfall: Immer wieder landen Auseinandersetzungen um Umweltthemen, besonders über Spritzmittel, vor Gericht. Es geht um den Vorwurf von Ehrenbeleidigung und übler Nachrede auf der einen Seite, um den von Einschüchterung auf der anderen. Für die Aktivisten sind die Klagen oft existenzbedrohend. Schon hat sich ein eigener Begriff eingebürgert: Slapp-Klagen, Strategic Lawsuit Against Public Participation. Gemeint ist die juristische Form von David gegen Goliath: Klagen wie Ohrfeigen mit dem Ziel, unliebsame Kritik zu unterdrücken.

Erst vergangenen Freitag kam es im Südtiroler Bozen zu einer Wendung in einem Aufsehen erregenden Fall: Dort hatte sogar ein Landesrat, Arnold Schuler von der Südtiroler Volkspartei, gemeinsam mit Obsterzeugerorganisationen und 1376 Bauern Klagen gegen den Salzburger Autor und Dokumentarfilmer Alexander Schiebel und den Agrarwissenschaftler Karl Bär vom Umweltinstitut München erhoben. Mehr als 100 NGOs wie Greenpeace hatten daraufhin in den führenden italienischen Tageszeitungen eine Solidaritätserklärung abgegeben. Schiebel hatte in seinem Buch und Film „Das Wunder von Mals“ den hohen Pestizideinsatz auf Südtirols Apfelplantagen kritisiert. Am Freitag wurde er freigesprochen.

Weiter geht der Strafprozess jedoch für Karl Bär. Der Grund ist eine Kampagne im Sommer 2017: Auf dem Stachus, einem der prominentesten Plätze im Stadtzentrum Münchens, hatte sein Institut auf einem Plakat die Südtiroler Tourismuswerbung verfremdet, es warb für „Pestizidtirol“. Bär drohen eine Gefängnisstrafe und Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe.

Die Beispiele für Knebelklagen häufen sich: So stehen mehrere Organisationen in Europa vor Gericht, weil sie Palmölkonzerne kritisierten. Der deutsche Energiekonzern RWE will auch von einem Pressefotografen eine Entschädigung in Millionenhöhe, der dokumentiert hat, wie Umweltaktivisten die Förderbänder des Braunkohlekraftwerks Weisweiler besetzten, wodurch das Kraftwerk stillstand. Im März wurde die Französin Valérie Murat in erster Instanz zu einer Strafe von 125.000 Euro vergattert: Sie hatte Zahlen zu Pestizidrückständen in Bordeaux-Weinen veröffentlicht.

Aber fallen die inkriminierten Aussagen unter Tatbestände wie Verleumdung und Ehrenbeleidigung – oder sind sie vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt? Wer gewinnt am Ende?

„Das Plakat impliziert, dass alle Bäuerinnen und Bauern Giftspritzer sind. Unsere 40.000 Mitglieder wollen das nicht hinnehmen“, begründete der Steirische Bauernbund seine Klage. Viele erboste Bauern hätten deswegen angerufen. „Dieser Herr hat mit seiner Kollektivbeleidigung auch viele Bauernbundmitglieder tief im Inneren berührt und verletzt“, hieß es in der steirischen Bauernbund-Zeitung Neues Land.

„Absolute Empörung“ rufe die Aussage hervor, bäuerliche Produkte seien „keimverseucht“. Sölkner meine damit „zweifellos, dass Bauern eine Gesundheitsschädigung der Bevölkerung für möglich halten und sich damit abfinden“.

Juristen sind jedoch schon in der Frage uneinig, ob der Bauernbund überhaupt berechtigt ist, Klage im Namen „der Bauern“ zu führen. Schließlich vertritt er nur jene Bauern, die freiwillig bei ihm Mitglied werden.

In der Klagsschrift argumentiert er damit, dass die Beleidigung „jeden einzelnen Bauern schädigt“ und „der überwiegende Anteil der Bauern“ bei ihm Mitglied sei. Mehr noch: „Kein anderer Verein oder andere Organisation weist eine derart enge Identifizierung bzw. Beziehung zum Bauernstand auf wie die klagende Partei.“ Die meisten Menschen würden sogar mit dem Bauernstand den Bauernbund „assoziieren“. Auch die Richterin schrieb im Urteil, es sei „nicht erforderlich, dass die klagende Partei direkt der Adressat der Äußerung ist“.

Sölkners Anwalt wandte ein, dass per Gesetz nur die Landwirtschaftskammer für die Vertretung aller Landwirte zuständig sei. Auch Michael Rami, Richter am Verfassungsgerichtshof, führender Medienrechtler und Autor des Wiener Kommentars zum Mediengesetz, sagt: „Das Plakat wendet sich lediglich ganz allgemein gegen ,giftspritzende Bauern‘ und nicht gegen konkrete Landwirte. Meines Erachtens ist der Bauernbund nicht berechtigt, derartige allgemeine Äußerungen im Namen des ,Bauernstandes‘ zu verfolgen.“

Was aber darf man über Spritzmittel, Antibiotika in der Tierhaltung und andere Entwicklungen in der Landwirtschaft sagen – über die sich auch viele Wissenschaftler besorgt zeigen und gegen die sich explizit der Green Deal der EU-Kommission richtet?

Sölkner argumentierte mit Büchern und Medienbeiträgen, die den Begriff „Gift“ für Pestizide verwenden. Etwa das Buch des Wiener Ökologen Johann G. Zaller „Unser täglich Gift“. Er zitierte Berichte von Fleischtestkäufen durch NGOs, die auf einem erheblichen Teil der Proben antibiotikaresistente Keime fanden. Er führte die Dokumentation des Fernsehsenders Arte „Killerkeime – Gefahr aus dem Tierstall“ an. Die Plakate, so sieht es Sölkner, würden nur breit diskutierte Forderungen wiedergeben. Für das Totalherbizid Glyphosat habe ja gar der Nationalrat ein Totalverbot beschlossen.

Sölkner vermochte die Richterin aber nicht zu überzeugen. Sie folgte den Argumenten des Bauernbundes. „Es ist der beklagten Partei nicht gelungen, einen Nachweis für die Gesundheitsschädlichkeit von Pflanzenschutzmitteln (…) zu erbringen“, schreibt sie in der Beweiswürdigung. Auch den „Nachweis für eine Gefahr für Flora und Fauna“ habe Sölkner nicht erbracht.

Lange Passagen des Urteils befassen sich mit dem umstrittenen Glyphosat. „Namhafte Europarechtsexperten kamen zum Schluss, dass ein Totalverbot von Glyphosat nicht möglich ist. Sohin ist die Bezeichnung ,Gift‘ für Glyphosat jedenfalls unzulässig.“ Überdies sei Sölkner „jeglichen Beweis schuldig geblieben, dass sich die Bauernschaft nicht an die gesetzlichen Vorgaben“ halten würde.

In Summe sei Sölkner „kein Wahrheitsbeweis“ für die Äußerungen auf den Plakaten gelungen: „Auch nur die Richtigkeit eines Tatsachenkerns wurde nicht bewiesen.“ Die kritischen Berichte von Wissenschaftlern, die etwa Antibiotika als Gefahr für die menschliche Gesundheit sehen oder Pestizide als Bedrohung für die Artenvielfalt, anerkannte die Richterin also nicht.

Jedenfalls würden die Behauptungen „die von der Judikatur zugebilligte Polemik bei weitem übersteigen“. Summa summarum: „Die klagende Partei hat vollständig obsiegt.“

Das Bezirksgericht Graz-Ost verurteilte Sölkner somit zur Unterlassung und zum Widerruf der Aussagen auf ebenfalls zwei Großplakaten, zum Veröffentlichen einer Gegendarstellung in der Kleinen Zeitung und zur Übernahme der gegnerischen Anwaltskosten von rund 3300 Euro. Das war im März. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Sölkner hat berufen. Österreichs Bauernbund-Präsident Georg Strasser, der als Zeuge geladen war, hofft nun, dass man sich bei „weiteren ähnlich gelagerten Agitationen gegen die Bauernschaft“ an dem Urteil orientiere.

Im italienischen Bozen hat der Richter am Freitag die Beweisaufnahme gegen den Salzburger Alexander Schiebel gar nicht erst eröffnet: Der Tatbestand der üblen Nachrede liege schlicht nicht vor.

m zweiten Prozess gegen Karl Bär haben Landesrat Schuler und die Vertreter der Obstgenossenschaften ihre Nebenklägerschaft zurückgezogen. Schuler kündigte zudem an, alle Anzeigen zurückziehen und dafür die Vollmachten aller klagenden Bauern einsammeln zu wollen – zwei Bauern weigern sich jedoch bis heute. Damit geht der Prozess weiter wie gehabt.

„Wir haben uns den Gerichtssaal als Bühne nicht ausgesucht“, sagt Bär: „Aber da wir dorthin gezwungen werden, werden wir sie auch nutzen.“ Mit 88 Experten als Zeugen will er „beweisen, dass der hohe Pestizideinsatz auf Südtiroler Apfelplantagen negative Auswirkungen auf die Natur und die Gesundheit von Menschen hat“.

Mehrere der kritisierten Spritzmittel sind inzwischen verboten, und die Gerichtsverfahren haben dem Thema enorme Aufmerksamkeit gebracht. 250.000 Menschen haben für die Einstellung der Prozesse unterschrieben, das Buch über „Das Wunder von Mals“ hat zusätzliche Leser gefunden.

Immer wieder verlieren die Kläger solche Prozesse nach Jahren in letzter Instanz. Die Angeklagten werden dennoch durch die jahrelang im Raum stehende Drohung geschwächt und zermürbt. Nach einem Appell von NGOs und 32 Europaabgeordneten an die EU-Kommission arbeitet diese nun an einer EU-Richtlinie, die Justizmissbrauch durch Slapps verhindern soll.

Wie es für Franz Sölkner ausgeht, darüber muss nun der Oberste Gerichtshof (OGH) entscheiden. Der Verfassungsrichter Michael Rami sagt: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass das Urteil dort inhaltlich Bestand haben wird. Nach gesicherter, jahrzehntelanger Rechtsprechung ist nämlich – im Lichte der verfassungsrechtlich geschützten Freiheit der Äußerung – gerade in Fragen des Umweltschutzes eine besonders scharfe Ausdrucksweise zulässig.“

So sei laut OGH mit der Behauptung, wonach PVC ein „Umweltgift“ sei, lediglich ausgedrückt, dass PVC umweltschädlich sei, nicht aber, dass es giftig im Sinne der Chemikalienvorschriften sei.

In einem anderen Fall interpretierte das Höchstgericht den Vorwurf, jemand sei dafür verantwortlich, dass eine Wasserquelle „vergiftet“ worden sei, so: Er bringe damit bloß zum Ausdruck, dass wesentlich bessere Umweltstandards wünschenswert seien. „Die Rechtsprechung gibt also in derartigen Fällen dem Grundrecht auf freie Äußerung in aller Regel den Vorrang vor den Interessen des Betroffenen“, sagt der Verfassungsrichter.

Franz Sölkner verfolgt die Entwicklungen von Bozen bis Frankreich ganz genau. Was macht er, wenn er nicht recht bekommt? „Dann starte ich zur Abdeckung der Kosten eine Spendensammelaktion.“

Gerlinde Pölsler in Falter 22/2021 vom 04.06.2021 (S. 60)


Ein Dorf gegen Glyphosat

Das Südtiroler Dorf Mals will zur ersten Gemeinde Europas werden, die den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verbietet. Bei einem Bürgerbeschluss stimmten die Malser, mitten in ihrer Apfelmonokultur, für eine Zukunft ohne Glyphosat & Co. Die Leser erfahren, wie ein paar charismatische Querdenker gegen eine Allianz aus Bauernbund, Landesregierung und Agrarindustrie ankämpfen. Autor Alexander Schiebel, der auch einen Film darüber drehte, erzählt die Geschichte klar subjektiv: „Ich will einen medialen Schutzschirm über dieses Tal und seine Menschen spannen.“ Der Südtiroler Landesrat Arnold Schuler zeigte Schiebel an – wegen „übler Nachrede“ und „Verbreitung von Falschinformationen zum Nachteil der Südtiroler Landwirtschaft“. Was das Interesse an dem Buch nicht schmälert.

Gerlinde Pölsler in Falter 49/2017 vom 08.12.2017 (S. 19)

Posted by Wilfried Allé Friday, June 4, 2021 11:35:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Sozialstaat Österreich (1945–2020) 

Entwicklung – Maßnahmen – internationale Verortung

von Emmerich Tálos , Herbert Obingerr

ISBN 9783706560528
Ausgabe mit zahlr. Grafiken u. Tabellen
Verlag: Studien Verlag
Format: Hardcover
Genre: Politikwissenschaft
Umfang: 192 Seiten
Erscheinungsdatum: 06.10.2020
Preis: € 24,90
Kurzbeschreibung des Verlags:

Der sozialstaatliche Entwicklungsprozess war im Österreich der Nach­kriegs­jahr­zehnte durch eine be­acht­liche Ex­pan­sion ge­kenn­zeichnet. Vom „goldenem Zeit­alter“ war die Rede. Wirt­schaft­liche, so­zi­ale und po­li­tische Ver­än­derungen brachten seit Mitte der 1980er Jahre be­trächt­liche Heraus­for­de­rungen mit sich. Neben punk­tu­ellen Er­wei­te­rungen zeichnen sich deut­lich res­trik­tive Trends auf allen Ebenen des So­zial­staates ab.
Eine Heraus­forderung einmaliger Art stellt die 2020 aus­ge­bro­chene Corona-Pan­demie mit ihren ein­schnei­den­den wirt­schaft­lichen und so­zi­alen Aus­wir­kungen dar. Un­übe­sehbar in diesem Zu­sam­men­hang ist, wie un­ver­zicht­bar der breit aus­ge­baute So­zial­staat für die öster­reichi­sche Ge­sell­schaft ist.
Im ersten Abschnitt des Buches stehen der So­zial­staat der Nach­kriegs­jahr­zehnte, seine Ge­stal­tungs­prin­zi­pien, Di­men­si­onen und Ex­pan­sion auf den ver­schie­denen Ebenen im Blick­punkt. Gegen­stand des zwei­ten Ab­schnit­tes ist der so­zial­staat­liche Ver­än­de­rungs­pro­zess seit Mit­te der 1980er Jahre: das ver­än­derte Um­feld so­wie die ge­trof­fenen Maß­nahmen in den ver­schie­denen so­zial­staat­lichen Be­rei­chen. Der dritte Ab­schnitt geht den Be­stim­mungs­fak­toren die­ser dif­fe­renten Ent­wick­lungen nach, der vierte Ab­schnitt be­fasst sich mit der inter­natio­nalen Ver­ortung und dem inter­natio­nalen Ver­gleich des öster­reichi­schen Sozial­staates. Ab­schließend wird ein Blick auf mög­liche zu­künf­tige Ent­wick­lungen vor dem Hinter­grund der ak­tuel­len Corona-Pan­demie ge­worfen.

FALTER-Rezension

Dass Österreichs Spitäler in der Corona-Pandemie nicht kolla­bierten, ver­danken wir einem gut aus­ge­stat­teten Ge­sund­heits­sys­tem als wich­tigem Be­stand­teil des öster­reichi­schen So­zial­staats. Wie es um diesen Sozial­staat be­stellt ist, wie er sich seit seinen Ur­sprün­gen in der Armen­für­sorge des Jahres 1860 ver­än­derte und welche Heraus­for­de­rungen auf unser Sozial­system heute zu­kom­men, haben die Poli­ti­kwis­sen­schaft­ler Emmerich Talos und Herbert Obinger de­tail­liert ana­ly­siert.

Sie beschreiben den Siegeszug des Sozial­staats nach 1945, aber auch, wie sich ab den 1990er-Jahren An­sätze neo­li­be­raler Poli­tik in der So­zial­staats­debatte ein­schlichen, die ab dem Jahr 2000 starke Spuren hinter­ließen und ab 2017 mit der neuer­lichen FPÖ-Regierungs­be­tei­li­gung um einen Wohl­fahrts­chau­vi­nis­mus er­gänzt wurden. Minu­tiös zeich­nen die Autoren auch nach, wie die ÖVP-FPÖ-Re­gie­rungen ab dem Jahr 2000 den Ein­fluss der Arbeit­nehmer auf die so­zial­staat­lichen Insti­tu­tionen schmä­ler­ten, etwa als 2018 die seit dem Jahr 1888 ver­an­kerte Mehr­heit der Dienst­nehmer in der Gesund­heits­ver­siche­rung zu­guns­ten der Dienst­geber ab­ge­schafft wurde. Ein Pflicht­buch für alle, die sich um die Zu­kunft des Sozial­staats sor­gen und die wissen wollen, was es zu ver­teidigen gilt.

Nina Horaczek in Falter 17/2021 vom 30.04.2021 (S. 22)

Posted by Wilfried Allé Tuesday, June 1, 2021 5:37:00 PM Categories: Politikwissenschaft/Politik
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Working Class 

Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können

von Julia Friedrichs

ISBN 9783827014269
Verlag: Berlin Verlag
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 01.03.2021
Preis: € 22,70
Kurzbeschreibung des Verlags:

»Ihr werdet es einmal schlechter haben!«
Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an? Julia Friedrichs spricht mit Wissenschaftlern, Experten und Politikern. Vor allem aber begleitet sie Menschen, die dachten, dass Arbeit sie durchs Leben trägt, die reinigen, unterrichten, Tag für Tag ins Büro gehen und merken, dass es doch nicht reicht. Sie sind die ungehörte Hälfte des Landes. Dieses Buch erzählt ihre Geschichte.

FALTER-Rezension
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr

Es gibt so eine Geschichte, die immer wieder erzählt wird, die so versimpelt ist, dass sie richtiggehend falsch ist, und diese Geschichte geht so: Früher gab es eine homogene industrielle Arbeiterklasse, die war einst entrechtet, setzte aber dann faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen durch, schaffte den Aufstieg, erwarb Wohlstand, aber irgendwann ging es dann mit ihr bergab. Löhne sanken, Belegschaften schrumpften, Produktionsstandorte wurden verlagert und heute gibt es „die Arbeiterklasse“ nur mehr in Spurenelementen.

Doch die arbeitenden Klassen waren nie so homogen und sie sind nicht verschwunden, sie haben nur ihr Gesicht verändert. „Die working class sieht anders aus als vor hundert Jahren, aber noch immer gilt: Es sind Menschen, die arbeiten, um Geld zum Leben zu haben“, schreibt Julia Friedrichs in ihrem Buch „Working Class“. Die Autorin hat mit den verschiedenen Protagonisten dieser Klasse gesprochen, mit Menschen, „für die es keinen Namen gibt“, wie Friedrichs sie nennt. Arbeiterklasse klingt irgendwie falsch nach Fabrik und Fließband, „class populaire“ sagen die Franzosen. Die „einfachen Leute“ eben.

Die Angst der Menschen

Friedrichs, vielfach preisgekrönte Reporterin und Buchautorin (in „Wir Erben“ hat sie etwa die andere Seite des ökonomischen Spektrums porträtiert), bleibt beim Begriff „Working Class“. Working Class, das sind jene, die die Arbeiten verrichten, die wir alle brauchen, von den Pflegern und Pflegerinnen über die Leute am Bau, die im Putzdienst, die Pädagogen mit kleinem Einkommen und prekären Verträgen, das „Dienstleistungsproletariat“. „Gut drei Millionen Menschen in Deutschland verdienen weniger als 2000 Euro brutto im Monat, obwohl sie Vollzeit arbeiten, zehn Millionen bekommen weniger als zwölf Euro die Stunde“, schreibt sie.

Einer von Friedrichs Protagonisten ist Sait, der seit fast 20 Jahren im Dienste einer ausgegliederten Putzfirma die Berliner U-Bahn-Stationen schrubbt. In den ­80er-Jahren konnte man von so einem Job gut leben, das weiß er von seinem Vater, der als ungelernter Lkw-Fahrer in Deutschland begann, aber „jetzt ist die Gewerkschaft so klein“ – er zeigt zwei Zentimeter zwischen Daumen und Zeigefinger. „Früher waren die Firmen so klein“ – „Und warum ist das so?“ – „Weil die Menschen Angst haben. Wir sind froh, dass wir Arbeit haben.“ 10,56 Euro brutto erhält er die Stunde. Davon soll er seine Frau und seine beiden Kinder erhalten.

Oder Christian. Er hat eine Lehre in einer kleinen Firma gemacht, Bürojob. Eine Zeitlang ging es auf der Leiter noch hinauf, dann blieb er hängen, überarbeitete sich, hatte einen Zusammenbruch, jetzt wurde er endgültig aus der Firma gemobbt. Rüdiger, der als Verkäufer und Kundenbetreuer bei Karstadt anfing, als Warenhäuser noch eine fixe Lebensstellung bedeuteten, ging es nicht viel anders. Aber auch Alexandra und ihr Partner strampeln täglich gegen den Abstieg, obwohl sie Musikschullehrer mit akademischem Abschluss sind. Sie arbeiten auf Honorarbasis, müssen Stunde um Stunde zusammensammeln, damit sich die Raten fürs sowieso nicht besonders teure Eigenheim mit Ach und Krach ausgehen.

Sie alle sind Alleingelassene. Nicht nur, weil sie die Erfahrung machen, dass sie auf sich gestellt sind und man sich auf Solidarität nicht verlassen kann. Ihre Weltdeutungen und ihre Werte und die Kritik, die sie an den Umständen üben, sie stützen sich auf kein kollektives Erleben mehr. Wer die Unbehaustheit und die Verwundungen der heutigen arbeitenden Klassen verstehen will, auch die Respektlosigkeiten, denen die Protagonisten ausgesetzt sind, sollte dieses Buch lesen.

Robert Misik in Falter 20/2021 vom 21.05.2021 (S. 22)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, May 19, 2021 1:20:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Wie Demokratien sterben 

Und was wir dagegen tun können

von Steven Levitsky, Daniel Ziblatt

Übersetzung: Klaus-Dieter Schmidt
Verlag: Pantheon
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.08.2019
Preis: € 14,40

Rezension aus FALTER 38/2020

Steven Levitsky und Daniel Ziblatt analysieren in ihrem Bestseller aus dem Jahr 2018 Stationen auf dem Weg ins Autoritäre. Sie bringen historische und aktuelle Beispiele wie Hugo Chávez in Venezuela und Viktor Orbán in Ungarn, sie nennen die Philippinen, Polen oder die Türkei und Deutschland der 1930er. Solide, gute Verfassungen sind immens wichtig, ebenso wichtig sind aber die ungeschriebenen Regeln und Normen der politischen Auseinandersetzung. Dazu gehört etwa, den politischen Gegner zwar scharf zu kritisieren, ihm aber nicht die grundsätzliche Legitimität, am politischen Prozess teilzunehmen, abzusprechen. Dazu gehört auch, schiedsrichterartige Institutionen wie Höchstgerichte nicht infrage zu stellen. Aber auch die Presse, Interessenvertretungen und die Geheimdienste. „Wer ein Fußballspiel manipulieren will, nimmt sich zuerst die Schiedsrichter vor“, schreiben die Autoren. Mainstream-Parteien, also Volksparteien der Mitte, kommt dabei eine „Wächterfunktion“ zu. So loben die Autoren etwa jene hochrangigen ÖVPler, die sich in der überparteilichen Wahlbewegung für Bundespräsident Alexander Van der Bellen engagierten, um den Extremisten Norbert Hofer zu verhindern.

Barbaba Tóth in FALTER 38/2020 vom 18.09.2020 (S. 21)

Posted by Wilfried Allé Friday, May 14, 2021 8:33:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Wie du dein eigenes Saatgut gewinnst – und so ein kleines Stück Welt rettest  

alte Sorten erhalten, Pflanzenvielfalt feiern, unabhängig sein

von Sigrid Drage

Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H
Format: Hardcover
Genre: Ratgeber/Natur/Garten
Umfang: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 28.04.2021
Preis: € 26,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Dieses Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle ge­druckt und bleibt plastik­frei un­ver­packt. LASS UNS RE­BEL­LIEREN: SAAT­GUT­VER­MEH­RUNG FÜR UN­SERE ZU­KUNFT! Du möch­test wis­sen, WO­HER DEIN ES­SEN KOMMT und lebst nach der De­vise: Am bes­ten aus dem ei­ge­nen Gar­ten oder gar nicht? DU BIST DER PERMA­KUL­TUR VER­FALLEN und möch­test die Welt ein kleines Stück­chen bes­ser ma­chen? Oder bist du ein­fach VER­RÜCKT NACH DEI­NEN SELBST GE­ZO­GENEN PFLAN­ZEN - den saf­tigen To­ma­ten und dem un­fass­bar duften­den Ore­ga­no - und möch­test auf das nächste Level up­graden? Dann mach’s dir doch ein­fach selbst! TAUCH EIN IN DIE WELT DER PFLANZEN­VER­MEHRUNG UND ZÜCH­TE JAHR­AUS, JAHR­EIN DEINE EI­GE­NEN LIEB­LINGS­GEMÜSE. Nach­haltiger geht’s nicht: Ka­rot­ten, Thymian, Kar­tof­feln und Erd­beeren sprießen in deinem Beet und lan­den auch im nächs­ten Jahr als Samen, Steck­ling, Mutter­pflanze oder Aus­läu­fer wie­der dort - DER NATÜR­LICHE KREIS­LAUF SETZT SICH FORT und be­ginnt von Neuem. Ohne Gen­tech­nik, Trans­port­kilo­meter oder Ver­packung. Da­für IN ALLEN FOR­MEN UND FAR­BEN und mit ei­nem der­art ein­zig­artigen Ge­schmack, dass du es kaum fas­sen wirst. PFLANZEN­VIEL­FALT VOR­AUS! ERNTE UND VER­MEHRE, WIE DIR DEI­NE BUN­TEN GEMÜSE­KÖPFE UND KESSEN KRÄUTER­BLÄTTER GE­WACH­SEN SIND! Saat­gut­ernte und Steck­lings­ver­mehrung: Zau­berei? Wenn du zu­siehst, wie dein Samen­korn zur Pflanze reift, kommt dir das gar nicht so ab­we­gig vor. Dabei geht es doch ganz leicht! Die Auto­rin Sigrid Drage lie­fert dir alle Infos und Tipps, die du brauchst, um an Ende DIE ER­TRAG­REICHSTEN, RESIS­TEN­TESTEN UND DIE AM BES­TEN AN DEI­NEN GAR­TEN AN­GE­PASSTEN SAMEN UND STECK­LINGE WEITER­ZU­PFLAN­ZEN. Ganz na­tür­lich und schonend, ver­steht sich - und ganz nach den Prin­zi­pien der Perma­kul­tur. An­ge­fangen mit den BASICS: Wie sollst du deine Pflan­zen am bes­ten AUS­SÄEN, VOR­ZIEHEN, AN­PFLAN­ZEN UND PFLE­GEN? Und na­tür­lich: alles rund um BE­STÄU­BUNG, BE­FRUCH­TUNG, GENERATIE UND VEGETATIVE VERMEHRUNG. Grundlagen abgehakt? Dann kann es gleich weitergehen: mit AUS­FÜHRLICHEN PORTRAITS ZU 40 GEMÜSEN, KRÄUTERN, BLUMEN UND BEEREN, die du ganz UN­KOMPLI­ZIERT VER­MEHREN und auch WIRK­LICH GE­BRAU­CHEN KANNST. Da wären etwa der knollig-aroma­tische Fen­chel, die wu­chernde Busch­bohne, die bunt-bau­chige Au­ber­gine oder die Kräu­ter-All-Time-Favo­rites Ros­marin und Basi­li­kum. Um an deine ei­genen Sor­ten zu kom­men, suchst du dir gleich ein paar Ver­bün­dete. SAMEN­TAUSCH­BÖRSE? Ja bitte! Die wird ab jetzt zu einem fes­ten Be­stand­teil deines Garten­jahres. HYBRID­SORTEN MÜSSEN DRAUS­SEN BLEIBEN. AB JETZT GIBT'S NUR MEHR, WAS DU SELBST VER­MEHRT HAST Wenn du deine ei­genen Pflan­zen ver­mehrst, kannst du dich LOS­LÖSEN. Von allem, was in der Saat­gut­indus­trie schief­läuft. Du be­stimmst, WEL­CHE SORTEN WEITER­GE­PFLANZT wer­den. OHNE NOR­MIERUNG ODER VOR­SCHRIF­TEN. Am An­fang steht der Weg zu­rück: zu ALT­EN KUL­TUR­METHODEN, RAREN SOR­TEN und einer Tech­nik, die in Ver­gessen­heit ge­raten ist. Denn die Ver­mehrung von Samen und Steck­lingen gibt es be­reits seit Ur­zeiten. Heute dik­tieren in­dus­trielle Agrar­kon­zerne, was auf den Markt kommt: Und das sind nur eine Hand­voll kon­ventio­nelle, hoch­ge­züch­tete oder gen­tech­nisch ver­änderte Sor­ten, die da­rauf aus­ge­legt sind, Ein­weg­pro­dukte zu sein. AUF DIESE FARB- UND FORM­LOSEN, LANG­WEILIGEN UND VOR ALLEM GE­SCHMACK­LOSEN HYBRID­GEMÜSE HAST DU ABSOLUT KEINE LUST MEHR? Dann bist du hier genau rich­tig. Werde zur Samen­züchterin und zum Stecklings­flüs­terer! Dann bist du näm­lich VIEL­FALTS­ER­HALTERIN, SELBST­VER­SORGER UND KLIMA­SCHÜTZERIN auf ein­mal. Die Lücke im na­tür­lichen Kreis­lauf, die durch kon­ven­tio­nelle Samen ent­steht, wird ge­schlos­sen. Mit der Zeit kannst du deine ei­genen samen­festen Sorten ziehen. Und du kannst dich über DEINE KNALL­BUNTEN, SCHIEFEN UND GANZ UND GAR SELBST AUF­GE­ZO­GENEN UND FORT­GE­PFLANZ­TEN PFLÄNZ­CHEN freuen. - BYE-BYE HYBRID­SAMEN - HALLO GEMÜSE­VIEL­FALT! Wir star­ten eine SAMEN­RE­VO­LU­TION, die sich ge­wachsen hat. Mit selbst ge­züch­teten Pflan­zen, die dich be­freien: von Gen­tech­nik, Mono­po­len und anderen schlech­ten Saat­gewohn­heiten. VER­MEHREN, TAU­SCHEN UND SELBST­VER­SORGEN. Klima und Um­welt wer­den ju­beln! - Von wegen Gärt­ner-Olymp: SAAT­GUT GE­WIN­NEN UND STECK­LINGE ZIE­HEN KANN JEDER. Hol dir die Grund­lagen, starte gleich los - und ernte un­glaub­lich ge­schmacks­inten­sive Ge­müse, Kräu­ter und Beeren, die jedes Jahr noch üppiger wach­sen. Was nicht weg­schnabu­liert wird, lan­det im Samen­tüt­chen oder im Steck­lings­topf. So ein­fach geht das! - Immer schon cool: Pflan­zen ver­mehrt haben schon unsere Vor­fahren. LASS UNS DAS UR­ALTE WISSEN HER­VOR­HOLEN UND GANZ NEU ENT­DECKEN: mit 40 LIEBLINGS­PFLANZEN, auf die du ab jetzt nie mehr ver­zich­ten kannst. Und die eine UN­GLAUB­LICHE VIEL­FALT IN DEINEN GAR­TEN EIN­ZIEHEN LAS­SEN: weiße To­ma­ten, vio­lette Kar­toffeln oder blau­hül­sige Bohnen? Er­lebe dein blühendes Wunder!

Posted by Wilfried Allé Tuesday, May 4, 2021 9:09:00 PM Categories: Ratgeber/Natur/Garten
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Working Class 

Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können

von Julia Friedrichs

Verlag: Berlin Verlag
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 01.03.2021
Preis: € 22,70

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

»Ihr werdet es einmal schlechter haben!« Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an?
Julia Friedrichs spricht mit Wissenschaftlern, Experten und Politikern. Vor allem aber begleitet sie Menschen, die dachten, dass Arbeit sie durchs Leben trägt, die reinigen, unterrichten, Tag für Tag ins Büro gehen und merken, dass es doch nicht reicht. Sie sind die ungehörte Hälfte des Landes. Dieses Buch erzählt ihre Geschichte.

Pressestimmen

»Friedrichs gelingt es, ein mit Zahlen und Fakten gesättigtes Buch verständlich zu gestalten, indem sie reportagehafte Passagen, Interviews und Analysen verknüpft.« ― die tageszeitung Published On: 2021-03-13

»Friedrichs analysiert präzise, nah an den Menschen dran, frei von Polemik oder Sozialkitsch.« ― 3sat „Kulturzeit“ Published On: 2021-03-12

»Sehr angenehm geschrieben, persönlich und trotzdem sehr reich an Fakten.« ― rbb "Zibb" Published On: 2021-03-11

»Menschennah, aber kitschfrei, präzise und durch Daten, Fakten und Analysen von Ökonomen gestützt, erzählt Friedrichs vom wachsenden Reichtum weniger auf Kosten vieler, wie und seit wann Kapital Arbeit schlägt.« -- Corinna Nohn ― Handelsblatt Published On: 2021-03-05

»Die Journalistin schildert den Alltag ihrer Protagonisten einfühlsam, aber niemals unkritisch, und beschreibt Situationen und Orte mit treffenden Sprachbildern. So macht sie die trockene Statistik anschaulich.« -- Claas Christophersen ― NDR Info Published On: 2021-03-03

»Die Geschichten berühren und sind aufrüttelnd erzählt.« ― Berliner Zeitung Published On: 2021-04-24

»Durchaus ein Lesetipp für den kommenden 1. Mai, dem Tag der Arbeit.« ― Hamburger Abendblatt Published On: 2021-04-24

»Friedrichs zeigt in ihrem Buch an etlichen Beispielen und sehr anschaulich auf die wunden Punkte unserer Gesellschaft. Mir ist in diesem Buch sehr deutlich geworden, warum manchen Menschen der Aufstieg gelingt und andere keine Chance haben.« ― Südwest Presse Published On: 2021-04-23

»Sie erzählt aus der Ich-Perspektive, mit persönlichem Touch, angereichert mit Kommentaren und Anekdoten.« ― Der Tagesspiegel Published On: 2021-04-21

»Ein notwendiger Beitrag zur Diskussion in dieser Zeit.« ― literatursalon.online Published On: 2021-04-17

»Ich reagiere durchaus emotional und auch aufgewühlt auf dieses Buch, aber das erreicht sie, indem sie eigentlich sehr nüchtern und äußerst sachlich argumentiert.« ― SRF „Das Sachbuch-Trio“ (CH) Published On: 2021-04-12

»Herausgekommen ist nicht nur das eindrückliche Porträt einer neuen Arbeiterklasse, die sich überhaupt erst als solche zu verstehen lernen muss. Es ist auch die Geschichte einer Generation, die es als erste in der Nachkriegszeit nicht besser haben wird als ihre Eltern.« ― der Freitag Published On: 2021-04-07

»Arbeiterinnen, Angestellte, Freiberufler – die Angehörigen der neuen ›Working Class‹ – Julia Friedrichs erzählt menschennah und doch präzise ihre persönliche Geschichte, die es unbedingt verdient, gehört zu werden.« ― Politik & Kultur Published On: 2021-04-01

»Julia Friedrichs ist schonungslos offen und arbeitet gründlich und fundiert. Sie ist eine begnadete Vollblut-Journalistin mit dem Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen. Dieses hat mir die Augen geöffnet, auch wenn ich manchmal schwer an diesen Erkenntnissen zu knabbern habe.« ― Gala Online Published On: 2021-03-22

»Es ist ein Buch, das aufrüttelt und das endlich die in den Mittelpunkt stellt, die zum Reichtum des Landes zwar beitragen, davon aber kaum profitieren.« ― mdr Kultur "Unter Büchern" Published On: 2021-03-05

»Wie immer hat Friedrichs solide und empathisch recherchiert. Sie hat Wertschätzung über für jene, die ihr Zeit widmen und Geschichten erzählen, damit sie ihre Bücher schreiben kann.« ― Augustin (A) Published On: 2021-03-01

»Dass Friedrichs die Problematik an konkreten Fällen festmacht und ihnen über einen längeren Zeitraum folgt, macht sie greifbar, leichter einzuordnen; es ist keine komplizierte Lektüre.« -- Kristina Toussaint ― Aachener Zeitung Published On: 2021-03-01

»Wir finden, dass es unbedingt an der Zeit ist, sich diese Geschichten anzuhören.« ― Zeit Newsletter Published On: 2021-02-23

Posted by Wilfried Allé Saturday, May 1, 2021 6:20:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Alles Bio vom Balkon. Obst, Gemüse und Kräuter selber ziehen 

Große Ernten auf kleinster Fläche mit den richtigen Sorten und Pflanzgefäßen, natürlichem Dünger und Pflanzenschutz. Alles für den nachhaltigen Naschbalkon

von Ursula Kopp

Verlag: Bassermann
Format: Hardcover
Genre: Ratgeber/Natur/Garten
Umfang: 96 Seiten
Erscheinungsdatum: 08.03.2021
Preis: € 9,99

 

Rezension aus FALTER 15/2021

Ernte in Balkonien

Fensterbank, Balkon, Terrasse, Hinterhofgärtchen: Keine Fläche ist zu klein, um auch in der Großstadt eigenes Gemüse, Kräuter oder Beeren zu ziehen. Aber wie geht man es an? Eine Anleitung in fünf Schritten für Urban Gardener mit Selbstversorgersehnsucht.

Erst einmal einlesen

Je kleiner die Fläche, desto wichtiger die Planung. Deshalb hilft zum Einstieg eine Aufwärmrunde Armchair-Gardening, sprich Lektüre: Unübertroffen umfassend ist immer noch Andrea Heistingers „Handbuch Bio-Balkongarten“. Kein Aspekt, der dort nicht beleuchtet würde. Kurz gefasstes Know-how zu Balkongemüse, -obst und -kräutern bietet auch das neue „Alles Bio vom Balkon“ von Ursula Kopp.

Ebenso lohnend ist der Blick in einschlägige Balkongarten- und Selbstversorger-Blogs, etwa kistengruen.de, hauptstadtgarten.de oder wurzelwerk.net. Ganz neu ist die Garten-App Gardify (www.gardify.de), eine Art Smart-Gardening-Tool, das einem mit To-do-Erinnerungen, Ökoscans, Pflanzen-Doc oder ortsgenauen Frostwarnungen virtuell zur Hand geht.

Was es zu vermeiden gilt

Man mag es noch so bedauern, aber auf einem dunklen Nordbalkon werden nie Paradeiser reifen. Sie benötigen – wie die meisten Fruchtgemüse – sechs Stunden Sonne pro Tag. Halbschattentolerant sind Blattgemüse wie Mangold, Salat oder Gartenampfer. Hellerer Schatten funktioniert etwa auch für Radieschen, Gurken oder Himbeeren. Und im tiefen Schatten kann man es immerhin noch mit Pilzen probieren. Wobei in der Stadt Schattenlage sowieso nicht gleich Schattenlage ist: Denn wenn rundum Fensterscheiben Sonnenlicht reflektieren, schaut die Sache schon wieder besser aus.

Ebenso sind in der Stadt Hitze und Wind ein Thema. Beide lassen Pflanzgefäße rasch austrocknen. Daher lieber wenige größere Topfe als viele kleine, in denen die Erde in Windes­eile steinhart wird und man mit dem Gießen nicht nachkommt. Auch Nährstoffe sind in größeren Gefäßen länger verfügbar.

Die richtige Wahl

Wer in der Horizontalfläche beschränkt ist, schwinge sich in die Höhe: Windsicher befestigte Rankgerüste funktionieren auf Balkonen und Terrassen als ideale Senkrechtgärten. Feuerbohnen, Erbsen, Gurken, essbare Blüten wie Kapuzinerkresse oder auch viele Paradeiser kann man nach oben ziehen und dabei auch für Blattgrünkühlung von Mauern sorgen. Insgesamt gilt: Beim Einkauf kleinwüchsige Sorten wählen, bei Obst zu schlankem Säulenobst greifen und nach Balkonsorten fragen.

Eine Fundgrube für Sorten, die auf kleinstem Raum gedeihen, ist Birgit Lahners Buch „Bio-Gärtnern am Fensterbrett“. Die Wiener Nutzpflanzenexpertin bietet auch eintägige Workshops zum Thema an (www.birgitlahner.at). Gute Adressen für den Kauf von Bio-Gemüsejungpflanzen und Bio-Samen von samenfesten Sorten, also Sorten, von denen man Samen gewinnen und im Folgejahr wieder anbauen kann, sind z.B. Reinsaat, Sativa oder Arche Noah (siehe Spalte).

Einige erprobte Mischkulturen für Töpfe, wie sie Andrea Heistinger empfiehlt, sind: Salat und Radieschen, Knoblauch und Erdbeeren, Erdmandeln und Paradeiser, Salat und Kohlsprossen, Basilikum mit Paprika, Paradeiser oder Aubergine, Schnittlauch und Karotte.

Gutes Gerät

Drei Werkzeuge braucht man zum Balkongärtnern jedenfalls: Handschaufel, Gartenschere und ein „Heindl“, sprich: eine kleine, gestielte Handhacke. Damit deckt man alles vom Jäten übers Graben und Stutzen bis zum Töpfe-mit-Erde-Befüllen ab. Man kann dabei jeweils zur Billigausführung greifen und Glück haben oder sich gleich etwas Stabiles zulegen, zum Beispiel eine Gartenschere von Felco (Modell ist Geschmackssache) sowie eine Handschaufel und eine Kleinhaue von „PKS Bronze-Gartenwerkzeuge“ aus Bad Ischl (kupferspuren.at).

Beschriftete Pflanzetiketten, die man neben frisch Gesätem oder Gesetztem in die Erde steckt, gehören ebenfalls zur Grundausstattung, weil man schneller, als man glaubt, vergisst, was man wo gesetzt hat. Ideal – und billiger als Plastiketiketten – sind hölzerne Mundspateln. Mit Bleistift beschriften, der hält am längsten!

Weil es immer etwas hoch- und festzubinden gibt, braucht es eine Rolle reißfesten, nicht zu dünnen Gartenspagats. Und wer einmal in einer betörenden Auswahl von Qualitätsgartenwerkzeug schwelgen möchte, kann dass auf dictum.com tun.

Erde und Wasser

Weil man in Balkonien nur in Pflanzgefäßen gärtnert, ist die Erde umso wichtiger. Hier bei der Qualität zu sparen rächt sich später. Oberstes Gebot: Die Erde darf keinen Torf enthalten! Bio und Torf gehen ohnehin nicht zusammen. Beim Torfabbau werden nämlich jede Menge Moore zerstört.

Ein sehr gutes, torffreies Bio-Substrat aus Niederösterreich ist Alfred Grands Bio-Erde aus Kompost, Rindenhumus, Lavasand und Regenwurmhumus: www.vermigrand.eu.

Für die Anzucht von Samen, die nährstoffarme Erde zum Keimen brauchen und erst nach dem Vereinzeln in gehaltvolleres Substrat gesetzt werden, gibt es eigene Anzuchterde. Sie eignet sich auch gut für Kräuter.

Ein Wort noch zum Gießen: Gemüse braucht vor allem als frisch gesetzte Jungpflanze und während der Frucht-entwicklung regelmäßige Wasserversorgung. In Hitzephasen muss man deshalb mitunter zweimal pro Tag gießen. Eine Mulchschicht oben auf der Topferde – etwa aus Stroh – hilft gut gegen das Austrocknen.

Nun der finale Geheimtipp: Sammeln Sie Regenwasser! Das erspart Gießkanneschleppen, und wie alle Pflanzen mögen auch Gemüse und Kräuter weiches Regenwasser am liebsten

Carsten Fastner in FALTER 15/2021 vom 16.04.2021 (S. 44)

Weiters in dieser Rezension besprochen:

Bio-Gärtnern am Fensterbrett - Wie auf kleinstem Raum das ganze Jahr Gemüse, Kräuter, Salate und Obst wachsen (Birgit Lahner)
Handbuch Bio-Balkongarten - Gemüse, Obst und Kräuter auf kleiner Fläche ernten (Andrea Heistinger, Verein ARCHE NOAH)

Posted by Wilfried Allé Thursday, April 15, 2021 1:57:00 PM Categories: Ratgeber/Natur/Garten
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