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Einspruch! 

Verschwörungsmythen und Fake News kontern - in der Familie, im Freundeskreis und online

von Ingrid Brodnig

ISBN: 9783710605208
Ausgabe: 4. Auflage
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 160 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 25.01.2021
Verlag: Brandstätter Verlag
Illustrationen: Marie-Pascale Gafinen
Preis: € 20,00

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Was tun, wenn Freunde, Verwandte oder Bekannte mit Aus­sagen kom­men, die ins Reich der Ver­schwörungs­mythen und Fake News ge­hören? Wie mit bi­zar­ren oder gar ge­fähr­lichen Theo­rien in sozi­alen Medien um­gehen? In Dis­kus­sio­nen über das Corona­virus, die Klima­krise oder Mi­gra­tion ver­zwei­feln wir über Speku­latio­nen und Falsch­mel­dungen. Das Ge­fühl der Über­for­de­rung wächst: Wie­so glau­ben die mir nicht ein­mal dann, wenn ich dem Un­sinn im WhatsApp-Chat mit Fakten kontern kann?
Ingrid Brodnig zeigt, wie wir in hitzigen Debat­ten ruhig blei­ben und unse­ren Stand­punkt ver­deut­lichen. Wann ist Dis­ku­tieren über­haupt sinn­voll? Warum sind unseri­öse Stim­men sicht­barer, und wel­che rhe­to­ri­schen Tricks sollte man ken­nen? Wel­che Rol­le spie­len digi­tale Ka­näle, und wie kom­men wir ge­gen die Macht der Auf­merk­sam­keits­öko­nomie an? Die­ses Buch lie­fert die Stra­te­gien für eine kluge Dis­kus­sions­füh­rung und Tipps für Formu­lie­rungen, die auch in emo­tio­nali­sier­ten Dis­kus­sionen wirken.

FALTER-Rezension

„Ich war immer schon ein Geek“

Als „Mini-Medium“ beschreibt sie sich. Ingrid Brodnig, deren jour­na­lis­tische An­fänge beim Falter lie­gen, ist seit Jah­ren die Inter­net-Er­klärerin der Nation. Die 36-Jäh­rige hat mittler­weile fünf Bücher ge­schrie­ben über die großen Fra­gen, die Inter­net­nutzer um­trei­ben: Wie um­gehen mit Hass im Netz, wie mit Ano­ny­mi­tät und wie mit Falsch­mel­dun­gen? Auch mit der Macht der US-Digi­tal­kon­zerne hat sie sich be­reits aus­ein­ander­ge­setzt.

In „Einspruch!“, das im Jänner erschien, be­schäf­tigt sie sich damit, wie man in Dis­kus­sio­nen Ver­schwö­rungs­theo­rien ent­kräf­ten kann – vor al­lem jene rund um Co­ro­na. Mit dem ­Fal­ter sprach Brodnig über „Deplat­forming“, den Idea­lis­mus des E-Mails und wa­rum sie Ver­schwö­rungs­er­zäh­lungen rund um Bill Gates auch nach­voll­ziehen kann.

Falter: Frau Brodnig, wann sind Sie das letzte Mal einer Falschmeldung aufgesessen?

Ingrid Brodnig: Als die Satireseite Die Tages­presse sehr neu war, gab es einen Ar­tikel über ein neues Mas­kottchen der römisch-katho­lischen Kirche. Das war Keuschi, das Känguruh, das für Keusch­heit bei Jugend­lichen plä­diert. Ich habe es am An­fang für wahr ge­halten. Man ist im­mer dann empfäng­lich, Falsch­mel­dungen zu glau­ben, wenn sie die eige­nen Vor­ur­teile be­stä­tigen. Und für mich war das, dass die Kirche einen selt­samen Um­gang mit Sexua­li­tät und kei­nen wirk­lichen Zu­gang zur Jugend­kul­tur hat. Ich geh übri­gens auch da­von aus, dass es Falsch­mel­dungen gibt, die ich nach wie vor glaube, ohne zu wis­sen, dass es Falsch­mel­dungen sind.

Warum?

Brodnig: Man ortet das Problem der Irreführung bei anderen viel bes­ser als bei sich selbst. Das nennt man den „Third-Per­son Effect“. Leute stu­fen die Chance, selbst auf etwas rein­zu­fal­len, nied­riger ein als bei an­deren. Rech­ne­risch geht sich das nicht aus. Peter Filz­maier hat in einer Um­frage ge­zeigt, dass nur vier von zehn Öster­rei­chern mei­nen, dass sie sich selbst schwer­tun, zwi­schen Fake und rea­len News zu unter­schei­den. Aber acht von zehn Be­frag­ten mei­nen, dass an­dere sich schwer­tun. Ent­weder über­schätzt man sich selbst oder man unter­schätzt die an­deren – oder beides.

Welche Falschmeldungen und Verschwörungstheorien sind die erfolgreichsten?

Brodnig: Viele aktuelle Erzählungen sind in der Sache völ­lig un­sin­nig, aber sie funk­tio­nieren, weil da­bei Be­dürf­nisse, Feind­bilder oder Ängste mit­schwin­gen, die Leute ha­ben. Die My­then rund um Bill Gates zei­gen das. Gates för­dert ja mit sei­ner Stif­tung tat­säch­lich viel For­schung und Impf­pro­gram­me in Ent­wick­lungs­län­dern. Das macht ihn zum Feind­bild von Impf­geg­nern. Aber manch­mal kön­nen auch jene Men­schen der Anti-Bill-Gates-Rhe­to­rik etwas ab­ge­win­nen, die Sor­ge haben, dass Super­rei­che sehr stark be­ein­flus­sen, welche For­schung statt­fin­det oder welche medi­zi­ni­schen Pro­gram­me er­mög­licht wer­den. Es ist leicht, Ver­schwö­rungs­my­then zu be­lächeln, aber beim Dis­ku­tie­ren sollte man genau hin­hören, was eine Er­zäh­lung für je­man­den attrak­tiv macht. Und dann bei­spiels­weise sa­gen, ich kann deine Skep­sis rund um super­rei­che Mä­zene nach­voll­zie­hen, aber man sollte fair blei­ben und Gates nur daran be­wer­ten, was er getan hat.

Nach den Ausschreitungen im US-Kapitol Anfang Jänner haben Face­book und Twit­ter die Accounts von Donald Trump ge­sperrt. Auch er hat Falsch­mel­dungen ver­brei­tet, etwa, dass die Wahl ge­fälscht wor­den sei. Ist es nicht ge­fähr­lich, wenn pri­vate Unter­nehmen so et­was ent­scheiden können?

Brodnig: Das Oversight Board von ­Facebook, eine Art fach­licher Bei­rat der Platt­form, kam in sei­ner Stel­lung­nahme An­fang Mai zu dem Er­geb­nis, dass es gerecht­fer­tigt war, Trump aus­zu­sper­ren, weil seine Pos­tings das Risiko der Ge­walt ver­größer­ten. Man könnte die Fra­ge stel­len, wa­rum so lange ge­wartet wurde. Mein Ein­druck ist, dass Social-Media-Platt­formen oft erst spät rea­gie­ren, und dann, wenn es poli­tisch oppor­tun ist. Also zum Bei­spiel, wenn Trump tat­säch­lich die Wahl ver­loren hat und die Demo­kra­ten die Füh­rung über­nehmen. Ich finde aber auch, auf lange Sicht sollte es nicht die Ent­schei­dung von weni­gen Unter­nehmen sein, wer Zu­gang zu einem Mil­liar­den­publi­kum be­kommt. Man könnte über­legen, die ge­richt­li­chen Zu­stän­dig­kei­ten aus­zu­dehnen oder eine Medien­auf­sicht in Europa ein­zu­führen, die Leit­linien for­mu­liert, wann es not­falls in Ord­nung ist, ei­nen rele­van­ten Poli­tiker aus­zu­sperren.

Und wenn jemand wie Martin Sellner von Youtube gesperrt wird, der zwar ex­tre­mis­tische Ideo­lo­gien ver­brei­tet, aber vom Einf­luss nicht mit einem US-Prä­si­den­ten zu ver­gleichen ist?

Brodnig: Es gibt Untersuchungen, die zeigten, dass rechts­ex­treme Ak­teure, die von großen Platt­formen ver­bannt werden, auf klei­neren Platt­formen weni­ger Reich­weite er­zie­len. In Öster­reich, in Euro­pa kann ich kla­gen, wenn ich ent­fernt werde; auch Sellner hat das ge­tan und ist ab­ge­blitzt. Auf lange Sicht wer­den wir mehr Ge­richts­ver­fahren rund um sol­che Fra­gen ha­ben. Und so we­nig Sym­pathie ich für Martin Sellner habe, halte ich es für not­wen­dig, Sper­ren trans­pa­rent zu ma­chen, weil wir erst dann da­rüber ver­nünf­tig dis­ku­tie­ren kön­nen. Ver­gan­genes Jahr ist Face­book bei­spiels­weise stren­ger ge­gen einige rechts­ex­treme Milieus vor­ge­gan­gen. Es sind aber auch anti­ras­sis­tische Skin­heads ge­sperrt wor­den. Face­book hat spä­ter ein­ge­räumt, dass das ein Feh­ler war, und sie wie­der zu­ge­las­sen. Wir wis­sen aber nicht, ob ein Feh­ler pas­sierte, weil ein Al­go­rith­mus irrte oder ein mensch­licher Mode­rator falsch lag. Das ist ein Problem.

Ist das Oversight Board von Facebook, das seit Oktober 2020 ar­beitet, ein Schritt in die rich­tige Richtung?

Brodnig: Darin sitzen namhafte Expertinnen und Experten, die es ernst neh­men, wie der frü­here Guardian-Chef­redak­teur Alan Rus­bridger. Aber am Ende ist es nur ein be­raten­des Gre­mium für Face­book. Das ist bes­ser, als es vor­her war. Aber man darf es nicht mit einem Höchst­ge­richt ver­glei­chen. Als Mark Zucker­berg es 2018 an­kün­dig­te, be­schrieb er es „fast wie ein Höchst­ge­richt“. Aber es gibt das Board nur, weil Face­book es fi­nan­ziert. Wenn Face­book die Ent­schei­dungen igno­riert, pas­siert auch nichts.

Der Digital Services Act der EU-Kommission will den großen Platt­­for­men mehr Trans­pa­renz auf­er­legen. So sol­len mehr Daten an die For­schung wei­ter­ge­ge­ben wer­den dür­fen, um wirk­lich zu ver­ste­hen, wie sehr der
Algo­rith­mus das mensch­liche Ver­­hal­ten be­ein­flusst. Wird das gelingen?

Brodnig: Ich bin zuversichtlich, dass die EU-Kommis­sion es ernst meint, den großen Digi­tal­kon­zer­nen auf die Füße zu stei­gen. Viele Poli­tiker wur­den zu­dem be­reits Opfer von Hass­kom­men­taren und Falsch­mel­dungen. Das er­höht die Chance, dass sie es ernst neh­men. Meine Er­fah­rung mit euro­pä­ischen Ver­hand­lungs­pro­zes­sen ist, dass es im Finish ein ex­tremes Tau­ziehen gibt, die Fra­ge bleibt, ob sich ge­wisse Wirt­schafts­inter­essen oder zivil­ge­sell­schaft­liche An­lie­gen durch­setzen. Die Daten­schutz­grund­ver­ord­nung wurde auch des­halb so streng, weil ge­rade die NSA-Af­färe auf­flog. Da­mals wurde klar, unse­re Da­ten und unse­re Privat­sphäre sind gefährdet.

Hat denn da die EU realistischerweise überhaupt diese Macht?

Brodnig: Jeder, der mir ein Produkt in meinem Wirt­schafts­raum ver­kauft, muss mei­ne Re­geln be­folgen. Wie­so soll das Digi­tale die erste Wirt­schafts­spar­te sein, die nicht re­gu­liert wer­den kann? Wenn die EU stren­gere Re­geln hat, gehe ich da­von aus, dass die von Face­book, You­tube und Co be­folgt wer­den. Für Face­book sind die USA der größte Markt für Werbe­ein­nah­men. An zwei­ter Stelle kommt schon Europa. Kein Digi­tal­kon­zern kann den ei­ge­nen Aktio­nä­ren er­klä­ren, wa­rum er auf die­sen Markt ver­zichtet.

Sie gehören zu der Generation, die als Teenager erstmals mit dem Internet in Kon­takt kamen. Wie hat sich das da­mals an­gefühlt?

Brodnig: Einer unserer Informatiklehrer hieß Url. An den Schul­com­putern waren viele Web­siten ge­sperrt, es stand im­mer „URL is not allowed“. Ich habe mir im­mer ge­dacht, es ist so ge­mein vom Pro­fes­sor Url, dass er al­les sperrt ... Die ers­ten Geh­ver­suche im Netz ga­ben mir das Ge­fühl: Die­ses Ding wird al­les ver­än­dern. Das ist der Grund, wa­rum ich mich als Jour­na­lis­tin da­rauf spezia­li­siert habe. Ich war im­mer ein Geek. Und ich kann bis heute der An­nahme, dass das Inter­net eine Chance für eine sach­li­chere, res­pekt­vol­lere, bes­sere De­bat­te bie­tet, etwas ab­ge­win­nen. Der Fehl­schluss war da­mals al­ler­dings, dass sich diese gute Seite nicht auto­ma­tisch zeigt. Außer­dem gab es in den Nuller­jah­ren die­se Ent­wicklung, dass aus einer Viel­zahl der digi­ta­len An­ge­bote eine Mono­kul­tur von weni­gen domi­nan­ten Platt­for­men wurde. Hät­ten wir an den Ideal­vor­stel­lun­gen fest­ge­halten, hät­ten wir heute ein bes­seres Inter­net. Ein Bei­spiel: Von einer Gmail-Adres­se kann ich E-Mails an Leute mit einer Hot­mail-Adres­se schicken. Das er­laubt die Inter­opera­bi­li­tät von E-Mails. Aber eine Nach­richt auf Face­book kann ich nicht an je­man­den auf Signal schicken. Da wur­de die Inter­ope­ra­bi­li­tät ge­zielt ein­ge­schränkt, damit die Platt­formen die Leute im ei­ge­nen Reich behalten.

Anna Goldenberg in Falter 20/2021 vom 21.05.2021 (S. 24)

Posted by Wilfried Allé Monday, November 15, 2021 3:37:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Stairway 8 

von Franz Stanzl

ISBN: 9783991108818
Genre: Belletristik/Erzählende Literatur
Umfang: 340 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 19.10.2020
Verlag: myMorawa
Preis: € 17,90

 

Beschreibung des Verlags:

Damals in den Sechzigerjahren standen alle Zeichen auf Veränderung, jeder wollte wie Che Guevara sein. So kam auch Ernesto zu seinem Namen (bis dahin hatte er schlicht Ernst Blaha geheißen). Hasta la victoria siempre! Die große Revolution schien unmittelbar bevorzustehen.
Aber sie kam nicht.
Stattdessen kamen Beruf, Familie und eine Gemeindewohnung in Simmering. Danach nur noch Alltag - zwar nicht vollends grau, aber auch ohne jedes revolutionäre Feuer. Und so blieb das mehr oder weniger all die Jahre hindurch.
Dann freilich tauchte eines Tages ein gewisser Theo im Gemeindebau auf und wirbelte Ernestos Leben derart durcheinander, wie es selbst die gewaltigste Revolution der Welt nicht vermocht hätte. Aber wie sich herausstellen sollte, war ja auch Theo nicht so ganz von dieser Welt …
 

Kommentare zu "Stairway 8"

      Gustav G., 01.02.2021
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Als ich damit fertig war, habe ich ihn dann an meinen Opa weitergegeben, der 1968 an vorderster Front mit dabei war. Und der war richtig hingerissen. "Viva la revolucion!"

      L. L., 09.08.2021
Stairway 8 hat mich direkt nach Wien versetzt.
Ernesto bildet soetwas wie das Gerüst der Geschichte. Es gibt sehr viele Charaktere, viele Nebenstränge, viele Schauplätze. Alles zusammen macht den Reiz des Romans aus. Eins führt zum anderen, alle sind untereinander miteinander verbunden. Lauter kleine Puzzleteile, die ein großes Ganzes ergeben.
Der Autor hat jeden Protagonisten wunderbar in Szene gesetzt und ihm einen festen Platz im Haus und im Leben gegeben. So verschieden wie sie alle sind, umso interessanter ist ihr Verhältnis zueinander.
Obwohl die Geschichte in Wien spielt, spiegelt sie doch das Leben wider, wie es in jeder anderen Großstadt sein könnte. Ich fand es interessant, einen Blick auf die Stadt, die Stiege und ihre Bewohner zu bekommen.
Ein richtig tolles Buch, was mich von vorne bis hinten sehr gut unterhalten hat!
Also ab auf (oder heißt es in) Stiege 8 und live dabei sein!

      Leseratte, 02.04.2021
Für wen Wolfgang Ambros, Georg Danzer und Ludwig Hirsch keine Fremden sind, kommt an der Geschichte aus einem Wiener Gemeindebau von Franz Stanzl nicht vorbei.
Dieser Roman ist schon fast eine Milieustudie. Eine Inhaltsbeschreibung ist schlecht möglich - man muss sich diese skurrilen, einzigartigen, wundersamen, schrecklichen, liebenswerten und verrückten Typen und Stiegenbewohner einfach selbst "erlesen". Als roter Faden dient dem Leser die Geschichte von Ernst Blaha, alias Ernesto. Er erlebt über Jahre hinweg die Stiegenbewohner. Allen voran, den schrulligen aber liebenswerten Professor Negrin, die wienerischste aller Türkenfamilien in Österreich: Familie Gültekin, das vom Absturz bedrohte Ehepaar Böheim, Familie Hasenhüttl mit ihrem aus der Bahn geworfenen Sohn, die liebesbedürftige Frau Helga (die mich immer an das Lied der EAV "Küss die Hand gnäd'ge Frau" erinnert) und und und. Es sind so viele, die da wohnen und jeder hat seine eigene Geschichte. Mich brachten diese Geschichten oft zum Lachen und zum Nachdenken. Aber irgendwie waren es Geschichten von Menschen wie sie im ganz normalen Leben immer und allgegenwärtig vorkommen. Nur hinterfragt keiner die Lebenswege der einzelnen Personen, so wie es Franz Stanzl auf der Stiege 8 macht - und er macht es gut und glaubhaft in einem flüssigen Schreibstil und in einer Art, dass man gar nicht mehr aufhören will zu lesen. Ach ja, und dann ist da noch Theo - aber den sollte man sich selbst "erlesen", denn der ....
Fazit: Lesenswert, weil so normal, so ehrlich und einfach nur schön. Von mir 4,3 Punkte und die gerne!

      Shilo, 26.04.2021
Lesespaß pur
Ein Miethaus im Wiener 11. Bezirk. Voller Humor und mit Augenzwinkern beschreibt der Autor die Mieter und ihre Eigenarten. Einige Personen habe ich wieder erkannt, wie sie auch in meinem Umfeld gelebt haben oder noch leben. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und lässt sich sehr gut lesen. Oft musste ich lauf auflachen, so lebendig sind die verschiedenen Charaktere dargestellt.
Ich danke Franz Stanzl für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars, welches jedoch meine ehrliche und unabhängige Meinung nicht beeinflusst hat.
Mein Fazit:
Ein überaus lesenswertes Buch. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Posted by Wilfried Allé Saturday, November 6, 2021 2:01:00 PM Categories: Belletristik/Erzählende Literatur
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Wie dekadente Eliten unsere Gesellschaft ruinieren

von Heinzlmaier Bernhard

ISBN 9783945398500
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Umfang: 120 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 19.09.2016
Verlag: Hirnkost
Preis: € 18,50

 

Beschreibung des Verlags:

Bernhard Heinzlmaier, Österreichs prominentester Jugend­forscher, pro­vo­ziert auch in sei­nem neuen Essay wieder dort, wo’s weh­tut, und die, die es tref­fen soll: prin­zi­pien­lose Ma­na­ger, die sich be­nehmen „wie das miss­ra­tene Kind einer wohl­stands­ver­wahr­los­ten Er­zie­hung“, Po­li­ti­ker, die „nur an die Macht wol­len, egal mit wel­chen In­hal­ten“. Aber auch den wieder er­stark­ten re­li­giö­sen Totali­taris­mus und schließ­lich das Phä­no­men der neuen rechts­popu­lis­ti­schen Bür­ger­be­we­gungen und Par­teien ana­ly­siert Heinzl­maier in der ge­wohn­ten Schärfe.

"Vieles von dem, was wir bis heute hoch­ge­schätzt und hoch­ge­halten haben, wie die Sta­bi­li­tät unserer klei­nen Ge­mein­schaften, die Sicher­hei­ten des Sozi­al­staates, der in­nere Friede im Land, die Sicher­heit des Ar­beits­plat­zes, die so­li­den Löhne und Ge­häl­ter, geht nach und nach ver­lo­ren, wird re­du­ziert oder gar ab­ge­schafft – und trotz­dem blei­ben die Men­schen selt­sam un­auf­ge­regt. Man ist zwar da­ge­gen, dass einem ge­nom­men wird, was man zu ha­ben ge­wohnt ist, aber nicht mit großer In­ten­si­tät. Leiden­schaft und Ziel­strebig­keit fehlen, weil sich die Men­schen nicht mehr sicher sind, dass ihnen das bis­he­rige gute Le­ben wirk­lich zu­ge­stan­den hat, dass sie es wirk­lich ver­dient ha­ben. Sie sind ver­un­sichert von einer neo­libe­ralen Pro­pa­gan­da, die ihnen er­folg­reich ein­redet, dass alle jene, denen es ma­te­ri­ell gut geht, ohne täg­lich große Ri­si­ken ein­zu­gehen, sich nur des­halb im Zu­stand der Zu­frie­den­heit be­fin­den, weil sie auf Kos­ten von staat­lichen Leis­tungen le­ben, die sich das Ge­mein­wesen gar nicht mehr leis­ten kann.

Im Gegensatz dazu wird als das richtige Leben eine in­sta­bi­le und un­sichere Seins­weise pro­pa­giert, eine dis­kon­ti­nuier­liche, ri­si­ko­reiche Exis­tenz voll ner­vöser Un­ruhe, ge­prägt von spon­tan auf­blitzen­den Chan­cen, die nur der er­grei­fen kann, der schnell, rück­halt­los und ohne zu zö­gern rea­giert und der vor allem da­zu be­reit ist, alte Sicher­heiten und Be­hag­lichkei­ten auf­zu­ge­ben. Der Neo­li­bera­lis­mus kann den An­blick des zu­frie­denen Men­schen nicht er­tra­gen. Er muss ihn aus sei­ner Kom­fort­zone ver­trei­ben, ihn in ei­nen Zu­stand der per­ma­nen­ten An­span­nung, der quä­len­den Be­sorgt­heit, der ego­is­ti­schen Angst und der feind­se­li­gen Kampfes­lust ver­setzt se­hen. Nur die­ser­art lebt der Men­sch, so die Ideo­lo­gie der Neo­li­be­ralen, im Ein­klang mit seiner Natur.“

Heinzlmaiers „Aufruf zum Widerstand“ erinnert an die auf­rüt­telnde Streit­schrift Empört Euch! des großen Stéphane Hessel. Aller­dings fällt Bern­hard Heinzl­maiers Be­stands­auf­nahme weni­ger opti­mis­tisch aus:

„Die Politik, so wie wir sie bisher ge­kannt haben, ist da­bei, zu ver­schwin­den. Was von ihr noch übrig ist, ist eine An­samm­lung von hand­lungs­un­fä­hi­gen hoh­len Ge­fäßen, ge­nannt Par­teien, deren Äu­ße­res zwar ar­tig und adrett aus­sieht, deren In­nen­le­ben aber he­run­ter­ge­kom­men und ver­rot­tet ist.“

„Während früher die Parteien Träger von Ideen, Ide­alen und Welt­an­schau­ungen, von Vi­si­onen und großen Ge­sell­schafts­ent­wür­fen waren, sind sie heu­te nicht mehr als sich un­ter dem Ein­fluss des Zeit­geis­tes wan­deln­de mo­di­sche For­men. Sie sind weit­ge­hend auf ihr äu­ße­res Er­schei­nungs­bild re­du­ziert, weil die großen Er­zäh­lungen, wie der Li­be­ra­lis­mus, der So­zia­lis­mus oder der Kon­ser­va­tis­mus, an Strahl­kraft ver­loren ha­ben. Wo die al­ten Welt­an­schau­ungen nicht mehr prä­sent sind, tritt an ihre Stel­le die Äs­the­tik.“

Bernhard Heinzlmaier seziert die öffentliche Per­for­mance der Par­teien mit dem schar­fen Blick des pro­fessio­nel­len Markt­for­schers:

„Aber auch die Ästhetik der Parteien ist, sieht man ge­nauer hin, nichts als wert­lo­ser Flit­ter, von em­pa­thie- und geist­lo­sen PR- und Wer­be­agen­turen ge­schaf­fener bil­li­ger Kom­mu­ni­kations­kitsch, be­ste­hend aus tri­via­ler, ein­falls­lo­ser und re­dun­dan­ter Bild­äs­the­tik und plat­ter, scha­ler und ba­na­ler Rhe­to­rik.“

„Die Politik ist heute weitgehend genauso oppor­tu­nis­tisch wie der durch­schnitt­liche Soft­drink-Kon­zern. Wie die schlimms­ten Pro­duk­te der Kul­tur­in­dus­trie, neh­men wir hier als Bei­spiel Helene Fischer, schmiegt die Po­li­tik sich gur­rend und schnur­rend an die vul­gä­ren Über­zeu­gun­gen und äs­the­ti­schen Be­dürf­nisse des Durch­schnitts­men­schen an und um­garnt sein Ego mit hin­ge­bungs­vol­len Treue-, Nutzen- und Sym­pa­thie­ver­spre­chen, von de­nen sie in dem Au­gen­blick, in dem sie sie ab­gibt, schon weiß, dass sie sie nicht hal­ten wird. So wie die Be­sucher­Innen des Helene-Fischer-Kon­zer­tes am Ende mit einem Packen re­ali­täts­fer­ner Il­lu­sio­nen in ihren freud­lo­sen All­tag zu­rück­ge­schickt wer­den, er­wachen die Wähler­Innen, wenn ihr von der mani­pu­la­tiven Über­zeu­gungs­kom­mu­ni­ka­tion her­vor­ge­ru­fe­ner Ge­sin­nungs­rausch aus­ge­schla­fen ist, mit Kopfs­chmer­zen und lee­ren Hän­den dort, wo sie sich im­mer schon be­fan­den, außer­halb des In­ter­es­ses und der Auf­merk­sam­keit der herr­schen­den po­li­ti­schen Elite.“

„Eine jede Politik, der es um Er­folg ab­seits von Über­zeu­gun­gen geht, die Wähler­Innen als Mani­pu­la­tions­ob­jekte be­trach­tet, die sie mit Maß­nah­men der stra­te­gi­schen Kom­mu­ni­ka­tion mal mehr und mal we­ni­ger sub­til dort­hin zu brin­gen ver­sucht, wo­hin sie sie ha­ben will, ist po­pu­lis­tisch. Po­pu­lis­tisch ist letzt­end­lich jede Po­li­tik, die von In­di­vi­duen be­herrscht wird, die in ers­ter Li­nie die Macht wol­len und de­nen es egal ist, mit Hil­fe wel­cher Ideen, In­hal­te, Aktio­nen und Kom­mu­ni­katio­nen sie zu die­ser kom­men. Po­pu­lis­mus ist die pure Lust an der Macht, die ohne Wer­te und Grund­über­zeu­gungen aus­kommt. Ge­lie­fert wird das, was sich dem Bür­ger am bes­ten ver­kau­fen lässt. Und das sind in der ge­gen­wär­ti­gen Si­tua­tion jene Ideen, deren Grund­lage ir­ratio­na­le Ängs­te und unter­drück­ter Hass sind. Po­li­tik hat heu­te dort Er­folg, wo sie an die Res­sen­ti­ments der Mas­sen an­knüpft, an deren unter­­drück­ten Är­ger, der sich da­durch zur Ent­la­dung brin­gen und für den Vor­teil der ei­ge­nen Par­tei ins­tru­men­ta­li­sieren lässt, wenn man ein pas­sen­des Opfer­lamm an­bie­tet, das dar­ge­bracht wird, um die ei­gene Schuld an der miss­li­chen Lage zu süh­nen und ver­ges­sen zu ma­chen. Die ei­gene Un­fähig­keit der mit­tel­eu­ro­päi­schen Be­völ­ke­rung, mit der Zu­wan­de­rung emo­tio­nal fer­tig­zu­wer­den, wird durch die ri­tu­elle Stig­ma­ti­sie­rung, Ab­wer­tung und Aus­schlie­ßung der Flücht­linge kom­pen­siert. Nicht die xeno­pho­ben, ver­un­sicher­ten und ängst­li­chen Bür­ger­Innen sol­len da­ran schuld sein, dass das Zu­sam­men­le­ben mit den Flücht­lin­gen nicht klappt, der Flücht­ling ist es, mit sei­nem un­zi­vili­sier­ten Be­tra­gen, sei­ner ge­lo­genen Not, sei­ner un­ge­zü­gel­ten Sexuali­tät.“

Nicht zufällig hat Bernhard Heinzl­maier sei­nen ak­tuel­len Essay am Vor­abend zahl­rei­cher Wah­len ver­fasst, in denen sich rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­teien an­schicken, im­mer mehr Par­la­men­te zu er­o­bern und Eu­ropa nach­hal­tig zu ver­än­dern. Wel­che Klien­tel be­die­nen die­se Par­teien ei­gent­lich? Wo wer­den sie bei den kom­men­den Wahlen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern (4.9.), Nieder­sachen (11.9.) und Ber­lin (18.9.), aber auch bei der er­neu­ten Bun­des­prä­si­den­ten­wahl in Öster­reich am 2. Ok­to­ber punk­ten kön­nen? fragt und ana­ly­siert Bern­hard Heinzl­maier im ab­schlie­ßenden Teil seines Essays.

„Das Ressentiment ist immer mit Neid ver­bunden. Man be­nei­det die, denen et­was ge­ge­ben wird, das man selbst nicht ha­ben kann. Dem Res­sen­ti­ment­be­la­denen geht es gar nicht pri­mär da­rum, dass das Un­recht ge­tilgt wird und er selbst das be­kommt, von dem er glaubt, dass es ihm zu­steht. Viel lie­ber ver­zich­tet er auf den ei­ge­nen Vor­teil, wenn er sich da­für an der Be­stra­fung derer, die aus sei­ner Sicht un­be­rech­tigt ge­nos­sen ha­ben, mit per­ver­sem Ver­gnü­gen de­lek­tie­ren kann. Und so blüht der Neid­bür­ger auf, wenn der Mi­grant in sein de­so­la­tes Her­kunfts­land ab­ge­scho­ben wird, die wei­nen­den Kin­der am Arm hin­ter sich her­zie­hend, die ge­rade alle ihre emo­tio­nal wich­tigen Be­zugs­per­sonen ver­loren ha­ben. Sein geis­ti­ges Auge sieht die Un­ge­be­tenen und Un­ge­lieb­ten be­reits jetzt, wäh­rend er vor dem Fern­seh­ap­pa­rat sit­zend deren Ver­la­dung in Trans­port­ma­schi­nen be­obach­tet, wie sie auf hilf­lo­ser Her­bergs­su­che durch ihnen fremd ge­wor­dene halb­zer­stör­te Städte irren. Und um das Herz wird es ihm ganz leicht, weil er sich ein klein wenig als Ur­heber des Straf­ge­richtes sieht, dass die Ar­men nun stell­ver­tre­tend für jene über sich er­ge­hen las­sen müs­sen, die er wirk­lich hasst, aber die er nicht has­sen darf, weil es ihm sein na­tio­na­lis­ti­sches Über-Ich ver­bie­tet: die öko­no­mi­schen und po­li­ti­schen Eli­ten sei­nes Lan­des.“


Bernhard Heinzlmaier ist seit über zwei Jahr­zehnten in der Jugend­for­schung tätig. Er ist Mit­be­grün­der des Insti­tuts für Jugend­kul­tur­for­schung und seit 2003 ehren­amt­licher Vor­sitzen­der. Haupt­be­ruf­lich lei­tet er das Markt­for­schungs­unter­nehmen tfactory in Ham­burg. 2013 er­schien im Archiv der Jug­end­kul­turen Ver­lag von ihm: Per­former, Styler, Ego­isten. Über eine Jugend, der die Al­ten die Ideale ab­ge­wöhnt haben.

Posted by Wilfried Allé Saturday, October 30, 2021 8:39:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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Pillen vor die Säue 

Warum Antibiotika in der Massentierhaltung unser Gesundheitssystem gefährden

von Rupert Ebner , Eva Rosenkranz

ISBN 9783962382063
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 256 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 16.03.2021
Verlag: oekom verlag
Preis: € 20,60

Kurzbeschreibung des Verlags:

»Dieses Buch ist eine eindrückliche Warnung, dass es so nicht weitergehen kann – weder für die Tiere noch für uns.« Tanja Busse
Es ist, als liefen wir sehenden Auges in die Katastrophe: Um unseren Fleischhunger zu stillen, müssen möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Raum möglichst rasch »Schlachtgewicht« erreichen – und das geht nur mit hohem Antibiotikaeinsatz. Dies ist nicht nur den Tieren, den Landwirten und der Umwelt gegenüber unverantwortlich; es beschleunigt auch die Entwicklung resistenter Keime und gefährdet damit die gesamte Humanmedizin: Ohne die bisherige Wunderwaffe in Tropf und Tablette werden Operationen riskant und selbst kleine Infektionen potenziell gefährlich.
Wie verwundbar wir und unser Gesundheitssystem sind, hat uns die Corona-Pandemie eindrücklich vor Augen geführt. Damit bakterielle Infektionen nicht zur nächsten globalen Gesundheitskrise werden, müssen wir umsteuern. Rupert Ebner und Eva Rosenkranz zeigen, was jetzt geschehen muss – für mehr Tierwohl, gesunde Menschen und eine intakte Umwelt.

FALTER-Rezension

"Die größte Gesundheitskrise unserer Zeit ist da...

... und sie heißt nicht Corona." Ba­ga­tel­len wie eine Zahn­ent­zün­dung oder eine Blasen­in­fek­tion kön­nten künf­tig wie­der töd­lich en­den, Opera­ti­onen oder Krebs­thera­pien kaum noch durch­ge­ührt wer­den. Der Grund: Durch den inflationären Einsatz von Antibiotika, den Wunderwaffen der Medizin, entwickeln sich immer mehr resistente Keime. Die Wirkstoffe helfen nicht mehr. "Schon heute ster­ben in Deutsch­land pro Jahr min­des­tens 15.000 Men­schen in­folge sol­cher nicht be­herrsch­barer In­fek­tionen", schrei­ben der Tier­arzt Rupert Ebner und die Autorin Eva Rosen­kranz in ihrem auf­rüt­telnden Buch "Pil­len vor die Säue".

Zum einen würden Ärzte Anti­bio­tika zu oft ver­schrei­ben und Patien­ten die Ein­nahme­re­geln nicht be­folgen. Vor allem aber treibe die In­ten­siv­tier­hal­tung Re­sis­ten­zen voran. Anti­bio­tika seien dort sys­tem­im­ma­nent: Ohne sie würde in der auf ex­treme Ef­fi­zienz ge­trimmten Hal­tung ein großer Teil der Tiere das Schlacht­ge­wicht nie er­rei­chen.

Ebner kennt die Schweine-und Hühner­ställe von innen, er ar­bei­tet seit Jahr­zehn­ten in einer Praxis für so­ge­nannte Nutz­tiere. "Nicht ein kran­kes Tier wird be­han­delt", er­klä­ren die Au­toren, "son­dern alle, weil ein ein­zi­ges kran­kes Tier in großen Be­stän­den die an­deren an­stecken könnte." Mast­hähnchen zum Beis­piel er­hielten im Schnitt während eines Fünf­tels ihres kur­zen Lebens Anti­bio­tika, im Schnitt drei ver­schie­dene Wirk­stof­fe. Die Au­toren plä­dieren für eine von Grund auf an­dere Tier­hal­tung, weni­ger Fleisch laute das Ge­bot der Stunde.

Die im Stall gezüchteten re­sis­ten­ten Keime sprin­gen näm­lich leicht auf den Men­schen über: di­rekt über das Fleisch, über Gülle, die Ab­luft von Stäl­len oder wenn ein Land­wirt als Trä­ger sol­cher Keime ins Spi­tal kommt und sie dort ver­brei­tet. Die Auto­ren er­zählen die Ge­schich­te des deut­schen Fuß­ball-National­spie­lers Matthias Sammer, der sich nach einer Knie­opera­tion mit multi­resis­ten­ten Kei­men in­fi­zier­te und bei­nah ge­stor­ben wäre. Erst nach drei Wo­chen wirkte end­lich das aller­letzte Mit­tel.

Reserveantibiotika nennen sich diese aller­letzten Mit­tel, die zum Ein­satz kom­men, wenn sonst nichts mehr an­schlägt. Bei Tuber­ku­lose zum Bei­spiel, denn mehr als die Hälfte die­ser Er­kran­kungen ver­ur­sachen heute multi­resis­tente Bak­terien. Doch auch die Wir­kung der Re­serve­anti­bio­tika sinkt, weil selbst sie den Tieren in großem Stil ver­ab­reicht wer­den. So wird der glo­bale Medi­zin­schrank im­mer leerer.

Laut Tanja Busse, die das Vorwort für das Buch ver­fasst hat, haben Wis­sen­schaft­ler auch vor der Klima­krise und vor Pan­de­mien seit Jah­ren ver­geb­lich ge­warnt: "Wie wäre es, wenn wir beim The­ma Anti­bio­ti­ka­miss­brauch zur Ab­wechs­lung nicht war­ten, bis die Ka­tastrophen über uns herein­brechen?"

Noch sieht es nicht danach aus. Im Septem­ber haben die EU-Par­la­men­ta­rier da­ge­gen ge­stimmt, dass Re­serve­anti­bio­ti­ka nur noch für Men­schen und ein­zel­ne Tiere ein­ge­setzt wer­den dür­fen. Weiter­hin wer­den also ganze Grup­pen von Tieren mit Mit­teln be­han­delt, die für vie­le Men­schen die letzte Ret­tung be­deu­ten - aber bald wir­kungs­los wer­den könnten.

Gerlinde Pölsler in Falter 41/2021 vom 15.10.2021 (S. 51)

Posted by Wilfried Allé Monday, October 18, 2021 11:17:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Die Wegwerfkuh 

Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können.

von Tanja Busse

ISBN 9783896675385
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 288 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 30.03.2015
Verlag: Blessing
Preis: € 16,50

Kurzbeschreibung des Verlags:

Sie nennen es Effizienz – doch in Wahr­heit ist es ein System gi­gan­tischer Ver­schwen­dung

Die deutsche Landwirtschaft produziert immer mehr Milch, Fleisch und Eier in immer kürzerer Zeit. Die Ef­fi­zienz scheint ihr bestes Ar­gu­ment zu sein. Nur mit den Metho­den der Agrar­indus­trie könne man neun Mil­liarden Men­schen er­nähren, be­haup­ten deren An­hän­ger.Doch diese Hoch­leistungs­land­wirt­schaft ist eine Ver­schwen­dungs- und Ver­nichtungs­land­wirt­schaft . Sie er­zeugt Milch­kühe, die – bei einer na­tür­lichen Lebens­er­war­tung von zwan­zig Jah­ren – schon nach drei Jah­ren im Melk­stand ge­schlach­tet wer­den. Sie wer­den zu einer so ho­hen Milch­pro­duk­tion ge­trie­ben, dass sie krank und un­frucht­bar wer­den.Gleich­zei­tig kön­nen die meis­ten Bauern nicht mehr auto­nom han­deln, weil sie ab­hän­gig und hoch ver­schul­det sind. In der Ge­flügel­mast ver­kau­fen wenige große Kon­zerne Küken, Fut­ter und Medi­ka­men­te an die Land­wir­te und nehmen ihnen nach der Mast die schlacht­rei­fen Hühner ab. Die Prei­se be­stim­men die Unter­nehmen – die Stall­kos­ten und das Ri­si­ko für die Auf­zucht tra­gen die Bauern, die sich trotz­dem der Lo­gik der In­dus­trie beu­gen.In ihrem neuen Buch Die Wegwerfkuh be­lässt Tanja Busse es nicht bei der schonungs­losen Kri­tik der Miss­stände und Ab­hängig­keiten, son­dern zeigt auch Wege zu einer nach­hal­tigen Land­wirt­schaft auf.

FALTER-Rezension

"Die größte Gesundheitskrise unserer Zeit ist da...

... und sie heißt nicht Corona." Ba­ga­tel­len wie eine Zahn­ent­zün­dung oder eine Blasen­in­fek­tion kön­nten künf­tig wie­der töd­lich en­den, Opera­ti­onen oder Krebs­thera­pien kaum noch durch­ge­ührt wer­den. Der Grund: Durch den inflationären Einsatz von Antibiotika, den Wunderwaffen der Medizin, entwickeln sich immer mehr resistente Keime. Die Wirkstoffe helfen nicht mehr. "Schon heute ster­ben in Deutsch­land pro Jahr min­des­tens 15.000 Men­schen in­folge sol­cher nicht be­herrsch­barer In­fek­tionen", schrei­ben der Tier­arzt Rupert Ebner und die Autorin Eva Rosen­kranz in ihrem auf­rüt­telnden Buch "Pil­len vor die Säue".

Zum einen würden Ärzte Anti­bio­tika zu oft ver­schrei­ben und Patien­ten die Ein­nahme­re­geln nicht be­folgen. Vor allem aber treibe die In­ten­siv­tier­hal­tung Re­sis­ten­zen voran. Anti­bio­tika seien dort sys­tem­im­ma­nent: Ohne sie würde in der auf ex­treme Ef­fi­zienz ge­trimmten Hal­tung ein großer Teil der Tiere das Schlacht­ge­wicht nie er­rei­chen.

Ebner kennt die Schweine-und Hühner­ställe von innen, er ar­bei­tet seit Jahr­zehn­ten in einer Praxis für so­ge­nannte Nutz­tiere. "Nicht ein kran­kes Tier wird be­han­delt", er­klä­ren die Au­toren, "son­dern alle, weil ein ein­zi­ges kran­kes Tier in großen Be­stän­den die an­deren an­stecken könnte." Mast­hähnchen zum Beis­piel er­hielten im Schnitt während eines Fünf­tels ihres kur­zen Lebens Anti­bio­tika, im Schnitt drei ver­schie­dene Wirk­stof­fe. Die Au­toren plä­dieren für eine von Grund auf an­dere Tier­hal­tung, weni­ger Fleisch laute das Ge­bot der Stunde.

Die im Stall gezüchteten re­sis­ten­ten Keime sprin­gen näm­lich leicht auf den Men­schen über: di­rekt über das Fleisch, über Gülle, die Ab­luft von Stäl­len oder wenn ein Land­wirt als Trä­ger sol­cher Keime ins Spi­tal kommt und sie dort ver­brei­tet. Die Auto­ren er­zählen die Ge­schich­te des deut­schen Fuß­ball-National­spie­lers Matthias Sammer, der sich nach einer Knie­opera­tion mit multi­resis­ten­ten Kei­men in­fi­zier­te und bei­nah ge­stor­ben wäre. Erst nach drei Wo­chen wirkte end­lich das aller­letzte Mit­tel.

Reserveantibiotika nennen sich diese aller­letzten Mit­tel, die zum Ein­satz kom­men, wenn sonst nichts mehr an­schlägt. Bei Tuber­ku­lose zum Bei­spiel, denn mehr als die Hälfte die­ser Er­kran­kungen ver­ur­sachen heute multi­resis­tente Bak­terien. Doch auch die Wir­kung der Re­serve­anti­bio­tika sinkt, weil selbst sie den Tieren in großem Stil ver­ab­reicht wer­den. So wird der glo­bale Medi­zin­schrank im­mer leerer.

Laut Tanja Busse, die das Vorwort für das Buch ver­fasst hat, haben Wis­sen­schaft­ler auch vor der Klima­krise und vor Pan­de­mien seit Jah­ren ver­geb­lich ge­warnt: "Wie wäre es, wenn wir beim The­ma Anti­bio­ti­ka­miss­brauch zur Ab­wechs­lung nicht war­ten, bis die Ka­tastrophen über uns herein­brechen?"

Noch sieht es nicht danach aus. Im Septem­ber haben die EU-Par­la­men­ta­rier da­ge­gen ge­stimmt, dass Re­serve­anti­bio­ti­ka nur noch für Men­schen und ein­zel­ne Tiere ein­ge­setzt wer­den dür­fen. Weiter­hin wer­den also ganze Grup­pen von Tieren mit Mit­teln be­han­delt, die für vie­le Men­schen die letzte Ret­tung be­deu­ten - aber bald wir­kungs­los wer­den könnten.

Gerlinde Pölsler in Falter 41/2021 vom 15.10.2021 (S. 51)

Posted by Wilfried Allé Monday, October 18, 2021 11:07:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Näher als erlaubt 

Wie sich die Politik mit Steuergeld Medien kauft

Österreich 2021: Das Magazin „News“ ver­öffent­licht mehrere kri­tische Bei­träge zu „Türkis“. Als Re­ak­tion des „tür­kisen“ Fi­nanz­mi­nis­teriums wird ein ab­so­lu­ter An­zeigen­boy­kott nicht nur für „News“, son­dern auch alle seine Schwes­ter­me­dien an­ge­kün­digt. Zur Stra­fe. Ist die ver­fas­sungs­mäßig ga­ran­tier­te Frei­heit der Pres­se noch ge­währ­leis­tet? Oder hän­gen nicht längst viele Me­dien am Tropf der Po­li­tik, die Steuer­geld zweck­ent­frem­det, um die Me­dien zu be­herr­schen? Ein Buch, das erst­mals um­fas­send die Geld­flüs­se und Ab­hän­gig­kei­ten of­fen­legt.

von Andreas Wetz

ISBN 9783200078772
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Umfang: 184 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 14.10.2021
Verlag: Verlagsgruppe NEWS Medienservice GmbH
Covergestaltung von: Age de Carvalho
Preis: € 19,90
Kurzbeschreibung des Verlags:

Unter Sebastian Kurz verdreifachten sich die Werbe­aus­gaben der Bun­des­re­gie­rung in Zei­tun­gen auf 3 Mil­li­onen Euro pro Mo­nat. Und das in einem Markt, in dem tra­di­tio­nelle Print-Pro­du­kte auf­grund der vor­an­schrei­ten­den Di­gi­ta­li­sie­rung von Jahr zu Jahr mehr un­ter Druck ge­raten. In­se­ren­ten wan­dern in Scha­ren zu den Platt­for­men von Google und Face­book ab. Eine Lücke, die die Po­li­tik ge­zielt und zu ihren Guns­ten mit Geld füllt. „Näher als er­laubt“ legt dieses Netz­werk aus ge­gen­sei­tigen Ab­hängig­keiten of­fen. Mit Hilfe einer Da­ten­bank der FH Joan­neum konnten Geld­flüsse dar­ge­stellt wer­den, die die Staats­spitze bis­her in un­les­baren Zahlen­ko­lon­nen ve­steckte. Da­bei zeigt sich, dass keines­wegs nur die Wiener Gratis­zei­tungen mit un­ver­hältnis­mäßig hohen Be­trä­gen be­dacht wer­den, son­dern auch so man­ches Quali­täts­blatt hoch oben in der fi­nan­ziel­len Gunst der Re­gie­ren­den steht.

Das Buch beschreibt, wie durch die ge­schickte Formu­lierung von Ge­setzen über die Jahre Mil­li­onen von Euro zur För­de­rung von Par­tei­zei­tungen und pro­fi­tablen Medien­kon­zer­nen ver­scho­ben wur­den, während für kleinere Publi­ka­tionen und Wochen­blätter nur Bro­samen übrig blie­ben. Und es be­nennt kon­kre­te Vor­fälle, in denen öf­fent­liches Geld als Druck­mit­tel ge­gen die Frei­heit der Pres­se ein­ge­setzt wurde.

Ein Medienthriller, der sich weit ab­seits der illi­bera­len Demo­kra­tien des Ostens mit­ten in Öster­reich ab­spielt.

Autor: Andreas Wetz
Verlag: Verlagsgruppe NEWS Medienservice GmbH

Posted by Wilfried Allé Sunday, October 17, 2021 10:03:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
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Stell dir vor ... 

mit Mut und Fantasie die Welt verändern

von Rob Hopkins

ISBN 9783706626989
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 288 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 30.09.2021
Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H.
Übersetzung: Dirk Höfer
Preis: € 22,90

Kurzbeschreibung des Verlags:

Dieses Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle gedruckt und bleibt plastikfrei unverpackt.
LASS UNS DIE WELT VERÄNDERN UND DIE ZUKUNFT NEU DENKEN: MIT MUT UND FANTASIE!
Wir leben in einer Welt, die es uns NICHT GERADE EINFACH macht, DER ZUKUNFT VOLLER HOFFNUNG ENTGEGENZUBLICKEN: düstere Nachrichten zu Klimakrise, Artensterben, Ernährungsunsicherheit, dem Zerbrechen von Ökosystemen und radikalen politischen Bewegungen stehen an der Tagesordnung. Vertrauen in der Bevölkerung, dass sich alles zum Besseren wenden kann? Fehlanzeige. Aber warum scheint es eigentlich so schwierig, Lösungen für diese Probleme zu finden? Rob Hopkins gibt uns die Antwort: WEIL WIR VERLERNT HABEN, UNSERE WICHTIGSTE FÄHIGKEIT EINZUSETZEN: UNSERE VORSTELLUNGSKRAFT. Die einfache Frage zu stellen: WAS WÄRE, WENN? Um eine neue Welt zu kreieren, müssen wir sie uns zuerst vorstellen können. Wir müssen unsere Fantasie einsetzen. Und wenn wir das vollbringen, dann sehen wir sie plötzlich ganz klar, entdecken die Kraft unserer Gedanken, die uns zuflüstern, dass wir es – doch noch! – schaffen können. Hast du den Mut, dich darauf einzulassen?
WAS, WENN ALLES RICHTIG GUT WIRD?
Wie malt sich Rob Hopkins also diese neue, von Erfindungsgeist und Imagination sprühende Zukunft aus? Er sieht SCHULEN, IN DENEN NICHT MEHR WISSEN ABGEFRAGT, SONDERN DIE KREATIVITÄT DER KINDER GEFÖRDERT WIRD. Er sieht GRÜNE, BIODIVERSE STÄDTE, in denen an jeder Ecke Pflanzen und Gemüse in die Höhe sprießen und Verbrennungsmotoren und Straßenlärm ein Ding der Vergangenheit sind. Er sieht KLEINSTRUKTURIERTE, LOKALE UNTERNEHMEN, große SOLIDARITÄT, Unterstützung, ALLGEMEINEN WOHLSTAND. Und er sieht kommunale "Think tanks", Zusammenkünfte von Imaginations-Komitees, in denen alle Bürger*innen mitforschen, debattieren und sich eine bessere Welt für ihre Gemeinde ausmalen. Du denkst, das klingt unrealistisch und schwer umsetzbar? Dann hast du dich getäuscht: Das sind nämlich alles PROJEKTE UND IDEEN, DIE ES BEREITS GIBT.
BRING DEINE WELT IN BEWEGUNG – UND STARTE DEN WANDEL!
Genau deshalb ist dieses Buch SO UNGLAUBLICH MUTIG - UND SO WICHTIG. Rob Hopkins, MITBEGRÜNDER DER „TRANSITION TOWNS“-BEWEGUNG, zeigt uns, dass es Hoffnung gibt: dass sie da sind, die Lösungen, die genialen Ideen, die innovativen Einfälle. Völlig gebannt begleiten wir ihn und LERNEN MENSCHEN KENNEN, DIE ES GESCHAFFT HABEN, scheinbar unmögliche Gedankenexperimente IN DIE REALITÄT UMZUSETZEN. Klingt riskant? Gut so: Denn ohne Mut, Fantasie und Risikobereitschaft können wir radikale und dringend notwendige Veränderungen auf unserem Planeten nicht umsetzen.
Also: Lass uns einen neuen Weg finden, unsere Probleme zu lösen und über unsere Zukunft nachzudenken. Der SCHLÜSSEL DAZU IST UNSERE VORSTELLUNGSKRAFT. Wenn wir unsere KOLLEKTIVE IMAGINATION BELEBEN, NÄHREN UND TRAINIEREN, gibt es nichts, was wir nicht planen, erarbeiten und umsetzen können. Bist du dabei, wenn wir die Welt auf den Kopf stellen?
- WIE WIR DIE WELT VERÄNDERN KÖNNEN? MIT VORSTELLUNGSKRAFT! Wenn wir ihr erst freien Lauf lassen, können wir einfach alles schaffen. Also, stellen wir uns die simple, aber alles entscheidende Frage: WAS WÄRE, WENN?
- UNSERE ZUKUNFT? ANDERS, KNALLBUNT UND GUT FÜR ALLE: Lies dieses Buch und gewinne den Glauben an eine chancenreiche Zukunft und die Möglichkeit zur Veränderung zurück.
- UNGLAUBLICHE GESCHICHTEN, SCHOCKIERENDE FAKTEN, FASZINIERENDE MENSCHEN: Mitreißend erzählt Hopkins von Leuten, die ihre IDEEN VON EINER BESSEREN ZUKUNFT UMSETZEN – und zeigt, dass der Wandel nur eine Kopfreise entfernt ist.

Posted by Wilfried Allé Thursday, October 7, 2021 1:27:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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In unseren Worten 

Lebensgeschichten von Wienerinnen aus der ganzen Welt

ISBN 9783854769651
Verlag: 9783854769651
Genre: Sachbücher/Geschichte
Umfang: 144 Seiten
Format: Buch
Erscheinungsdatum: 01.09.2021
Herausgegeben von: Jelena Gučanin, Magdalena Gartner, Jasmin Shahali, Sarah Sulollari
Preis: € 14,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

"Alle sprechen über Menschen, die flüchten müssen, aber niemand hört den Menschen zu, die wirklich geflüchtet sind. Und schon gar niemand hört einer Frau zu, die selbst erzählt, warum sie überhaupt flüchten musste und wie sie das empfand. Nur einmal will ich meine eigene Geschichte erzählen, gemeinsam mit anderen, die auch geflüchtet sind, damit die Menschen aufhören, mir Worte in den Mund zu legen, die nicht stimmen."

Die Idee zu diesem Buch stammt von Frauen, die gemeinsam beschlossen haben, dass nicht länger über sie gesprochen wird, sondern sie ihre Flucht- und Migrationsgeschichten selbst erzählen wollen. Die Texte sind so unterschiedlich wie die Autorinnen selbst. Generations- und religionsübergreifend teilen Frauen und Mädchen ihre Erfahrungen in ihren eigenen Worten. Die Nahbarkeit und Direktheit der Erzählungen gibt einen ungefilterten Einblick in ihre Lebenswelten.

Wie alles begann

Die Idee zu diesem Buch stammt von einer jungen, sehr mutigen Frau, die sich gemeinsam mit ihrer Familie über viele Jahre hinweg im Asylverfahren befand. Immer wieder erzählte sie uns von der Wut und Angst, die mit jedem Asylverfahren verbunden sind.

„Weiß eigentlich irgendjemand, was wir durchmachen ? Was meine Familie schon durchgemacht hat? Wir warten. Warten, ob wir Asyl bekommen. Warten, ob wir zurückmüssen. Die Politik hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie ›Flüchtlinge‹ sind. Sie sehen alle als Eindringlinge. Als Menschen, die anderen etwas wegnehmen wollen.“

„Was möchtest du tun?“, fragten wir sie.

„Ich will einmal meine eigene Geschichte selbst erzählen. Am liebsten dem ganzen Parlament und allen Menschen auf der Straße. Das würde vielleicht endlich das Bild ändern, das Menschen in Österreich über Geflüchtete haben. Niemand hört den Menschen zu, die wirklich flüchten müssen. Und schon gar niemand hört einer Frau zu, die ihre Fluchtgeschichte erzählt. Es müssen mehr Bücher zum Thema geschrieben werden.“

Heute ist diese junge Frau eine der Autorinnen dieses Buches. Sie war es, die die zündende Idee hatte und den Weg dazu bereitete, dass hier so viele Lebensgeschichten zusammengekommen sind.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei der genannten Autorin bedanken. Für ihren Mut. Für ihre Ideen. Für ihre Kreativität. Für ihre Stärke. Für ihr Durchhaltevermögen. Dafür, dass sie in den letzten Jahren so oft wieder aufgestanden ist. Und nicht zuletzt für die unfassbare Kraft, mit der sie für ihr Leben und das ihrer Familie und letztlich auch für die Umsetzung dieses Projektes eingetreten ist

Posted by Wilfried Allé Tuesday, September 28, 2021 2:40:00 PM Categories: Sachbücher/Geschichte
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Bauer und Bobo 

Wie aus Wut Freundschaft wurde

von Florian Klenk

Lieferbar ab Oktober 2021

ISBN 9783552072596
Verlag: Zsolnay, Paul
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 160 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 27.09.2021
Preis: € 20,60

Kurzbeschreibung des Verlags:

„Wahrheit aufdecken und damit die Realität verbessern: bei großen Staatsaffären und auch bei den Nöten eines kleinen Bauern. Dass Klenk das Kleine nicht zu klein ist, macht ihn groß.“ Robert Menasse

Begonnen hat es mit einer Beschimpfung. Christian Bachler, der den höchstgelegenen Bauernhof der Steiermark bewirtschaftet, schimpfte in einem Video aus dem Schweinestall über den „Oberbobo“ Florian Klenk (Bobo = Ökospießer). Der Chefredakteur des Falter hatte zuvor ein Urteil gutgeheißen, das einen Bauern zu Schadenersatz verpflichtete, nachdem seine Kuh eine Frau getötet hatte. Bachler forderte Klenk auf, ein Praktikum auf seinem Hof zu machen, und der Bauer und der Bobo kamen ins Gespräch: über Klimawandel, Fleischindustrie, Agrarpolitik und Banken. Als Bachlers Hof Ende 2020 vor dem Ruin stand, fanden die beiden Freunde aus zwei Welten binnen 24 Stunden 12.829 Spender, die bereit waren, zu helfen. Warum es sich lohnt, mit Leuten zu reden, deren Meinung man nicht teilt.

„Eine Geschichte wie ein kleines Wunder. … Ein Lehrstück in Sachen Vertrauensbildung.“ ZDF apekte, 10.09.21
 

Prolog

»Komm, Bobo, stoßen wir an«

Als alles vorbei war, zückte Christian Bachler seine kleine Flasche angesetzten Lärchenschnaps. Er schüttete das rote süße Zeug in zwei kleine Plastikstamperl und reichte mir eines davon. »Komm, Bobo, stoßen wir an! Hoffentlich ist das nicht nur ein Traum«, sagte Bachler, und wäre der Corona-Irrsinn nicht gewesen, wir hätten uns vermutlich umarmt.

Ich erinnere mich, dass es saukalt war, dass mir trotz Schnaps vor Kälte alle Glieder zitterten und dass wir zum Stamperl zwei Packungen Mannerschnitten und eine Wurstsemmel verdrückt haben. So wie wir das oben am Berg gemacht haben, bei ihm zu Hause in der Steiermark, nach dem steilen und anstrengenden Aufstieg über die Lärchenwiesen hinauf zur Alm.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, September 22, 2021 11:04:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Kurz 

Ein Regime

von Peter Pilz

Lieferbar ab Oktober 2021

ISBN 9783218012577
Verlag: Kremayr & Scheriau
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 256 Seiten
Format: Buch
Erscheinungsdatum: 22.07.2021
Preis: € 24,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Ibiza-Affäre. BVT-Skandal. Postenschacher. Mitglieder der Parteispitze, die als Beschuldigte geführt werden. Die türkise „Familie“ ist in eine lange Liste an Skandalen involviert. Doch es sind keine isolierten Geschehnisse, sondern Symptome eines Projekts, das seit Jahren im Hintergrund läuft: der schleichende Umbau der Republik Österreich nach Orbánschem Vorbild.
Peter Pilz legt ein detailliertes Panorama der aktuellen österreichischen Politik vor. Er zeichnet Sebastian Kurzˊ Weg an die und an der Macht nach und zeigt kenntnisreich, wie deren Absicherung durch enge Verflechtungen der ÖVP mit Medien, Justiz, Nachrichtendienst, Wirtschaftsmagnaten und potenten Spendern gelingt. Schicht um Schicht enthüllt sich dabei ein mitunter verstörendes politisches Sittenbild, das uns vor Augen führt, dass sich auch in Österreich die Zukunft Europas entscheidet.

Helmuth Schönauer bespricht:
"Kurz. Ein Regime"
von Peter Pilz

Das Buch „Kurz“ ist der Unschuldsvermutung gewidmet. Als Leser tut man daher gut daran, alles im Kopf offen zu halten, bis es die Gerichte geklärt haben. Und selbstverständlich gilt auch für diese Rezension die Unschuldsvermutung.

Für Zeitgenossen poppen immer wieder Glücksaugenblicke auf, wenn die vielen Dateien der Alltagsmasse von jemandem geordnet und zu einer logischen Geschichte zusammengefasst werden. Dabei versuchen Journalisten, aus dürren Fakten eine Story zu erzählen, die jemand für das Medium in Auftrag gegeben hat, während Historiker aus den Homestories jene Strömungen herausdestillieren müssen, welche eine erste Plausibilität der Ereignisse ergeben. Jene Augenblicke, an denen die Quellen der Tageskalender erstmals zu einer Geschichte zusammengefügt werden, sind für jeden Menschen aufregend, der sich als Zeitgenosse einer frischen Epoche angesprochen fühlt.

Peter Pilz liefert mit seinem Geschichts-Reader „Kurz. Ein Regime“ eine Zusammenfassung der letzten Kurz-Jahre, die in ihrer Coolness ziemlich aufrüttelnd ist, obwohl alle Fakten in Tagesdosen bekannt sind. Der explosive Ausdruck Regime wird gleich im Vorspann erklärt: „Wo die Staatsgewalten zu einer einzigen Macht zu verschmelzen beginnen, wird aus einer Regierung ein Regime. Das ist das Projekt von Sebastian Kurz.“ (9)

Diese Transformation wird in sechzehn Abschnitten dargelegt, wobei man zeitlich vielleicht drei Verdichtungen herausstreichen sollte. a) Vorspiel im Filz der Altparteien, b) Übernahme der ÖVP und damit des Staates, c) Ausblick auf die Wirkung in Europa.

Für einen Spickzettel lassen sich Thesen herausschreiben, die durchaus überlegenswert sind.
– Da die Digitalisierung den bestehenden Pressemarkt aufgemischt hat, sind die Zeitungen auf staatliche Unterstützung angewiesen, weil das Werbegeschäft eingebrochen ist.
– Da nach der Bankenkrise das Kapital zu Beton geworden ist, lassen sich wirkliche Geschäfte nur mehr mit Grund und Boden und Immobilien machen.
– Da Zeitungen und Immobilien auf das Wohlwollen der Regierung angewiesen sind, braucht es einen Deal, um für alle ein Win-Win herzustellen.
– Damit die Geschäfte klaglos über die Bühne gehen, muss letztlich die Justiz kaltgestellt werden.

Unter diesen Prämissen übernimmt Sebastian Kurz zuerst die Partei und dann die Regierung, wobei die jeweiligen Koalitionen bloß Dekoration sind wie auch das Parlament. Hinter allem steht ein kleiner „Familienkreis“, den Sebastian Kurz als Kontrollfreak führt. Ihm geht es nie um Inhalte, sondern um Darstellung. Das Bild der Pressekonferenz ist wichtig, nicht ihr Text.

An dieser Stelle verweist der Autor auf die grandiosen Politik-Instinkte des Kanzlers, er sei ein Traum für jeden Rhetorik-Trainer. Da er nicht durch eigene Meinungen und eigene Substanz verstellt sei, könne er voll professionell antrainierte Inhalte präsentieren. Dieses ideologisch freigeräumte Feld ermöglicht zudem eine Kompatibilität mit anderen Parteien für Kurz-Zeitregierungen. Dabei werden die Teilzeitpartner ihrer Substanz entkleidet und nach Gebrauch nackt zu deren ehemaligen Wählern zurückgeschickt, während das aufgefrischte Kurzprogramm mit den Themen Migration und Klima gestärkt in die nächsten Wahlen gehen kann.

Für eine erfolgreiche Regierung braucht man Sponsoren und viele Posten, die man als Belohnung verteilen darf. Ein kalkulierbarer Plan ist bei diesem System schädlich, denn es geht nur um das Regieren der kleinen Truppe, nicht aber um die Regierten.

Das Kurz-System wird in einer groben Analogie den Systemen Putin und Orban gegenübergestellt, bei denen ja auch niemand mehr nachfragt, was denn ihr Inhalt sei. Zudem ist deren Machtübernahme ähnlich verlaufen wie jene von Kurz. Während dieser dem österreichischen Filz der Altparteien entstiegen ist, kam Putin aus dem Geheimdienst und Orban, ursprünglich Demokrat, aus der parlamentarischen Hölle, die sich die zerstrittenen Kleinstparteien Ungarns geschaffen hatten.

Peter Pilz Analyse spielt im Sommer 2021, wo der Ibiza-Ausschuss gerade abgedreht ist, und alle offenen Fragen gerichtlich geklärt werden müssen. Das System steht an der Kippe, es kann scheitern wie in Israel Netanjahu, wenn sich alle gegen Kurz zusammentun. Oder es wird ein volles Putin-Programm. Ein Mittelweg ist bei Regimen nicht angedacht.

Für Europa sind die Folgen fatal. Kurz ist in Brüssel vom Liebling zum Bösewicht mutiert, die Allianzen gegen ihn werden ihn in eine Ostachse mit illiberalen Demokratien treiben.

Der Leser schlägt das Buch mit offenem Mund zu und ist auf jeden Fall einmal mit dem Sortieren des Gelesenen beschäftigt. Für Glossisten und Kleinschriftsteller kommt an dieser Stelle spontan eine Reflexion der eigenen Kurz-Thesen an die Reihe. Man muss sich schütteln, was da im Bundeskanzleramt täglich für Post abgeht, währen die Schreib-Zwerge draußen sich um das Thema Wolf und Binnen-I kümmern.

Noch vor dem Grübeln gilt es freilich, ein Doppel-Kompliment an Peter Pilz zu machen. Es ist unendlich wichtig, dass die losen Fakten der Zeitgeschichte immer wieder zusammengefasst und in ein Buch gebunden werden. Auch wenn die Halbwertszeit vielleicht gering ist, das Nachdenken wird immens gesteigert.

Und zweitens ist die Wertschätzung gegenüber dem „feindlichen“ Thema herausragend. Fast mit Neid erzählt Peter Pilz von Sebastian Kurz, der offensichtlich in seiner Partei das geschafft hat, was ihm bei den Grünen nicht geglückt ist.

Posted by Wilfried Allé Monday, September 20, 2021 11:50:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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