von Ian Goldin , Robert Muggah
ISBN: |
9783832199999 |
Verlag: |
DuMont Buchverlag/td> |
Format: |
Hardcover |
Genre: |
Reisen/Karten, Stadtpläne, Atlanten |
Umfang: |
512 Seiten |
Erscheinungsdatum: |
16.07.2021 |
Übersetzung: |
Tobias Rothenbücher |
Preis: |
€ 46,30 |
Kurzbeschreibung des Verlags:
Das Leben auf unserer Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert, 2020 besonders weitreichend, und viele Umbrüche kommen noch auf uns zu. Unsere gewohnten Landkarten, sowohl die im Kopf als auch die physischen, sind nicht mehr zweckdienlich. Nicht die Aufgliederung in Staatsgebiete, sondern die Darstellung von grenzüberschreitenden Aspekten wird die Zukunft der Kartografie bestimmen und für das gemeinsame Handeln nützlich sein. Auf der Grundlage jahrzehntelanger Forschung kombinieren Ian Goldin und Robert Muggah Satellitenbilder und Projektionen mit ihren aufschlussreichen Analysen. Sie offenbaren viele tiefgreifende Ungleichheiten, die für die Menschheit essenziell werden, wenn die großen Theen wie z. B. Globalisierung, Klima, Verstädterung, Geopolitik, Migration, Ernährung und Bildung nicht angegangen werden.
Der ›Atlas der Zukunft‹ ermöglicht einen umfassenden Blick auf globale Trends, die unsere Welt neu gestalten. Dieses Buch bietet eine Aussicht nicht nur auf die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sondern auch darauf, wie wir sie mit den richtigen Daten und Informationen in den Griff bekommen können.
FALTER-Rezension:
"Die Entscheidung übers Klima fällt im Amazonas"
Es sind schier unglaubliche Dimensionen: Der größte tropische Regenwald der Welt, der Amazonas, erstreckt sich über acht Länder, beherbergt 60 Prozent der Tropenwälder der Welt, 20 Prozent aller Süßwasserreserven und zehn Prozent der gesamten Biodiversität. Wie kann man diese Vielfalt schützen und gleichzeitig von den gewaltigen Ressourcen profitieren, die ein solcher Ort liefert? Der Politikwissenschaftler, Autor und Gründer des brasilianischen Thinktanks "Igarapé Institute" Robert Muggah ist für das Humanities Festival des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Dort spricht er über das Potential von Bioökonomie und die Bedeutung des Amazonas für uns alle. Der Falter hat ihn im Vorfeld getroffen.
Falter: Herr Muggah, Sie haben in den letzten Jahren an allen möglichen Themen gearbeitet, von Städtewachstum bis hin zu Sicherheitsfragen. Warum konzentrieren Sie sich jetzt auf den Amazonas?
Robert Muggah: Ich habe versucht, globale Megatrends zu verstehen, und meinen Fokus für mein Buch "Atlas der Zukunft" auf jene gelegt, die unaufhaltsam sind, wie die digitale Transformation und den Klimawandel. Ich lebte gerade in Brasilien und beim Schreiben wurde mir klar, dass viele dieser Trends im Amazonas zusammenlaufen. Er ist grundlegend mit der Globalisierung verbunden. Wir finden dort seltene Erden wie Nickel, Lithium, Gold, aber auch große Anbaugebiete für Soja, Rinder, Zucker, Holz. Wir sehen, dass die Leute den Amazonas als dieses riesige, unberührte Gebiet betrachten, aber tatsächlich ist er seit Tausenden von Jahren bewohnt. Die Migration nimmt zu, weil die Jagd nach Ressourcen zunimmt. Dadurch wurde vor allem Brasilien auch zu einem der gewalttätigsten Orte der Welt.
Wie groß ist die ökologische Bedeutung des Amazonas?
Muggah: Er reguliert das globale Klima mit. Um das in Perspektive zu rücken: Der Amazonas ist riesig, sieben Millionen Quadratkilometer groß, Österreich hätte 80 Mal Platz. Er liefert enorm viel Sauerstoff und speichert enorm viel Kohlenstoff. Heute stehen wir aber vor einem sogenannten "dieback" - Waldsterben aufgrund von Hitzestress, Trockenheit und der fortschreitenden Entwaldung. Und sind dadurch nah an einem gewaltigen Wendepunkt: Die größte Kohlenstoffsenke der Welt könnte zu einem der größten Kohlenstoffemittenten werden. Die Wissenschaftler Carlos Norbe und Thomas Lovejoy berechneten, dass der Amazonas kippen könnte, sobald 20 bis 25 Prozent der Waldfläche verloren gegangen sind. Heute postulieren Wissenschaftler, dass bereits 18 Prozent abgeholzt wurden. Mit anderen Worten: Wir sind nur ein paar Prozentpunkte von einem Katastrophenszenario entfernt. Manche Teile im Süden dürften schon gekippt sein, sie produzieren jetzt Kohlenstoff und sind im Übergang zu einer Savanne. Die etwas bessere Nachricht ist, dass der westliche Amazonas noch intakter zu sein scheint und Potenzial zur Resilienz zeigt, widerstandsfähig ist.
Was bedeutet das für jemanden außerhalb des Amazonasbecken, jemanden in Österreich?
Muggah: Was im Amazonas passiert, bleibt nicht im Amazonas. Der Zusammenbruch wäre nicht nur für die lokalen Ökosysteme katastrophal, sondern auch für die globale Erderwärmung. Wenn sich Tropenwald in Savanne verwandelt, verlängern sich Trockenzeiten, Niederschläge nehmen ab. Der Amazonas würde dann bis zu 90 Milliarden Tonnen Kohlenstoff ausspucken. Das entspricht den Emissionen der gesamten Weltbevölkerung in sieben Jahren. Wenn das passiert, ändern sich auch globale Wettermuster, Stoffkreisläufe, Meeresströmungen. Denn der Amazonas setzt auch eine enorme Menge Wasserdampf frei, wir nennen das fliegende Flüsse. Milliarden Tonnen Wasser, die Regenzeiten füttern und Flüsse auffüllen.
Wie schnell könnte der Wald kippen?
Muggah: Wir wissen es nicht genau, nur dass es dadurch zu Welleneffekten kommt, die das Pariser Abkommen torpedieren. Unter dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der 2018 gewählt wurde, haben wir eine Beschleunigung der Entwaldung gesehen. Wenn er die zweite Amtszeit gewinnt, haben wir eine sehr begrenzte Chance, dieses Absterben rückgängig zu machen. Wenn sein Gegner Luiz Inácio Lula da Silva gewinnt, sieht es besser aus.
Sie sagen in einem TED-Vortrag, dass 95 Prozent der Entwaldung im Amazonas illegal passiert. Wer steckt dahinter und mit welchen Motiven?
Muggah: Zwischen 30 und 35 Millionen Menschen leben im Amazonas. Nachkommen von Europäern, die während der Kolonialzeit kamen, hunderte von indigenen Gruppen, manche von ihnen unkontaktiert, afrobrasilianische Gemeinschaften, die versklavt wurden, um Gummi zu zapfen oder Kaffee zu produzieren. Viele wurden gezwungen, hierher zu migrieren, parallel zu einem weltweit wachsenden Appetit auf Rohstoffe. Früher war das Kautschuk, heute ist Brasilien eine Agrosupermacht und ein Bergbaugigant. Es geht also nicht nur um Einheimische, die Bäume fällen, um Platz für Dörfer zu machen, sondern um riesige Unternehmen. Dieses Jahr haben wir die höchste Entwaldungsrate seit 15 Jahren gesehen: 13.000 Quadratkilometer, etwa ein Fünftel der Fläche Österreichs. Und die Entwaldung hat seit Bolsonaros Amtsantritt um 70 Prozent zugenommen. Die Hauptursache ist Landraub, der Boden ist mehr wert, wenn er abgeholzt ist. Danach wird kaum gefahndet, es gibt also kaum Anreize, das legal zu tun. Zweitens zahlen große landwirtschaftliche Erzeuger Landbesitzern für den Zugang zu Land, umgehen so die Gesetze. Dazu kommt illegales Schürfen nach Gold, für das oft Flüsse mit Quecksilber vergiftet werden.
Aber wie kann es sein, dass so viel davon illegal passiert? Den Großteil der Produkte, von denen Sie sprechen, importieren EU-Staaten täglich.
Muggah: Die Rohstoffe werden am Schluss einer langen illegalen Kette in legale Lieferketten eingespült. Investoren zahen Leute, um das Land zu kolonialisieren; korrupte Makler liefern Lizenzen; die Polizei wird Komplize bei der Zulassung; und am Ende stehen Händler und Käufer. Es ist also nicht ein einzelner Mafioso, es ist eine stark verteilte, dezentralisierte und weit verbreitete Kriminalität mit Brasilien als Ort, wo all das zusammenkommt.
Wie sehr hat Jair Bolsonaro diese illegale Abholzung in diesem Umfang überhaupt erst möglich gemacht?
Muggah: Bolsonaro ist der Sohn eines Goldwäschers, hat seinen Wahlkampf mit Anti-Umwelt-Themen bestritten. Er leugnet nicht nur die Existenz des Klimawandels, er führt Krieg gegen die Natur. Aktivisten haben ihm bereits Ökozid und sogar Völkermord vorgeworfen. Bolsonaro hat seit seinem Amtsantritt systematisch Schutzgebiete und indigene Territorien abgebaut. Er hat Leuten Amnestie gegeben, denen illegale Abholzung oder Bergbau vorgeworfen wird. Er beschützt die Garimpeiros, illegale Goldsucher, die seine politische Basis bilden. Er hat Behörden entmachtet, die Umweltverbrechen ahnden, inklusive IBAMA, die größte Umweltschutzbehörde Brasiliens. Er hat Kampagnen gegen Umweltschützer und indigene Aktivisten hochgefahren, was Brasilien mittlerweile zu einem der gefährlichsten Länder der Welt macht. Und - das ist fast am schlimmsten - er hat ein Klima für Bauern und Viehzüchter geschaffen, um ungestraft zu handeln. Brandrodung hat dadurch ein ganz neues Level erreicht. All das hat auch Konsequenzen im Ausland: Norwegen und Deutschland haben die Finanzierung des Amazonas-Fonds beendet, ein milliardenschwerer Wiederaufforstungstopf. Es ist eine Art Blitzkrieg der Richtlinien und Gesetze.
Am 2. Oktober wählt Brasilien eine neue Regierung. Falls Bolsonaro gehen muss: Wie könnte der Schaden rückgängig gemacht werden?
Muggah: Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass diese Wahl über das Schicksal des Amazonasbeckens entscheidet. Laut aktuellen Umfragen liegt Lula vor Bolsonaro. Er hat bereits Netto-Null-Entwaldung versprochen, und grüne Agrarkredite einzuführen, um Anreize für nachhaltige Praktiken zu schaffen. Aber warum sollten wir ihm glauben? Zwischen 2003 und 2010, als er Präsident war, ging die Entwaldung um mehr als 84 Prozent zurück. Auch wenn man dazusagen muss, dass selbst in diesem System nur drei Prozent der Bußgelder für illegale Abholzung gezahlt wurden. Er hat riesige Schutzgebiete geschaffen, auch für die indigene Bevölkerung. Er ermutigte Landbesitzer, ihr Land zu registrieren, davor gab es eine Menge Streit um Eigentum. Er hat die Wissenschaft gestärkt, die illegale Abholzung monitoren konnte, Nationalparks angelegt und einen Ökotourismus-Boom gestartet.
In einem Ihrer Projekte verwenden Sie Satellitendaten, um die Folgen dieser Umweltzerstörung besser zu verfolgen. Was könnte sich dadurch ändern?
Muggah: In den letzten Jahren ist der Zugang zu Technologien explodiert. Dadurch haben sich auch Transparenz und Rechenschaftspflicht in Bezug auf Kriminalität und Entwaldung verbessert. In Brasilien haben wir ein System eingerichtet, um Wälder nahezu in Echtzeit zu überwachen. Wir verwenden Satellitendaten der brasilianischen Wissenschaftsagentur, aber auch aus privaten Quellen, in einer Auflösung, die es bisher nicht gegeben hat. Wir zeigen nicht nur, dass entwaldet wird, sondern auch, auf welche Weise. Das kombinieren wir mit Infos zu Verbrechen. So können wir verstehen, wo die Hotspots der Illegalität sind. Wir wollen Transparenz schaffen, für Medien, aber vor allem auch für die Finanzbranche, den Rohstoffsektor. Zu lange konnten wir uns auf gewisse Weise vor der Realität im Amazonas verstecken. Aber die Kriminalität, der fehlende Naturschutz, kann nicht länger ignoriert werden.
Die EU ist für 16 Prozent der globalen Entwaldung verantwortlich. Das EU-Parlament hat vor zwei Wochen für ein Gesetz gestimmt, das diesen Prozess eindämmen soll. Wie sehr könnte das das Problem im Amazonas lösen?
Muggah: Das ist vielleicht der Lichtblick in dieser düsteren Geschichte. Die Bemühungen der EU sind wichtig. Das neue Anti-Entwaldungsgesetz würde Produkte verbieten, die mit der Zerstörung von Wäldern oder Menschenrechtsverletzungen verbunden sind. Unternehmen müssen also Rechenschaft ablegen. Wir können hoffen, dass der sogenannte Brüssel-Effekt eintritt, sich die Gesetzgebung der EU also auf das Verhalten anderer Märkte auswirkt. Es sind Schritte in die richtige Richtung, aber wir müssen sicherstellen, dass all das in einer Geschwindigkeit erfolgt, die angesichts der Dringlichkeit der Krise erforderlich ist.
Wer kann hier Druck erzeugen?
Muggah: Am wichtigsten sind die Menschen in den Regionen selbst. Wir hören immer mehr indigene Stimmen, Wissenschaftler. Wir sehen Wirtschaftsführer, die Koalitionen bilden und in nachhaltige Forstwirtschaft investieren. Selbst die Weltbank unterstützt eine Art Cluster grüner Fonds und versucht, naturfreundliche Investitionen zu beschleunigen. Wir sehen, dass große Unternehmen - auch wenn ich hier zu Vorsicht mahne - wie BlackRock oder JBS, der größte Fleischproduzent der Welt, beginnen, in Wiederaufforstung und CO2 Ausgleiche zu investieren. Wir sehen lokale Politiker, die Allianzen schmieden. Und auch Regierungen, etwa in Kolumbien unter dem Präsidenten Gustavo Petro, sprechen sich stärker für den Schutz des Amazonas aus. Wir brauchen aber kein periodisches Fahnenschwingen, wir brauchen einen stetigen Trommelschlag.
Sie setzen viel Hoffnung auf eine grüne Wirtschaft. Wie können wir Greenwashing vermeiden?
Muggah: Es ist eine enorme Menge an Geld für Investitionen in diesem Bereich im Umlauf, der grüne Ansturm auf Kohlenstoff und Biodiversitätsgutschriften, also im Wesentlichen der Erhalt von Wäldern gegen Bezahlung. Und es gibt eine Debatte über die Realisierbarkeit, die Effektivität davon. Da muss man aufpassen. Aber wir hatten lange eine Dichotomie zwischen Erhaltung und Entwicklung in der Region. Es gibt Puristen, die glauben, dass Wälder intakt bleiben müssen, frei von Menschen und ihren Interventioen. Und es gibt eine andere Gruppe, die sagt: Wald muss auf dem Altar der Entwicklung geopfert werden. Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte. Wir müssen eine Neubewertung vornehmen und verstehen, welches Potenzial nachhaltige Waldwirtschaft hat. Eine Gruppe von Experten spricht von "Amazonas 4.0". Eine Waldwirtschaft, in der man schnell wieder aufforsten kann und gleichzeitig die außergewöhnliche Biodiversität schätzt - von Nüssen und Beeren über die Basis für Kosmetika, Biotechnologie und bis zu pharmazeutischen Produkten. Auch hier besteht die Gefahr des Greenwashings. Deshalb ist es ja so wichtig, Rechenschaftspflicht und Transparenz in diesen Prozess zu bringen.
Nehmen wir an, Lula gewinnt die Wahl, der Amazonas wird mehr geschützt, die Finanzmärkte schwingen um. Ist es wirklich so einfach, bereits abgeholzte Gebiete aufzuforsten und die Komplexität der Biodiversität, die es davor dort gab, wiederherzustellen?
Muggah: Die einfache Antwort auf diese Frage ist, dass wir es versuchen müssen. Wir haben keine Alternative, wenn wir ein regionales und globales Klima haben wollen, in dem es sich zu leben lohnt. Laut der Wissenschaft bleibt uns ein Jahrzehnt, um damit zu beginnen, die Entwaldung auf null zu bringen. Oder wir werden Rückkopplungsschleifen sehen und können uns vom Pariser Klimaabkommen verabschieden.
So wie Sie das schildern, steht gerade alles auf dem Spiel.
Muggah: Es ist das Außergewöhnliche unserer Zeit: Zu 99 Prozent der 300.000-jährigen Geschichte als Homo sapiens hatten wir keine Ahnung, was um uns herum passierte. Wir wissen heute nicht nur über die letzten 300 Jahre Bescheid, sondern haben auch ein gutes Gespür für Lösungen, die die Zukunft betreffen. Gleichzeitig haben wir nur zehn bis 30 Jahre Zeit, um kritische Pfade einzulenken. Es ist ein furchterregender Moment, um am Leben zu sein, aber auch ein wirklich erstaunlicher. Die Entscheidung über unser globales Klimasystem fällt hier im Amazonas.
Welche Rolle spielen indigene Völker in der Bewältigung dieser Krisen?
Muggah: Allein in Brasilien leben mindestens 300 indigene Gemeinschaften, hunderte weitere in Peru, Kolumbien und den anderen Amazonasländern. Viele von ihnen setzen sich intensiv für den Schutz der Wälder ein. Aber sie gehören auch zu denjenigen, die am anfälligsten für die Übergriffe der Agrarunternehmen, Bergbaukonzerne oder Wildtierhändler sind. Morde an Umweltschützern, Einschüchterungen, Belästigungen sind sprunghaft angestiegen.
Erst im Sommer wurden der Indigenen-Experte Bruno Pereira und der Guardian-Journalist Dom Philipps ermordet.
Muggah: Dom Philipps war ein guter Freund von mir. Es gibt Dutzende weitere Fälle. Brasilien ist derzeit das viertgefährlichste Land der Welt für Umweltaktivisten. Mein Institut versucht deshalb auch, direkt mit indigenen Frauennetzwerken zusammenzuarbeiten, ihnen zu helfen, die Bedrohungen und Risiken zu dokumentieren, denen sie ausgesetzt sind.
Wie sieht es mit dem indigenen Wissen darüber aus, wie man diese Gebiete bewahrt, wieder aufforstet?
Muggah: Wir kennen nur etwa ein Prozent der Biodiversität des Amazonas. Wenn Sie Zeit mit indigenen Gemeinschaften verbringen, merken Sie, wie viel sie über ihre Umwelt wissen. Wir sollten indigene Gemeinschaften deshalb nicht nur als Opfer, sondern auch als wichtige Agenten in der Transformation des Amazonas sehen. Sie sehen ihre Umwelt als integriertes Ganzes, ernten nur das, was sie brauchen. Und es gibt das Verständnis, an mehrere zukünftige Generationen zu denken. Dieses Bewusstsein wird auch global immer wichtiger: Wir müssen die Zukunft des Planeten nicht nur für unsere Kinder, sondern viele Generationen darüber hinaus sichern.
Katharina Kropshofer in Falter 39/2022 vom 30.09.2022 (S. 50)