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Grenzen des Wachstums - Das 30-Jahre-Update 

Signal zum Kurswechsel

von Ernst F. Schumacher

Verlag: Hirzel
ISBN: 978-3-7776-2957-5
Umfang: 328 Seiten
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Erscheinungsdatum: 26.11.2020
Auflage: 6. Auflage
Übersetzer: Andreas Held
Format Taschenbuch
Preis: € 20,60
Format eBook
Preis: € 16,90

 

Beschreibung

Die Menschheit kann mehrere Ent­wicklungs­wege wählen - be­reits 1972 und 1992 haben die Auto­ren der Gren­zen des Wachs­tums solche Möglich­keiten be­schrie­ben. Dabei setz­ten sie das sys­temi­sche Den­ken in Zu­kunfts­sze­na­rien um.
Ihre Ergeb­nisse riefen schon damals zum Han­deln auf, denn wir ver­lan­gen seit den spä­ten 70er-Jah­ren der Erde so viel ab, dass ihre Tragfähigkeit überschritten ist. In den Szenarien des 30-Jahre-Update mit aktuellen Daten wird deutlich, dass wir den großen Kurswechsel dringend brauchen - eine Wende zur Nach­hal­tig­keit mit dras­ti­schen ma­teriel­len und struk­tu­rel­len Ver­ände­rungen.
Wir können diesen Weg gehen, aber wir müssen es wollen!

"... das Buch eignet sich daher gut für Stu­den­ten und Wis­sen­schaft­ler. Aber auch inter­es­sierte Laien finden hier einen Zu­gang, sich in dieses ele­men­tar wich­tige Thema ein­zu­ar­beiten." Solarbrief

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums

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Gig Economy 

Prekäre Arbeit im Zeitalter von Uber, Minijobs & Co.

von Colin Crouch

Übersetzung: Frank Jakubzik
Verlag: Suhrkamp
Format: Taschenbuch
Genre: Soziologie/Arbeitssoziologie, Wirtschaftssoziologie, Industriesoziologie
Umfang: 136 Seiten
Erscheinungsdatum: 29.09.2019
Preis: € 14,40

 

Rezension aus FALTER 48/2019

Auswege aus der Gig Economy

Colin Crouch braucht nur ein paar Zeilen, um das Problem der „Gigworker“, der Scheinselbstständigen, die für Plattformfirmen wie Mjam, Uber oder Mechanical Turk arbeiten, zu erklären. Er erzählt vom Fall eines 53-jährigen DPD-Paketzustellers aus Südengland, der an einem diabetischen Koma starb. Er hatte mehrere Arzttermine versäumt, DPD hatte ihm eine Strafe von 150 Pfund aufgebrummt, weil er seine Zustellquote nicht erreicht hatte. Nach seinem Tod änderte DPD zwar seinen Umgang mit den Arztterminen seiner Arbeitskräfte, aber das Grundproblem blieb gleich.

Ausgebeutet, prekär, rechtlos, nicht gewerkschaftlich organisiert sind Mitarbeiter von Plattformkonzernen das Subproletariat der Gegenwart. Oft trägt die Allgemeinheit diese hybriden Arbeitsformen indirekt mit, wenn Gigworker durch eine Mindestsicherung mitfinanziert werden.

Hier setzt Crouch an. Sein Vorschlag: Ersetzen oder ergänzen wir die Sozialversicherung durch eine Steuer auf die Nutzung menschlicher Arbeitskraft. Jede Firma, die eine menschliche Dienstleistung nutzt, egal ob angestellt oder nicht, soll eine Art Umsatzsteuer dafür zahlen. Stellt sie Menschen an, gewährt der Staat ihnen bessere Leistungen, belohnt sie also, der Beitrag verringert sich ein wenig. Ebenso sollen alle Einwohner in diese Versicherung einzahlen.

Crouchs interessanter Vorschlag ist aus britischer Perspektive gedacht, in Österreich gibt es bereits strengere Regeln für Gigworker. Das ist im Übrigen ein irreführender Begriff, weil „Gig“, aus dem Englischen für Konzert, eigentlich viel zu positiv besetzt ist für das, was die modernen Tagelöhner leisten.

Trotzdem sind auch in Österreich sogenannte freie Dienstnehmer, die für Plattformfirmen arbeiten, oftmals eigentlich Angestellte. Für sie zahlt der Auftraggeber immerhin Sozialversicherungsbeiträge. Ihren arbeitsrechtlichen Status – und damit Anspruch auf Mindestlohn – könnten sie prüfen lassen, die Arbeiterkammer ist ihre Vertretung. Aber nicht alle wissen das.

Barbara Tóth in FALTER 48/2019 vom 29.11.2019 (S. 24)

Posted by Wilfried Allé Tuesday, November 26, 2019 12:38:00 PM Categories: Industriesoziologie Soziologie/Arbeitssoziologie Wirtschaftssoziologie
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Karl Polanyi 

Wiederentdeckung eines Ökonomen

von Armin Thurnher (Hg.), Brigitte Aulenbacher (Hg.), Andreas Novy (Hg.), Markus Marterbauer (Hg.)

EAN: 9783854396277
Verlag: Falter Verlag
Format: Gebundene Ausgabe
Umfang: 216 Seiten
Erscheinungsdatum: 29.04.2019
Preis: € 19,90


Karl Polanyi (1886–1964) gilt als einer der großen Denker der Sozialwissenschaft und Ökonomie. Geboren in Wien, aufgewachsen in Budapest, kehrte er nach dem Ersten Weltkrieg in seine Geburtsstadt zurück. 1933 emigrierte er nach England und ging später in die USA. Dort verfasste er während des Zweiten Weltkriegs sein bekanntestes Werk „The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen“, das heute zu den Klassikern der Soziologie zählt.
Polanyi betätigte sich als Sozialwissenschaftler, Ökonom, Journalist, Historiker und Anthropologe. Er prägte Kategorien wie jene von der „Einbettung der Wirtschaft in die Gesellschaft“ oder der „Doppelbewegung“, die längst Standard im sozialwissenschaftlichen Diskurs sind. Die Tatsache, dass seine Arbeiten auch fünfzig Jahre nach seinem Tod immer noch aktuell sind, resultiert auch aus der Bedeutung, die marktfundamentalistische Ideen erneut gewonnen haben.
Mit Beiträgen u.a .von Michael Brie, Sabine Lichtenberger, Peter Rosner, Elisabeth Springer, Claus Thomasberger u.v.a. sowie einem Interview mit Kari Polanyi Levitt, der Tocher Karl Polanyis, geführt von Michael Burawoy.

Wir verzichten bei diesem Buch im Sinne der Umwelt auf die Verpackung mit Plastikfolie.
 

Rezension aus FALTER 18/2019

Schlag nach bei Karl Polanyi

Eine Konferenz und ein Buch widmen sich dem bedeutenden Ökonomen

Es gehört zu den typischen Wendungen im Gespräch mit rechten Partnern, dass sie einem Linken sogleich unterstellen, er sei ein Feind der Freiheit. Der Neoliberalismus, die seit den 1970er-Jahren im atlantischen Westen dominierende Ideologie, führt sie ja schon im Namen, libertas, die Freiheit, und er bezieht einen guten Teil seiner Attraktivität aus dem Versprechen, das er vermeintlich bietet: mehr Freiheit.

Die Linke aller Schattierungen befindet sich dagegen in der Defensive. Es gibt genug am Neoliberalismus zu kritisieren, seine falsche Voraussetzung (das rational handelnde Individuum), seine überbordende Ungerechtigkeit (allzu ungleich verteilte Einkommen), seine offensichtlich falsche Verteufelung alles Staatlichen (man denke an all die privat verantworteten Desaster, von der Reaktorkatastrophe in Fukushima über den Börsenkrach von 2008 bis zur eingestürzten Autobahnbrücke in Genua). Aber was immer die Linke kritisiert, wird durch die stereotype Behauptung entkräftet, sie sei die Feindin der Freiheit.

Voller Verzweiflung blickt die Linke auf eine „Neue Rechte“, die sich in Gestalt des französischen Intellektuellen Alain de Benoist oder der amerikanischen Alt-Right neuerdings wieder antikapitalistisch gibt. Deren Galionsfigur Steve Bannon versuchte sogar, den Erzschwindler Donald Trump als Antikapitalisten zu verkaufen. Selbst hier schüttelte die Linke besorgt das Haupt, als die Menschen an den Kohlegruben und im Rust Belt den Donald wählten. Dessen Antikapitalismus hat sich als kolossaler Humbug herausgestellt, keine Rede von der versprochenen Regulierung der Wall Street und der Trockenlegung der Washingtoner Lobbyistensümpfe. Aber er besetzte erfolgreich linke Themen bis hin zum Protektionismus.

Was soll die Linke tun, wenn die Rechte nun beginnt, Liberalismus und Kapitalismus zu kritisieren oder gar darangeht, linke Theoretiker wie Antonio Gramsci linkisch einzugemeinden? Sie sollte sich nach Karl Polanyi umsehen. Dieser in Wien geborene, 1933 nach London emigrierte Österreicher war Ökonom und Historiker und publizierte in den USA ein Buch, das die Londoner Times 1977 zu den „größten Büchern des 20. Jahrhunderts“ zählte. „The Great Transformation“, so heißt es auch auf Deutsch, handelt von der großen Umwandlung, die alles dem Markt unterwirft. Und es erzählt von der Gegenbewegung gegen diese Vermarktlichung von allem, die alles zur Ware machen möchte. Diese Gegenbewegung fällt immer doppelt aus, als Doppelbewegung. In den 1930er-Jahren bildeten die Totalitarismen Faschismus und Stalinismus und zugleich auch die Versuche, sich auf nichttotalitäre Weise vom Marktzwang zu befreien, wie etwa das Rote Wien, das Polanyi zeitlebens als prägend betrachtete, eine solche Gegenbewegung.

Das Wichtigste an Polanyis Thesen: Es geht ihm immer um Freiheit. Sein Buch sollte als Gegenbuch zu dem eines anderen Österreichers gelesen werden, zu Friedrich August Hayeks „Weg zur Knechtschaft“. Beide Werke erschienen 1944, beide standen unter dem Eindruck von Faschismus und Kommunismus. Hayek setzte sein Werk als Ausgangspunkt einer durchchoreografierten intellektuellen Offensive in die Welt, die zuerst in akademischen Kreisen Anerkennung finden sollte, ehe sie politisch zu wirken begann.

Ab Anfang der 1970er-Jahre war es dann so weit. Polanyi hingegen, zeitlebens mehr als Volksbildner und akademischer Lehrer denn als Ideologe unterwegs, fand seine Vorstellungen im Wohlfahrtsstaat der Nachkriegsjahre ansatzweise verwirklicht und wollte sich nicht vorstellen, dass diese sozialstaatliche Einhegung des Kapitalismus je wieder zurückgenommen werden würde. Er gehört in die Bretton-Woods-Ära (1945–73) und zum Keynesianismus. Vielleicht hat nicht nur das verspätete Erscheinen einer deutschen Übersetzung (erst 1977!) die Rezeption seines Werks hierzulande behindert und verzögert. Im angelsächsischen Raum war das anders; dort wird Polanyi seit Jahrzehnten intensiv diskutiert. In den letzten Jahren ist sogar eine deutliche Belebung dieser Debatte zu verzeichnen.

Polanyis Konzept einer in das Wirtschaftsleben eingebetteten Gesellschaft (statt einer in die Gesellschaft eingebetteten Wirtschaft) ist Ausgangspunkt zahlreicher kritischer Diskurse. Das Programm der britischen Labour Party beruft sich ebenso auf Polanyi wie der demokratische Präsidentschaftskandidat und Senator Bernie Sanders. Das konservative Magazin Economist widmete Polanyi ebenso große Artikel wie der New Yorker oder die New York Times. Diese erklärte dessen Buch zu den bedeutendsten Werken der Emigration. Dass Polanyis Tochter Kari Polanyi-Levitt in Kanada lehrte und den Nachlass und das Werk ihres Vaters betreute, trug vielleicht zu diesem Überwiegen der Polanyi-Rezeption im angelsächsischen Raum bei.

Österreich wird nun zum Ausgangspunkt einer europäischen Polanyi-Renaissance. Die Soziologin Brigitte Aulenbacher, Professorin an der Johannes Kepler Universität Linz, organisierte 2017 einen Polanyi-Kongress in Linz; 2018 wurde in Wien im Rahmen eines zweiten Polanyi-Kongresses die International Karl Polanyi Society gegründet. Ort der Gründung war die Wiener Arbeiterkammer, als Reverenz an das von Polanyi so sehr geschätzte Rote Wien. Präsident der Gesellschaft wurde der Ökonom Andreas Novy, Professor am Department für Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien; Aulenbacher wurde Vizepräsidentin.

Angeregt durch diesen Kongress erschien im Falter die Beilage „Transformation des Kapitalismus?“, die Werk und Wirkung Polanyis dokumentierte. Pünktlich zum dritten Polanyi-Kongress, der von 1. bis 5. Mai in Wien und Budapest stattfindet, erscheint diese Beilage, überarbeitet und um einige Texte erweitert, nun als Buch.

Zum Kongress selbst, der ab 3. Mai im Wiener Radiokulturhaus Station macht, werden Kari Polanyi-Levitt und der in Harvard lehrende Ökonom Dani Rodrik mit Keynotes erwartet. Der ehemalige EU-Kommissar László Andor wird ebenso sprechen wie Polanyis englischer Biograf Gareth Dale (mit einem Essay auch im Buch vertreten), der in Vancouver lehrende Geograf Jamie Peck und Marguerite Mendell, Direktorin des Karl Polanyi Institute of Political Economy in Montreal.

„Wenn die Wirtschaft und der Markt zu Taktgebern der Gesellschaft werden und alles zur Ware gemacht wird, werden die Lebensgrundlagen zerstört. Karl Polanyi hat dies für die bloß ‚fiktiven Waren‘ Land (Natur), Arbeit, Geld eindringlich beschrieben. Statt das Leben zu ‚vermarkten‘, muss Wirtschaft lebensdienlich sein“, stellt Brigitte Aulenbacher gleichsam als Motto der Polanyi-Konferenz voran.

Armin Thurnher in FALTER 18/2019 vom 03.05.2019 (S. 16)

Posted by Wilfried Allé Thursday, May 2, 2019 8:21:00 AM Categories: Politische Ökonomie Wirtschaftssoziologie
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