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"Rote Banditen" 

Geschichte einer sozialdemokratischen Familie

von Wilhelmine Goldmann

ISBN: 9783853715239
Verlag: Promedia
Umfang: 240 Seiten
Format: Buch
Genre: Belletristik/Erzählende Literatur
Erscheinungsdatum: 01.10.2023
Preis: € 25,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Wilhelmine Goldmann gehört zu den Ver­tre­ter­Innen je­ner Gene­ra­tion, die erst sehr spät an­ge­fan­gen hat, Fra­gen zu stel­len. Die Ge­schich­te ihrer Fa­mi­lie, vor al­lem die fol­gen­schwe­ren Aus­wir­kun­gen des öster­rei­chi­schen Bür­ger­kriegs­jah­res 1934, blieb ihr lan­ge ver­bor­gen. Es b­edurf­te müh­samer Re­cher­che­ar­beit, um sie an die Ober­flä­che zu ho­len. Das Er­geb­nis ist eine über das Pri­vate hi­naus­ge­hen­de Er­zäh­lung ei­ner öster­reichi­schen Ar­bei­ter­ge­schicht­e. Am Bei­spiel ihrer El­tern macht Wil­hel­mine Gold­mann die Ent­wick­lung der Ar­bei­ter­klas­se aus tie­fem Elend zu Bil­dung und Wohl­stand sicht­bar. Aus­gangs­punkt ist der In­dus­trie­ort Traisen im süd­li­chen Nieder­öster­reich.

Den Eltern der Autorin war trotz Schul­er­fol­gen eine hö­he­re Bil­dung ver­schlos­sen. Immer­hin konnte der Va­ter eine Leh­re als Schrift­set­zer ab­schließen, die Mut­ter er­kämpfte sich einen Platz in der Han­dels­schule.

Schon in ihrer Jugend begannen beide, sich poli­tisch zu enga­gie­ren. Als über­zeugte So­zial­demo­krat­Innen kämpf­ten sie für Ge­rech­tig­keit und Bil­dung und ver­tei­dig­ten im Schick­sals­jahr 1934 die demo­kra­ti­sche Repu­blik ge­gen die Doll­fuß-Dik­ta­tur. Nach 1945 nahm Gold­manns Vater sei­ne poli­ti­sche Tätig­keit in Traisen wie­der auf, enga­gier­te sich am Wie­der­auf­bau der Repu­blik und wurde 1961 zum Bür­ger­meis­ter von Traisen gewählt.

Die schmerzliche Erfahrung des Jahres 1934 hat nicht nur das Le­ben sei­ner Gene­ra­tion ge­prägt, sie ist bis heute Kon­flikt­stoff in der öster­rei­chi­schen In­nen­poli­tik. Den Hass der „Bür­ger­lichen“ auf die „Sozis“ hat die Auto­rin auch in ihrem Be­rufs­le­ben ver­spürt und sich im­mer ge­fragt: Wo kommt er her? Ihre Fami­lien­ge­schichte ist der ein­dring­li­che Ver­such einer his­to­ri­schen Klä­rung, der bis heute in bei­den poli­ti­schen La­gern aus­ge­wi­chen wird, wes­halb das Trauma des Bür­ger­krie­ges im­mer wie­der wie eine klaf­fen­de Wunde auf­bricht.

Die Autorin

Wilhelmine Goldmann, geboren 1948 in Traisen, Stu­dium an der Hoch­schule für Welt­han­del, Aus­bil­dung zur Diplom­kauf­frau. Nach 20 Jah­ren Tä­tig­keit in der Ar­bei­ter­kam­mer Wien wirkte sie 16 Jahre lang als Mana­ge­rin in Füh­rungs­po­si­tio­nen der ÖIAG, beim Post­bus und in der ÖBB Per­so­nen­ver­kehr AG. Da­nach war sie Auf­sichts­rä­tin in ver­schie­de­nen Unter­neh­men, Kura­to­riums­vor­sit­zende der Salz­bur­ger Fest­spie­le und Uni­ver­si­täts­rätin an der Kunst­uni­ver­si­tät Graz. Sie lebt in Wien.

Rezensionen

„Die ÖVP führt mehr oder weniger unge­bro­chen den Klas­sen­kampf der Zwi­schen­kriegs­zeit fort, in­dem sie die Sozial­demo­kra­ten hasst und ihnen miss­traut“, schreibt Gold­mann als Re­sü­mee ihrer fami­liä­ren und be­ruf­li­chen Er­fah­run­gen. Als Be­leg für die Aktua­li­tät ihrer Ein­schät­zung zi­tiert sie die im Laufe der Chat-Af­fä­ren be­kannt ge­wor­de­nen ÖVP-Zu­schrei­bun­gen für Sozial­demo­kra­ten als „rotes Gsindl“, „rote Gfrieser“ oder „rote Gfrasta“.
Wolfgang Machreich, Die Furche, 09.11.2023

Wilhelmine Goldmann hat eine gut les­bare Lo­kal­ge­schichte vor­ge­legt. Sie be­schreibt ein klas­sen­be­wusstes Pro­le­ta­riat, des­sen Führer in Wien die Par­tei aber vor­ran­gig als »Bollwerk gegen den Bol­sche­wis­mus« be­trach­teten.
Dieter Reinisch, Junge Welt, 30.10.2023

Das Ergebnis ist eine über das Private hinausgehende Erzählung einer österreichischen Arbeitergeschichte.
APA-Presseagentur, 18.10.2023

Solche Geschichten sind immer spannend, denn nur durch Haltung und Tat werden Über­zeu­gungen wirk­lich. (Ausgabe Nr. 66/2024)
Brennstoff, 27.01.2024

Wilhelmine Goldmann, Absolventin der Hoch­schule für Welt­han­del, lang­jäh­rige Mit­ar­bei­terin der Ar­bei­ter­kam­mer und da­nach viele Jahre Mana­ge­rin in der ÖIAG, bei der Post­bus und in der ÖBB Per­so­nen­ver­kehr AG, legt mit „Rote Ban­di­ten“ eine so­zial­demo­kra­ti­sche Fa­mi­lien­ge­schichte vor. Es ist ihr ein An­lie­gen – bis zu­rück zu ihren Groß­el­tern – die großen Ent­wick­lungs­li­nien ei­ner po­li­ti­schen und ge­sell­schaft­li­chen Be­we­gung an­hand der ei­ge­nen fami­liä­ren Wur­zeln nach­zu­zeich­nen. (…) Wil­hel­mine Gold­manns his­to­ri­schen Ver­dienste ver­die­nen Wür­di­gung, er­mög­lichte sie doch den so­zia­len Auf­stieg aus bit­te­rer Ar­mut mit und be­en­de­te ein Stück weit das Ver­schi­cken von Kin­dern, die sich als Knechte und Mägde, Dienst­mäd­chen und Haus­bur­schen ver­din­gen mussten. Von den Kreis­ky-Re­for­men pro­fi­tier­ten ge­rade Frauen – mehr­fach und immer noch.
https://www.madamewien.at/rote-banditen-geschichte-einer-sozialdemokratischen-familie-von-wilhelmine-goldmann/
Astrid Kuffner, madamewien.at, 30.11.2023

Posted by Wilfried Allé Thursday, February 8, 2024 4:43:00 PM Categories: Belletristik/Erzählende Literatur
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Stairway 8 

von Franz Stanzl

ISBN: 9783991108818
Genre: Belletristik/Erzählende Literatur
Umfang: 340 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 19.10.2020
Verlag: myMorawa
Preis: € 17,90

 

Beschreibung des Verlags:

Damals in den Sechzigerjahren standen alle Zeichen auf Veränderung, jeder wollte wie Che Guevara sein. So kam auch Ernesto zu seinem Namen (bis dahin hatte er schlicht Ernst Blaha geheißen). Hasta la victoria siempre! Die große Revolution schien unmittelbar bevorzustehen.
Aber sie kam nicht.
Stattdessen kamen Beruf, Familie und eine Gemeindewohnung in Simmering. Danach nur noch Alltag - zwar nicht vollends grau, aber auch ohne jedes revolutionäre Feuer. Und so blieb das mehr oder weniger all die Jahre hindurch.
Dann freilich tauchte eines Tages ein gewisser Theo im Gemeindebau auf und wirbelte Ernestos Leben derart durcheinander, wie es selbst die gewaltigste Revolution der Welt nicht vermocht hätte. Aber wie sich herausstellen sollte, war ja auch Theo nicht so ganz von dieser Welt …
 

Kommentare zu "Stairway 8"

      Gustav G., 01.02.2021
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Als ich damit fertig war, habe ich ihn dann an meinen Opa weitergegeben, der 1968 an vorderster Front mit dabei war. Und der war richtig hingerissen. "Viva la revolucion!"

      L. L., 09.08.2021
Stairway 8 hat mich direkt nach Wien versetzt.
Ernesto bildet soetwas wie das Gerüst der Geschichte. Es gibt sehr viele Charaktere, viele Nebenstränge, viele Schauplätze. Alles zusammen macht den Reiz des Romans aus. Eins führt zum anderen, alle sind untereinander miteinander verbunden. Lauter kleine Puzzleteile, die ein großes Ganzes ergeben.
Der Autor hat jeden Protagonisten wunderbar in Szene gesetzt und ihm einen festen Platz im Haus und im Leben gegeben. So verschieden wie sie alle sind, umso interessanter ist ihr Verhältnis zueinander.
Obwohl die Geschichte in Wien spielt, spiegelt sie doch das Leben wider, wie es in jeder anderen Großstadt sein könnte. Ich fand es interessant, einen Blick auf die Stadt, die Stiege und ihre Bewohner zu bekommen.
Ein richtig tolles Buch, was mich von vorne bis hinten sehr gut unterhalten hat!
Also ab auf (oder heißt es in) Stiege 8 und live dabei sein!

      Leseratte, 02.04.2021
Für wen Wolfgang Ambros, Georg Danzer und Ludwig Hirsch keine Fremden sind, kommt an der Geschichte aus einem Wiener Gemeindebau von Franz Stanzl nicht vorbei.
Dieser Roman ist schon fast eine Milieustudie. Eine Inhaltsbeschreibung ist schlecht möglich - man muss sich diese skurrilen, einzigartigen, wundersamen, schrecklichen, liebenswerten und verrückten Typen und Stiegenbewohner einfach selbst "erlesen". Als roter Faden dient dem Leser die Geschichte von Ernst Blaha, alias Ernesto. Er erlebt über Jahre hinweg die Stiegenbewohner. Allen voran, den schrulligen aber liebenswerten Professor Negrin, die wienerischste aller Türkenfamilien in Österreich: Familie Gültekin, das vom Absturz bedrohte Ehepaar Böheim, Familie Hasenhüttl mit ihrem aus der Bahn geworfenen Sohn, die liebesbedürftige Frau Helga (die mich immer an das Lied der EAV "Küss die Hand gnäd'ge Frau" erinnert) und und und. Es sind so viele, die da wohnen und jeder hat seine eigene Geschichte. Mich brachten diese Geschichten oft zum Lachen und zum Nachdenken. Aber irgendwie waren es Geschichten von Menschen wie sie im ganz normalen Leben immer und allgegenwärtig vorkommen. Nur hinterfragt keiner die Lebenswege der einzelnen Personen, so wie es Franz Stanzl auf der Stiege 8 macht - und er macht es gut und glaubhaft in einem flüssigen Schreibstil und in einer Art, dass man gar nicht mehr aufhören will zu lesen. Ach ja, und dann ist da noch Theo - aber den sollte man sich selbst "erlesen", denn der ....
Fazit: Lesenswert, weil so normal, so ehrlich und einfach nur schön. Von mir 4,3 Punkte und die gerne!

      Shilo, 26.04.2021
Lesespaß pur
Ein Miethaus im Wiener 11. Bezirk. Voller Humor und mit Augenzwinkern beschreibt der Autor die Mieter und ihre Eigenarten. Einige Personen habe ich wieder erkannt, wie sie auch in meinem Umfeld gelebt haben oder noch leben. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und lässt sich sehr gut lesen. Oft musste ich lauf auflachen, so lebendig sind die verschiedenen Charaktere dargestellt.
Ich danke Franz Stanzl für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars, welches jedoch meine ehrliche und unabhängige Meinung nicht beeinflusst hat.
Mein Fazit:
Ein überaus lesenswertes Buch. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Posted by Wilfried Allé Saturday, November 6, 2021 2:01:00 PM Categories: Belletristik/Erzählende Literatur
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