Franz Nauschnigg[1]
Rückkehr der Währungskrisen
In jüngster Zeit sind weltweit die Wechselkurse wieder volatiler geworden. Es häuft sich die Zahl von starken Wechselkursschwankungen. In einigen Fällen ist es zu Währungskrisen mit extremen Ausschlägen der Wechselkurse gekommen. Auch in Europa – Russland, Ukraine werteten massiv ab, die Schweiz massiv auf, mit negativen Wirkungen auf die jeweilige Volkswirtschaft. Andere Länder wie Dänemark müssen mit massiven Interventionen, unkonventionellen Maßnahmen und Negativzinsen ihre Wechselkurse verteidigen.
Die Währungskrisen führen zu negativen Wirkungen auf die jeweilige Volkswirtschaft. Dies da sie die wirtschaftliche Unsicherheit erhöhen und viele Länder zur Verteidigung ihrer Währungen die Zinsen hochhalten müssen. Die Abwertungsländer gewinnen zwar kurzfristig an internationaler Wettbewerbsfähigkeit, diese geht aber durch die durch die höheren Importpreise verursachte Inflation bald wieder verloren. Durch die hohen Zinsen die Abwertungsländer zur Verteidigung ihres Wechselkurses einsetzen müssen, leiden insbesondere die Investitionen und das Wachstum. Die Aufwertungsländer verlieren internationale Wettbewerbsfähigkeit und kämpfen mit Deflation, Rezession und steigender Arbeitslosigkeit.
Aber auch auf mit von Währungskrisen betroffenen Ländern verflochtene andere Volkswirtschaften sind durch die erhöhte Wechselkursunsicherheit, sowie das in diesen Ländern im Allgemeinen schwächere Wirtschaftswachstum negativ betroffen. Sogar wenn sie über verstärkte Exporte in die Aufwertungsländer gewinnen sollten, kann es zu negativen Effekten kommen. Für Österreich trat dieser Fall für die Schweizer Franken Kreditnehmer ein, deren Verschuldung und Zinszahlungen durch die Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro massiv anstiegen. Es ist durchaus möglich das diese negativen Effekte die für die österreichische Volkswirtschaft positiven Effekte der Franken Aufwertung - mehr Exporte, mehr Einkäufe von Schweizern in Österreich, Österreich wird als Wirtschaftsstandort gegenüber der Schweiz attraktiver - überkompensieren.
Finanzkrisen werden mit dem Zusammenbruch des Bretton Wood Systems, mit seinem stark regulierten Finanzsystem, im Jahre 1971 wieder häufiger, wobei Währungskrisen die häufigsten Finanzkrisen sind. Der Internationaler Währungsfonds (IWF) hat festgestellt, dass es von 1970 - 2011 weltweit 218 Währungskrisen mit einer dramatischen Abwertung meist mit spekulativen Attacken auf den Wechselkurs verbunden, 147 Bankenkrisen eine systemische Krise ist nicht nur der Zusammenbruch einzelner Banken, sondern eine Beeinträchtigung des gesamten Bankensystems, 66 Staatsschuldenkrisen wenn ein Staat seine Schulden nicht mehr finanzieren kann, gab. Diese Krisen führten zu schweren wirtschaftlichen Verlusten, insbesondere Wachstumsverluste, Anstieg der Staatschulden und Arbeitslosigkeit.
Wie ich schon 2003 feststellte[2], verursachen neoliberale Reformen wie Deregulierung des Finanzsektors, Liberalisierung des Kapitalverkehrs verbunden mit großen Kapitalflüssen, Finanzkrisen. Die Umkehr der Kapitalflüsse verschlechtert die makroökonomischen Bedingungen, nicht wirtschaftspolitische Fehler. „Die Finanzkrisen treten insbesondere in Form von Währungs- und Banken Krisen auf. Die Frage ist nicht ob, sondern wann die nächste Krise, der nächste Crash kommt und wie wir darauf vorbereitet sind.“
In der aktuellen Diskussion wird auch sehr oft vergessen, dass es auch in der EU bis zur Schaffung des Euro 1999 immer wieder Probleme mit Währungskrisen und Wechselkursschwankungen gab. Am dramatischten waren die Währungskrisen im Europäischen Währungssystem (EWS) von 1992 bis 1995. In der EWS Krise wurde gegen fast alle Währungen spekuliert. Es begann mit dem britischen Pfund das trotz Interventionen und einer Zinserhöhung auf 15 % stark abwerten und das EWS verlassen musste. Dann wurde immer das nächst schwächere Land angegriffen. Damals wurden z.B. auch Frankreich und Österreich mit spekulativen Attacken auf ihre Währungen angegriffen. Wie die Spekulation vom August 1993 gegen den Schilling zeigte, sind auch gute Fundamentaldaten, eine hohe Glaubwürdigkeit, sowie hohe Währungsreserven keine Garantie, dass nicht gegen eine Währung spekuliert wird. Durch die entschlossene Haltung der Oesterreichischen Nationalbank bei der Verteidigung des Schilling konnte die Spekulation damals aber rasch gestoppt werden.
Euro schützt vor Währungskrisen
Die Einführung des Euro beendete die Gefahr von Währungskrisen für die Länder des Euro Raums. Der Euro schützt die Euroländer vor Währungskrisen, die die häufigsten Krisen sind, nicht jedoch vor Bankenkrisen, hier soll die EU Bankenunion helfen und Staatsschuldenkrisen, wo der gestärkte EU Stabilitäts- und Wachstumspakt vorbeugen soll. Der Euro wirkt damit als Schutzschirm in der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.
Mit dem Euro entfallen teure Maßnahmen zur Absicherung von Wechselkursrisiken und der Binnenhandel im Euroraum kann sich ungestört von Devisenmarktturbulenzen und Wechselkursschwankungen entwickeln. Der Großteil des Handels Österreichs erfolgt innerhalb des gemeinsamen Währungsraums.
Der Euro hat sich als stabile internationale Währung etabliert und ist nach dem Dollar die zweite Weltwährung. Der Euro wird zunehmend als Anker-, Reserve-, Anlage- und Transaktionswährung verwendet. Der Euro ist heute mit einem Anteil von etwa einem Viertel auch die zweitwichtigste Reservewährung nach dem Dollar. Er spielt vor allem in Europa eine zentrale Rolle als stabile Ankerwährung an die viele andere Währungen gebunden sind. Der Euro wird insbesondere in Zentral- und Osteuropa weit verwendet. Der Euro hat damit die Rolle einer regionalen Reservewährung in Europa übernommen.
Der Euroraum wächst und umfasst mit dem Beitritt Litauens am 1. 1. 2015, 19 Länder mit über 300 Millionen Menschen. Diese profitieren von einer weltweit verbreiteten, international akzeptierten und stabilen Währung. Der Euro stärkt auch den Einfluss Europas weltweit. Die Krise im Euroraum ist daher nicht, wie verschiedentlich dargestellt, eine Krise des Euro, sondern einige Mitgliedsländer sind von Banken- und Staatsschuldenkrisen betroffen.
[1] Franz Nauschnigg ist Leiter der Abteilung für Europäische Integration und Internationale Finanzorganisationen in der Oesterreichischen Nationalbank. Der Artikel stellt seine persönliche Meinung dar und nicht jene der Oesterreichischen Nationalbank.
[2] Beitrag zum Sammelband Alternativen zum Neoliberalismus im Zeitalter der Globalisierung