AZ-Neu

Die Informationsplattform für ArbeiterInnen, Angestellte, KMUs, EPUs und PensionistInnen

Der Ukraine-Krieg  

Am Morgen des 24. Februar 2022 standen wir auf und konnten nicht glauben, was passiert war

Seit einem Jahr verfolgen wir diesen menschenverachtenden Krieg und bekommen täglich Informationen en masse serviert. Doch was wissen wir eigentlich wirklich über diesen Konflikt?

Haben wir die wahre Kriegsstrategie Putins durchblickt, fragt Herfried Münkler im Focus

https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/gastbeitrag-von-herfried-muenkler-herausforderung-fuer-die-deutsche-politik-was-heisst-und-wie-funktioniert-ein-ermattungskrieg_id_186351193.html

 

Posted by Wilfried Allé Saturday, February 25, 2023 8:25:00 AM
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EU-Importzölle auf Russisches Öl und Gas statt Embargo 

Franz Nauschnigg[1]

Mit dem Vorschlag der EU-Kommission eines Embargos auf russisches Öl wird möglicherweise die EU mehr geschädigt als Russland. Schon der Vorschlag für ein Ölembargo trieb den Ölpreis an. Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 106,19 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Der Preisanstieg für die Ölexporte Russlands könnte die Mengeneffekte überkompensieren. Russland exportiert dann weniger Öl, bekommt dafür aber höhere Preise. Ich habe bereits vor einem Monat in einem Artikel in Social Europe „What to do with Russian oil and gas” auf diese Problematik hingewiesen und stattdessen EU-Importzölle auf Russisches Öl und Gas vorgeschlagen. Auch viele andere Experten plädierten für Importzölle. Auch US-Finanzministerin Jenet Yellen warnte bei der Jahrestagung von Währungsfonds und Weltbank die Europäer davor, ein Ölembargo zu verhängen, weil dies zu Preissteigerungen führen würde.  Andere Staaten würden weiter Öl und Gas von Russland beziehen. "Das Ganze könnte kontraintuitiv tatsächlich nur sehr geringe negative Auswirkungen auf Russland haben, denn obwohl Russland weniger exportieren könnte, würde der Preis, den es für seine Exporte erhält, steigen" so Yellen.

 

EU-Importzölle auf Russisches Öl und Gas statt eines Embargo würde eine Minimierung der Wirtschaftliche Auswirkungen des Krieges Russlands gegen die Ukraine auf die EU und die wirtschaftliche Unterstützung der Ukraine erlauben. Als Folge des russischen Ukraine-Kriegs droht der Ukraine nach Einschätzung ihres Wirtschaftsministeriums ein Konjunktureinbruch um 40 Prozent, die russische Wirtschaft wird heuer laut EBRD um 10 Prozent schrumpfen.

Auch die EU ist negativ betroffen, weniger Wachstum höhere Inflation. In Deutschland würde es nach verschiedenen Studien bei einem Ausfall der russische Gasimporte 2022 zu einer Rezession kommen, minus 0,3  bis minus 6 % Konjunktureinbruch, statt 3 - 4 % Wachstum ohne Ukraine Krieg. Österreich das noch stärker von russischem Gas abhängig ist, wäre noch stärker betroffen.

Der Öl und Gasmarkt ist dadurch gekennzeichnet das Angebot und Nachfrage kurzfristig kaum und längerfristig nur sehr träge auf Preisänderungen reagieren. Dies führt zu großen Preisschwankungen, wenn Nachfrage oder Angebot sich ändern. Ein Embargo führt dazu, dass die russischen Exportmengen von Öl und Gas am Markt fehlen und dadurch die Preise stark steigen, was wiederum Russland hilft.

Dazu müssten EU-Importzölle auf Russisches Öl- und Gas von 50 Euro je Barrel Öl und 50 Euro je MWh bei Gas und ihre Produkte eingeführt werden. Die Einnahmen sollten zweckgebunden zur Unterstützung der Ukraine, der Flüchtlinge, Aufbau einer EU strategischen Öl- und Gasreserve und den Ausbau von Energieinfrastrukturen und Ausbau alternativer Energieerzeugung und Energiesparmaßnahmen verwendet werden. Die EU würde damit nicht nur in Verteidigung investieren, die EU gibt bereits 4-mal so viel dafür aus als Russland, sondern in Strategische Autonomie im Energiesektor.

Diese Importzölle der EU würden die Einnahmen Russlands drastisch senken, da Öl und Gas derzeit etwas über 100 Euro je Barrel bei Öl und auch je MWh bei Gas liegen. Ein EU-Importzoll wäre auch WTO kompatibel, da auch Russland Exportzölle bei Öl und Gas hat und generell die Sicherheitspolitische Ausnahmeklausel greifen würde.

Russland würde versuchen sein Öl und Gas an andere Abnehmer als die EU zu verkaufen, dies wäre mangels Abnehmer (die jedenfalls auch Rabatte, verlangen würden, Indien bekommt derzeit etwa 30 % Rabatt auf russisches Öl), bzw. Transportkapazitäten schwierig. Bei Öl und Gas keine ausreichenden Pipelines bzw. Tanker um insbesondere nach China oder Indien exportieren zu können. Die russischen Exporte würden daher sinken und dadurch den Weltmarktpreis antreiben.

Die EU sollte versuchen, dass auch andere Länder diese Importzölle auf russisches Öl und Gas einführen. Russland muss schon derzeit sein Öl mit einem Rabatt von 20 – 30 % verkaufen, um überhaupt Abnehmer zu finden. China und Indien die als große Öl- und Gasimporteure von den Preissteigerungen negativ betroffen sind, könnten voraussichtlich auch für Importzölle bzw. wenn sie das nicht wollen, für höhere Rabatte gewonnen werden.

Am wirkungsvollsten wäre dies am Ölmarkt, der ein weltweiter Markt mit Weltmarktpreisen ist, während bei Gas der Ausbau eines Weltmarktes über LNG (Flüssiges Gas durch Kühlung) erst im Aufbau begriffen ist.

Insgesamt würden daher EU-Importzölle eine wesentlich wirkungsvollere Sanktion gegen Russland sein als ein Embargo.

Kurzfristig auch mehr Anreize zum Energiesparen

Dies damit wir weniger Öl und Gas aus Russland importieren müssen und damit der Ukraine helfen. Österreich hat gerade das Gegenteil getan und die Subventionen fürs Autofahren durch höhere Pendlersubventionen erhöht, Deutschland dagegen setzt die richtigen Anreize, Vermieter müssen ab 2023 einen Teil der CO2-Kosten übernehmen, wodurch die Mieter entlastet und auch Vermieter einen Anreiz zur thermischen Sanierung haben.

Die Internationale Energieagentur hat 10 Punkte Programme erarbeitet wie schon kurzfristig die Öl- und Gasnachfrage substantiell gesenkt werden könnte z.B. Tempolimits um 10kmh senken.

Eine Senkung der Öl- und Gasnachfrage senkt Importe und die Preise, hilft damit auch der eigenen Geldtasche und trägt zum Klimaschutz bei.

For version in English please click here ->


[1]War Abteilungsleiter in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Abteilung für Integrationsangelegenheiten und Internationale Finanzorganisationen. In 1980er Jahren in Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium, seit 1987 in OeNB und  in 1990er Jahren wirtschaftspolitischer Berater der Finanzminister Staribacher, Klima, Edlinger und in die Schaffung der ASFINAG involviert. Mitarbeit in deutscher Regierungskommission zum Infrastrukturausbau (Fratscher Kommission). Mitglied des Boards der „European Task Force on Carbon Pricing”.

Posted by Wilfried Allé Sunday, May 8, 2022 8:32:00 AM
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Von der Leyen für Prüfung von allgemeiner Impfpflicht in EU 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich dafür ausgesprochen, eine allgemeine Corona-Impfpflicht in der Europäischen Union zu prüfen.

"Wir sollten möglicherweise über eine verpflichtende Impfung in der EU nachdenken", sagte von der Leyen am Mittwoch in Brüssel. Sie begründete dies mit der Ausbreitung der neuen Omikron-Variante und der Tatsache, dass ein Drittel der EU-Bürger bisher nicht gegen das Coronavirus geimpft ist. 

Die Impfpflicht sei "eine Diskussion, die geführt werden muss", sagte von der Leyen weiter. Es brauche dazu einen gemeinsamen Ansatz in den Mitgliedstaaten. Österreich hat sich als erstes EU-Land auf eine allgemeine Impfpflicht ab Februar geeinigt. Für Deutschland hatte der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag ein Gesetzgebungsverfahren für eine allgemeine Impfpflicht angekündigt. Es könnte nach seinen Worten noch in diesem Jahr eingeleitet werden.

Die Pandemie ist am 16. und 17. Dezember auch Thema auf dem EU-Gipfel.

https://www.msn.com/de-at/nachrichten/coronavirus/von-der-leyen-f%C3%BCr-pr%C3%BCfung-von-allgemeiner-impfpflicht-in-eu/ar-AARl8BE?ocid=msedgdhp&pc=U531

Posted by Wilfried Allé Wednesday, December 1, 2021 11:08:00 PM
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Europa braucht weniger Gegensatz und mehr Zusammenhalt 

OeNB und Sozialpartner zur Weiterentwicklung der EU - 30 Jahre Österreichische Gesellschaft für Europapolitik

Wien (OTS) - Die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) begeht heute,  25. Nov. 2021 ihren 30. Geburtstag. Gemeinsam mit der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und den Österreichischen Sozialpartnern ruft sie zu mehr europäischem Engagement auf und fordert eine Europapolitik der konkreten Ergebnisse.

„In der Europäischen Union beginnt eine neue Ära“, sagt OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. „Nach der Zeit der Gründerväter Schuman und Adenauer und der Wegbegleiter des Euro, Mitterand und Kohl, gilt es nun den Zusammenhalt des erfolgreichsten Friedensprojekts der Nachkriegsgeschichte zu stärken und die bisherige Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Nur wenn das ökonomische Fundament des modernen Europas gefestigt und die wirtschaftliche Dynamik und Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden kann, wird die Europäische Union sich auch weiterhin unter polarisierenden Machtblöcken erfolgreich behaupten und als gleichwertiger Partner zur Sicherung des Friedens in der Welt entscheidend mitwirken können. Die ÖGfE leistet seit nunmehr dreißig Jahren über die heimischen Landesgrenzen hinaus durch viel beachtete Veranstaltungen und Publikationen einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung. Dazu im Namen der OeNB die herzlichste Gratulation.“

„Corona hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Europa in zentralen Bereichen eine gewisse Unabhängigkeit von Drittstaaten besitzt. Eine europäische Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln, erneuerbaren Rohstoffen und Energie ist eine wichtige Sicherheitsfrage für die Zukunft und sollte auch in den EU-Nachhaltigkeitsstrategien verstärkt berücksichtigt werden. Innerhalb der EU braucht es wiederum einen Rahmen für europäischen Gleichklang und fairen Wettbewerb, gleichzeitig aber auch Spielräume für die Besonderheiten der einzelnen Mitgliedstaaten. Starke regionale Wirtschaftskreisläufe mit Produkten der lokalen Land- und Forstbetriebe nützen Bevölkerung, Wertschöpfung, Arbeitsmarkt und Klimaschutz gleichermaßen. Diese sollten somit auch von der EU anerkannt und forciert werden“, betont Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. „Ich gratuliere der ÖGfE herzlich zu ihrem 30-jährigen Bestehen und hoffe, dass sie auch weiterhin solch zentrale Zukunftsfragen Europas thematisiert."

„Wir freuen uns, dass sich die ÖGfE seit mittlerweile drei Jahrzehnten auch für eine kritikoffene Debatte über die Europäische Union stark gemacht hat. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass die EU die enormen Herausforderungen der Zeit auch in den nächsten 30 Jahren effektiv bewältigen kann“, sagt Arbeiterkammer-Direktor Christoph Klein. „Egal ob es um die Bewältigung der Covid-Krise, der Klima-Krise oder der wachsenden Ungleichheit in der Gesellschaft geht – wir werden diese Fragen nicht auf nationalstaatlicher Ebene lösen können. Arbeiten wir deshalb gemeinsam weiter an einem Europa, das mehr als bisher ökologisch und sozial gerecht ist, aber ebenso auch entschlossener und demokratischer im Dienste der Menschen handeln kann.“

„Die EU ist für Österreich Heimat und Heimmarkt: 8 von 10 Gesetzen, die die Wirtschaft betreffen, haben heute ihren Ursprung in der EU, 7 von 10 Euro unseres Außenhandels wickeln wir mit den EU-Ländern ab. Und gerade auch in Krisen, wie wir sie jetzt mit der Corona-Pandemie erleben, ist die enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit unseren EU-Partnern zentral“, betont Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich. „Nun geht es darum, die europäische Wirtschaft nachhaltig und fit für die Zukunft aufzustellen. Wir müssen noch stärker an einem Strang ziehen, um die Chancen des digitalen und grünen Wandels bestmöglich für den Wirtschafts- und Beschäftigungsstandort Europa zu nützen und uns im Wettbewerb mit Ländern wie China, den USA oder Indien behaupten zu können. Corona kann hier auch als Trampolin genutzt werden und wichtige Standortthemen wie Digitalisierung vorantreiben“, so Kühnel mit Verweis auf eine aktuelle market-Umfrage, wonach mehr als 6 von 10 heimischen Betrieben finden, dass Österreich die EU im internationalen Wettbewerb benötigt.

„Europa ist in vielen zentralen Fragen gespalten, die ArbeitnehmerInnen betreffen: Wie können gute Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung sichergestellt, wie Steuersysteme fairer geregelt werden? Wie können die großen Herausforderungen Digitalisierung, Globalisierung und Klimaschutz zum Nutzen aller gestaltet werden? Und vor allem: Wie kann Europa sozialer werden? Mit diesen Herausforderungen wird sich die Europäische Union in Zukunft viel stärker auseinandersetzen müssen“, sagt Ingrid Reischl, Leitende Sekretärin im Österreichischen Gewerkschaftsbund. „Wenn die Menschen nicht spüren, dass Politik für sie gemacht wird, dann macht sich Unzufriedenheit breit. Die ÖGfE ist ein verlässlicher Partner, wenn es darum geht, klare Positionen zu vermitteln.“

„Der Brexit-Schock, die Corona-Pandemie und der Klimawandel sind eine Zäsur für Europa. Entweder die EU entwickelt sich weiter oder sie entwickelt sich zurück. Stehenbleiben ist keine Option. Gerade jetzt braucht es daher ein starkes europäisches Engagement, mutige, neue Denkansätze und eine proaktive und ergebnisorientierte Europapolitik, die den dringend notwendigen Integrationsturbo zündet“, so Paul Schmidt, Generalsekretär der ÖGfE. „Die ÖGfE wird auch in den kommenden Jahren ihren Beitrag leisten, die Debatte über die Gegenwart und Zukunft Europas mit Fakten, Ideen und positiver Emotion zu bereichern und mitzuhelfen, die Europäische Integration voran zu bringen. Darauf freuen wir uns!“

Hintergrund:
Die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (www.oegfe.at) ist als parteipolitisch unabhängiger Verein – finanziert und gebildet von den Österreichischen Sozialpartnern und der Oesterreichischen Nationalbank – seit 30 Jahren aktiv, die Europäische Integration greifbar und verständlich zu machen.

Ihr Tätigkeitsfeld umfasst u. a. die Veröffentlichung von Analysen und Stellungnahmen, Meinungsforschung, die Organisation von Diskussionsveranstaltungen und Seminaren, die wissenschaftliche Publikationsreihe „ÖGfE-Policy Briefs“ und ein breites Informationsangebot an und für Schulen. Sie ist international vernetzt und zurzeit Lead Partner eines im Rahmen des Erasmus+ Programms laufenden Jean Monnet Netzwerkprojekts zur Zukunft des Westbalkans.

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211125_OTS0034/europa-braucht-weniger-gegensatz-und-mehr-zusammenhalt

Posted by Wilfried Allé Thursday, November 25, 2021 10:02:00 AM
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Risikobewertung von Glyphosat und Co. in der EU wird transparenter 

Am Samstag, den 27. März, treten in der EU neue Regeln zur Transparenz und Nachhaltigkeit der Risikobewertung im Lebensmittelbereich in Kraft. Die Kommission hatte sie im April 2018 als Antwort auf die Europäische Bürgerinitiative „Verbot von Glyphosat und giftigen Pestiziden“ vorgeschlagen. Unter anderem erhalten Bürgerinnen und Bürger automatisch Zugang zu allen Studien und Informationen, die die Industrie im Verlauf einer Risikobewertung vorlegt. Zudem werden Interessenträger und Öffentlichkeit zu den vorgelegten Studien konsultiert. Die Zivilgesellschaft wird ebenso wie EU-Staaten und Parlament auch stärker in die Arbeit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einbezogen.

25/03/2021 

Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, erklärte: „Mehr Transparenz bei der wissenschaftlichen Arbeit der EU im Bereich der Lebensmittel wird das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher stärken. Die neuen Transparenzvorschriften sind eine direkte Antwort auf ihre Forderungen. Wir setzen sie zu einer Zeit um, in der sich die Kommission auch mit ihrer Strategie ,Vom Hof auf den Tisch‘ für mehr Nachhaltigkeit starkmacht.“

EFSA-Direktor Bernhard Url sagte: „Die EFSA ist den Gesetzgebern dankbar, dass sie uns diese spannende Möglichkeit geben, Bürgern und Interessengruppen unsere Arbeit näher zu bringen und von einer stärkeren Überprüfung unserer Arbeitsprozesse und -praktiken zu profitieren. In den vergangenen Jahren haben wir erhebliche Ressourcen eingesetzt, um sicherzustellen, dass der Übergang zum neuen System für alle unsere Interessengruppen so reibungslos und umfassend wie möglich verläuft.“

Zu den Neuerungen gehören:

Mehr Transparenz: Die Bürgerinnen und Bürger erhalten über die EFSA-Website automatisch Zugang zu allen Studien und Informationen, die die Industrie im Verlauf der Risikobewertung vorlegt, außer in begründeten Ausnahmefällen. Darüber hinaus werden Interessenträger und breite Öffentlichkeit zu den vorgelegten Studien konsultiert, auch um zu eruieren, ob weitere Daten oder Studien verfügbar sind.

Größere Unabhängigkeit der Studien: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wird über sämtliche in Auftrag gegebenen Studien unterrichtet, damit Unternehmen, die eine Zulassung beantragen, auch tatsächlich alle relevanten Informationen übermitteln und keine aus ihrer Sicht ungünstigen Studien zurückhalten. Darüber hinaus wird die Kommission in den kommenden vier Jahren vor Ort nachprüfen, ob Laboratorien und Studien den Standards entsprechen.

Stärkere Einbeziehung und engere wissenschaftliche Zusammenarbeit: Mitgliedstaaten, Zivilgesellschaft und Europäisches Parlament sind ab 1. Juli 2022 im Verwaltungsrat der EFSA angemessen vertreten und dadurch in die Entscheidungen der Behörde einbezogen. Die Mitgliedstaaten fördern die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der EFSA und vermitteln ihr die besten unabhängigen Experten.

Kommission, EFSA und EU-Staaten arbeiten nun daran, die letzte Änderung der neuen Verordnung umzusetzen: sie erarbeiten einen allgemeinen Plan für die Risikokommunikation, um während des gesamten Risikoanalyseprozesses ein systematisches Vorgehen zu gewährleisten.

Online-Veranstaltung am 30. März

Am kommenden Dienstag, 30. März, gibt es anlässlich des Inkrafttretens der neuen Regeln eine gemeinsame Veranstaltung (online) von Europäischer Kommission, portugiesischer Ratspräsidentschaft und EFSA. Livestream hier.

Weitere Informationen:

Vollständige Pressmitteilung (englisch)
Fragen und Antworten
Website der EFSA

Pressekontakte: Claudia Guske (link sends e-mail), Tel.: +49 (30) 2280-2190
Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per E-Mail (link sends e-mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Letzte Aktualisierung: 21/09/2021


Bayer-Monsanto hat ein großes Problem: Der Europäische Gerichtshof hat die Veröffentlichung von geheimen Glyphosat-Studien veranlasst.
​​Diese Studien waren ausschlaggebend dafür, dass die EU Glyphosat 2017 für weitere fünf Jahre zugelassen hat. Bayer-Monsanto schreckte vor nichts zurück, um sein tödliches Glyphosat auf dem Markt zu behalten.
Wenn genügend SumOfUs-Mitglieder wie Sie spenden, können wir unabhängige Wissenschaftler*innen bezahlen. Diese werden die aktuellen Studien von Bayer-Monsanto ganz genau unter die Lupe nehmen -- um zu zeigen, dass die EU Glyphosat sofort verbieten muss!

Damit soll - dank deiner Spende - Schluss sein ->

Posted by Wilfried Allé Tuesday, September 21, 2021 5:54:00 PM
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Von Staat bis Privat – die Eigentumsfrage 

In der Corona-Krise wird die Verstaatlichung von Unternehmen wieder ernsthaft diskutiert. Es zeigt sich, dass „der Markt“ keineswegs überall die notwendigen Leistungen sichert. Angeblich überzählige Krankenhausbetten werden plötzlich zur wichtigen Krisenreserve, und die stets staatskritische jungkonservative Regierungsspitze schwenkt von „schwarzer Null“ auf „Whatever it takes“ – in erster Linie in Form öffentlicher Transfers an Privatunternehmen. Grund genug, neu darüber nachzudenken, ob durch öffentliches Eigentum die in Unternehmen gebündelte Macht zugunsten der Allgemeinheit gelenkt und kontrolliert werden kann. mehr ->

Posted by Wilfried Allé Tuesday, December 8, 2020 8:07:00 PM
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Ungarn und Polen blockieren mehrjährigen EU-Haushalt und auch den Corona-Hilfsfonds 

Welche Folgen hat das Veto für die EU?

Sollten Ungarn und Polen bei ihrer Position bleiben, könnte das Veto für die EU zu einem ernsthaften Problem werden. Denn der EU-Haushalt muss einstimmig von allen 27 EU-Mitgliedsländern beschlossen werden. Stimmen Ungarn und Polen nicht zu, bedeutet das für die gesamte EU im Zweifel, dass sie ab 2021 mit einem Not-Haushalt auskommen muss, der kleiner wäre, als der bislang geplante. Viel schwerer wiegt aber, dass mit dem Veto nicht nur der 1,1 Bio. Euro umfassende EU-Haushalt blockiert wird, sondern auch das 750 Mrd. Euro schwere Corona-Hilfspaket, auf das sich die Länder nach langem Ringen geeinigt haben. Die Hilfen werden dringend gebraucht. Gerade Länder wie Spanien oder Italien, die besonders heftig von der Corona-Krise betroffen waren, können die eigene Wirtschaft ohne die EU-Gelder kaum stützen.

Auch die beiden Netto-Empfänger, Polen und Ungarn würden bei einem Notfall-Etat deutliche finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Polen war 2019 zum Beispiel mit 12,04 Mrd. Euro aus dem EU-Haushalt der größte Netto-Empfänger von EU-Geldern. Ungarn bekam mit 5,08 Mrd. Euro. Im aktuellen Corona-Hilfsfond sind für Polen 37,7 Mrd. Euro und für Ungarn immerhin 8,1 Mrd. Euro vorgesehen. Diese finanzielle Unterstützung aus den Corona-Hilfen fiele dann auch für die beiden Blockierer flach.

Welche Ursachen liegen dem Streit um den EU-Haushalt zugrunde? ->
Sind EU-Corona-Hilfen notfalls ohne Polen und Ungarn möglich? ->

Posted by Wilfried Allé Saturday, December 5, 2020 10:35:00 AM
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EU investiert in Verkehrsprojekte in Österreich 

Europaweit investiert die EU in 140 Verkehrsprojekte. In Österreich zahlt die EU Förderung für den Hafen Albern, Ennshafen sowie für den Bahnausbau.

Die Europäische Union investiert insgesamt 2,2 Mrd. Euro in rund 140 Verkehrsprojekte, um die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise zu unterstützen. Dazu zählen auch Vorhaben in Österreich, wie die Vertretung der EU-Kommission in Wien am Donnerstag mitteilte.

mehr ->

Posted by Wilfried Allé Thursday, July 16, 2020 11:05:00 PM
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Lernen Sie Geschichte, Herr Bundeskanzler! 

Bundeskanzler Kurz ist gegen den Macron/Merkel-Plan und den Kommissionsvorschlag zur Krisenbewältigung und hat damit aus Geschichte nichts gelernt

zum Originalartikel https://www.addendum.org/debatte-corona/schuldenunion-nauschnigg/

Wie besonders die österreichische Geschichte lehrt – Länder retten zahlt sich aus. Österreich und die Creditanstalt wurden in den 1930er Jahren nicht gerettet, mit desaströsen Folgen auch für jene, die damals die geringen Kosten einer Rettung scheuten. 2009 hingegen wurde Österreich mit seinem massiven Bankenexposure in Osteuropa durch den erstmaligen massiveren Einsatz der EU-Schuldenunion gerettet.

Die EU-Kommission hat zur Bewältigung der schwersten Wirtschaftskrise seit der großen Depression der 1930er Jahre einen Wiederaufbaufonds (Vision einer künftigen EU „Next Generation“) von 750 Milliarden Euro vorgeschlagen. Dieser basiert im Wesentlichen auf dem Vorschlag von Angela Merkel und Emmanuel Macron – 500 Milliarden Euro Zuschüsse aus dem EU-Budget für die am stärksten betroffenen Länder, sowie 250 Milliarden Kreditlinien. Damit soll die Wirtschaft in der EU wiederbelebt werden.

Bundeskanzler Kurz ist gegen den Macron/Merkel-Plan und den Kommissionsvorschlag. Er hat mit den Regierungschefs der Niederlande, Dänemark und Schweden – in ihren Ländern oft als die „Sparsamen Vier“, sonst oft auch als die „Geizigen Vier“ bezeichnet, nur Hilfen über rückzahlbare Kredite vorgeschlagen.

Das hilft den Hauptbetroffenen, Italien und Spanien, wenig, da es nur die schon hohen Staatsschulden weiter erhöht. Für die Niederlande, Dänemark und Schweden ist der Vorschlag ökonomisch nachvollziehbar – Italien, Spanien sind für sie nicht so wichtige Handels- und Wirtschaftspartner. Der Handelsanteil Italiens zum Beispiel liegt unter ihrem Anteil beim EU-Budget. Dänemark und Schweden sind nicht im Euro.

In Österreich hingegen ist es ökonomisch ein Schuss ins eigene Knie. Nachbarland Italien ist traditionell zweitwichtigster Handels- und Wirtschaftspartner, italienische Touristen sind auch für Fremdenverkehr wichtig. Zusätzlich gibt es eine starke Vernetzung des Finanzsektors, sowie paneuropäischen Wertschöpfungsketten, etwa in der Autoindustrie. Wenn dort ein Glied ausfällt, sind alle negativ betroffen.

Es gibt einen Widerspruch zwischen einem kurzsichtigen „Keine Hilfe, weil es etwas kostet!“ und einem aufgeklärten, langfristigen Eigeninteresse, bei dem kurzfristige Kosten den langfristig wesentlich höheren Gewinnen gegenüberstehen.

Als gutes Beispiel: Keine Hilfen in den 1930er Jahren mit desaströsen Auswirkungen. Nach 1945 dann aber der Marshallplan, der die USA kurzfristig etwas kostete, sich aber langfristig bezahlt machte, weil Europa dadurch als wichtiger Markt für die USA gesichert werden konnte. Gemeinsam kam es zum Wirtschaftswunder mit hohen Wachstumsraten und Wohlstandssteigerungen für alle.

Langfristig ist es gerade im Interesse von kleinen Ländern wie den „Sparsamen Vier“, dass die Gesamtheit des Euroraums und der EU gut funktioniert. Für Österreich noch mehr als für Deutschland. Deutschland ist ein großes Land mit einer starken Wirtschaft, es könnte auch allein vorankommen. Aber eine kleinere Wirtschaft hängt in ihrer Wirtschaftsentwicklung viel mehr vom Funktionieren eines größeren Marktes ab. Die deutsche Regierung versteht ihr langfristiges wirtschaftliches Eigeninteresse. Die österreichische, deren Wirtschaft vom EU-Binnenmarkt noch stärker abhängig ist, leider nicht. Für ein Signal an Rechtspopulisten wird langfristiger wirtschaftlicher Schaden für Österreich in Kauf genommen.

 

Österreich erhielt kaum Hilfe in 1930er Jahren

Österreich erhielt 1931 in der Krise der Creditanstalt kaum internationale Hilfe und konnte sie daher nicht retten. Das wurde zum Desaster auch für jene, die damals nicht helfen wollten. Österreich erhielt nur 100 Millionen Schilling Kredit von elf Ländern über den Völkerbund. Jene, die höhere Hilfen blockierten, insbesondere Frankreich, waren auch selbst wirtschaftlich negativ betroffen. Die Creditanstalt ging pleite, was sofort zu Ansteckungseffekten auf das mit Österreich eng verflochtene Deutschland führte, wo die Danatbank pleiteging. Die folgende Depression in Deutschland steckte wieder Frankreich, England und die USA an, sodass es zur großen weltweiten Depression der 1930er Jahre kam.

Die Depression wurde durch die Austeritätspolitik des deutschen Kanzlers Brüning verstärkt, die auch die politischen Extremisten stärkte. Als Brüning – weil das Parlament seine Budgetkürzungen ablehnte – Wahlen ansetzte, gewannen diese die extremen Parteien. Die NSDAP konnte ihre Sitze im Reichstag knapp verneunfachen und stieg damit von einer Kleinpartei zur zweitgrößten Partei im Reichstag auf. Die später folgende Machtergreifung Hitlers war das größte Desaster für Deutschland und Österreich, aber auch die Welt, im 20. Jahrhundert.

Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel hat diese Negativspirale erkannt und einen Paradigmenwechsel beim Schuldenmachen und Geldausgeben, zusammen mit Staatspräsident Macron, eingeleitet. Dieser Paradigmenwechsel ist bestens begründet: Denn am Ende profitiert Deutschland am meisten davon, wenn man Ländern wie Italien und Spanien hilft, damit die EU überlebt – allein wegen der Absatzmärkte für deutsche Produkte. Ein unschlagbares Argument, das Budgetbedenken sticht.

Das ist umso bemerkenswerter, nachdem Merkel bei der Krise in der EU 2009/2010 noch in Brünings Spuren wandelte und mit ihrem Finanzminister Schäuble ab 2010 eine Austeritätspolitik erzwang. Diese hätte auch zum Desaster geführt, wenn nicht die EZB mit expansiver Geldpolitik gegengesteuert hätte (Draghi: „Whatever it takes“), sodass es „nur“ zu einem Rückfall in die Rezession und nicht zu einer Depression kam. Vielleicht sollte man das auch deutschen Verfassungsrichtern erklären, die in einem Urteil die EZB-Maßnahmen als nicht ausreichend begründet ansahen.

 

2009: Rettung Österreichs durch EU-Schuldenunion

Österreich wurde 2009 durch die EU-Schuldenunion gerettet und alle haben gewonnen. Österreich war mit Beginn der großen Rezession im Herbst 2008 – Pleite der US-Bank Lehman Brothers und in Europa kurz danach Pleite von Island – in einer schwierigen Lage.

Wie in Island hatte auch in Österreich ein Regierungschef jahrelang eine neoliberale Politik – mehr Markt, weniger Staat – betrieben. Dadurch hatten sich im Finanzsektor in beiden Ländern gigantische Ungleichgewichte aufgebaut, insbesondere:

  • Blasen an den Börsen. In Österreich angetrieben durch Privatisierungen, wodurch viele Unternehmen von der Börse verschwanden und dadurch das Angebot verringert wurde, bzw. durch die geförderte Pensionsvorsorge „Zukunftsvorsorge“, welche die Kürzungen der staatlichen Pension ersetzen sollte und die stark in Aktien veranlagen musste. Das wurde im Crash zum Desaster, weil sie so dumm konstruiert war, dass die Fonds zwar den Crash mitmachten, vom darauffolgenden Wiederanstieg der Kurse aber nicht profitierten.
  • Fremdwährungskredite waren in beiden Ländern sehr populär, da die Zinsen niedriger waren. In Island in Euro, in Österreich in Schweizer Franken, mit hohen Wechselkursrisken, die in der Krise schlagend wurden. Trotz Warnungen der Oesterreichischen Nationalbank griff die Regierung nicht ein, nach dem Motto „freie Märkte statt staatlicher Regulierung“.
  • Aufgeblähter im Ausland tätiger Bankensektor. In Island war der Bankensektor zehnmal so groß wie die Volkswirtschaft, in Österreich viermal so groß. In Island ein Vielfaches des BIP an Auslandsexposure, in Österreich fast 100 % des BIP, überwiegend in Osteuropa.

Ich stellte schon 2003 in einem Beitrag zum Sammelband „Alternativen zum Neoliberalismus im Zeitalter der Globalisierung“ fest, dass neoliberale Reformen Finanzkrisen verursachen und prognostizierte: „Die Frage ist nicht ob, sondern wann die nächste Krise, der nächste Crash kommt und wie wir darauf vorbereitet sind.“

Österreich hatte das Glück, dass Kanzler Schüssel abgewählt wurde und nach den Wahlen mit Kanzler Gusenbauer und Finanzminister Molterer eine gute Bewältigung der Krise durch massive staatliche Eingriffe in die Märkte gelang. Island hatte das Pech, dass der Regierungschef David Oddson zum Notenbankgouverneur ernannt wurde und dort noch immer an die effizienten Märkte glaubte. Trotz Warnungen aus dem Eurosystem handelte er nicht und vertraute darauf, dass die Märkte es richten werden. Island erlitt daher eine Währungs-, Banken- und Staatsschuldenkrise. Ich war im Herbst 2008 in Island bei Konferenzen der Euro-50-Group1) mit der Isländischen Notenbank und kurz danach in New York mit US-Akademikern, Policy Makern und Marktteilnehmern. Die US-Marktteilnehmer waren offen und sagten uns, dass sie nach Island gegen Länder in Osteuropa spekulieren würden: „Short the currency, short the debt and you will make profits. Eastern Europe is the soft underbelly of the Euro area.“

Ich wusste daher, dass wir Finanzhilfen für diese Länder benötigen würden und berechnete deren Finanzierungsbedarf mit etwa 100 Milliarden Euro. Ich schlug daher Gouverneur Ewald Nowotny vor, dass wir für eine Erhöhung der EU-Zahlungsbilanzfazilität2)  auf 100 Milliarden Euro lobbyieren sollten und schrieb dazu auch einen Artikel in Eurointelligence, die von den meisten EU-Entscheidungsträgern gelesen wird – „Lessons from the Icelandic crisis for the rest of us“. Darin schlug ich für Euro-Länder eine antizyklische Finanzierungsfazilität von 200 Milliarden Euro und für Nicht-Euro-Länder eine Erhöhung der EU-Zahlungsbilanzfazilität auf 100 Milliarden Euro vor. Gouverneur Nowotny sagte mir, dass er glaube, dass 50 Milliarden Euro eher durchsetzbar seien, womit er recht behalten sollte und sprach dazu mit Kanzler Faymann, der es unterstützte. Wir lobbyierten daher in den EU-Gremien.

Österreich war durch die unter der ÖVP/FPÖ-Regierung aufgebauten gewaltigen Ungleichgewichte sehr verwundbar. Nobelpreisträger Paul Krugman sagte, dass Österreich pleitegehen könnte. Die Finanzmärkte spekulierten gegen Österreich und die Credit Default Swaps Spreads (CDS Spreads = Versicherungsprämie gegen Staatspleite) stiegen im Frühjahr 2009 auf das Niveau Griechenlands. Klartext: Die Märkte schätzen damals eine Pleite Österreichs als gleich wahrscheinlich ein, wie eine Pleite Griechenlands.

Für Österreich war der Europäische Rat vom März 2009 wahrscheinlich der erfolgreichste seiner EU-Mitgliedschaft. Dieser Europäische Rat beschloss, nach intensivem österreichischen Lobbying, eine Erhöhung der Beistandsfazilität der EU für Zahlungsbilanzstützung3) auf 50 Milliarden Euro. Dieser Beschluss wurde sehr effektiv durch eine österreichisch-französische Koalition Faymann/Sarkozy, gegen den Widerstand der deutschen Bundeskanzlerin Merkel durchgesetzt. Für die französische Unterstützung leistete der Chef der Euro-50-Group, der frühere französische Finanzminister Edmond Alphandery, wichtige Überzeugungsarbeit.

Zusätzlich wurde ein EU-Beitrag zur Finanzierung des IWF von 75 Milliarden Euro (damals etwa 100 Milliarden US-Dollar) beschlossen. Damit brachte die EU gemeinsam mit Japan, die ebenfalls 100 Milliarden US-Dollar versprochen hatten, die USA unter Zugzwang, sodass auch diese 100 Milliarden US-Dollar versprachen. Dadurch konnte die G20 Anfang April 2009 in London die Mittel des IWF von 250 Milliarden US-Dollar auf 750 Milliarden US-Dollar erhöhen. Zusätzlich wurden Sonderziehungsrechte (SZR) im Wert von Milliarden US-Dollar durch den IWF an seine Mitgliedsländer ausgegeben.

Die großen Gewinner dieser Beschlüsse waren die osteuropäischen Länder und das mit ihnen eng verflochtene Österreich. Österreich war ein weiterer großer Gewinner, da die osteuropäischen Länder und damit die österreichischen Banken nicht pleitegingen. Die Finanzmärkte wussten nun, dass IWF und EU ausreichende Mittel besaßen, um die Region zu stabilisieren und die CDS Spreads und Zinsaufschläge sanken umgehend. Durch die niedrigeren Zinsen wurde die Konjunktur angekurbelt und der Staat Österreich ersparte sich Milliarden an Zinszahlungen.

Zusätzlich wurde auf österreichische Initiative im Jänner 2009 die „Vienna Initiative“ gegründet. Hier arbeiten die Behörden der Mittel- und Osteuropäischen Länder (MOEL) mit den dort tätigen Banken und den Behörden der Heimatländer der Banken, sowie der EU und den Internationalen Finanzinstitutionen (IFIs) zusammen, um die Finanzierung dieser Länder zu sichern. Sie hat einen wichtigen Beitrag zur Involvierung des Privatsektors und der IFIs zur Finanzierung der MOEL und damit zur Krisenbewältigung geleistet.

Vorher hatte schon das Eurosystem durch eine Swap-Vereinbarung mit der Schweizer Notenbank die Versorgung der österreichischen Banken mit Schweizer Franken gesichert. Die OeNB hatte sich besonders dafür eingesetzt, da Österreich den absolut höchsten Fremdwährungskreditbestand im Euroraum hatte. Ohne den Swap wäre es zu einem Crash der österreichischen Banken gekommen, die ihre Schweizer-Franken-Kredite nicht hätten refinanzieren können.

Ohne diese gemeinsame Schuldenaufnahme der EU hätte möglicherweise Nobelpreisträger Krugman recht behalten und Österreich wäre mit seinen durch die neoliberale Politik aufgebauten Ungleichgewichten, so wie Island, pleitegegangen.

Diese Schaffung von sicheren Anleihen durch die Kreditaufnahme der EU-Kommission hilft dem Euro im Wettbewerb mit anderen Währungen. Bisher 50 Milliarden Euro Zahlungsbilanzfazilität für Nicht-Euro-Länder, 60 Milliarden Euro EFSM für Euro-Länder, beides garantiert durch das EU-Budget, sowie EIB-Anleihen und jene des Europäischen Stabilitätsmechanismus bis 500 Milliarden Euro und seines Vorgängers des EFSF 440 Milliarden Euro, bilden bereits einen Grundstock von sicheren Anleihen – „safe assets“. Die nunmehr vorgeschlagene Kreditaufnahme durch die EU-Kommission in Höhe von 750 Milliarden Euro würde die internationale Rolle des Euro stärken und den Abstand gegenüber dem viel größeren US-Treasury Markt verringern. Ein weiterer Vorteil ist, dass die EU-Kommission für ihre Kreditaufnahme bis zehn Jahre keine Zinsen zahlen muss, sondern im Gegenteil Negativzinsen erhält, sodass real geringere Rückzahlungen erforderlich sind. Bei etwa 2 % Inflation wären es nach zehn Jahren etwa 20 % reale Ersparnis.

Es spricht also vieles für eine Unterstützung des Vorschlages der Europäischen Kommission. Die wesentlich bessere Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg als in der Zwischenkriegszeit ist auch wesentlich darauf zurückzuführen, dass man über den Marshall Plan hinaus Institutionen aufbaute, wie den IWF, die Weltbank, die EU usw., die Ländern bei Krisen zu Hilfe kommen.

Keine Hilfe zu leisten kommt im Endeffekt teurer als rasche Hilfeleistung. Um mit Kreisky zu sprechen: „Herr Bundeskanzler Kurz, lernen Sie Geschichte!“.

1)  Euro-50-Group:
Informelles, überparteiliches Forum bestehend aus aktiven und ehemaligen Finanzministern, Notenbankgouverneuren und Finanzexperten aus der EU.
2) EU-Zahlungsbilanzfazilität:
EU-Kommission nimmt garantiert durch das EU-Budget günstige Mittel auf den Finanzmärkten zur Rettung von Nicht-Euro-EU-Ländern auf.
3) Erhöhung der Beistandsfazilität der EU für Zahlungsbilanzstützung:
Kreditaufnahme durch EU-Kommission und damit Finanzierung der Krisenländer; EU-Budget bürgt für Schulden = EU-Schuldenunion die Österreich rettete.
 


Über den Autor

Franz Nauschnigg war von 1987 bis 2019 in der Oesterreichischen Nationalbank, seit 1999 Abteilungsleiter der Internationalen Abteilung. Er war wirtschaftspolitischer Berater der Finanzminister Staribacher, Klima und Edlinger. Er war in den 1990er Jahren im Aufsichtsrat der GBI und der Wiener Börse, in den 1980er Jahren im Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium, auch in den Kabinetten. Er ist Mitglied der Taskforce on Carbon Pricing in Europe und der Euro-50-Group.

 

Posted by Wilfried Allé Saturday, June 20, 2020 1:10:00 PM
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Große Solidarität und Koordination gefordert um EU-Bürger und das EU-Projekt zu retten 

ELEC - Gutachten
2. April 2020
Europäischen Liga für Wirtschaftliche Zusammenarbeit – ELEC
Rue Egmont 11 – Brussels
 

Als Nachfolger der Gründer der Europäischen Liga für wirtschaftliche Zusammenarbeit (ELEC *) teilen wir, die Präsidenten von ELEC International, die Nationalen ELEC Sektionen und die Internationalen Ausschüsse der ELEC die tiefe Besorgnis in der COVID-19-Pandemie, die in der EU zu einer Gesundheits- und Wirtschaftskrise in einer Größenordnung geführt hat, die niemand erwartet hat. Die Tiefe der Krise und ihre globale Natur erfordern eine große Solidarität und Zusammenarbeit auf allen Ebenen, insbesondere auf EU-Ebene. Es ist höchste Zeit, dass die europäischen Politiker mehr tun, es besser machen, schneller und gemeinsam zum Wohle aller EU-Bürger handeln.
 

Volle Unterstützung für alle Bemühungen der EU, die Pandemie und ihre sozialen und wirtschaftlichen Folgen einzudämmen


Die gegenwärtige Gesundheitskrise, die durch das Corona-Virus ausgelöst wurde, zieht nun die Weltwirtschaft in eine globale Rezession, da drei Milliarden Menschen auf unserem Planeten in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, während ganze Lieferketten und Unternehmen geschlossen wurden. Die Corona Pandemie führt zu einer Kombination aus Nachfrage-, Angebots- und Unsicherheitsschock. Das gefährdet die Beschäftigung und hat Auswirkungen auf die Ölpreise und die finanziellen Bedingungen.

Der medizinische und wirtschaftliche Kampf gegen COVID-19 ist miteinander verbunden.

Covid-19 stellt eine beispiellose Herausforderung für die europäischen Gesundheitssysteme und einen großen Schock für die EU-Wirtschaft dar. Die Tiefe der Rezession und das Tempo der anschließenden Erholung hängen entscheidend von 2 Faktoren ab: Der Effizienz der extremen Eindämmungspolitik, um die Katastrophe in den Krankenhäusern beherrschbar zu machen, um die Zahl der Todesopfer zu minimieren. Den massiven Unterstützungsmaßnahmen, die bereits unternommen wurden, um die Wirtschaft zu schützen und den darauffolgenden Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft.

ELEC unterstützt die Aktionen, die von den europäischen Institutionen durchgeführt wurden vollkommen. Sie lobt die Europäische Kommission für ihre Anstrengungen, insbesondere zur Stärkung der Investitionen durch die Coronavirus Response Investment Initiative, die Aussetzung der Fiskalischen Regeln und Grenzen des Stabilitäts- und Wachstumspakts, um eine umfassende Soforthilfe zu gewährleisten und die temporäre Ermöglichung staatlicher Beihilfen, um europäische Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern. Sie begrüßt die kühnen und umfassenden Interventionen der EZB und den Beitrag der EIB zur Mobilisierung von Ressourcen.

Die nationalen Regierungen haben natürlich gehandelt, um ihre Bürger, Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften zu unterstützen. Sie haben beispiellose „Whatever-it-takes“-Programme in Rekordgeschwindigkeit angenommen. Leider gibt es bei diesen nationalen Programmen zwei große Probleme. Sie sind unter den EU-Mitgliedsstaaten unkoordiniert und es fehlt an einem gemeinsamen Ansatz. Sie sind daher ungleich, bedrohen den Binnenmarkt und untergraben die Wirksamkeit der Maßnahmen.

In diesem Zusammenhang ist es zutiefst entmutigend, dass der Europäische Rat sich nicht auf eine gemeinsame fiskalische Reaktion auf den Gesundheitsnotstand und die damit verbundenen Budgetären Folgen einigen konnte. Der Mangel an europäischer Solidarität stellt eine existenzielle Gefahr für die EU dar. Die Notwendigkeit einer koordinierten und synchronisierten europäischen Reaktion wird von Stunde zu Stunde immer stärker. Die von der Pandemie am stärksten betroffenen EU-Mitgliedstaaten müssen auf die uneingeschränkte Solidarität der anderen zählen können, um öffentliche Meinungen und Finanzmärkte zu beruhigen. Ratsentscheidungen dazu, sind dringend erforderlich. Es ist an der Zeit, den Spielraum der europäischen Verträge voll auszuschöpfen.
 

Eine wirksame Zusammenarbeit, mutigere Aktionen und echte Solidarität
 

Da der medizinische und wirtschaftliche Kampf gegen COVID-19 miteinander verbunden ist, ist eine zweigleisige europäische Reaktion erforderlich, die sowohl medizinische als auch wirtschaftliche Herausforderungen bewältigt.

Erstens ist es notwendig, die Bereitstellung von Gesundheitsfürsorge in der gesamten EU zu gewährleisten, indem die Kosten für Tests, Präventionsmaßnahmen, Schutzmaßnahmen und medizinische Behandlung in der gesamten EU geteilt werden. Jüngste Umfrageergebnisse legen nahe, dass unter den europäischen Bürgern erhebliche Unterstützung für einen wirksamen politischen Rahmen besteht, der die Beschaffung, Lagerung und Zuteilung von Arzneimitteln zentralisiert. Die Staats- und Regierungschefs der EU sollten dringend die gleiche Bereitschaft zeigen, Solidaritätsvereinbarungen zu akzeptieren, um mit Notsituationen im Gesundheitswesen fertig zu werden. ELEC unterstützt das Subsidiaritätsprinzip, aber die Pandemie hat deutlich gemacht, dass die Gesundheitssolidarität ein Ziel der EU ist, das eine kooperative oder gemeinsame Souveränität fordert, insbesondere in Notsituationen. Die gegenwärtige Krise zeigt die akute Notwendigkeit, enorme Investitionen in die Vorbeugung von Pandemie-Ereignissen auf EU-Ebene bereitzustellen. Ein kollektives Engagement auf EU-Ebene ist notwendiger denn je und sollte sich im neuen EU-Haushalt widerspiegeln.

Zweitens: Während COVID-19 ein exogener, symmetrischer Schock ist, der alle EU-Länder betrifft, ist die daraus resultierende wirtschaftliche und soziale Auswirkung differenziert, abhängig von der Ausbreitung der Pandemie, den herrschenden wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen, der Widerstandsfähigkeit und den verfügbaren Reserven. Ohne Maßnahmen, um die finanzielle und wirtschaftliche Last der Krise gemeinsam zu tragen, besteht das Risiko, dass die Pandemie-Krise zu starken wirtschaftlichen und sozialen Divergenzen führen und eine neue Staatsschuldenkrise im Euroraum auslösen könnte.

Daher ist es in den kommenden Tagen zwingend erforderlich, dass sich alle Mitgliedstaaten des Euroraums und die Europäische Union auf eine gemeinsame Fiskalischen Reaktion auf die Krise einigen. Diese sollte sicherstellen, dass die Haushaltskosten der Pandemie überall unter gleichwertigen und günstigen Bedingungen finanziert werden können.

Wir glauben, dass eine gemeinsame Ausgabe von Schuldverschreibungen des Euroraums (COVID Eurobonds) in einem angemessenen Umfang, sowohl zur Beruhigung der Märkte, als auch zur Unterstützung der Mitgliedsstaaten – beginnend mit den am stärksten betroffenen, aber nicht beschränkt auf sie – durch diese außergewöhnliche Krise von entscheidender Bedeutung ist. ELEC hat schon widerholt derartige Lösungen vorgeschlagen, z.B. Eurobill-Vorschlag einer kurzfristigen gemeinsamen Finanzierung. Wenn diese Lösung kurzfristig nicht umgesetzt werden kann, sollten alternative Optionen rasch umgesetzt werden.
Eine erste Option wäre eine neue oder die Umgestaltung einer bestehenden Fazilität im Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), mit einer ultraleichten Konditionalität, die sich auf eine Ex-post-Überwachung der Mittelverwendung beschränkt. Die Mittel sollten zur Bekämpfung der Pandemie verwendet werden, mit extrem niedrigen Aufschlägen auf die ESM Finanzierungskosten versehen und für alle Länder des Euroraums nutzbar sein, selbst wenn sie nicht auf die Fazilität zugreifen, um jegliche Stigmatisierung zu vermeiden. Alternativ, oder vorzugsweise als Ergänzung, könnte im EU-Haushalt ein neues EU-Instrument eingerichtet werden, das die wirtschaftlichen Auswirkungen symmetrischer Schocks, wie z. B. Gesundheitsnotfälle, unterstützt. Eventuell ergänzt durch zusätzliche nationale Ressourcen. Diese mutigen Maßnahmen hätten den weiteren Vorteil, das Vertrauen in den Euro und seine internationale Rolle zu stärken, mit positiven Auswirkungen auf die Vollendung der Banken- und der Kapitalmarktunion.

Die Entscheidungen müssen die unterschiedlichen politischen Emotionen in den Mitgliedstaaten berücksichtigen. Empathie, gegenseitige Achtung, Mäßigung, Kreativität und echte Staatsmänner sind die Zutaten, die notwendig sind, um zu zeigen, dass die Europäische Union ein Projekt der Hoffnung, der Solidarität und der Verantwortung ist. Um Unterstützung und Vertrauen aufzubringen, sollten die Staats- und Regierungschefs der EU überzeugend kommunizieren, dass die Solidarität der EU eine notwendige Ergänzung und Stärkung der Wirksamkeit nationaler Bemühungen ist. Jetzt ist es an der Zeit, Leben und die Europäische Union zu retten.

 



Bernard Snoy et d’Oppuers (President ELEC International), Rainer Boden (Vice-President ELEC International), Servaas Deroose (Special Advisor to President ELEC International), François Baudu (Secretary General ELEC International), Andreas Grünbichler (ELEC Austria), Branco Botev (ELEC Bulgaria), Olivier Klein (ELEC France), Wim Boonstra (ELEC Netherlands & Monetary Commission), Maciej Dobrzyniecki (ELEC Poland), Antonio Martins da Cruz (ELEC Portugal), Radu Deac (ELEC Romania), Frances Homs Ferret (ELEC Spain), Thomas Cottier (ELEC Switzerland), Philippe Jurgensen (President ELEC Economic and Social Commission), Senén Florensa (President ELEC Mediterranean Commission), Javier Arias (ELEC International).
 

*)  ELEC wurde 1946 gegründet und unterstützt seit Beginn das europäische Projekt. ELEC, ein Gründungsmitglied der Europäischen Bewegung, ist eine internationale gemeinnützige Vereinigung, die auf die Förderung der Integration innerhalb der EU abzielt und den Geist der Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten und Menschen auf institutioneller, wirtschaftlicher, sozialer, politischer und kultureller Ebene fördert, um die Rolle Europas weltweit zu stärken.

ELEC-website: www.elec-lece.eu

Posted by Wilfried Allé Thursday, April 9, 2020 8:18:00 PM
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Veranstaltungstermine 

Posted by Wilfried Allé Friday, December 7, 2018 1:51:00 PM
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Weil Europa in alle Bereiche des Lebens hineinspielt ... 

Mit der Einrichtung der Themeninitiative Europa wird das Ver­sprechen eingelöst, nicht erst kurz vor Europa­wahlen europa­politische Themen partei­intern und öffentlich zu thema­tisieren, sondern dauer­haft. Die Ini­tia­tive er­möglicht einen offenen Aus­tausch zu ak­tu­ellen und lang­fristigen Themen.
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Posted by Wilfried Allé Monday, August 14, 2017 1:21:00 PM
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Welche Folgen hätte ein "Raus aus dem Euro" ? 

Der Euro wirkt in der anhaltenden weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise wie ein Schutzschirm für die Euroländer.

Traditionell sind besonders populistische Parteien und deren Spitzenvertreter dem Euro gegenüber ablehnend eingestellt. Zuerst agitieren sie gegen seine Einführung, dann fordern sie gemeinsam mit anderen populistischen Parteien im Euroraum den Austritt aus dem Euro und die Rückkehr zur früheren nationalen Währung oder auch eine Teilung in einen Nord- und einen Süd-Euro. Diese Vorschläge sind wirtschaftspolitisch nicht durchdacht, gefährlich und könnten uns alle teuer zu stehen kommen.
zum vollständigen Artikel von Franz Nauschnigg im Standard ->

Posted by Wilfried Allé Tuesday, August 23, 2016 10:37:00 PM
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BREXIT – Wie weiter in Europa? 

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Das Ergebnis des Referendums in Großbritannien über Verbleib oder Austritt aus der Europäischen Union stellt ohne Zweifel eine Zäsur in der europäischen Integration dar. 51,9% der britischen BürgerInnen, die am 23. Juni ihre Stimme abgegeben haben, sprachen sich für den Austritt Großbritanniens aus der EU aus. Wenn das Vereinigte Königreich aus der EU austritt, wäre es das erste Mal, dass ein Mitgliedstaat die Union verlässt, und ein Zeichen dafür, dass die europäische Integration kein unumkehrbarer Prozess ist.

Das erste Mal in der Geschichte der EU entscheidet sich ein Mitgliedstaat für den Austritt aus der Gemeinschaft.

Die Ursachen für das Ergebnis des Referendums sind vielschichtig. Klar ist jedenfalls, dass das Ergebnis als Votum gegen eine Politik der Eliten verstanden werden kann. Die neoliberale Ausrichtung des britischen Wirtschaftsmodells, das auf einem stark finanz-marktorientierten Kapitalismus beruht, wurde im Zuge der Krisenpolitik weiter verschärft – insbesondere durch eine strikte Sparpolitik, die die britische Regierung seit 2010 durch-führt. Viele Menschen, die das Gefühl haben, von der Politik im Stich gelassen zu werden, sprachen sich für einen Austritt aus der EU aus – aus einer Union, die sich spätestens seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschafts-krise 2008 mit einem tiefgreifenden Vertrauens- und Legitimationsdefizit konfrontiert sieht. Es ist denkwürdig, dass ausgerechnet in Groß-britannien – einem der Vorreiter des Neoliberalismus – eine Mehrheit für einen Austritt aus der Europäischen Union votierte, deren politische Ausrichtung schon lange von einer Dominanz neoliberaler Wirtschaftspolitik geprägt ist. Welche Auswirkungen das Votum so-wohl auf Großbritannien als auch auf die Europäische Union haben wird, ist noch höchst ungewiss und steht nun im Mittelpunkt intensiver Debatten.

Viele stellen jetzt die Frage, ob die Reaktion auf das Brexit-Votum „mehr Europa“ oder im Gegenteil „weniger Europa“ heißen muss. Aus unserer Sicht ist das der falsche Ansatz: Es geht vielmehr um Frage, welche Europäische Union wir wollen. Zum einen darf Europa nicht zum Spielball nationalistischer Kräfte werden, die die Gesellschaften Europas spalten wollen. Zum anderen wäre es der vollkommen falsche Weg, die europäische Integration zu vertiefen, indem der gescheiterte neoliberale Kurs der EU fortgesetzt und weiter zugespitzt wird. Die bisherige fehlgeleitete Krisenpolitik – die insbesondere aus strikter Sparpolitik, Lohndruck nach unten und einseitigen Wirtschaftsreformen zur Erlangung von Wettbewerbsfähigkeit bestand – hat die Krise in der EU verschärft und das Vertrauen der europäischen BürgerInnen in die EU nachhaltig erodiert.

Ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Um es zu verhindern, muss die europäische Politik eine entschiedene Kehrtwende vollziehen. Aus Sicht der AK ist ein grundlegender Kurswechsel hin zu einem sozialen Europa erforderlich, indem Vollbeschäftigung, soziale Sicherheit und Ver-teilungsgerechtigkeit in den Mittelpunkt der europäischen Politik gerückt werden.

Die EU muss sich von ihrem neoliberalen Kurs verabschieden und einen Kurswechsel in Richtung eines sozialen Europas einleiten.

In dieser Sonderausgabe des infobrief eu & international wollen wir einen einen kom-pakten ersten Überblick über die Hintergründe des Referendumsergebnisses in Groß-britannien und dessen mögliche Auswirkungen bieten und darstellen, welche Schritte nach dem Brexit-Referendum gesetzt werden müssen, um den dringend notwendigen Kurs-wechsel in Richtung eines sozialen Europas einzuleiten.

Der erste Teil dieses Heftes widmet sich dem schon lange spannungsreichen Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU, stellt das Ergebnis des Referendums dar und analysiert, welche Ursachen zu dem Votum geführt haben könnten. Der zweite Teil analy-siert, welche möglichen Folgen das Referendumsergebnis nach sich ziehen könnte – in Bezug auf politische Entwicklungen, ökonomische Effekte und rechtliche Fragen. Wesentliche Eckpunkte des dringend notwendigen Kurswechsels, den die europäische Politik jetzt einleiten muss, beschreiben wir im dritten Teil.

Wir wünschen eine spannende Lektüre!

Éva Dessewffy, Frank Ey, Amir Ghoreishi, Christa Schlager, Nikolai Soukup, Norbert Templ und Alice Wagner

Zum Originalartikel ->

Posted by Wilfried Allé Monday, July 11, 2016 2:27:00 PM
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