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Geologisches Denken und wie es helfen könnte, die Welt zu retten

von Marcia Bjornerud

Übersetzung: Dirk Höfer
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Format: Hardcover
Genre: Geschichte/Kulturgeschichte
Umfang: 245 Seiten
Erscheinungsdatum: 02.09.2020
Preis: € 28,80

Rezension aus FALTER 48/2020

Geologisches Denken kann das Klima retten

Manchmal ist es hilfreich, einen Schritt zurückzutreten, um Abstand und damit Überblick zu gewinnen. Zum Beispiel, um das Leben auf der Erde zu verstehen und damit uns selbst.

Marcia Bjornerud ist Professorin für Geowissenschaften und Umweltstudien an der Lawrence University in Appleton, Wisconsin, und kümmert sich um die 4,5 Milliarden Jahre umfassende Geschichte des Planeten bis zum Holozän, in dem der Mensch erscheint. Das klingt nach weit entfernten Zeiträumen, hat aber fundamental mit unseren heutigen Herausforderungen zu tun, meint Bjornerud. In ihrem Buch „Zeitbewusstheit. Geologisches Denken und wie es helfen könnte, die Welt zu retten“ erklärt sie, welches Problem unsere Gesellschaft mit der Zeit hat.

„In einer Kultur, die die Zeit als einen Feind behandelt und alles dafür tut, ihr Verstreichen zu leugnen, wird unsere naturgegebene Abscheu vor dem Tod noch verstärkt“, heißt es da. Weil wir keine Lust auf „Geschichten ohne menschliche Protagonisten“ haben, bleiben wir „zeitliche Analphabeten“. Um dem abzuhelfen, führt uns Bjornerud durch die bisherige Geschichte der Erde, in der Elemente, Isotope und Steine, Kontinente, Sedimente und Vulkane die Hauptrolle spielen, und schafft damit ein erhellendes Korrektiv.

Obwohl verständlich dargestellt, erfordert ihr „Grundkurs Geologie“ viel Geduld. Aber es lohnt sich, denn mit dieser Reise in die Tiefenzeit macht Bjornerud verständlich, wie fundamental unsere Existenz in der Erdgeschichte verwurzelt ist und wie gefährdet das Klima und damit das Leben schon immer war.

Das Anthropozän – das Zeitalter, in dem der Mensch selbst den Planeten an den Rand des Kollaps brachte – bedeutet für sie nicht das „Ende der Natur“, sondern „das Ende der Illusion, dass wir außerhalb der Natur stehen“. Dazu bedarf es eines „polytemporalen“ Denkens, das begreift, dass die Vergangenheit nicht vorbei ist und ihr Verständnis uns helfen kann, die Zukunft zu bewältigen. Ein Buch der Stunde im wörtlichen Sinn.

Kirstin Breitenfellner in FALTER 48/2020 vom 27.11.2020 (S. 32)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, November 25, 2020 11:17:00 AM Categories: Geschichte/Kulturgeschichte
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