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Über das Leben 

von Hans Krankl, Herbert Prohaska

ISBN: 9783990017104
Verlag: edition a
Umfang: 192 Seiten
Format: Hardcover
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Sammlung: Aktuelle Biografien
Sachbücher zum Verschenken
Erscheinungsdatum: 23.09.2023
Preis: € 24,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Die Heiterkeit des Seins, ein Bad in der Nos­tal­gie als Jung­brun­nen und die bes­ten Sei­ten al­ler Le­bens­pha­sen: Hans Krankl und Her­bert Pro­has­ka in ei­ner tief­sin­ni­gen Dop­pel­con­férence, die das Herz be­rührt und mit ei­nem Augen­zwin­kern auch den neuen Zei­ten Leich­tig­keit gibt

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Hans Krankl, geboren 1953 in Wien, ist bekannt als ehe­ma­li­ger Profi­fuß­bal­ler un­ter an­de­rem bei SK Rapid Wien, beim FC Bar­ce­lona, wo er „Golea­dor“ ge­nannt wur­de, Fuß­ball­trai­ner der öster­rei­chi­schen Natio­nal­mann­schaft, Sän­ger, TV-Ex­per­te bei Sky und Ko­lum­nist. Mit Her­bert Pro­has­ka ver­bin­det ihn eine fast lebens­lan­ge Freund­schaft und Ri­va­li­tät Her­bert Pro­has­ka, ge­bo­ren 1955 in Wien, ge­nannt „Schneckerl“, ist ehe­ma­li­ger Profi­fuß­bal­ler, un­ter an­de­rem bei der Wie­ner Aus­tria und der AS Roma, und frü­he­rer Fuß­ball­trai­ner der öster­rei­chi­schen Natio­nal­mann­schaft. Er ana­ly­siert für den ORF Fuß­ball­spie­le, schreibt Ko­lum­nen für die Kro­nen Zei­tung und singt. Mit Hans Krankl ver­bin­det ihn eine fast lebens­lan­ge Freund­schaft und Ri­va­lität.

Rezensionen

Autorius  5,0 von 5 Sternen Vergnüglich, positiv, menschlich, schön
Leicht lesbares Buch, das mit tiefer Lebens­weis­heit die Welt zurecht­rückt. Es geht um das Älter­werden, um die neuen Zei­ten, ich weiß gar nicht, wo ich an­fan­gen soll, es geht um so vie­les und in die­sem Buch schaf­fen es diese zwei öster­rei­chi­schen Kult­fi­guren, dem Leben auch in schwe­ren Zei­ten die gu­ten Sei­ten ab­zu­ge­winnen.

K. Thomas  5,0 von 5 Sternen Spitzenbuch
Ein muß für jeden Fußballfan

Posted by Wilfried Allé Tuesday, December 12, 2023 3:44:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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Zeitgeschichte(n) aus 50 Jahren 

Berichte, Interviews, Vorträge

von Eugen Freund

ISBN: 9783990295571
Verlag: Wieser Verlag
Format: Hardcover
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Umfang: 250 Seiten
Erscheinungsdatum: 31.10.2022
Preis: € 24,90

Kurzbeschreibung des Verlags:

Epochenjahr 1923: Wirren und Wende­punkte in Deutsch­land und der Welt
Vom Ortstafelkonflikt in Kärnten 1972 bis zum Ukraine-Krieg 2022, von den „dunklen Wol­ken über der US-Auto­in­dus­t­rie“ 1980 bis zum Im­peach­ment ge­gen Donald Trump im De­zem­ber 2019, vom ers­ten Por­trät des da­mals noch fast un­be­kannten Au­tors Peter Tur­rini im „Pro­fil“ 1973 bis zu Thea­ter-Mati­neen im Stadt­thea­ter Klagen­furt 2006. Eugen Freund hat im Rah­men sei­ner jour­na­lis­ti­schen Tätig­keit ein viel­fäl­tiges Œuvre ver­fasst: Vor­träge über das „Trans­at­lan­ti­sche Ver­hält­nis“ oder der Be­richt über einen Mör­der, der sich bis zum Ge­fängnis­di­rek­tor so­zi­a­li­siert hat – die „Zeit­ge­schichte(n)“ füh­ren uns zu­rück zum schreck­li­chen Erd­be­ben im be­nach­bar­ten Friaul (1976) oder zum Ende des „Aus­tro-Por­sche“, der in Öster­reich die Auto­mo­bil­in­dus­trie neu be­le­ben sollte. In New York be­sucht er Hedy Kempny, eine Freun­din des Schrift­stel­lers Arthur Schnitz­ler, er schil­dert die Aus­wir­kun­gen der Öl­katas­tro­phe der „Exxon Valdez“ in Alas­ka und den Ab­sturz einer „Panam 747“ über Locker­bie in Schott­land. Er­gänzt wer­den die Bei­trä­ge durch aus­führ­liche Inter­views: Der Medien­mogul Ted Turner kommt eben­so zu Wort wie etwa der Frie­dens­nobel­preis­trä­ger Elie Wiesel, UNO-General­sekre­tär Ban Ki-Moon, der ehe­mali­ge Kärnt­ner Landes­haupt­mann Hans Sima, Han­nes An­drosch am Tag sei­nes Aus­schei­dens aus der Credit­an­stalt, oder die ehe­mali­ge US-Außen­mi­nis­terin Madeleine Albright. Die Be­richte und Re­por­tagen er­schie­nen ur­sprüng­lich in der „Kärnt­ner Tages­zei­tung“, der „Presse“, der „Welt­woche“, im „Profi l“, der „ZEIT“, der „Vogue“, im „Kurier“, im „Stan­dard“, in der „Ber­liner Zei­tung“ und in „Woman“. Aber auch ei­ni­ge Bei­träge, die Freund für das ORF-Ra­dio oder das Fern­se­hen ver­fasst hat, fin­den sich hier wie­der. Ein kurz­wei­li­ger Rück­blick auf ein hal­bes Jahr­hun­dert Zeit­ge­schehen.

FALTER-Rezension:

Journalistische Zeit­ge­schich­ten

Der Autor Eugen Freund war Europa­ab­ge­ordne­ter, Mode­ra­tor der "Zeit im Bild" und ORF-Aus­lands­korres­pon­dent. Was viele über­ra­schen wird: Freund war als an­ge­hen­der Jour­na­list auch Zeu­ge des so­ge­nann­ten Orts­tafel­sturms in Kärn­ten 1972. Die Kra­walle ge­gen die zwei­spra­chige Orts­ta­feln ver­hin­der­ten, dass ein der slowenischen Minderheit im Staatsvertrag gegebenes Versprechen umgesetzt wurde. 39 Jahre (!) später kam es zu einem Kompromiss.

Der Ortstafelstreit hielt länger an, als die Ber­li­ner Mauer be­stand, rech­net Freund bei sei­ner Buch­prä­sen­ta­tion im Wie­ner Funk­haus vor. Ty­pisch für Freund, für den in sei­ner lan­gen Kar­ri­e­re die Ver­bin­dun­gen zwi­schen der wei­ten Welt und Öster­reich stets im Zen­trum ge­stan­den sind. Er hat den Fall der Ber­li­ner Mauer er­lebt, Donald Trump als Plei­tier in frü­hen Jah­ren wahr­ge­nom­men und sehr rasch die Be­deu­tung Barack Obamas er­kannt. Eugen Freund war im­mer ein ex­trem viel­sei­ti­ger Jour­na­list, was sich in sei­nem Buch nie­der­schlägt, das die letz­ten 50 Jahre lebendig werden lässt.

Raimund Löw in Falter 51-52/2022 vom 23.12.2022 (S. 27)

Posted by Wilfried Allé Tuesday, December 27, 2022 9:55:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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Spazierengehen ist erlaubt 

Eine Stimmen-Collage der Pandemie in Erinnerungen, Zitaten, Träumen & Albträumen

von Sebastian Hofer , Wolfgang Paterno

ISBN: 9783903290617
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Umfang: 300 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 01.10.2021
Verlag: bahoe books
Preis: € 19,00

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Das wahre Dunkel der Corona-Pandemie erschließt sich nicht in Fallzahlen und Übersterblichkeitsstatistiken. Es lässt sich nicht anhand von Aktienkursen und Arbeitslosenzahlen erfassen, nur bedingt an Angst-, Stress- und Depressionserzählungen, Bildungs- oder Protestberichten. Die Pandemie ist uns allen, die wir im Frühling 2020 aus dem gewohnten Leben gerissen wurden, eingeschrieben, zu oft aber noch immer unlesbar. Es bleibt auf unbestimmte Zeit hinaus unfassbar, wie diese kollektive Grenzerfahrung in das Gefüge der Welt eingegriffen hat.
Dieses Buch ist der Versuch, die Dynamiken der Pandemie zu ermessen – an dem, was über sie gesagt und geschrieben wurde. Im ersten Schock, im trügerischen Aufatmen, in den Rückschlägen und Hoffnungen. Im Versuch, damit zurechtzukommen, die jähe Bedrängnis der Pandemie zu managen, zu bewältigen, zu vergessen, über die Opfer zu trauern. Von Politikerinnen, Friseuren, Kindern, Kranken und Hinterbliebenen. Von Zweiflern und Kritikerinnen, Wissenschaftlern, Reporterinnen und Journalisten, Autoren und Schriftstellerinnen, Schülern und Schülerinnen. Von so vielen. Spazierengehen ist erlaubt ist das Logbuch eines schier endlosen Ausnahmejahres, in dem Erinnerungen, Zitate, Träume und Albträume als Stimmen-Collage versammelt sind. Das Geflecht im Gerüst sich überschlagender Ereignisse, ein anschwellender Kanon des Unsagbaren.

FALTER-Rezension

Es wäre natürlich schöner, wir hätten das Gröbste überstanden und diese Neuerscheinung ließe sich als Nachbericht lesen. "Eine Stimmen-Collage der Pandemie in Erinnerungen, Zitaten, Träumen &Albträumen" (Untertitel) haben die Profil-Redakteure Hofer und Paterno zusammengetragen und zum "Logbuch eines endlosen Ausnahmejahres" (Vorwort) arrangiert. Die Frage ist, ob man das ausgerechnet jetzt lesen möchte -und nicht lieber in Kochbüchern nach aufwendigen Rezepten stöbert oder sich einen dicken Roman aus dem 19. Jahrhundert vornimmt.

Dessen ungeachtet bietet "Spazierengehen ist erlaubt" einen guten Überblick über die Dynamiken der Pandemie sowie das atemlose Wortgeklingel, das diese Zeit mitprägt. Das Buch listet nicht nur beflissen Politikerzitate und Pressestimmen auf, auch Schülerinnen, Postbusfahrer und Schriftstellerinnen kommen darin zu Wort.

Sebastian Fasthuber in Falter 48/2021 vom 03.12.2021 (S. 36)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, December 1, 2021 10:56:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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Wie dekadente Eliten unsere Gesellschaft ruinieren

von Heinzlmaier Bernhard

ISBN 9783945398500
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Umfang: 120 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 19.09.2016
Verlag: Hirnkost
Preis: € 18,50

 

Beschreibung des Verlags:

Bernhard Heinzlmaier, Österreichs prominentester Jugend­forscher, pro­vo­ziert auch in sei­nem neuen Essay wieder dort, wo’s weh­tut, und die, die es tref­fen soll: prin­zi­pien­lose Ma­na­ger, die sich be­nehmen „wie das miss­ra­tene Kind einer wohl­stands­ver­wahr­los­ten Er­zie­hung“, Po­li­ti­ker, die „nur an die Macht wol­len, egal mit wel­chen In­hal­ten“. Aber auch den wieder er­stark­ten re­li­giö­sen Totali­taris­mus und schließ­lich das Phä­no­men der neuen rechts­popu­lis­ti­schen Bür­ger­be­we­gungen und Par­teien ana­ly­siert Heinzl­maier in der ge­wohn­ten Schärfe.

"Vieles von dem, was wir bis heute hoch­ge­schätzt und hoch­ge­halten haben, wie die Sta­bi­li­tät unserer klei­nen Ge­mein­schaften, die Sicher­hei­ten des Sozi­al­staates, der in­nere Friede im Land, die Sicher­heit des Ar­beits­plat­zes, die so­li­den Löhne und Ge­häl­ter, geht nach und nach ver­lo­ren, wird re­du­ziert oder gar ab­ge­schafft – und trotz­dem blei­ben die Men­schen selt­sam un­auf­ge­regt. Man ist zwar da­ge­gen, dass einem ge­nom­men wird, was man zu ha­ben ge­wohnt ist, aber nicht mit großer In­ten­si­tät. Leiden­schaft und Ziel­strebig­keit fehlen, weil sich die Men­schen nicht mehr sicher sind, dass ihnen das bis­he­rige gute Le­ben wirk­lich zu­ge­stan­den hat, dass sie es wirk­lich ver­dient ha­ben. Sie sind ver­un­sichert von einer neo­libe­ralen Pro­pa­gan­da, die ihnen er­folg­reich ein­redet, dass alle jene, denen es ma­te­ri­ell gut geht, ohne täg­lich große Ri­si­ken ein­zu­gehen, sich nur des­halb im Zu­stand der Zu­frie­den­heit be­fin­den, weil sie auf Kos­ten von staat­lichen Leis­tungen le­ben, die sich das Ge­mein­wesen gar nicht mehr leis­ten kann.

Im Gegensatz dazu wird als das richtige Leben eine in­sta­bi­le und un­sichere Seins­weise pro­pa­giert, eine dis­kon­ti­nuier­liche, ri­si­ko­reiche Exis­tenz voll ner­vöser Un­ruhe, ge­prägt von spon­tan auf­blitzen­den Chan­cen, die nur der er­grei­fen kann, der schnell, rück­halt­los und ohne zu zö­gern rea­giert und der vor allem da­zu be­reit ist, alte Sicher­heiten und Be­hag­lichkei­ten auf­zu­ge­ben. Der Neo­li­bera­lis­mus kann den An­blick des zu­frie­denen Men­schen nicht er­tra­gen. Er muss ihn aus sei­ner Kom­fort­zone ver­trei­ben, ihn in ei­nen Zu­stand der per­ma­nen­ten An­span­nung, der quä­len­den Be­sorgt­heit, der ego­is­ti­schen Angst und der feind­se­li­gen Kampfes­lust ver­setzt se­hen. Nur die­ser­art lebt der Men­sch, so die Ideo­lo­gie der Neo­li­be­ralen, im Ein­klang mit seiner Natur.“

Heinzlmaiers „Aufruf zum Widerstand“ erinnert an die auf­rüt­telnde Streit­schrift Empört Euch! des großen Stéphane Hessel. Aller­dings fällt Bern­hard Heinzl­maiers Be­stands­auf­nahme weni­ger opti­mis­tisch aus:

„Die Politik, so wie wir sie bisher ge­kannt haben, ist da­bei, zu ver­schwin­den. Was von ihr noch übrig ist, ist eine An­samm­lung von hand­lungs­un­fä­hi­gen hoh­len Ge­fäßen, ge­nannt Par­teien, deren Äu­ße­res zwar ar­tig und adrett aus­sieht, deren In­nen­le­ben aber he­run­ter­ge­kom­men und ver­rot­tet ist.“

„Während früher die Parteien Träger von Ideen, Ide­alen und Welt­an­schau­ungen, von Vi­si­onen und großen Ge­sell­schafts­ent­wür­fen waren, sind sie heu­te nicht mehr als sich un­ter dem Ein­fluss des Zeit­geis­tes wan­deln­de mo­di­sche For­men. Sie sind weit­ge­hend auf ihr äu­ße­res Er­schei­nungs­bild re­du­ziert, weil die großen Er­zäh­lungen, wie der Li­be­ra­lis­mus, der So­zia­lis­mus oder der Kon­ser­va­tis­mus, an Strahl­kraft ver­loren ha­ben. Wo die al­ten Welt­an­schau­ungen nicht mehr prä­sent sind, tritt an ihre Stel­le die Äs­the­tik.“

Bernhard Heinzlmaier seziert die öffentliche Per­for­mance der Par­teien mit dem schar­fen Blick des pro­fessio­nel­len Markt­for­schers:

„Aber auch die Ästhetik der Parteien ist, sieht man ge­nauer hin, nichts als wert­lo­ser Flit­ter, von em­pa­thie- und geist­lo­sen PR- und Wer­be­agen­turen ge­schaf­fener bil­li­ger Kom­mu­ni­kations­kitsch, be­ste­hend aus tri­via­ler, ein­falls­lo­ser und re­dun­dan­ter Bild­äs­the­tik und plat­ter, scha­ler und ba­na­ler Rhe­to­rik.“

„Die Politik ist heute weitgehend genauso oppor­tu­nis­tisch wie der durch­schnitt­liche Soft­drink-Kon­zern. Wie die schlimms­ten Pro­duk­te der Kul­tur­in­dus­trie, neh­men wir hier als Bei­spiel Helene Fischer, schmiegt die Po­li­tik sich gur­rend und schnur­rend an die vul­gä­ren Über­zeu­gun­gen und äs­the­ti­schen Be­dürf­nisse des Durch­schnitts­men­schen an und um­garnt sein Ego mit hin­ge­bungs­vol­len Treue-, Nutzen- und Sym­pa­thie­ver­spre­chen, von de­nen sie in dem Au­gen­blick, in dem sie sie ab­gibt, schon weiß, dass sie sie nicht hal­ten wird. So wie die Be­sucher­Innen des Helene-Fischer-Kon­zer­tes am Ende mit einem Packen re­ali­täts­fer­ner Il­lu­sio­nen in ihren freud­lo­sen All­tag zu­rück­ge­schickt wer­den, er­wachen die Wähler­Innen, wenn ihr von der mani­pu­la­tiven Über­zeu­gungs­kom­mu­ni­ka­tion her­vor­ge­ru­fe­ner Ge­sin­nungs­rausch aus­ge­schla­fen ist, mit Kopfs­chmer­zen und lee­ren Hän­den dort, wo sie sich im­mer schon be­fan­den, außer­halb des In­ter­es­ses und der Auf­merk­sam­keit der herr­schen­den po­li­ti­schen Elite.“

„Eine jede Politik, der es um Er­folg ab­seits von Über­zeu­gun­gen geht, die Wähler­Innen als Mani­pu­la­tions­ob­jekte be­trach­tet, die sie mit Maß­nah­men der stra­te­gi­schen Kom­mu­ni­ka­tion mal mehr und mal we­ni­ger sub­til dort­hin zu brin­gen ver­sucht, wo­hin sie sie ha­ben will, ist po­pu­lis­tisch. Po­pu­lis­tisch ist letzt­end­lich jede Po­li­tik, die von In­di­vi­duen be­herrscht wird, die in ers­ter Li­nie die Macht wol­len und de­nen es egal ist, mit Hil­fe wel­cher Ideen, In­hal­te, Aktio­nen und Kom­mu­ni­katio­nen sie zu die­ser kom­men. Po­pu­lis­mus ist die pure Lust an der Macht, die ohne Wer­te und Grund­über­zeu­gungen aus­kommt. Ge­lie­fert wird das, was sich dem Bür­ger am bes­ten ver­kau­fen lässt. Und das sind in der ge­gen­wär­ti­gen Si­tua­tion jene Ideen, deren Grund­lage ir­ratio­na­le Ängs­te und unter­drück­ter Hass sind. Po­li­tik hat heu­te dort Er­folg, wo sie an die Res­sen­ti­ments der Mas­sen an­knüpft, an deren unter­­drück­ten Är­ger, der sich da­durch zur Ent­la­dung brin­gen und für den Vor­teil der ei­ge­nen Par­tei ins­tru­men­ta­li­sieren lässt, wenn man ein pas­sen­des Opfer­lamm an­bie­tet, das dar­ge­bracht wird, um die ei­gene Schuld an der miss­li­chen Lage zu süh­nen und ver­ges­sen zu ma­chen. Die ei­gene Un­fähig­keit der mit­tel­eu­ro­päi­schen Be­völ­ke­rung, mit der Zu­wan­de­rung emo­tio­nal fer­tig­zu­wer­den, wird durch die ri­tu­elle Stig­ma­ti­sie­rung, Ab­wer­tung und Aus­schlie­ßung der Flücht­linge kom­pen­siert. Nicht die xeno­pho­ben, ver­un­sicher­ten und ängst­li­chen Bür­ger­Innen sol­len da­ran schuld sein, dass das Zu­sam­men­le­ben mit den Flücht­lin­gen nicht klappt, der Flücht­ling ist es, mit sei­nem un­zi­vili­sier­ten Be­tra­gen, sei­ner ge­lo­genen Not, sei­ner un­ge­zü­gel­ten Sexuali­tät.“

Nicht zufällig hat Bernhard Heinzl­maier sei­nen ak­tuel­len Essay am Vor­abend zahl­rei­cher Wah­len ver­fasst, in denen sich rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­teien an­schicken, im­mer mehr Par­la­men­te zu er­o­bern und Eu­ropa nach­hal­tig zu ver­än­dern. Wel­che Klien­tel be­die­nen die­se Par­teien ei­gent­lich? Wo wer­den sie bei den kom­men­den Wahlen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern (4.9.), Nieder­sachen (11.9.) und Ber­lin (18.9.), aber auch bei der er­neu­ten Bun­des­prä­si­den­ten­wahl in Öster­reich am 2. Ok­to­ber punk­ten kön­nen? fragt und ana­ly­siert Bern­hard Heinzl­maier im ab­schlie­ßenden Teil seines Essays.

„Das Ressentiment ist immer mit Neid ver­bunden. Man be­nei­det die, denen et­was ge­ge­ben wird, das man selbst nicht ha­ben kann. Dem Res­sen­ti­ment­be­la­denen geht es gar nicht pri­mär da­rum, dass das Un­recht ge­tilgt wird und er selbst das be­kommt, von dem er glaubt, dass es ihm zu­steht. Viel lie­ber ver­zich­tet er auf den ei­ge­nen Vor­teil, wenn er sich da­für an der Be­stra­fung derer, die aus sei­ner Sicht un­be­rech­tigt ge­nos­sen ha­ben, mit per­ver­sem Ver­gnü­gen de­lek­tie­ren kann. Und so blüht der Neid­bür­ger auf, wenn der Mi­grant in sein de­so­la­tes Her­kunfts­land ab­ge­scho­ben wird, die wei­nen­den Kin­der am Arm hin­ter sich her­zie­hend, die ge­rade alle ihre emo­tio­nal wich­tigen Be­zugs­per­sonen ver­loren ha­ben. Sein geis­ti­ges Auge sieht die Un­ge­be­tenen und Un­ge­lieb­ten be­reits jetzt, wäh­rend er vor dem Fern­seh­ap­pa­rat sit­zend deren Ver­la­dung in Trans­port­ma­schi­nen be­obach­tet, wie sie auf hilf­lo­ser Her­bergs­su­che durch ihnen fremd ge­wor­dene halb­zer­stör­te Städte irren. Und um das Herz wird es ihm ganz leicht, weil er sich ein klein wenig als Ur­heber des Straf­ge­richtes sieht, dass die Ar­men nun stell­ver­tre­tend für jene über sich er­ge­hen las­sen müs­sen, die er wirk­lich hasst, aber die er nicht has­sen darf, weil es ihm sein na­tio­na­lis­ti­sches Über-Ich ver­bie­tet: die öko­no­mi­schen und po­li­ti­schen Eli­ten sei­nes Lan­des.“


Bernhard Heinzlmaier ist seit über zwei Jahr­zehnten in der Jugend­for­schung tätig. Er ist Mit­be­grün­der des Insti­tuts für Jugend­kul­tur­for­schung und seit 2003 ehren­amt­licher Vor­sitzen­der. Haupt­be­ruf­lich lei­tet er das Markt­for­schungs­unter­nehmen tfactory in Ham­burg. 2013 er­schien im Archiv der Jug­end­kul­turen Ver­lag von ihm: Per­former, Styler, Ego­isten. Über eine Jugend, der die Al­ten die Ideale ab­ge­wöhnt haben.

Posted by Wilfried Allé Saturday, October 30, 2021 8:39:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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Neulich in Amerika 

von Eliot Weinberger

Übersetzung: Beatrice Faßbender
Übersetzung: Eike Schönfeld
Herausgegeben von: Beatrice Faßbender
Übersetzung: Peter Torberg
Verlag: Berenberg Verlag GmbH
Format: Taschenbuch
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Umfang: 272 Seiten
Erscheinungsdatum: 14.07.2020
Preis: € 16,50
Klappentext

Aus dem Englischen von Beatrice Faßbender, Eike Schönfeld und Peter Torberg. Eliot Weinberger ist nicht nur einer der originellsten Essayisten, er ist auch einer der schärfsten politischen Kommentatoren der USA. In seinen Texten über die Machenschaften unter den Regierungen Bush und Trump lässt er die Fakten sprechen: Er trägt Nachrichtendetails und Aussagen von Politikern zusammen und führt uns damit den Wahnsinn, der in den USA zum Alltag geworden ist, noch einmal vor Augen. Seien es der Irakkrieg - das Stück "Was ich hörte vom Irak" wurde international berühmt -, so fromme wie homophobe Republikaner, Konzentrationslager für geflüchtete Kinder, Rassismus oder schlicht die Überlegenheit amerikanischer Weine gegenüber französischen (Donald Trump: "Die sehen einfach gut aus, ok?"). Weinbergers Essays sind eine Chronik des galoppierenden Irrsinns.
 

Rezension von Katharina Teutsch

Katharina Teutsch nennt Eliot Weinberger einen der letzten Selbstdenker der amerikanischen Linken. Weinbergers Essays über politische Kultur in den USA von Bush bis Trump (Obama ausgenommen) lässt Teutsch erst schmunzeln, macht sie sehr bald aber sprachlos angesichts der mit rhetorischen Stilmitteln eingeleiteten und mit Biss geschilderten Einzelheiten aus der Ära Bush und der Ära Trump. Erschütternd für Teutsch, noch einmal mit dem prallen Desaster von Trumps Amtszeit konfrontiert zu werden, aber ein Klassiker, schon jetzt, meint sie.

Posted by Wilfried Allé Sunday, November 29, 2020 8:20:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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Fake und Fiktion 

Über die Erfindung von Wahrheit

von Thomas Strässle

Verlag: Hanser, Carl
Format: Taschenbuch
Genre: Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Umfang: 96 Seiten
Erscheinungsdatum: 11.03.2019
Preis: € 18,50

 

Rezension aus FALTER 12/2019

Wie kann man die Wirklichkeit erkennen?

Medien: Jan Skudlarek und Thomas Strässle erklären den Wert der Wahrheit und wie man Fakes erkennt

Vor nicht allzulanger Zeit schwang im Konzept der Fiktion ein Geschmack von Freiheit mit. Von Schalk, von furioser Erfindungsgabe, neckischen Seitenhieben auf die Realität. Etwas von dem Versprechen, sich für die Dauer der Lektüre eines Romans, eines Theaterabends oder eines Kinobesuchs in eine alternative Welt hineinziehen zu lassen. Inzwischen, in der Halbzeit von Donald Trumps Amtszeit als Präsident der USA, zuckt man ein bisschen zusammen, wenn man „alternative Welt“ liest.

Zu real, zu wenig fiktiv erscheint die Aussicht, dass Trumps zusammengezimmertes Weltbild aus kruden Behauptungen, verdrehten Halbwahrheiten, von auf breitbart.com lancierten Fake News und eben „alternativen Fakten“ die sauer erkämpfte mediale Öffentlichkeit untergräbt.

Auch einige der letzten Feuilleton-Aufreger tun dem Ruf der Fiktion nichts Gutes. So herrscht eine zunehmende Verwirrung um die Begriffe Lüge und Fiktion, wenn beispielsweise kommentiert wird, dass der Spiegel-Journalist Claas Relotius seine Reportagen fingiert habe. (Er hat sie gefälscht, die Leser erwarten von einem Journalisten eine faktische und überprüfte Beschreibung der Wirklichkeit.) Oder ob der Autor Robert Menasse in seinen politischen Essays gelogen habe. (Er hat sein Handwerkszeug, die Fiktion, über die Ränder des Üblichen hinausgetrieben, das ist weder neu noch skandalös, aber bei der derzeitigen Verwirrung, die auch von politischer Seite befeuert wird, höchst ärgerlich.)

Zwei Klärungsversuche zu den Begriffen Wahrheit, Lüge, Fakt und Fiktion werden dieser Tage von berufener Seite publiziert. Thomas Strässle ist Professor für Literaturwissenschaften an der Universität Basel, das theoriegeleitete Nachdenken über und Beschreiben von Fiktion und ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit ist sein Beruf. Und der junge Berliner Philosoph und Lyriker Jan Skudlarek hat den Problemen, die rund um unser Verständnis von Wahrheit und ihrer Beschreibbarkeit auftauchen, vermutlich auch schon mehrere tausend Bibliotheksstunden gewidmet.

Skudlarek erweist sich dabei als aufklärerischer Analytiker ohne akademische Allüren. Sein Stil ist einfach zu lesen und stets humorvoll. Seine Verve überzeugt in Zeiten von Donald Trump, der wie kaum ein anderer Politiker dazu beigetragen hat, „Unsagbares und Unsägliches sagbar zu machen“, wie Skudlarek meint. „Ich sage: Die Wirklichkeit bleibt nach wie vor erkennbar. Ich sage: Die Welt bleibt beschreibbar. Ich sage: Angemessen zu zweifeln kann man lernen“, hält Skudlarek dem entgegen.

Auf rund 200 Seiten führt er vor, wie man bei den philosophischen Grundtugenden Erkennen, Beschreiben und Zweifeln zu Werke geht. Hierfür liefert er mit Witz und ausgeklügelten Argumentationen eine Einführung in begriffliche Unterscheidungen wie echt und unecht oder Meinung und (persönliche) Wahrheit und eine genaue Beschreibung diverser kruder Verschwörungstheorien wie jener der Flat-Earther, Reichsbürger, Impfgegner und von Menschen, die hinter jeglicher Gegenmeinung orchestrierte „Systemmedien“ vermuten.

Was Skudlarek über postfaktische Diskurse und die psychologischen Mechanismen, die sie unterstützen, referiert, ist beklemmend. Wie er zum Selbstdenken und Überprüfen anregt, ist erfrischend. Skudlareks Buch ist ein einfach zugängliches und schlaues Sachbuch, wie man es sich häufiger wünschen würde. Mehr als das: Vermutlich wäre es eine gute Diskussionsbasis, um mit Schülern oder Studienanfängern informiert über die Probleme zu diskutieren, die unsere komplexe Gegenwart medial und politisch aufwirft.

Thomas Strässle geht dagegen weitaus theoretischer vor. In bester literaturwissenschaftlicher Manier gräbt er interessante wortgeschichtliche Zusammenhänge aus. So dürfte das englische Wort „fake“ tatsächlich ursprünglich vom alten deutschen „fegen“ stammen und so etwas wie „reinigen“ oder „herausputzen“ meinen. Ins Englische könnte es vom Deutschen gewandert sein. Ähnlich belesen fährt Strässle fort. Er referiert Platons Begriffe von Nachahmung und Lüge, Aristoteles’ Kategorien „wirklich“, „wahrscheinlich“, „notwendig“ und „möglich“. Er spürt den Apologien zwischen Fakt und Fiktion in der Erzähltheorie nach und entwirft eine Theorie, wie sich Fiktion in Realität und Realität in Fiktion überführen lässt.

Diese und andere philologische Kapriolen werden zwar anhand von Kleinoden der deutschen Literatur – von den Grimm’schen Märchen bis zu Hermann Burger – sehr elegant nachvollzogen, Laien werden sich dennoch mit einem Gefühl der Überforderung durch den 90-seitigen Essay arbeiten.

Skudlarek kommt zu nachvollziehbaren und relevanten Aussagen, die sich beispielsweise wie folgt lesen: „Was wir als Wahrheit anerkennen, ist letztlich mehr als eine rein philosophische Frage. Was ist, ist nicht Ansichtssache. Es geht um die bestmögliche, um die angemessene Beschreibung der Realität. Eine Annäherung an die Realität mit Worten.“ Diese Einfachheit und Nachvollziehbarkeit ehrt sein Buch. Strässle hingegen verliert sich im Diskurs der deutschsprachigen Kulturwissenschaften, die nur allzu oft ihr politisches Potenzial verspielen, weil sie zu viel zu einer Kulturtechnik oder Denkfigur erklären. Dementsprechend hermetisch geraten seine Schlussfolgerungen.

Oft wünscht man Strässle den Mut zur Klarheit, mit dem Skudlarek schreibt und erklärt. Es sind sehr unterschiedliche Bücher, die sich mit denselben aktuellen Problemen von Faktizität und Wahrheit auseinandersetzen. Für eine breite Leserschaft zugänglich ist nur eines von ihnen.

Florian Baranyi in FALTER 12/2019 vom 22.03.2019 (S. 32)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, March 20, 2019 4:25:00 PM Categories: Belletristik/Essays Feuilleton Interviews Literaturkritik
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